(FMG-INFORMATION 120, Dezember 2017)

 

 

 

„Gemeinsam mit dem Nachfolger Petri

müsst ihr unbeirrbare Verteidiger der Wahrheit und Bewahrer des Glaubens- und Sittenschatzes sein,

der seinen Ursprung im Evangelium hat.“

 

Hl. Papst Johannes Paul II. an neue Kardinäle 2001

 

 

 

 

Der Papst: Als Glaubender Lehrer der Gläubigen

 

Aus einem Aufsatz von Kardinal Walter Brandmüller

 

Der deutsche Kardinal Walter Brandmüller (88), ausgewiesener Kirchenhistoriker, nach seiner Emeritierung 1997 als Ordinarius für Neuere und Mittelalterliche Kirchengeschichte an der Universität Augsburg Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft in Rom und bis 2006 Präsident der Internationalen Kommission für vergleichende Kirchengeschichte, 2010 zum Kardinal erhoben und zum Bischof geweiht, hat schon mehrfach durch fundierte theologische und kirchengeschichtliche Darlegungen zu aktuellen Streitfragen Stellung genommen. Mit den verstorbenen Kardinälen Caffarra und Meisner und dem amerikanischen Kurienkardinal Burke gehört er zu den vier Autoren der sog. „Dubia“, der bislang unbeantworteten Anfragen an Papst Franziskus bezüglich der Aussagen des päpstlichen Schreibens „Amoris laetitia“. In einem Aufsatz für die Zeit­schrift „Die neue Ordnung“ (August 2017) begründete er den dringenden Wunsch nach einem klärenden Wort des Petrus-Nachfolgers mit einem interessanten historischen Aufriss (vgl. kath.net 22.8.2017).

 

Im Blick auf das Petrus-Bekenntnis von Caesarea Philippi als Voraussetzung für die einzigartige Berufung Petri durch JESUS »wird klar, welch grundlegende Bedeutung dem Glauben des Petrus für die entstehende Kirche zukam. Das gilt natürlich in analoger Weise auch für den Petrusnachfolger, den Papst. Auch der Papst ist zualler­erst „Hörer des Wortes“ (K. Rahner), ein Glaubender, und nur als solcher kann er Garant und Lehrer des Glau­bens für die Kirche sein. Aber auch als oberster Lehrer und Hirte steht er nicht der Kirche gegenüber – oder gar über ihr. Obgleich (sichtbares) Haupt der Kirche, ist der Papst doch in organischer Verbindung Glied an dem einen Leib.« So sei verständlich, dass es »im vitalen Interesse der Kirche liegt, dass sie sich des genuinen, authentischen Glaubens eben jenes Mannes sicher sein kann, der Nachfolger des Apostelfürsten Petrus und Träger seiner Vollmacht ist.« Seit Ende des 5. Jh. gab es den Brauch, dass der neugewählte Bischof von Rom sein Glaubensbekenntnis mitteilt, z. B. die „Synodica“, mit der Gregor der Große den Patriarchen des Ostens seine Wahl bekanntgab, mit einem ausführlichen Glaubensbekenntnis verbunden. Als letzter scheine Leo III. (705-816) eine Synodica versandt zu haben. Dieser Brauch sei Ausdruck des Wissens gewesen, »dass… die Zustimmung zum gemeinsamen Glauben die entscheidende Grundlage und Voraussetzung kirchlicher Gemeinschaft ist«. Von der versandten „Synodica“ zu unterscheiden sei die „Professio fidei“ (Glaubensbekenntnis), die vor der Papstwahl abgelegt wurde. Brandmüller verweist hier auf eine Formularsammlung von frühmittelalterlichen Papsturkunden („Liber Diurnus“) und die historische Situation der Weihe Benedikts II 684 mit »Nachwehen der christologischen Auseinandersetzungen und besonders der Verurteilung von Papst Honorius«.

Da habe der eben Gewählte, den Erst-Apostel Petrus ansprechend, den weitergereichten und in der Kirche vorgefundenen wahren Glauben bekannt und versprochen, diesen unverkürzt zu bewahren. Nachdrücklich werde »das strikte Bewahren des Vorgefundenen, Überlieferten betont«, sogar ohne Unterscheidung zwischen dem ein für alle Male gültigen unantastbaren Glaubensgut und dem wandelbaren Zeitbedingten. Der Gewählte wolle gewissenhaft um die Festigkeit der christlichen Religion und des katholischen Glaubens besorgt sein, den die Apostel überliefert und deren Schüler und Nachfolger, die Päpste, unverändert bewahrt und verteidigt hätten. Detailliert werden da Konzilien angeführt und christologische und trinitätstheologische Aussagen zitiert. Wer etwas dieser Überlieferung Entgegengesetztes behaupten sollte, wurde mit dem Anathem bedroht, und die vom Papst unterschriebene Urkunde am Grab des hl. Petrus niedergelegt. Wie lange dieser Brauch geübt wurde, sei – so Brandmüller – schwer festzustellen. Jedenfalls sei der Text um das Jahr 1085 von einem Kardinal in seine „Collectio canonum“ aufgenommen worden.

Erst um die Wende zum 15. Jh. habe man sich dieses Brauches wieder erinnert, als nach dem Abendländi­schen Schisma (mit zwei bzw. drei Päpsten) beim Konzil von Konstanz 1417, auf eine alte „Professio fidei“ zu­rückgreifend, ein Formular eines päpstlichen Glaubensbekenntnisses (Dekret „Quanto Romanus Pontifex“) verabschiedet wurde. Kardinal Brandmüller zitiert dann diesen Text, der mit der Bestimmung beginnt, »hinfort« habe »jeder zum römischen Bischof zu Wählende vor der öffentlichen Verkündigung seiner Wahl folgendes feierliche Bekenntnis« abzulegen, und dann, nach Anrufung des DREIFALTIGEN GOTTES, zu bekennen:

»Im Jahre eintausend usw. Nach der Geburt unseres HERRN bekenne ich, N. N., nach meiner Wahl zum Papst vor dem allmächtigen GOTT, dessen Kirche ich unter Seinem Schutz zur Leitung übernehme, und vor dem seligen Erstapostel Petrus feierlich mit Herz und Mund: Solange ich in meiner Zerbrechlichkeit hier auf Erden lebe, werde ich den katholischen Glauben standhaft bekennen und festhalten gemäß den Überlieferungen der Apostel, der Generalkonzilien und der übrigen heiligen Väter, besonders aber der heiligen acht Univer­salkonzilien, nämlich erstens des Konzils von Nicaea, zweitens des Konzils von Konstantinopel, drittens des Konzils von Ephesus, viertens des Konzils von Chalkedon, fünftens und sechstens der Konzilien von Konstantinopel, siebtens des Konzils von Nicaea und achtens des Konzils von Konstantinopel, dann aber auch der Generalkonzilien im Lateran, von Lyon und Vienne.

Ich werde diesen Glauben bis zum kleinsten Häkchen unversehrt bewahren und ihn mit Leib und Leben bekräftigen, verteidigen und predigen. Ich werde auch die in der katholischen Kirche überlieferte Form der Feier der kirchlichen Sakramente in jeder Hinsicht befolgen und beachten. - Dieses mein feierliches Bekenntnis, auf mein Geheiß vom Notar und Skriniar der heiligen römischen Kirche geschrieben, habe ich eigenhändig unterzeichnet. Ich bringe es dir, dem allmächtigen GOTT, mit reinem Sinn und demütigem Gewissen auf dem Altar N. N. auf­richtig dar. In Gegenwart folgender Personen ….. Geschehen am usw.”

Kardinal Brandmüller hebt dann als bemerkenswert her­vor, dass »von den Kompetenzansprüchen der Kardinäle“ in Entwürfen des Konstanzer Reformausschusses nichts mehr enthalten war, dass auch keine Glaubensinhalte angeführt wurden, sondern »nur Autoritäten auf­gelistet, die den apostolischen Glauben dargelegt und gegenüber den verschiedenen im Laufe der Zeit aufgetretenen Irrtümern abgegrenzt haben, und eben diesen Glauben verbürgen.« Angeführt seien die apostolische Tradition und allgemeine Konzilien, auf denen Glaubensfragen entschieden wurden. Zu beachten sei, so Brandmüller, dass dieses Dekret »in einer Situation formuliert und verabschiedet wurde, die durch heftige Spannungen im Verhältnis von Primat, Kardinälen und Episkopat charakterisiert war.« Daher werde in der Einleitung die Ge­waltenfülle des Papstes hervorgehoben, zugleich aber betont, dass er eben deswegen »durch die Bande des Glaubens gebunden und zur Beobachtung des Ritus der kirchlichen Sakramente verpflichtet sei. „Damit aber beim künftigen Römischen Bischof… der volle Glaube in seiner einzigartigen Leuchtkraft erstrahle“, habe er beim Amtsantritt das oben genannte Glaubensbekenntnis abzulegen. Der Papst steht also nicht über ihr, sondern in der Kirche, auch er ist Glaubender unter Gläubigen

Dann verweist Brandmüller auf das Konzil von Basel 1436, das ergänzt habe, diese „Professo fidei“ und die dazugehörigen Versprechen sollen dem Papst jeweils an seinem Wahl- bzw. Krönungstag in der Messe vom Ers­ten der Kardinäle vorgelesen werden, um ihn an das bei seiner Wahl Versprochene zu erinnern. Diese Bestimmung habe aber dann keine historische Wirkung gezeigt, wohl deshalb, weil mit der endgültigen Bereinigung des Schismas und der Wiederherstellung der Einheit kein Anlass mehr gegeben war, das Dekret zu urgieren.

Brandmüller fährt dann fort: »Blicken wir nun zurück, so zeigt es sich, dass alle die erwähnten Professiones fidei der Päpste – jene des Liber Diurnus, die der Konzilien von Konstanz, Basel und Trient wie schließlich jene Pauls VI. jeweils Reaktionen auf ernste, bedrohliche Krisen des Glaubens waren. Antworten der Päpste auf Gefährdungen des genuinen katholischen Glaubens in je gewandeltem historischem Kontext.« In der Zeit der Formulierung der „Professio fidei“ im „Liber Diurnus“ hätten noch die christologischen und trinitätstheologischen Auseinandersetzungen seit dem Konzil von Nicaea (325) und der Monotheletismus-Streit nachgewirkt, so dass »unter eben diesen Umständen.. ein eindeutiges, artikuliertes Glaubensbekenntnis des neugewählten Papstes für die Einheit der Kirche auf der Grundlage des wahren, klar formulierten Glaubens von existentieller Bedeutung (war)«. Unter anderen, aber für die kirchliche Einheit ebenso bedeutenden Umständen (des Schismas) sei dann das Dekret des Konstanzer Konzils 1417 zu sehen: »der endlich möglichen Wahl eines neuen, allgemein anerkannten Papstes vor dem – hoffentlich gelingenden – letzten Schritt hin zur Wiedervereinigung der Kirche, mit der nach vier Jahrzehnten der Verwirrungen und Konflikte neue Einheit und Frieden erhofft wurde«. Das öffentliche Glaubensbekenntnis des neuen Papstes sei da als fester Bezugspunkt evident notwendig gewesen. Und ähnlich, sei, so Brandmüller, »die Professio fidei Tridentina Papst Pauls IV. zu sehen, die dieser mit der Bulle Iniunctum nobis vom 13. November 1565 der Kirche vorgelegt hat. Dies war der entscheidende Schritt, mit dem der Papst die Kirche aus einer Zeit konfessioneller Verwirrung zu neuer Klarheit des Glaubensbekenntnisses herausgeführt hat. Da, wo die verantwortlichen geistlichen wie weltlichen Amtsträger, besonders Priester und Lehrer, den Eid auf dieses Bekenntnis abgelegt hatten, begann der neue Aufschwung der Kirche, die Tridentinische Reform.«

Kardinal Brandmüller nennt es »eine vergleichbare Situation, nämlich in den Wirren um das rechte Verständnis des 2. Vatikanischen Konzils, da der selige Papst Paul VI. am Peter- und Paulstag sogar beklagen musste, dass der Rauch Satans bis ins Innere der Kirche eingedrungen sei«. Da habe Paul VI. »in großer Sorge um die Wahrheit und Klarheit des Glaubens zum Abschluss des „Jahres des Glaubens“ am 30. Juni 1968 sein „Credo des GOTTESvolkes“ verkündet« und »als erster… vor Zehntausenden von Gläubigen sein persönliches Glaubensbekenntnis abgelegt und dieses dann der gesamten Kirche vorgelegt.« Brandmüller erinnert, dass dies auf dem Höhepunkt der 1968er Kulturrevolution war mit den innerkirchlichen Auswirkungen, bis hin zum wütenden Protest gegen die prophetische Enzyklika „Humanae vitae“ etwa beim Deutschen Katholikentag in Essen. »Wieder einmal in der Geschichte hatte sich die Unerschütterlichkeit des Felsens Petri, hatte sich die Cathedra Petri als Leuchtturm über der Brandung der Zeitirrtümer erwiesen.«

Der Kardinal schließt seinen Aufsatz, dass es sich nicht leugnen lasse, dass die Kirche derzeit nicht nur von außen angegriffen wird, »sondern auch im Inneren schwere Erschütterungen erlebt. Diese sind ebenso durch das Eindringen glaubensfeindlicher Ideologien und moralischer Verirrungen verursacht wie von offenbarem Glau­bensverlust. Dieser geht Hand in Hand mit dem philosophischen Irrtum des Pragmatismus, dem zufolge die Frage nach Wahrheit oder Irrtum nicht einmal gestellt wer­den darf. Damit ist der individuellen Beliebigkeit religiöser Überzeugung bzw. moralischer Maßstäbe Tür und Tor weit aufgetan.

Die daher rührende Verwirrung hat mittlerweile im Inne­ren der Kirche einen Zustand der Unsicherheit er­zeugt, der nicht anders denn als Krise des Glaubens bezeichnet werden kann. Diese Situation bedarf des klärenden Wortes des obersten Lehrers und Hirten der Kirche.

Wäre es darum nicht an der Zeit, dass der Heilige Vater, dem Beispiel des seligen Papstes Paul VI. folgend, der Kirche des 21. Jahrhunderts mit seinem auch auf die heutigen Herausforderungen antwortenden eindeutigen Bekenntnis des authentischen katholischen Glaubens zu Hilfe komme?«


 

  

Kardinal Müller: Luther handelte „wider den HL. GEIST“

 

In einem Beitrag für die Internetseite „La Nuova Bussola Quotidiana“ schrieb der deutsche Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller am 24. Oktober 2017, was als „Reformation“ Martin Luthers bezeichnet werde, sei in Wirklichkeit eine Revolution und „wider den HL. GEIST“ gewesen.

In Luthers Absicht habe keineswegs nur der Kampf gegen einige Missbräuche beim Ablass oder gegen „Sünden der Renaissancekirche“ gelegen, erklärte Müller. Aus seinen Schriften werde „absolut klar, dass Luther sämtliche Prinzipien des katholischen Glaubens hinter sich gelassen hat“. So habe er die „objektive Wirksamkeit der Sakramente durch einen subjektiven Glauben ersetzt“. Die Abschaffung der fünf Sakramente, die Leugnung der Eucharistie und die Ämterkritik Luthers bedeuteten, dass man die Reformation nicht als „Kirchenreform im katholischen Sinn“ bezeichnen könne. Es werde vielfach „zu enthusiastisch“ von Luther gesprochen. Grund dafür sei eine Unkenntnis der Theologie Luthers, seiner Polemik und der „desaströsen Folgen dieser Bewegung, die für Millionen Christen die Zerstörung der Einheit mit der katholischen Kirche bedeutete“. Zwar hätten die nichtkatholischen Christen die „Sünde der Trennung von der katho­lischen Kirche nicht persönlich begangen“. Doch die Ökumene könne für ihn nur eine volle Gemeinschaft mit der katholischen Hierarchie unter Annahme der „apostolischen Überlieferung gemäß der katholischen Lehre“ sein und dürfe „nicht auf Kosten der Wahrheit“ geschehen. Die Substanz der Glaubenslehre könne nicht diskutiert werden, andernfalls hieße dies, dass die Kirche „über 1000 Jahre Glaubensirrtümer gelehrt hat, wobei wir wissen – und das ist ein Kernelement der Glaubenslehre –, dass die Kirche in der Heilsweitergabe in den Sakramenten nicht irren kann“. Müller beklagte zugleich eine „Konfusion“ hinsichtlich der Verbindlichkeit der katholischen Lehre: Viele hielten „den Papst für unfehlbar, wenn er privat spricht“, aber stellten zur Disposition, was „Päpste der ganzen Geschichte“ als Glaubensgut vertreten hätten.

 

Diese bemerkenswert deutlichen Aussagen von Kardinal Müller, der früher der Ökumene-Verantwortliche der Deutschen Bischofskonferenz gewesen war, sind etwa so von „kath.net“ und (etwas kürzer) von „Radio Vatikan deutsch“ mit Bezug auf die Nachrichtenagenturen Kathpress und KNA berichtet worden (rv 25.10.2017, kath.net 26.10.2017).

Nicht berichtet wurde, was Kardinal Müller ganz offensichtlich zu diesen kritischen Worten veranlasst hat: Nicht nur der nahende Höhepunkt des „Jubiläumsjahres“ der „Reformation“ am 31. Oktober, sondern Äußerungen wie die von Bischof Nunzio Galantino, dem Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz. Müller nennt zwar Galantino nicht namentlich, wi­derspricht aber wörtlich einer Behauptung Galantinos. Der von Papst Franziskus persönlich ausgewählte und ihm nahestehende Bischof hatte am 19. Oktober 2017 auf einer Tagung der Lateranuniversität erklärt: „Die von Martin Luther vor 500 Jahren ausgelöste Reformation war ein Ereignis des HL. GEISTES.“ Als Begründung hatte er angeführt, Luther selber habe sich nicht für den Urheber der Reformation gehalten, da er geschrieben habe: „während ich geschlafen habe, hat GOTT die Kirche reformiert“.

(Ist schon mehr als fragwürdig, die Selbstaussage eines Irrlehrers als Beleg für das Wirken des HL. GEISTES zu nehmen, so klingt das volle Zitat Luthers darüber hinaus etwas pikant: „Nehme euch ein Beispiel an mir: Ich bin dem Ablass und allen Papisten entgegen gewesen, aber mit keiner Gewalt, ich habe allein GOTTES Wort getrieben, gepredigt und geschrieben, sonst habe ich nichts getan. Das hat, wenn ich geschlafen habe, wenn ich Wittenbergisches Bier mit meinem Philipp [Melanchthon] und Amsdorff getrunken habe, so viel getan, dass das Papsttum so schwach geworden ist. Ich hab nichts getan, das Wort hat es alles gewirkt und ausgerichtet.“ (Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe. Weimar 1883ff, 10.III. 18-19, vgl. katholisches.info 21.10.2017).

Bischof Galantino behauptete auch, die Reformation „entspricht der Wahrheit, die in der Formel ‚Ecclesia semper reformanda‘ ausgedrückt ist.“ Die Darstellung Galantinos ist allerdings ein Anklang an Aussagen von Papst Franziskus z. B. gegenüber einer gemischt-konfessionellen Delegation aus Finnland (19.1.2017), bei dem er sich auf seinen Besuch in Lund, Schweden, im Oktober 2016 bezog: „In diesem Geist wurde in Lund daran erinnert, dass die Absicht Martin Luthers vor 500 Jahren darin bestand, die Kirche zu erneuern, nicht sie zu spalten.“

(Bischof Galantino zeigte übrigens schon früher einen fragwürdigen Umgang mit Zitaten, sogar mit der Hl. Schrift: In einer Katechese auf dem Weltjugendtag 2016 in Krakau hatte er den Jugendlichen erzählt, GOTT habe in Seiner Barmherzigkeit auf die Fürsprache Abrahams hin Sodom verschont – während Gen 19,24f. klar sagt, dass Sodom und Gomorra wegen der Sünde der Homo­sexualität [Gen 19,5] vernichtet wurden. Vgl. FMG-Information 117, S. 18.)

Die in den zitierten Meldungen der Presseagenturen zusammengefassten kritischen Worte von Kardinal Gerhard Ludwig Müller sind noch umfangreicher:

Es sei „nicht realistisch, zu behaupten, dass es nur seine Absicht gewesen sei, einige Ablassmissbräuche zu bekämpfen“. In seinem 1520 veröffentlichten Buch ‚De captivitate Babylonica ecclesiae‘ erscheine „absolut klar, dass Luther alle Grundsätze des katholischen Glaubens, der Hl. Schrift, der apostolischen Tradition, des Lehramtes des Papstes und der Konzilien und des Episkopats hinter sich gelassen hat. In diesem Sinn hat er das Ver­ständnis von der homogenen Entwicklung der christlichen Lehre umgestürzt“. Und er habe die „objektive Wirksamkeit der Sakramente durch einen subjektiven Glauben ersetzt. Luther hat fünf Sakramente abgeschafft und auch die Eucharistie geleugnet: den Opfercharakter des Sakramentes der Eucharistie und die wirkliche Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut JESU CHRISTI. Und noch mehr: Er hat das Sakrament der bischöflichen Weihe, das Weihesakrament, als Erfindung des Papstes bezeichnet – den er den Antichristen nannte – und nicht als Teil der Kirche JESU CHRISTI. Wir sagen hingegen, dass die sakramentale Hierarchie, in Gemeinschaft mit dem Nachfolger des Petrus, Wesensmerkmal der katholischen Kirche ist und nicht nur ein Prinzip einer menschlichen Organisation.“

Und entgegen der Behauptung Bischof Galantinos, auch wenn er diesen nicht namentlich nennt, betont Kardinal Müller: „Deshalb ist es inakzeptabel, zu behaupten, dass Luthers Reformation ‚ein Ereignis des HL. GEISTES war‘. Sie ist das Gegenteil: Sie war gegen den HL. GEIST. Der HL. GEIST hilft nämlich der Kirche, ihre Kontinuität durch das Lehramt der Kirche zu bewahren, vor allem im Dienst des Petrusamtes… Der HL. GEIST widerspricht sich nicht selbst.“ Kardinal Müller weiter: „Man hört viele Stimmen, die zu begeistert von Luther sprechen, weil sie seine Theologie, seine Polemik und die verheerenden Folgen dieser Bewegung nicht genau kennen, die für die Zerstörung der Einheit von Millionen von Christen mit der katholischen Kirche steht. Wir können seinen guten Willen positiv bewerten, die klare Erklärung der Geheimnisse des allgemeinen Glaubens, aber nicht seine Behauptungen gegen den katholischen Glauben, schon gar nicht, was die Sakramente und die hierarchische, apostolische Struktur der Kirche betrifft.“ Es sei „auch nicht richtig, zu behaupten, dass Luther anfangs gute Absichten hatte, wenn man damit meint, dass es dann die harte Haltung der Kirche gewe­sen sei, die ihn auf den falschen Weg gedrängt habe. Das stimmt nicht. Luther hatte wohl die Absicht, gegen den Ablasshandel zu kämpfen, doch ging es ihm dabei gar nicht um den Ablass als solchen, sondern gegen das Bußsakrament.“ Nach der Erwähnung der Sendung des päpstlichen Gesandten Kardinal Cajetan zum Gespräch mit Luther damals und Klarstellungen über die Kirche als Leib CHRISTI und über ihr Lehramt sagt Müller, nach 500 Jahren sei „nicht mehr die Zeit der Polemik, sondern der Suche nach Versöhnung: nicht aber auf Kosten der Wahrheit. Man darf keine Verwirrung stiften“. Es sei eine Sache, ein gutes Verhältnis zu nichtkatholischen Christen zu wünschen „mit dem Ziel, uns anzunähern zu einer vollen Gemeinschaft mit der katholischen Hierarchie und der Anerkennung auch der apostolischen Tradition gemäß der katholischen Doktrin. Eine andere Sache ist das Missverstehen oder die Fälschung dessen, was vor 500 Jahren geschehen ist und der verheerenden Wirkung, die es hatte. Eine Wirkung gegen den Willen GOTTES…“ (vgl. Übersetzung G. Nardi, katholisches.info 24.10.17; LSN 25.10.17).

 

 

„Im Evangelium ist der große Abfall prognostiziert“

 

Aus einem Interview von Walter Kardinal Brandmüller mit der „FAZ“

 

Am 28. Oktober 2017 veröffentlichte die „Frankfurter Allgemeine“ ein Interview mit dem deutschen Kardinal. Die meist kurzen Meldungen der Medien erwähnten häufig nur die Verteidigung der „Dubia“-Anfragen durch Brandmüller, der auf die Unauflösbarkeit des Sakraments der Ehe hingewiesen habe. Den Wortlaut des Interviews nachzulesen, zeigt die klare, furchtlose und tiefgründige Argumentation Brandmüllers. Hier eine zusammenfassende Wiedergabe mit einigen Zitaten (www. faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/kardinal-brandmueller-ueber-den-streit-um-amoris-laetitia-15266671.html, vgl. dazu rv 28.10.2017, kath.net 30.10.2017, DT 3.11.2017, KWZ 45/2017).

 

Die Einstiegsfrage zielt gleich auf „Amoris laetitia“ und den Papst, der einerseits als häresieverdächtig angesehen oder denn als lutherischer Reformer gefeiert werde, doch wie wolle die Kirche überhaupt noch im 21. Jahrhundert das Sexualleben „normieren“? Brandmüller setzt in seiner Antwort viel grundsätzlicher an: Religion sei nach katholischem Verständnis kein bloß »psychologisches, soziokulturelles Phänomen«, sondern »die Ant­wort des Menschen auf einen von außen an ihn herankommenden Anruf«. Das Christentum als Offenbarungsreligion gehe davon aus, dass GOTT sich dem Menschen zu erkennen gegeben habe und in der Menschwerdung in die Geschichte eingetreten sei. Die Ant­wort des Menschen auf diese Selbstmitteilung des Schöpfers präge natürlich auch die Lebensweise. Auf den Einwand, dass die Interpretation der Offenbarung GOTTES nicht eindeutig sei und die Frage, wieso je­mand verbindlich im Namen GOTTES sprechen könne, auch innerhalb des Papsttums aufbreche, verweist Brandmüller zunächst auf die naturrechtliche Basis für Ehe und Familie und die Erhebung zum Sakrament – ein äußeres Zeichen, von CHRISTUS eingesetzt, »um eine Gnadenwirkung in der Seele des Menschen anzuzeigen und zu bewirken«. In dieser Sicht, »die von Agnostikern und Atheisten selbstverständlich nicht geteilt werden muss, wohl aber nachvollzogen werden kann, ist die Ehe nicht mehr eine Angelegenheit nur zwischen Mann und Frau und der Gesellschaft, sondern eine Angelegenheit zwischen Mann und Frau und GOTT, der ihnen gleich­sam die Vollmacht gibt, Seine Schöpfung fortzusetzen.« Was die Kirche verkünde, übertreffe zwar die mensch­liche Ratio, widerspreche ihr aber nicht.

Auf die journalistische Nachfrage, ob die offenbar von Franziskus gewollte Lockerung der Sexualmoral nicht den kulturellen Wandlungen entspreche, wonach die Liebesverhältnisse sich heute in einer selbstbestimmten Auffassung radikal enttraditionalisiert hätten, hebt Brandmüller hervor, dass der natürlichen Vernunft die Horizonte der Offenbarung »zunächst unzugänglich« seien. »Das heißt also, dass ein Widerspruch zwischen Evangelium und gesellschaftlicher Plausibilität nicht verwundern kann. JESUS spricht selbst Klartext in dem Zusammenhang, wenn Er unmissverständlich von der Unauflöslichkeit der Ehe und der Verwerflichkeit des Ehebruchs spricht. Wenn ich also katholisch bin, dann bewege ich mich innerhalb dieses Rahmens.“ Einem möglichen Scheitern sei durch die Zulassung der Trennung von Tisch und Bett immer schon Rechnung getragen worden. Doch eine Wiederverheiratung habe es in der ganzen christlichen Geschichte bis Luther nicht gegeben, und eine Beziehung mit einem anderen Partner sei schlicht Ehebruch oder Konkubinat, fortgesetzter Ehebruch: »schwere Sünde«. Im Unterschied zu einer Wiederverheiratung sei ein Konkubinat jederzeit lösbar.

Auf den Einwand, dies sei formalistisch und vertrage sich nicht mit der Sprache der Liebe, erwidert der Kardinal: »Das Christentum, namentlich in seiner katholischen Ausprägung, ist ein Ärgernis für die Welt. Und CHRIS­TUS war und bleibt eine Herausforderung für die Welt. Christentum und Kirche sind nicht auf der hechelnden Jagd nach Plausibilität und Applaus.“ Auf den Einwand, dass die Kirche doch dann untergehe, antwortet Brand­müller: »Was steht im Evangelium anderes? Im Evange­lium ist nicht ein glorioser Triumph des Glaubens und der Kirche prognostiziert, sondern der große Abfall… Und entscheidend ist, dass die Kirche als solche nicht unter­geht. „Fürchte dich nicht, du kleine Herde“, sagt CHRIS­TUS. „denn mein VATER hat euch verheißen, euch das Reich zu geben.“ Das sind Dinge, die wir mit aller Klar­heit erkennen und sagen müssen. Und dieses ständige, verkrampfte Bemühen, ja keinen Anstoß zu erregen, bei allen lieb Kind zu sein, ist mit dem Evangelium, mit der Existenz des Christen in dieser Welt schlechterdings nicht vereinbar.« Das Evangelium spreche von einem Erkalten der Liebe. »Wir haben eine derartige Erkaltung der Liebe, dass man ungeborene Kinder und alte, demente kranke Menschen umbringt. Ist das Erkalten der Liebe? Ich meine schon. Wir tun das, wofür noch vor Jahren Menschen zum Tode verurteilt worden sind.«

Nun kommen die „Dubia“ der vier Kardinäle – darunter Brandmüller – zur Sprache, die die Journalisten als „unanstößig“ bewerten, die aber auch als „pharisäisch“ und als „niederträchtige Fangfragen und Fallen“ bezeichnet worden seien, was der Kardinal mit Gelassenheit beantwortet. Das auch kritisierte „Öffentlichmachen“ hingegen verteidigt er: Es sei „nach monatelangen Warten auf Antwort“ erfolgt. »Und vor allem im Hinblick darauf, dass viele Gläubige dieselben Fragen hatten und haben und auch auf Antwort warten. Wir Kardinäle leben nicht außerhalb der Welt. Wir haben doch viele Verbindungen. Was meinen Sie, was für Telefonanrufe, Briefe, Anfragen wir bekommen? In denen heißt es unter anderem auch: Warum tut ihr denn nichts, ihr Kardinäle?“ Sie seien „qua Amt“ Berater des Papstes und hätten einen Amtseid abgelegt; ihre Audienzbitte sei nicht beantwortet worden.

Kardinal Brandmüller bestätigt dann, dass die Diskussion vor allem um eine Fußnote von „Amoris laetitia“ gehe. Es könne nicht sein, dass die gesamte moraltheologische Überlieferung der Kirche durch eine Fußnote außer Kraft gesetzt werde. Dahinter stehe ein einziger Autor, der »nicht nur schlampig, sondern ideologisch gearbeitet hatte«. Als Historiker sei er gegen eine Manipulation der Quellen besonders allergisch. Von CHRISTUS her gebe es »ein kirchliches Lehramt, das verbindlich in der Autorität JESU CHRISTI verkündet… Diese Verkündigung geschieht so, dass sie im Gewissen verbindlich ist.« Es sei ein Dogma, dass die Ehe ein Sakrament – formell vom Konzil von Trient auf dem Hintergrund der Eheskandale Heinrichs VIII. und der von Luther und Melanchthon „erlaubten“ Doppelehe Philipps von Hessen verkündet – und infolgedessen unauflösbar ist. Eine dogmatische Wahrheit ausdrücklich zu verneinen, setze das ewige Heil aufs Spiel. Es sei eine Irrlehre, wenn jemand behaupte, man könne zu Lebzeiten der rechtmäßig angetrauten Gattin eine neue Verbindung eingehen. Wer so handle, sündige schwer. Und kommunizieren könne jemand, der sich einer schweren Sünde bewusst ist, nur nach vorheriger Buße und Lossprechung. Wer dies für - durch die gesellschaftliche Entwicklung - „überholt“ halte, stehe auf dem »Standpunkt des klassischen Modernismus von 1900«, katholisch sei das nicht mehr. Der evolutionistische Begriff sei in die Theologie übertragen wor­den, dass der Mensch sich beständig nach oben entwickle und dass morgen wahr sein könne, was gestern ein Irrtum war. »Und schon haben wir den theologischen Kladderadatsch von heute.« Die Interviewer verweisen auf den Freiburger Theologen Magnus Striet, der in der „Herder Korrespondenz“ die Beschwichtigungsphrase, die Lehre der Kirche sei nicht verändert, nur tiefer verstanden worden, zurückgewiesen hatte: die Lehre sei durch AL verändert worden. Brandmüller gab diesem Recht. Er äußerte die »große Sorge, dass etwas explodiert«, weil die Menschen nicht dumm seien. Er verweist auf 870.000 Unterzeichner einer Petition an den Papst um Klärung, an die Anfrage von 50 Gelehrten internationalen Ranges – die unbeantwortet sind.

Medien-Aussagen, dass in Rom eine Atmosphäre der Angst herrsche, kommentiert Brandmüller nicht. Auf Befragen erneuert er seine (früher gemachte) Anfrage an die Konstruktion eines „emeritierten Papstes“. Und abschließend nach dem zentralen der „Dubia“-Zweifel gefragt, bekräftigt Brandmüller, dass das Verfahren, „Dubia“, Fragen, an den Papst zu richten, um Unklarheiten zu beseitigen, völlig normal sei.

Es geht, vereinfacht, darum, ob etwas gut sein könne, was gestern Sünde war. Und ob es, wie die beständige Lehre sagt, Handlungen gebe, die immer und unter allen Umständen sittlich verwerflich sind, wie die Tötung eines Unschuldigen und der Ehebruch. »Sollte nun in der Tat die erste Frage mit Ja und die zweite mit Nein beantwortet werden, dann, ja dann wäre dies Irrlehre und in der Folge Schisma, Spaltung der Kirche.“ „Das möge GOTT verhüten.“


 

 

Meldungen - Meinungen


 

Glaubensfeindlichkeit wird zunehmen

Philadelphia/USA. In einer Rede vor Priestern warnte der schottische Erzbischof Philip Tartaglia von Glasgow, dass die Gläubigen der USA in Zukunft vermehrt mit Glaubensfeindlichkeiten rechnen müssten. In Schottland sei dies schon seit geraumer Zeit spürbar. Weil die protestantischen Kirchen inzwischen immer mehr schrumpften, sei die katholische Kirche in Schottland inzwischen die aktivste christliche Kirche und werde als erste Repräsentantin des Christentums gesehen. Der Erzbischof unterstrich, dass die katholische Kirche klar im Dissens mit der Gesellschaft liege und daher eine raue Behandlung erwarten sollte (vgl. kath.net 10.8.2017).

Aufruf zum betenden Aufstand gegen die Ideologen

Saint Laurent sur Sévres/Vendée. Anlässlich der 900-Jahr-Feier des Bistums Luçon in Westfrankreich erinnerte Robert Kardinal Sarah, der Präfekt der römischen GOTTESdienst-Kongregation, an die Märtyrer der Vendée in der Schreckensherrschaft der französischen Revolution 1793-1796. Bei der Niederschlagung des Aufstands der treukatholischen Bevölkerung waren in einem regelrechten Genozid Tausende von Menschen durch die sog. „Höllenkolonnen“ ermordet worden. Das Ziel der Ausrottung der katholischen Bevölkerung in der Vendée war zwar nicht erreicht worden, aber sie wurde ungefähr um ein Drittel reduziert.

In seiner Predigt am 13. August in der „heiligen Stadt der Vendée“ mit dem Grab des hl. Ludwig Maria Grignion bezog sich der afrikanische Kurienkardinal darauf: „Wir Christen brauchen den Geist der Bewohner der Vendée! … Wer wird heute für GOTT aufstehen? Wer wird es wagen, sich den modernen Verfolgern der Kirche ent­gegenzustellen? Wer hat den Mut, aufzustehen, ohne andere Waffen zu haben als den Rosenkranz und das Heiligste Herz JESU, um den Todeskolonnen unserer Zeit zu widerstehen: dem Relativismus, der Gleichgültigkeit und der Verachtung GOTTES? Wer wird dieser Welt sagen, dass die einzige Wahrheit, für die es zu sterben lohnt, die Freiheit zu glauben ist?“ Wie damals seien auch wir heute zum Zeugnis gerufen, „das heißt zum Martyrium! Heute sterben unsere christlichen Geschwis­ter im Nahen Osten, in Pakistan, in Afrika für ihren Glauben, vernichtet durch die Kolonnen eines verfolgenden Islamismus.“ Der Kardinal stellte die Frage, wann die Christen die friedlichen Waffen des Gebets und der Liebe ergreifen würden, um den Glauben zu verteidigen. „Wir alle sind geistig Söhne der Märtyrer der Vendée, auch wir Afrikaner, die wir viele Missionare aus der Vendée bekommen haben…“ Diese Märtyrer würden vor allem ihren Mut weitergeben: „Wenn es um GOTT geht, gibt es keinen Kompromiss. Die Ehre GOTTES steht nicht zur Diskussion.“ Dies müsse im persönlichen Leben beginnen, durch Gebet und Anbetung. Es sei an der Zeit, „dass wir uns gegen den praktischen Atheismus erheben, der unser Leben erstickt! Beten wir in den Familien, setzen wir GOTT an die erste Stelle! Eine Familie, die betet, ist eine Familie, die lebt! Ein Christ, der nicht betet, der GOTT keinen Raum durch Stille und Anbetung zu geben weiß, der wird sterben!“ Die Menschen der Vendée hätten sich erhoben, weil ihre Hirten bedroht waren; von ihnen solle man die Liebe zum Priestertum lernen, und die Priester müssten bereit sein, ihr Leben ganz für CHRISTUS und ihre Brüder hinzugeben. „Die Märtyrer der Vendée lehren uns auch die Vergebung und die Barmherzigkeit. Ange­sichts von Verfolgung und Hass haben sie in ihrem Herzen den Wunsch nach Frieden und Vergebung bewahrt.“ So habe 1793 der Kommandant Bonchamps, einer der heldenhaften Führer des Aufstands, 5000 Gefangene freigelassen, wenige Minuten bevor er gestorben sei. „Wir sollen dem Hass ohne Ressentiments und ohne Animositäten entgegentreten, wir sollen mit dem Herzen JESU gerüstet sein, und wie dieses voller Sanftmut.“

Die Märtyrer hätten sich nicht für ihre Eigeninteressen eingesetzt, und so sollte man von ihnen Großzügigkeit und Selbstlosigkeit lernen, wahre Menschlichkeit, da wir in einer Welt lebten, die von der Diktatur des Geldes und des Reichtums beherrscht werde. „Nur die großzügige Liebe und das aufrichtige Geschenk des eigenen Lebens können den Hass gegen GOTT und die Menschen besiegen, der die Quelle jeder Revolution ist. Die Märtyrer der Vendée haben uns gelehrt, all diesen Revolutionen zu widerstehen. Sie haben uns gezeigt, dass es angesichts höllischer Todeskolonnen, angesichts der Nazi-KZs, der kommunistischen Gulags, der islamistischen Barbarei nur eine einzige Antwort gibt: Die völlige Selbsthingabe… Nur die Liebe kann die Mächte des Todes besiegen!

Vielleicht mehr als je zuvor wollen die Revolutionsideologen den natürlichen Ort dieser Selbsthingabe, der freudigen Großzügigkeit und der Liebe zerstören – ich meine die Familie! Die Slogans dieser Revolution sind die Gender-Ideologie, die Verachtung der Fruchtbarkeit und der Treue. Die Familien sind zu vielen Vendées geworden, die systematisch ausgerottet werden sollen…“ Man ärgere sich über die Selbstlosigkeit kinderreicher Familien, man lache über christliche Familien, „weil sie all das verkörpern, was sie hassen.“ Man stehe bereit, die höllischen Todeskolonnen gegen Afrika loszuschicken, um die Familie unter Druck zu setzen, ihr Sterilisation, Abtreibung und Verhütung aufzuzwingen. Afrika werde widerstehen wie einst die Vendée, und „überall müssen die christlichen Familien eine freudige Avantgarde eines Aufstandes gegen diese neue Diktatur des Egoismus sein“. Jeder Christ solle geistig ein Vendéaner sein. „Lassen wir es nicht zu, dass in uns die selbstlose und großzügige Hingabe erstickt wird. Lernen auch wir, wie die Märtyrer der Vendée, diese Gabe aus ihrer Quelle zu schöpfen, aus dem Herzen JESU. Bitten wir, dass eine mächtige und freudige ‚innere‘ Vendée sich in der Kirche und der Welt erhebt.“ (Vgl. katholisches.info 14.8.2017, kath.net 16.8.2017,)

Schluss mit der Debatte um Frauenpriestertum

Uganda. Erzbischof John Baptist Odama von Gulu, Uganda, forderte ein Ende der Debatte um mögliche Priesterweihen für Frauen in der katholischen Kirche. Solche Forderungen brächten gefährliche Spannungen. „Es sollte keine Debatte darüber mehr geben. JESUS CHRISTUS war ein Mann. Wenn Er weiblich Priester gewollt hätte, hätte Er Seine eigene Mutter Maria geweiht. Aber Er hat das nicht gemacht.“ (Vgl. kath.net 26.8.2017.)

Predigt bei dem „Marsch für das Leben“ in Berlin“

Berlin. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der am 16. September 2017 zum dritten Mal am „Marsch für das Leben“ teilnahm, sagte bei der ökumenischen Andacht, das Anliegen, das die Teilnehmer verbinde, entspreche dem Symbol der Freiheit und Ein­heit, nämlich dem Brandenburger Tor, durch das der Marsch geführt hatte. „Das lautstarke Geschrei und die Obszönität des Protestes, der uns entgegenschlägt, ist ein untrüglicher Beweis dafür, dass wir etwas Wichtiges zu sagen, etwas Notwendiges zu vertreten, etwas Heiliges zu schützen haben“, so der Bischof. Die Stimme für das Leben zu erheben, verpflichte nicht erst der christliche Glaube, sondern „erst schon einmal die Vernunft und das natürliche Sittengesetz“ und darüber hinaus das deutsche Grundgesetz, das „unter dem Eindruck der Folgen einer menschenverachtenden Ideologie“ die unantastbare Würde und das Recht auf Leben festgeschrieben habe. Voderholzer: „Diese Rechte gelten für das Leben jeder menschlichen Person vom ersten Augenblick der Empfängnis bis zu ihrem letzten Atemzug, unabhängig davon, ob die betreffende Person den ästhetischen, ökonomischen oder sonstigen Erwartungen und Vorstellungen anderer oder der Gesellschaft entspricht.“ Jede menschliche Person sei Zweck an sich und dürfe nicht anderen Interessen geopfert werden. Diese von der Philosophie erarbeiteten „elementaren Einsichten“ seien der menschlichen Vernunft evident und gehörten zum Fundament unserer freiheitlichen Gesellschaft. Ihr Geltungsanspruch sollte nicht leichtfertig preisgegeben und auch „nicht zu früh auf die Position des Glaubens“ verwiesen werden. Lebensrecht sei nicht erst ein christliches Thema, vielmehr „ein Menschheitsthema“. Voderholzer stellte dann das Paradox heraus, dass postnatal größte Anstrengungen für die Inklusion von behinderten Menschen unternommen würden, dass aber „pränatal gleichzeitig eine unbarmherzige und gnadenlose Exklusion und Selektion“ herrsche, und nannte das „irrationale Willkür“. Die biblische Botschaft habe wesentlich zur Erkenntnis und vertieften Begründung der unveräußerlichen Rechte der menschlichen Person beigetragen, denn als Bild GOTTES habe jeder Mensch teil an Seiner GÖTTlichen Würde, und durch die Menschwerdung GOTTES sei der Mensch erhöht und geadelt. Im Gerichtsgleichnis von Mt 25 habe sich CHRISTUS mit den Schwachen und Hilfsbedürftigen, besonders den Kindern, identifiziert. (Vgl. kath.net 22.9.2017.)

In-Vitro-Fertilisation „ist Sünde“ – Vorsitzender der ungarischen Bischöfe empfiehlt Adoption

Budapest. András Veres, Bischof von Györ und Vorsitzender der Ungarischen Bischofskonferenz, nahm in einem Interview mit der Tageszeitung „Magyar Nemzet“ Stellung zur künstlichen Befruchtung, bei der die Natürlichkeit der Zeugung in der Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau nicht gegeben sei. Daher könne die Kirche sie nicht gutheißen. Die Sünde sei mehr oder weniger schwerwiegend, je nachdem, wie bewusst die Entscheidung getroffen worden sei; die meisten hätten eine Invitro-Fertilisation wohl aus Unwissenheit durchfüh­ren lassen. Ein Priester dürfe einem kinderlosen Ehepaar die Erlaubnis zu einem IVF-Programm nicht erteilen. Der Bischof wies auch auf den Umgang mit den überzähligen Embryonen hin, „die nicht gebraucht“ und „entweder ein­gefroren oder zerstört“ werden. So dürfe man nicht mit dem Leben eines Menschen umgehen, schon gar nicht, wenn damit eigentlich der Wunsch verbunden ist, neues Leben zu empfangen. Bischof Veres ist Moraltheologe und wurde 1999 zum Weihbischof von Eger ernannt, 2006 nach Szobathely und 2016 nach Györ berufen. Seit September 2015 ist er Vorsitzender der Bischofskonferenz. (vgl. katholisches.info 28.8.2017).

[Ergänzung: Laut einer 2017 veröffentlichten Studie führt die IVF zu mehr Komplikationen und mehr Fehlgebur­ten. Embryonen weisen nach künstlicher Befruchtung im Vergleich zu natürlich gezeugten signifikant höhere Instabilitäten im Genom auf 70 bis 85 Prozent gegenüber in-vivo gezeugten Embrynonen mit knapp 20 Prozent), was als eine der Ursachen von Fehlgeburten gilt. Unklar ist noch, inwiefern abweichende Chromosomenzahlen infolge einer IVF zur erhöhten Abortrate und der geringen Erfolgsrate von Laborzeugungen führen; laut Report des Deutschen IVF-Jahrbuches 2015 liegt die Anzahl der Geburten im Verhältnis zu durchgeführten Behandlungen bei lediglich 20 Prozent (vgl. kath.net 20.11.2017)].

Die persönliche Verantwortung des Bischofs nicht durch Gremien oder Synoden aufheben

Fulda. In seiner Predigt in der Schlussvesper der Voll­versammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda erinnerte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer am 28.9.2017 an den „Apostel der Deut­schen“, den hl. Bonifatius, der in Fulda begraben ist. Er sei ein Organisations- und Kommunikationsgenie gewesen, der die Kirche in Deutschland geordnet und fest mit Rom verbunden und damit „ein wesentliches Fundament des Abendlandes gelegt“ habe. Bedeutender sei aber noch, dass er „ein echter Bote des Evangeliums“ war, wie seine Briefe zeigten. Er habe die Bibel weithin auswendig gekonnt, Altes und Neues Testament als durch das Kreuzesgeschehen vermitteltes einheitliches Offen­barungszeugnis gesehen. Voderholzer beklagte eine „immer mehr schwindende Bibelkenntnis selbst in kirchlichen Kreisen“. Bonifatius habe „mit der Hl. Schrift im Herzen unsere Heimat evangelisiert. Ich bin froh, dass er die Donar-Eiche – Symbol und Kultstätte des germanischen Heidentums – gefällt… und an ihre Stelle das Kreuz gesetzt hat“, so der Bischof. Das Kreuz zeige, dass „der Glaube in höchstem Maße eine Sache der Freiheit ist“ und dass „GOTT uns leiden mochte und leiden mag bis zur letzten Konsequenz“. Am Kreuz habe „der HERR gewalt- und wehrlos den Hass der Welt an sich austoben lassen“ und sei so „dem unseligen Kreis­lauf von Tun und Vergeltung in die Speichen gefahren“.

Der Regensburger Bischof, der an die kanonische Errichtung seines Bistums durch Bonifatius im Jahr 739 erinnerte, hob hervor, „mit welchem Nachdruck Bonifatius die Verantwortlichkeit jedes Einzelnen betont“ habe, und zog Folgerungen besonders auf die Verantwortung des einzelnen Bischofs: „Deshalb scheint mir, dass uns Bonifati­us, der Glaubenszeuge, ermutigt, im Voraus zu einer Theologie der Gemeinschaft und der Kollegialität… noch deutlicher eine Theologie der Personalität und der personalen Verantwortung in den Blick zu nehmen“. Eine solche Theologie der Personalität entspreche ganz dem biblischen GOTTES- und Menschenbild. Voderholzer zitierte Joseph Ratzinger: „Zur Struktur der Bibel gehört nicht nur die Gemeinschaftlichkeit der von GOTT geschaffenen Geschichte, sondern ebenso die persönliche Haftbarkeit, die Verantwortung der Person. Das Wir ist nicht Auflösung von Ich und Du, sondern deren Bestä­tigung und Stärkung ins Endgültige hinein“. Der im Alten und Neuen Testament sehr bedeutsame Name, der an­sprechbar, identifizierbar und unterscheidbar mache, bezeichne „in der Sprache der Bibel dasselbe, was dann die philosophische Reflexion mit dem Wort ‚Person‘ bezeichnen wird“. Wenn im eucharistischen Hochgebet der Papst und der Ortsbischof namentlich genannt würden, sei das kein Personenkult, sondern erinnere daran, „dass der formale Kern des Glaubens die ‚persönlich verantwortete Zeugenschaft‘“ sei. „Es kann in der Kirche keine anonyme Leitung geben. Die personale Inpflichtnahme darf nicht durch Gremien oder Synoden auf­gehoben werden, durch letztlich anonyme Größen, hinter der die persönliche Zeugenschaft und auch die persönliche Verantwortlichkeit zu verschwinden droht“, so mahnte der Regensburger Bischof in dieser Predigt vor den versammelten deutschen Bischöfen (bemerkenswert, da der Bochumer Fundamentaltheologe Pottmeyer bei einem Festakt zur Gründung der Fuldaer Bischofskonferenz vor 150 Jahren für die Synodalität und eine Aufwertung der Bischofskonferenzen eintrat): „Die Kollegialität der Bischöfe hebt die Personalität und persönliche Verantwortung des einzelnen nicht auf, sondern setzt sie voraus“. Joseph Ratzinger sagte: „Dem Zeugen JESUS CHRISTUS entsprechen die Zeugen, die, eben weil sie Zeugen sind, mit Namen für Ihn einstehen. Das Martyrium als Antwort auf das Kreuz JESU CHRISTI ist nichts anderes als die letzte Bekräftigung dieses Prinzips der unabtretbaren Namentlichkeit, der namentlich haf­tenden Person.“ (Vgl. kath.net 29.9.2017, DT 30.9.2017.)

Sonntagsheiligung?

Fulda. Eine E-Mail-Meldung wies am 21.10.2017 auf einen Bericht der Fuldaer Zeitung (20.10.2017) hin, in der eine „Öffentliche Weinlese“ am Sonntagvormittag angekündigt wurde, veranstaltet von dem an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Fulda lehrenden Pastoraltheologen Prof. Richard Hartmann: Sie finde am 22. Oktober ab 8.30 Uhr statt; „um 11.30 Uhr sei eine ‚kleine Erntedankfeier‘ eingeplant, anschließend gebe es Federweißen und Zwiebelkuchen“. – Diese öffentliche Weinlese werde seit mehreren Jahren am Sonntagvormittag veranstaltet. Der Verfasser der Meldung stellt die (rhetorische) Frage, ob Bischof Algermissen dazu Dispens von der Sonntagsheiligung erteilt habe (aus welchem Grund?).

Auf diesem Hintergrund fällt eine andere Meldung aus den USA auf: Angesichts des herannahenden Hurrikans Irma hatte die Erzdiözese Miami anfangs September 2017 die Messpflicht für alle Katholiken für einen Sonn­tag aufgehoben, damit alle sich nach den Anweisungen der Behörden vor dem Sturm in Sicherheit bringen könnten. Gleichzeitig wurde zum Gebet für die Sicherheit der Menschen in den betroffenen Gebieten aufgerufen (vgl. kath.net 8.9.2017).

Man kann es bemerkenswert finden, dass in den USA die Sonntagspflicht noch einen solchen Stellenwert hat, dass eine drohende Katastrophensituation eine eigene Dispens veranlasst (als „gerechter Grund“ nach CIC can. 1245). In der Kirche in Deutschland ist das Sonntagsgebot offenbar überholt; sagte doch etwa der BDKJ-Bundespräses Dirk Bingener in einem „Streitgespräch über Effizienz und Wirksamkeit der christlichen Verkündigung im Jugendbereich“ in der „Tagespost“ (11.11.2017): „Die Frage, ob ich ein guter Christ bin, misst sich ja nicht daran, ob ich sonntags… in der Messe sitze.“ Der kürzlich anlässlich des Erscheinens vor 25 Jahren gelobte, aber faktisch abgewiesene Katechismus sagt da anderes: „Deshalb sind die Gläubigen verpflichtet, an den gebotenen Feiertagen an der Eucharistiefeier teilzunehmen, sofern sie nicht durch einen gewichtigen Grund (z. B. wegen Krankheit, Betreuung von Säuglingen) ent­schuldigt oder durch ihren Pfarrer dispensiert sind. Wer diese Pflicht absichtlich versäumt, begeht eine schwere Sünde.“ (KKK 2181)

„Über Rollen der Geschlechter nachdenken“

Mainz. Der am 27. August 2017 neugeweihte Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf (50), hält es für berechtigt, „angesichts der Gender-Thematik heute über Geschlech­terrollen neu nachzudenken“. Das katholische Lehramt könne sich dem Thema nicht entziehen. GOTT sei „nicht eher Mann als Mensch geworden“. Kohlgraf zeigt sich beunruhigt, dass in der Kirche über die Zulassung zu „Machtämtern“ diskutiert werde. Dies zeige, dass insgesamt etwas falsch gelaufen sei. Zu viele Themen von Macht seien über Jahrhunderte „an das Weiheamt gekoppelt worden“. Als Bischof sehe er sich „selbstverständlich an die Aussagen des päpstlichen Lehramts gebunden“, sagte Kohlgraf mit Hinweis auf die 1994 von Papst Johannes Paul II. entschiedene und von Papst Franziskus bekräftigte Frage einer Weihe von Frauen. Er nehme deshalb für sich eine Loyalitätspflicht wahr, doch könne das Lehramt „nicht den Kopf in den Sand stecken und so tun, als sei jede Gegenposition nur Unsinn“, was aber auch Gegner nicht tun dürften. Bis ins 19. Jahrhundert sei die Frage der Frauenordination auch gesellschaftlich bedingt kein relevantes Thema gewesen. Zwar stimme nicht, dass heutige kirchliche Argumente ein Produkt des 19. Jahrhunderts seien, doch es gehe um die Frage, ob die Kirche eine Tradition ändern könne, die im 2. Jahrhundert „abgeschlossen“ gewesen sei (vgl. DT 19.10.2017, rv/kna 18.10.2017). (Kommentar:  Was soll das Wort heißen, dass GOTT „nicht eher Mann als Mensch geworden“ sei, da Er doch eben in der Menschwerdung Mann geworden ist? Eine Äußerung aus „Loyalitätspflicht“ – also nicht aus Überzeugung –, die doch der Gender-Ideologie und der Weihe von Frauen nicht wirk­lich ein Nein entgegensetzt.)

Homosexuelle „Familien“ in Dublin willkommen

Dublin. Seit 1994 finden alle drei Jahre „Weltfamilientreffen“ als katholische Großveranstaltungen statt (1994 Rom, 1997 Rio de Janeiro, 2000 Rom, 2003 Manila, 2006 Valencia, 2009 Mexiko-Stadt, 2012 Mailand, 2015 Philadelphia). Im kommenden Jahr 2018 ist die irische Hauptstadt Dublin vorgesehen. Die vom hl. Papst Jo­hannes Paul II. vorgegebene Linie der Verteidigung und Stärkung der Familie wird dabei aber offenbar verlassen und dabei auf das Päpstliche Schreiben „Amoris laetitia“ verwiesen. Bereits vor einem Jahr hatte der Erzbischof Diarmuid Martin von Dublin bei einem Vorbereitungs­treffen gewarnt, die Kirche dürfe sich nicht „in Versuchen verheddern, Definitionen für Familie zu erstellen“, da es unterschiedliche kulturelle Werte gebe, weshalb man die Familie nicht schlechthin definieren könne. In einer 58-seitigen Broschüre, mit der die Pfarreien im Erzbistum Dublin sich nun auf die Veranstaltung vorbereiten sollen, ist im Kapitel „Die christliche Sicht der Familie“ auf Seite 24 ein lesbisches Paar zu sehen, das sich umarmt. Der Text dazu sagt: „Auch wenn die Kirche die dauernde Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau als Ideal der Ehe hoch hält, gibt es andere Gemeinschaften, in denen sich die Partner gegenseitige Unterstützung zukommen lassen. Papst Franziskus fordert uns auf, niemanden auszuschließen, sondern diese Paare ebenfalls mit Liebe, Fürsorge und Unterstützung zu begleiten.“

LifeSiteNews erhielt auf eine Anfrage dazu an Erzbischof Martin keine Antwort. Bischof Brendan Leahy von Limerick sagte gegenüber der Zeitung „Irish Independent“: „Wir leben in Zeiten der Veränderung, und auch die Familie ändert sich“; die Volksabstimmung 2015 habe die Einführung der Homo-Ehe gebracht, und beim Familienkongress müssten sich alle willkommen fühlen. Er freue sich auf „die Begegnung von Familien in aller Verschiedenheit“. Die Schwulenbewegung Irlands nahm dieses Aussage positiv auf. – Kommentar: Was hätte der Initiator der Weltfamilientreffen, Johannes Paul II., dazu gesagt? Eine Heiligsprechung, die mit einer Abkehr von der Lehre des hl. Papstes – der beständigen Lehre der Kirche – führt, ist ein dramatisches Fanal der Verwirrung!

Father Shenan J. Boquet, Präsident von „Human Life International“, äußerte in einer Stellungnahme seine Bestürzung über diese Vorzeichen des Weltfamilientreffens 2018 und erinnerte an das Schreiben der Glaubenskongregation unter Kardinal Ratzinger von 1986 „über die Seelsorge für homosexuelle Personen“. Darin hatte der spätere Papst vor einer wachsenden Bewegung gewarnt, „auch innerhalb der Kirche, die einen enormen Druck ausübt, damit sie die homosexuelle Neigung akzeptiere, als ob sie nicht ungeordnet wäre, und damit sie die homosexuellen Akte legitimiere“ (Vgl. LSN 17.10.2017, kath.net 20.10.2017, HLI 6.11.2017.)

Aufgabe von Katholiken: ihr Land zu heiligen

Lancaster, England. Der Bischof dieser nordenglischen Diözese, Michael Campbell, schrieb in einem Blogeintrag, Katholiken könnten nicht behaupten, treu zu ihrem Glauben zu stehen, wenn sie die kirchliche Lehre über die Abtreibung ablehnten. Der Preis für den „Einlass“ in die gegenwärtige britische Gesellschaft sei hoch; er führe dazu, dass man den „katholischen Markennamen“ wie eine gewisse Stammeszugehörigkeit beibehalte, ansonsten aber bereit sei, in der Öffentlichkeit den Kopf einzuziehen. Katholiken hätten allerdings die Aufgabe, das Land zu heiligen und zu humanisieren und es auf diese Weise zu GOTT zu führen. Bischof Campbell nahm damit indirekt Stellung zu einem Artikel im katholischen Wochenmagazin „The Tablett“, in dem die katholische Lehre zur Abtreibung als „irrevelant“ bezeichnet worden war. Doch die Frage der Abtreibung sei für jede Gesellschaft wesentlich, weil sie das grundlegendste aller Menschenrechte betreffe, das Recht auf Leben, so der Bischof (vgl. kath.net 2.11.2017).

Kampf gegen Dämonen

Washington D.C./USA. Die katholische Bischofskonferenz des USA (USCCB) veröffentlichte kurz vor Halloween ein Buch mit Gebeten „gegen die Mächte der Dunkelheit“. Die Gebetstexte für die Gläubigen sind eine gesonderte Ausgabe des Gebetsanhanges des offiziellen Exorzismus, der 1999 von der GOTTESdienstkongregation herausgegeben wurde und nur für die von den Bischöfen beauftragten Exorzisten bestimmt ist. Die englische Übersetzung des Exorzismus wurde erst kürzlich herausgegeben. Die Gebetssammlung soll den Gläubigen bei ihrem „Kampf gegen den bösen Feind“ unterstützen und begleiten. Das Buch sei ein „Schatz an Dank- und Bittgebeten an den allmächtigen GOTT und Gebete um die Fürbitte der Heiligen“, heißt es auf der Internetseite der USCCB. Jedes Gebet bestätige „die Wirklichkeit des Bösen in der Welt“, aber vor allem die Souveränität GOTTES, der alles Übel zu überwinden vermag. – In einem Kommentar auf der konservativen Nachrichtenseite „Breitbart“ heißt es, die Veröffentlichung des Gebetbuchs kurz vor Halloween sei kein Zufall. In dem Buch „Satanische Bibel“ des Satanisten Anton Szandor LaVey (1930-1997) aus dem Jahr 1969 würden Halloween und die Walpurgisnacht als die beiden wich­tigsten satanischen Feste neben dem eigenen Geburtstag bezeichnet (vgl. kath.net 31.10.17, katholisches.info 27.10.17).

Asuncion, Paraquay. Der Erzbischof von Asuncion, Edmundo Ponziano Valenzuela Mellid SDB ernannte in einem Dekret vom 17.10.2017 nicht nur einen Exorzisten, sondern ein ganzes „Exorzistenteam“, dem zwei Priester und zwei Diakone angehören; Experten anderer Fachbereiche, vor allem der Medizin, sollen hinzukommen (vgl. katholisches.info 30.10.2017).

„Humanae vitae“: Prophetische Lehre

Rom. Bei der Eröffnung des „Humanae-vitae-Kongresses am 28.10.2017 am „Angelicum“ erinnerte Kardinal Walter Brandmüller daran, dass auch nichtkatholische Denker die umkämpfte Haltung der Kirche stützen. Paul VI. habe damals dem Streit über die sittli­che Erlaubtheit oder Verwerflichkeit künstlicher Kontrazeption ein lehramtliches Ende gesetzt, damit aber – so Brandmüller- „auch innerhalb der Kirche einen Sturm des Protestes hervorgerufen“. Begonnen habe die Auseinandersetzung, nachdem die „Church of England“ auf ihrer Lambeth Conference 1930 mehrheitlich die Kontrazepti­on gutgeheißen habe. Führende Vertreter des Luthertums hatten dies zunächst heftig kritisiert. Pius XI. formulierte den katholischen Standpunkt in der Enzyklika „Casti connubii“ 1931 ganz klar. Doch die protestantische Seite wandte sich dann einer Auffassung der Situationsethik zu (nicht die Methoden, sondern die Motive seien entscheidend), die bis vor dem 2. Vatikanum auch – so Brandmüller – „in die katholische Moraltheologie“ eindrang. Der Kardinal erinnerte z. B. an den dramatischen Ruf von Kardinal Suenens, man solle doch keinen neuen Fall Galilei heraufbeschwören, indem man die Kontrazeption weiter ablehne. Der Kirchenhistoriker Brandmüller: „Nun, von näherer Kenntnis des Falles Galilei zeugte diese Intervention nicht“. Vor diesem Hintergrund sei, so der Redner, die Enzyklika von 1968 zu würdigen, „ein lehramtliches Dokument, dessen prophetischer Charakter im Laufe der Zeit auch von bedeutenden nichtkatholischen Denkern anerkannt wurde.“ Johannes Paul II. habe das Thema dann „neu aufgegriffen und ebenso erweitert wie vertieft“. Humanae vitae sei ein eindrucksvolles Beispiel, wie der Vorgang der kirchlichen Lehrüberlieferung sich ereigne: „In dem Empfangen, der Aneignung und Weitergabe der Glaubenswahrheit ge­schieht es, dass das Empfangene im Angeeignet- und Weitergegeben-Werden tiefer erkannt, präziser ausgedrückt, auf die neuen Fragen der jeweiligen Gegenwart antwortet, dennoch aber mit sich selbst identisch bleibt. Dabei ist ein Widerspruch zwischen dem Gestern und dem Heute ausgeschlossen“ – es sei der in der Kirche wirkende HL. GEIST, der diesen Prozess der Weitergabe leite und bewirke, „dass der Glaube der Kirche durch die Zeiten hindurch sich entfaltet“, so wie der Erwachsene mit dem Kind identisch bleibe, das er einst war. Schon Vinzenz von Lerins habe das um 430 formuliert, und der sel. John Henry Newman habe es weitergeführt (vgl. DT 3.11.2017).

Luther-Jubiläum – Feier einer Scheidung?

Salzburg. Andreas Laun, zu seinem 75. Geburtstag am 13. Oktober 2017 emeritierter Salzburger Weihbischof, der unermüdlich für das Lebensrecht eintritt und auch zu anderen Themen unerschrocken Stellung bezieht, warb in einem „kath.net-Klartext“ am 6.11.2017 bei seinen evangelischen Freunde darum, seine „Trauer zu teilen“. Er fragt sich bei Meldungen über die „Feier“ des Reformationsjubiläums, seit wann man eine Scheidung feiere, „noch dazu eine, die viel mehr Elend in die Welt brachte als eine zwischen Mann und Frau, die Kinder mitgerechnet. Die Scheidung, die durch Luther entstand, auch wenn er sie nicht wollte, führte zu grausamen Religionskriegen“. Er verstehe auch nicht, warum man z. B. „in Salzburg von beiden Seiten ständig… vor allem von der Vertreibung der Protestanten“ rede, obwohl damals in ganz Europa „der dumme und schlimme Satz galt: Der Landesfürst bestimmt die Religion der Untertanen“. Laun fragte weiter, wenn man sich – wie es in einem „Konsenspapier“ heiße – nach der Einheit sehne, warum feiere man dann mit großem Aufwand die Trennung. Und wie es mit der Behauptung stehe, die Protestanten stünden fester im Glauben, da doch „sogar manche evangelische Bischöfe und Pastoren elementare Inhalte der Bibel nicht mehr glauben“. Laun schließt seine Gedanken mit dem Satz: „Wie sehr die Spaltung diesem Zeugnis [von CHRISTUS] geschadet hat und schadet, ist bis heute ein Grund zum Weinen, nicht zum Feiern!“

Priester in Schutz genommen

Philadelphia, USA. Erzbischof Charles Chaput nahm Priester vor zu harscher Kritik durch Papst Franziskus in Schutz. Bei einem Treffen der Organisation philippinischer Priester in den USA sagte Chaput, viele seien irritiert oder fühlten sich verletzt durch bestimmte Worte des Papstes wie „harte Doktoren des Rechts“ oder „grausame Beichtväter“. Mit solchen Bezeichnungen reflektiere der Papst vermutlich seine eigenen pastoralen Erfahrungen in Lateinamerika, die sehr verschieden von den Realitäten in den Vereinigten Staaten seien. Chaput bekräftigte in seiner Rede auch seine Interpretation des Papstschreibens „Amoris laetitia“ zu Ehe und Familie (vgl. FMG-Information 116, S.24 und 119, S.15). (Vgl. DT 11.11.2017.)

„Das würde die Einheit zerstören“

Passau. In einem Interview mit der „Passauer Neuen Presse“ äußerte sich Kardinal Gerhard Ludwig Müller kritisch zur Entscheidung des Papstes, den nationalen Bischofskonferenzen bei der Übersetzung liturgischer Texte mehr Kompetenzen zu geben. „Die letzte Autorität im Zweifelsfall kann nicht bei den Bischofskonferenzen liegen. Das würde die Einheit der katholischen Kirche im Glauben, im Bekenntnis und im Gebet zerstören.“ Müller erklärte, er bedauere es sehr, „dass bei der Frage der richtigen und treuen Übersetzung der originalen lateini­schen Liturgiesprache des römischen Ritus solche Frikti­onen entstanden sind“. Er habe es „oftmals erlebt, dass die von den Bischöfen herangezogenen Übersetzer die biblischen und liturgischen Texte unter dem Vorwand der besseren Verständlichkeit verwässert haben". Als Bei­spiel nannte er „hoch anspruchsvolle Lehren“ wie etwa den stellvertretenden Sühnetod JESU am Kreuz. Diese würden „in manchen Ländern wegrationalisiert oder auf ethische Appelle heruntergebrochen und so des katholi­schen Heilsrealismus entkleidet.“ (vgl. PNP 8.11.2017).

[Hintergrund: Am 3.9.2017 erließ der Papst das „Motu proprio Magnum principium“, das ohne Kenntnis des zuständigen Liturgie-Präfekten Sarah veröffentlicht worden war und das Bemühen besonders von Papst Benedikt XVI. um getreue Übersetzung der lateinischen liturgischen Texte in die Landessprachen zunichtemacht. Kardinal Sarah hatte dann die (nicht eindeutigen) Formulierungen in Ausführungsbestimmungen entsprechend der früheren Instruktion „Liturgiam authenticam“ präzisiert und war vom Papst am 15. Oktober in einem Brief gedemütigt worden. Die Konsequenz ist, dass die einzelnen Länder ganz unterschiedliche Versionen der Liturgietexte beschließen können, was zu großem Schaden führen kann, wenn ideologische Vorgaben einfließen. Unter anderem wird die Verwendung einer „inklusiven“ und „nicht sexistischen“ Sprache von mancher Seite gefordert, so dass z. B. in der englischen Sprache das Wort „man“ (dt. Mensch/Mann) entfernt würde (vgl. kath.net 9.11.2017).]

US-Bischöfe: Niederlage für Franziskus-Fraktion

Baltimore. Aufsehen erregte die Wahl des Erzbischofs Joseph Naumann von Kansas City zum Vorsitzenden der Lebensrechtskommission der US-Bischöfe. Er erhielt die Mehrheit der Stimmen gegenüber dem auch kandidierenden Kardinal Blase Cupich, Erzbischof von Chicago, der – weil ranghöher – als Favorit galt. Dessen Niederlage wird von Medien als Mehrheitsvotum gegen die Linie von Papst Franziskus gewertet, dessen Sprachrohr der Neokardinal ist. Beide Kandidaten hatten zwar in der Vergangenheit Kundgebungen für das Lebensrecht der ungeborenen Kinder unterstützt, doch Cupich ist progressiver Vertreter einer Kursänderung, wonach das Abtreibungsthema nachrangig gegenüber einer angeblich „ganzheitlicheren“ Sicht gilt. Kürzlich forderte Cupich vor Theologen, um die „Einsicht“ von Papst Franziskus zu übernehmen, müssten „gehegte Überzeugungen und lang gehegte Vorurteile“ losgelassen werden. JESUS tue in der Kirche „immer etwas Neues“; die Kirche müsse für „signifikante, wenn nicht sogar revolutionäre Veränderungen offen sein“. – Erzbischof Naumann hatte z.B. vor einigen Jahren der Gouverneurin von Kansas, Sabelius, wegen Abtreibungsbefürwortung die Kommunion verweigert, was Kardinal Raymond Burke, damals noch Präfekt der Apostolischen Signatur, als Beispiel pastoraler Liebe für den Schutz des Allerheiligsten unterstützt hatte. Naumann wies im Mai dieses Jahres die Pfarreien seines Erzbistums an, mit den „Girl Scouts“ (starker US-Pfadfinderinnenverband) nicht mehr zusammenzuarbeiten, weil diese den Abtreibungskonzern „Planned Parenthood“ unterstützen. Der bisherige Vorsitzende der Lebensrechtskommission, Kardinal Timothy Dolan, hatte seinen Rechenschaftsbericht genutzt, für Naumanns Ansatz zu plädieren (vgl. LSN 2.11., 14.11.2017, DT 16.11.2017, katholisches.info 15.11.2017).

„Stat crux dum volvitur orbis“

Mailand. Verwandelt der Papst die Kirche in eine Art „flüssige Gesellschaft“, in der das einzig Sichere die Un­sicherheit und das einzig Konstante die Veränderung ist? Diese Befürchtung sprach der italienische Journalist und Buchautor Vittorio Messori in einem Essay in der italienischen Zeitschrift „Il Timore“ aus. Messori, 1964 als Dreiundzwanzigjähriger in die Kirche eingetreten, wurde besonders bekannt durch sein Interview-Buch „Zur Lage des Glaubens“ (1985) mit Kardinal Ratzinger. Der Jour­nalist bezieht sich in seinem Aufsatz auf den jüdischen polnisch-englischen Soziologen Zygmunt Bauman (1925-2017), der den Begriff der „liquiden Moderne“ in die Soziologie einführte. Bauman schrieb, dass der „flüssige“ moderne Mensch Individualismus über soziale Bindungen stelle. Er „fließt durch sein eigenes Leben wie ein Tourist, verändert Orte, Jobs, Lebenspartner, Werte und sogar sexuelle Orientierung und Geschlecht“. Dieser extreme Individualismus habe Gesellschaften geschaffen, in denen – so Messori – „alles instabil und veränderlich“ sei. Er ist beunruhigt, dass diese Ideen begonnen haben, den religiösen Glauben zu beeinflussen. Sogar die katholische Kirche, ein uraltes Beispiel von Stabilität, wünsche „flüssig“ zu werden. Als Beweis führt Messori Aussagen des Jesuitengenerals P. Arturo Sosa Abascal an, der in einem Interview gesagt hatte, da die Worte JESU nicht mit einem Aufnahmegerät festgehalten wurden, wisse man nicht genau, was Er sagte. Daher müsse die wahre Bedeutung der Hl. Schrift in Bezug auf die gegenwärtige Umstände „unterschieden“ werden. „Lehre“ sei ein Wort, das er nicht möge, weil es „den Eindruck der Härte eines Steins“ vermittle. Die menschliche Wirklichkeit habe viel mehr Schattierungen, sie befände sich in einer ständigen Entwicklung (vgl. FMG-Information 119, S. 7). Messori sieht, dass der Papst – wie Sosa ein Jesuit aus Südamerika – für dieselbe Haltung empfänglich sei und wiederholt öffentlich die Überwindung der „katholischen Versuchung der Gleichförmigkeit der Regeln, der Starrheit“ gefordert habe; man müsse stattdessen jeden Fall für sich betrachten. Dies sei zu einem „Eckpfeiler“ seiner Lehre und seines Pontifikats geworden. Das sei ein anderes „Unterscheidungsvermögen“ als in der klassischen jesuitischen Spiritualität, wenn „sogar Dogmen je nach Situation frei zu interpretieren“ seien, wie es in einigen Dokumenten geschehe. Der italienische Journalist sagt, dieser Ansatz sei für ihn „falsch und zerstörerisch für die Kirche und den Glauben“. Er empfahl, um der Kirche die Gewissheit zurückzugeben, eine Wiederaneignung des „alten und schönen“ Mottos der Kartäuser: „Stat crux dum volvitur orbis“ (das Kreuz steht fest, während die Welt sich dreht). (Vgl. LSN 9.11.2017. kath.net 15.11.2017.)


 

 

Weiteres im Hinblick auf das Schreiben „Amoris laetitia“
 

von Papst Franziskus und die Auswirkungen

 

 

„Correctio filialis

 

Eine „Kindliche Zurechtweisung über die Verbreitung von Häresien“, gerichtet an Papst Franziskus, wurde am 24. September 2017 in mehreren Sprachen im Internet veröffentlicht. Die Unterzeichner vertreten die Ansicht, dass Franziskus „auf direkte oder indirekte Weise“ häretische Standpunkte zu Ehe, Moral und Sakramentenlehre gefördert habe. „Respektvoll beharren wir darauf, dass Eure Heiligkeit öffentlich diese Thesen zurückweist“, heißt es in diesem Brief, der vom 16. Juli 2017, Fest vom Berge Karmel, datiert ist und dem Papst den Angaben zufolge am 11. August übermittelt wurde. Da die Unterzeichner keine Antwort erhalten hätten, machten sie das Schreiben im September öffentlich bekannt.

 

Es heißt: „Das Schreiben, das neuen Unterzeichnern offensteht, trägt die Unterschrift von 62 Priestern und katholischen Gelehrten aus 20 Nationen, die zahlreiche weitere vertreten, die aber nicht über die nötige Redefreiheit verfügen.“ Bei einem Abruf des Dokuments am 21.11.2017 sind 250 „Signatories“ namentlich angeführt. Unter anderen: der italienische Geschichtsprofessor und Publizist Roberto de Mattei, der deutsche Schriftsteller Martin Mosebach, der niederländische Psychologe Dr. Gerard J. M. van den Aardweg, der frühere Chef der Vatikanbank, Ettore Gotti Tedeschi, der Philosoph und Priester Antonio Livi, ehemals Dekan an der Lateran-Universität in Rom, der Generalobere der Pius-Bruderschaft, Bischof Bernard Fellay, später der emeritierte Bischof von Corpus Christi, Texas, Rene Henry Gracida, der emeritierte Freiburger Pastoraltheologe Dr. Hubert Windisch, Diözesanpriester, Ordensleute, Professoren und Akademiker beiderlei Geschlechts aus zahlreichen Ländern.

Da dieses Schreiben vielfach heftig attackiert wurde und einzelne Personen wegen der Unterzeichnung ihre Position verloren haben (so der Philosophie-Dozent in Heiligenkreuz, Prof. Th. Stark), ist es recht und billig, den Inhalt wenigstens in der von den Initiatoren vorgegebenen Zusammenfassung zu dokumentieren. Der volle Wortlaut auf 40 Seiten ist unter „www. correctiofilialis.org/de/“ im Internet zu finden.

In dem Schreiben wird „erklärt, dass der Papst durch sein Apostolisches Schreiben Amoris laetitia und weitere da­mit verbundene Aussagen, Handlungen und Unterlassungen sieben häretische Positionen zur Ehe, dem moralischen Leben und dem Empfang der Sakramente vertre­ten und die Verbreitung dieser häretischen Meinungen in der Katholischen Kirche verursacht hat. Diese sieben Häresien sind von den Unterzeichnern lateinisch formuliert, der offiziellen Sprache der Kirche.“

Im ersten Teil würden die Unterzeichner aufzeigen, „warum sie als gläubige und praktizierende Katholiken das Recht und sogar die Pflicht haben, eine solche Zurechtweisung an den Papst zu richten. Das Gesetz der Kirche verlangt, dass kompetente Personen nicht schweigen, wenn die Hirten der Kirche die Herde verwirren. Das bedeutet keinen Widerspruch zum katholischen Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit, da die Kirche lehrt, dass der Papst sich an genau definierte Kriterien zu halten hat, damit seine Aussagen als unfehlbar gelten. Papst Franziskus hat sich weder an diese Kriterien gehalten noch diese in Anspruch genommen. Er hat nicht erklärt, dass diese häretischen Positionen als endgültige Lehre der Kirche zu betrachten seien oder dass die Katholiken sie mit Zustimmung des Glaubens zu glauben hätten. Die Kirche lehrt, dass kein Papst behaupten kann, dass GOTT ihm irgendeine neue Wahrheit offenbart habe, die von den Katholiken verpflichtend zu glauben sei.“

 

Die Meldung der Internetseite „kath.net“ (25.9.2017) referiert dies so:

Zentraler Auslöser für den Vorstoß ist das päpstliche Schreiben „Amoris laetitia“ von 2016. Darin hatte der Papst angedeutet, dass Katholiken, die nach einer Scheidung zivil erneut geheiratet haben, zur Kommunion zugelassen werden könnten. Ebenfalls kritisiert werden in dem jetzt veröffentlichten Brief mehrere Personalentscheidungen. So habe Franziskus mit Erzbischof Vincenzo Paglia und Kardinal Kevin Farrell zwei Befürworter dieses Kurses an die Spitze der Päpstlichen Akademie für das Leben beziehungsweise des neu geschaffenen Vatikan-Ministeriums für Laien, Familie und Leben gesetzt.

Das Papstschreiben „Amoris laetitia“ löste eine innerkirchliche Debatte über den Umgang mit den Themen Ehe und Familie aus. Die Kardinäle Walter Brandmüller, Raymond Leo Burke, Carlo Caffarra und Joachim Meisner baten Franziskus erst persönlich, dann im November vergangenen Jahres öffentlich um Klärungen hinsichtlich der Auslegung und Einordnung von „Amoris laetitia“. Dazu heißt es in der „Correctio“: Der Papst habe sich bislang geweigert, eine „positive Antwort“ auf die von den Kardinälen vorgelegten „Dubia“ zu geben.

In einem zweiten, „wesentlichen“ Teil, der „die ‚Zurechtweisung‘ im eigentlichen Sinn des Wortes“ enthalte (Seiten 14-18; der Text der ersten beiden Seiten ist lateinisch, dann folgen die Übersetzung und vor allem Belegstellen), „werden Stellen von Amoris laetitia zitiert, in denen häretische Positionen angedeutet oder ermutigt werden. Des Weiteren werden Aussagen, Handlungen und Unterlassungen von Papst Franziskus aufgelistet, die ohne begründeten Zweifel erkennen lassen, dass er von den Katholiken eine Interpretation der genannten Stellen möchte, die faktisch häretisch ist. Im Besonderen hat der Papst, direkt oder indirekt, es zugelassen, dass man glaubt, der Gehorsam gegenüber dem Gesetz GOTTES sei manchmal unmöglich oder unerwünscht, und dass die Kirche manchmal den Ehebruch akzeptieren sollte, weil mit der Nachfolge CHRISTI vereinbar.“

Es folgen die Namen der Erstunterzeichner (S. 19-22).

Der dritte Teil, „Erklärung“ überschrieben (S. 23-39), behandelt zwei Gründe (aus Sicht der Autoren) „für diese beispiellose Krise.

Ein Grund ist der ‚Modernismus‘. Der Modernismus behauptet, theologisch gesprochen, dass GOTT der Kirche keine definierten Wahrheiten übergeben hat, die von ihr unverändert bewahrt und in genau demselben Sinn bis zum Ende der Zeiten gelehrt werden müssen. Die Modernisten sind der Meinung, dass GOTT dem Menschengeschlecht nur Erfahrungen mitteilt, über die die Menschen nachdenken und daher unterschiedliche Dinge über GOTT, das Leben und die Religion sagen können, diese Erklärungen aber nur provisorisch, nie aber feste Dogmen sind. Der Modernismus wurde vom heiligen Papst Pius X. am Beginn des 20. Jahrhunderts ver­urteilt, trat aber um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wieder auf. Die große und anhaltende Verwirrung, die vom Modernismus in der Katholischen Kirche verursacht wurde, zwingt die Unterzeichner die wahre Bedeutung von ‚Glaube‘, ‚Häresie‘, ‚Offenbarung‘ und ‚Lehramt‘ zu beschreiben.“

Der zweite Grund für die Krise ist der offensichtliche Einfluss der Ideen von Martin Luther auf Papst Franziskus. Das Schreiben zeigt auf, dass Luthers Ideen, des Gründers des Protestantismus, zu Ehe, Scheidung, Vergebung und göttlichem Gesetz mit dem übereinstimmen, was der Papst durch Worte, Handlungen und Unterlassungen gefördert hat. Das zeigt auch das ausdrückliche und präzedenzlose Lob, das Papst Franziskus dem deutschen Häresiarchen gezollt hat.“ (Im Text werden mehrere Reden des Papstes, z.B. in Lund, Schweden 31. 10. 2016, zitiert).

Schließlich heißt es, die Unterzeichner würden sich „kein Urteil über den Grad der Schuldhaftigkeit“ anmaßen, „mit dem Papst Franziskus die sieben angeführten Häresien verbreitet hat. Sie bestehen aber respektvoll darauf, dass Papst Franziskus diese Häresien verurteilt, die er direkt oder indirekt vertreten hat. - Die Unterzeichner erklären ihre Loyalität zur Heiligen Römischen Kirche, versichern den Papst ihres Gebetes und bitten ihn um seinen apostolischen Segen.“


 

Anmerkung: Der Vorwurf, der Papst würde Häresien verbreiten, geht hier weit über die besorgten Anfragen der „Dubia“ der vier Kardinäle hinaus, doch kann man den Autoren ehrliche Sorge nicht absprechen.

 

Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der frühere Präfekt der Glaubenskongregation, nahm den Papst vor Häresievorwürfen in Schutz, in der „Passauer Neuen Presse“ sagte er, man könne nur dann von Häresie reden, „wenn ein Katholik hartnäckig eine geoffenbarte und von der Kirche verbindlich vorgetragene Glaubenswahrheit leugnet“. Zwar sei das auch bei Päpsten oder Bischöfen vorstellbar, so Kardinal Müller, doch dazu müssten sie den Gläubigen eine Lehre mit höchstverbindlicher Autorität zu glauben vorlegen, die im Widerspruch stünde zu GOTTES Wort in der Hl. Schrift, zur Apostolischen Tradition sowie zu bisherigen dogmatischen Entscheidungen der ökumenischen Konzilien. Dies sei „zwei­fellos bei AL nicht der Fall“, so Müller, der ja seit Anfang der Diskussionen die Auffassung vertritt, das das päpstliche Schreiben nur im Sinn der bisherigen Lehre der Kirche verstanden werden dürfe. [Dass es Bischöfe und Bischofskonfe­renzen gibt, die hier Gegenteiliges verkünden, und vom Hl. Vater unwidersprochen, ja anscheinend sogar bestärkt, ist aber doch unleugbar.]

Kardinal Müller hatte kürzlich aber auch von einem „Klima der Angst“ im Vatikan und an Hochschulen gesprochen und die Verhängung von Sanktionen gegen Katholiken kritisiert, die für eine Interpretation von AL im Licht der überlieferten katholischen Glaubenslehre eintreten: „Niemand, der AL im Kontext der orthodoxen Tradition interpretiert, sollte gemaßregelt werden“. Die Beweislast für die Richtigkeit ihrer Interpretation liege bei denen, die AL in einer Weise auslegen wollten, die im Widerspruch mit den Worten JESU und den dogmatischen Entscheidungen des kirchlichen Lehramtes stehe. Müller äußerte, er hoffe, dass die Kirche die kontroverse und polemische Diskussion überwinden könne und „die Wahrheit mit Respekt und pastoralem Gespür für diejenigen verkünden könne, die in ihrem Ehe- und Familienleben Schwierigkeiten haben“. Dies könne nur auf der Basis eines gemeinsamen Engagements für den seit CHRISTUS überlieferten katholischen Glauben gelingen, der Lehre und Pastoral nicht trenne (vgl. kath.net 20.10., 9.11.2017).

In einem Beitrag zum Buch von Rocco Buttiglione, der AL verteidigt und z. B. die Kritik seines Freundes Prof. Seifert ablehnt, versucht Kardinal Müller, „die Polemiken zu überwinden und theologisch über diese Themen zu sprechen“. Er wolle aus einer „verkürzten Sichtweise herausführen“ [meint er diese bei den AL-Kritikern zu sehen?]. Doch er nennt auch die „Dubia“ legitim. Die Kardinäle und andere Kritiker von AL dürften nicht als Scheinheilige und Grantler abgetan werden. Nötig sei ein „klarer und aufrichtiger Dialog“, doch habe er den Eindruck, dass in Kreis um den Papst „sich vor allem darum kümmert, den Spion gegen angebliche Gegner zu spielen“ sagte Kardinal Müller (vgl. RV 31.10.2017, kath.net 20.10., 1.11., 9.11., 26.11.2017, katholisches.info 6.11., 11.11.2017, PNP 8.11.2017, DT 16.11.2017). – Am 23.11.2017 wurde gemeldet, dass Kardinal Marc Quellet, Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation, in einem Artikel im „Osservatore Romano“ das päpstliche Schreiben „Amoris laetitia“ nachdrücklich verteidige (vgl. RV 22.11.2017, kath.net 23.11.2017, DT 25.11.2017).

 

 

Bischöfe Polens: treu zur bisherigen Lehre

 

Unter dem Titel „Was gilt seit ‚Amoris laetitia‘?“ (hier abgekürzt: AL) hatten wir in der FMG-INFORMATION 119, S. 13-22 einen Überblick über die unterschiedlichen, ja gegensätzlichen Interpretationen von AL durch Bischöfe und Bischofskonferenzen gegeben. Darunter konnten wir eine ganze Reihe von Stellungnahmen, Hirtenworten und Richtlinien erwähnen bzw. dokumentieren, die eine klar mit der verbindlichen Lehre von Papst Johannes Paul II. übereinstimmende Auslegung von AL vertreten (anders als z. B. die deutschen Bischöfe).

Von den polnischen Bischöfen war schon angekündigt worden, dass man sich an die unveränderte kirchliche Lehre bezüglich des Kommunionempfangs halte (d.h. dessen Unmöglichkeit, wenn wiederverheirate Geschie­dene nicht enthaltsam leben).

 

Im Oktober 2017 wurde nun bekannt, dass die Vollversammlung der Polnischen Bischofskonferenz in Lublin die Richtlinien beraten hat. Es wurden von „La Nuova Bussola Quotidiana“ Auszüge veröffentlicht. Der Sprecher der polnischen Bischofskonferenz, Pawel Rytel-Andrianik, erklärte, dass an dem endgültigen Text noch gearbeitet werde und die veröffentlichten Passagen möglicherweise noch nicht dem endgültigen Text entsprechen würden. Der durchgesickerte Text, den der Journalist Marco Tosatti in „La Nuova Bussola Quotidiana“ veröf­fentlichte, sagt aus, dass Katholiken, die sakramental verheiratet sind und eine informelle oder zivile Beziehung eingehen, sich in einer Situation befinden, die „die Lossprechung und den Empfang der hl. Kommunion verhindern“.

Wörtlich heißt es – offenbar „Familiaris consortio“ Nr. 84 folgend: „Die Kirche bekräftigt ihre auf die Hl. Schrift gestützte Praxis, wiederverheiratet Geschiedene nicht zur eucharistischen Kommunion zuzulassen. Sie können nicht zugelassen werden, weil ihr Lebensstand und ihre Lebensverhältnisse in objektivem Widerspruch zu dem Bund der Liebe zwischen CHRISTUS und der Kirche stehen, den die Eucharistie bezeichnet und bewirkt.“ „Das Verbleiben in der Sünde des Ehebruchs hindert sie, die Lossprechung und die hl. Kommunion zu empfangen“. Vier Monate früher hatten die polnischen Bischöfe schon erklärt, dass Katholiken in ehebrecherischen Verbindungen hingeführt werden sollten „zu wahrer Bekehrung und zu Versöhnung mit in dieser Vereinigung geborenen Kindern [?] und dem sakramentalen Ehegatten“. Die Richtlinien heben hervor, welche Form die authentische Begleitung haben muss für Katholiken, die in „irregulären“ Situationen leben. - Die Priester werden ermutigt, zusammenlebende Paare, für die keine kirchenrechtlichen Hindernisse bestehen, zu ermutigen, das Evangelium voll zu akzeptieren, sich auf die Ehe vorzubereiten und, wenn möglich, bis dahin getrennt zu leben. - Katholische Paare, die zivil, aber nicht sakramental verbunden sind und für die kein kirchenrechtliches Hindernis für eine sakramentale Ehe besteht, müssen mit „Geduld, aber ohne Zugang zu den Sakramenten“ begleitet werden. - Geschiedene und wiederverheiratete Katholiken, denen es z. B. wegen der Kinder nicht möglich ist, sich zu trennen, und die „aufrichtig bereuen und vor dem Beichtvater den Entschluss fassen, in vollkommener Enthaltsamkeit zu leben, das heißt sich vom Geschlechtsverkehr zu enthalten, können die sakramentale Lossprechung erhalten und die Kommunion empfangen“, wenn ein öffentliches Ärgernis vermieden wird. Die Bischöfe unterstützen ihre Lehre mit Zitaten aus „Familiaris consortio“ von Johannes Paul II., „Sacramentum Caritatis“ von Benedikt XVI. und dem Brief der Glaubenskongregation an die Bischöfe von 1994 [= die Zurückweisung des Hirtenbriefs der oberrheinischen Bi­schöfe von 1993]. (Vgl. LSN 19.10.17, kath.net 18.10., 25.10.17.)


 

 

Lehre von Johannes Paul II.: richtig und unveränderlich

 

Der lettische Kardinal Janis Pujats, emeritierter Erzbischof von Riga, forderte in einem Interview mit der Internetzeitung „La Fede Quotidiana“ zu „Amoris laetitia“ eine „Klärung gemäß dem Evangelium und dem immerwährenden Lehramt der Kirche“.

 

Kardinal Pujats hatte bereits 2015 als einer der Erstunterzeichner die „Ergebene Bitte an Seine Heiligkeit Papst Franziskus über die Zukunft der Familie“ unterschrieben, der sich weltweit fast 880.000 Gläubige anschlossen, und im Jahr 2016 die von derselben Initiatorengruppe durchgeführte Unterschriftenaktion „Treuebekenntnis zur unveränderlichen Lehre der Kirche über die Ehe und zu ihrer ununterbrochenen Disziplin“ mitge­tragen, der sich etwa 36.000 Unterzeichner weltweit anschlossen (siehe: www. ergebenebitte.­org/firstcampaign und www. ergebenebitte.full, vgl. FMG-Information 117, S. 20).

In dem aktuellen Interview äußerte Pujats zur Debatte über „Amoris laetitia“ die Hoffnung, dass die Dinge wieder in Ordnung kämen und auch der Papst zum Gespräch bereit sei. Er stellte aber fest: „Die Mentalität, die dem Text zugrunde liegt, ist zu liberal. Ich stelle heute eine gewisse Nachlässigkeit gegenüber der katholischen Moral fest, aber auch in der katholischen Moral, vor allem demgegenüber, was die nicht verhandelbaren Werte und Grundsätze genannt werden“. Gefragt, ob es möglich sei, jemandem die hl. Kommunion zu spenden, der wie Eheleute unverheiratet oder als wiederverheirateter Geschiedener zusammenlebe, antwortete Pujats: „Nein, das ist nicht möglich, weil sie sich nicht im Stand der Gnade befinden.“ Diesen Personen müsse sicherlich pastorale Aufmerksamkeit gegeben werden, doch sie könnten nicht kommunizieren, weil sie nicht legitim in einer Ehe verbunden sind „und sich daher im Stand der Todsünde befinden“. Einzig auf dem Sterbebett sei eine Ausnahme [nach Reue und Lossprechung] möglich. „Die Lehre der Kirche ändert sich nicht. Niemand ist erlaubt, das zu tun. Was im Evangelium steht, ist anzunehmen.“ Das Wohl der Kirche und des Volkes GOTTES verlange eine Klärung nach der Vorgabe des Evangeliums und des beständigen Lehramts. „Die doktrinelle Klarheit sollte nie jemandem Angst machen.“ Unklarheit, Zweideutigkeit, Verwirrung seien schädlich. „Man muss den Mut haben, klar zu sprechen, mit der Sprache der Wahrheit, ohne Zittern, ohne der Welt gefallen zu wollen. Sonst riskieren wir, langsam in einen schweren Irrtum abzurutschen.“ Die beständige Lehre der Kirche sei zu bekräftigen; die Lehre des hl. Johannes Paul II. sei „richtig und rein; sie kann sich nicht ändern oder geändert werden.“ (Vgl. katholisches.info 21.11.2017, kath.net 27.11.2017.)


 

 

Ist „Amoris laetitia“ thomistisch?

 

Der englische Dominikanertheologe P. Thomas Crean, Cambridge, ist einer der ersten Unterzeichner der „Correctio filialis“. Durch sein Studium in Oxford, Toulouse und sein Doktorat am Internationalen Theologischen Institut in Österreich hat er eine umfassende Grundlage in der Philosophie und Theologie des großen Dominikaners Thomas von Aquin. In einem Interview mit LifeSiteNews legte er seine Beurteilung dar, ob man – wie Kardinal Schönborn – sagen könne, dass AL „thomistisch“ sei. Zwar sei es in gewissen Sinn „thomistisch“, etwa wenn man das moralische oder spirituelle Leben primär als Wachstum in der Tugend darstelle.

 

Doch einige der Thomas-Zitate in AL seien verkürzt, an­dere wenig relevant, so dass man den Eindruck habe, sie seien nur angeführt, um die Zahl der Thomaszitate zu vermehren. Das Werk des hl. Thomas aber sei von Prägnanz und Klarheit geprägt, während AL „weitschwei­fig und in manchen Schlüsselpunkten zweideutig“ sei. Auch der Satz „die Zeit ist größer als der Raum“ erinnere nicht an den hl. Thomas, sondern an einen gewissen gnostischen Stil, den Thomas in den Werken Platons kritisierte.

Schon im Juli 2016 habe es in dem von ihm mitunterzeichneten „Schreiben der 45 Theologen“ zu AL an alle Kardinäle (vgl. FMG-Information 116 S. 27f) geheißen, AL enthalte viele vage und mehrdeutige Aussagen, die dem Glauben oder der Moral widersprechen oder die eine Behauptung suggerieren, die dem Glauben oder der Moral widerspricht, ohne dies direkt zu sagen. Bei der Betrachtung der einzelnen Thomas zitierenden Passagen gebe es eine Reihe treffender Aussagen (die Absätze 102, 120, 123, 126, 127 und 134 fielen in diese Kategorie; etwa wenn es um Worte des hl. Thomas gehe, dass „die eheliche Liebe die größte Freundschaft“ sei, AL 123). Doch andere Zitate seien „weniger treffend, ja sogar irreführend“. So spreche Thomas z. B. an der bei AL 146 angeführten Stelle weder von Familie noch von großen Entscheidungen oder Werten, wie der Satz unterstelle. Nach ähnlichen Beispielen nennt P. Crean OP dann schwer irreführende Passagen, darunter bei AL 145, wo etwa einer der vom hl. Thomas nur diskutierten Einwände angeführt werde, als ob dies seine Lehre wäre. Als besonders missbräuchlich beurteilt er die Falschdarstellung in AL 304. Hier werde der Eindruck erweckt, nach Thomas könnten die sexuelle Aktivität in einer nicht gültigen Ehe oder die hl. Kommunion der Beteiligten [als „Sondersituationen“] kein Gegenstand eines universellen Verbotes sein. Tatsächlich aber lehre der hl. Thomas mit der ganzen Tradition der Kirche, dass es in sich schlechte Handlungen gibt, die grundsätzlich verboten sind. Ganz und gar weist P. Crean eine Wertung von AL als „thomistisch“ zurück im Hinblick auf den Sakramentenempfang, denn aus der Summa Theologiae werde gerade nicht zitiert: „Die heilige Kommunion sollte nicht offenkundigen Sündern gegeben werden, wenn sie darum bitten.“ (3a 80). Auch in der Fußnote 348 werde die Lehre des hl. Thomas falsch dargestellt, mit möglicherweise schwerwiegenden Konsequenzen… Insgesamt könne er nicht sagen, so P. Crean OP, dass „Amoris laetitia“ ein „thomistisches Dokument“ sei (vgl. LSN 11.10.2017).


 

 

Theologe nach Kritik an Papst zum Rücktritt gedrängt

 

Washington. Nach einem sehr persönlichen, kritischen Brief an Papst Franziskus ist der Theologe und Kapuzinerpater Thomas Weinandy am 1. November 2017 von seinem Amt als Berater der Glaubenskongregation der US-Bischofskonferenz „mit sofortiger Wirkung“ zurückgetreten. Nach der Veröffentlichung des vom 31. Juli datierten Schreibens legten die US-Bischöfe Weinandy, der auch der Internationalen Theologenkommission des Vatikans angehört, den Rücktritt nahe.

 

Der Brief Weinandys ist von großem Respekt für das Amt des Papstes, des Stellvertreters CHRISTI auf Erden, getragen; alle Katholiken sollten mit kindlicher Treue und in der Wahrheit verankertem Gehorsam auf ihn schauen. Doch sein Pontifikat scheine von einer „chronischen Verwirrung“ geprägt. Das Licht von Glaube, Hoffnung und Liebe sei nicht abwesend, aber oft „von zweideutigen Worten und Handlungen verdunkelt“, was unter den Gläubigen „ein wachsendes Unbehagen“ fördere. Der Theologe nennt als Beispiele, dass die Richtlinien in AL „zuweilen absichtlich mehrdeutig“ wirkten, was sowohl eine traditionelle Interpretation wie eine Veränderung der Lehre ermögliche. „Mit einem so offensichtlich beabsichtigten Mangel an Klarheit zu lehren“ riskiere, gegen den HL. GEIST zu sündigen, der dem Papst verliehen sei, „um den Irrtum zu beseitigen, nicht um ihn zu fördern“. Dennoch scheine der Papst diejenigen, die Kapitel 8 von AL entsprechend der Überlieferung interpretieren, „zu zensurieren und als pharisäische Steinewerfer zu verhöhnen, die einen gnadenlosen Rigorismus verkörpern“. „Diese Art der Verleumdung“ sei dem Petrusamt fremd. Auch einige Berater des Papstes würden sich an ähnlichen Aktionen beteiligen, was den Eindruck hervorrufe, dass die Ansichten des Papstes nur mit „Argumenten ad hominem“ zu verteidigen seien. – Weinandy führt dann an, dass der Papst immer wieder „die Doktrin als tot und weltfremd“ darstelle, die von Papstkritikern zu einer Ideo­logie gemacht werde. Doch die kirchliche Lehre, einschließlich der feinen Unterscheidungen in Bezug auf zentrale Glaubensinhalte, würde gerade die Menschen von weltlichen Ideologien befreien. – Als dritten Punkt führt der Theologe die Auswahl einiger Bischöfe an, die der christlichen Überzeugung widersprechende Meinungen unterstützten. Das führe dazu, dass viele Gläubige Vertrauen in ihren obersten Hirten verlören. – Auch (4.) die Förderung einer Form von „Synodalität“, „die innerhalb der Kirche verschiedene lehramtliche und moralische Optionen zulässt“, führe zu weiterer Verwirrung. – Schließlich erinnert Weinandy daran, dass der Papst oft von der Notwendigkeit der Transparenz in der Kirche gesprochen und zur furchtlosen Meinungsäußerung auf­gerufen habe. Doch viele Bischöfe seien aus Furcht, ausgegrenzt zu werden oder vor Schlimmerem, still ge­worden.

In einer Anmerkung, die auf verschiedenen Webseiten veröffentlicht wurde, schildert Weinandy, wie er nach einem Gebet vor dem Allerheiligsten und am Petrusgrab in Rom nach schweren inneren Kämpfen ein „deutliches Zeichen“ erbeten und erhalten habe, so dass in seiner Seele „kein Zweifel mehr bestand, dass JESUS von mir wollte, dass ich etwas schriebe.“ So entschloss er sich zu einem direkten Brief an den Papst, aber immer auch mit dem Vorhaben, den Brief öffentlich zu machen, wenn er keine adäquate Antwort erhielte „da ich spürte, dass viele meiner Besorgnisse die gleichen Besorgnisse waren, die auch andere, besonders Laien, hatten“, denen er eine Stimme geben wollte. (Vgl. kath.net 2.11.2017 incl. Leserkommentare, DT 4.11.2017.)


 

 

Joseph Ratzinger: Kritik an päpstlichen Aussagen manchmal notwendig

 

Aussagen aus einem Buch des Theologen Joseph Ratzinger wurden, so berichtet LifeSiteNews, auf dem Hintergrund der heftigen Vorwürfe, die man den Unterzeichnern der „Correctio filialis“ von vielen Seiten machte, im Blog „Rorate Caeli“ in die Diskussion eingeführt (vgl. LSN 9.10.2017, https:// rorate-caeli.blogspot.com/2017/10/­benedict-xvi-criticism-of-papal.html).

 

Im Jahr 1969 schrieb Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., dass Kritik an päpstlichen Aus­sagen nicht nur möglich, sondern sogar notwendig sein würden in dem Maß, in dem der Papst vom Glaubensgut und der Apostolischen Tradition abweiche. Als Papst Benedikt XVI. nahm er diese Anmerkungen im Jahr 2009 auf in die Anthologie „Fede, ragione, verità e amore“ (Editione Lindau, Turin).

Ratzinger schrieb 1969 in „Das neue Volk GOTTES“, dass „der Glaube sich an den objektiven Vorgegebenheiten der Schrift und des Dogmas“ normiere, „die in dunklen Zeiten in erschreckender Weise aus dem Be­wusstsein des statistisch bei weitem größeren Teils der Christenheit entschwinden können und doch nichts von ihrer Verbindlichkeit verlieren“. In einem solchen Fall müsse der Papst sich „gegen die Statistik und gegen die lautstark sich als allein gültig behauptende Macht der Stimmung stellen“, die auf die Popularität der falschen Lehren verweise, und das könne „umso ent­schiedener geschehen, je eindeutiger…das Zeugnis der Überlieferung ist“. „Umgekehrt wird Kritik an päpstlichen Äußerungen in dem Maß möglich und nötig sein, in dem ihnen die Deckung in Schrift und Credo bzw. im Glauben der Gesamtkirche, fehlt“. Ratzinger vertrat die Auffassung, dass selbst eine „verbindliche Entscheidung“ des Papstes nicht möglich sei, wo „weder Einmütigkeit der Gesamtkirche vorliegt noch ein klares Zeugnis der Quellen gegeben ist“. Würde eine solche Entscheidung „formal gefällt, so fehlten ihre Bedingun­gen, und damit müsste die Frage nach ihrer Legitimität erhoben werden.“ (Joseph Ratzinger, Das neue Volk GOTTES. Entwürfe zur Ekklesiologie“, Düsseldorf 19691, 144).

„Rorate caeli“ verwies dazu auf Aussagen von Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. von 1998 und 2005:

„Der römische Bischof steht - wie alle Gläubigen - unter dem Worte GOTTES und unter dem katholischen Glauben. Er ist Garant für den Gehorsam der Kirche und in diesem Sinn servus servorum. Er entscheidet nicht nach eigener Willkür, sondern ist Stimme für den Willen des HERRN, der zum Menschen in der von der Überlieferung gelebten und interpretierten Schrift spricht. Mit anderen Worten: Die episkope des Primats hat die Grenzen, die aus dem Gesetz GOTTES und der in der Offenbarung enthaltenen, unantastbaren GÖTTlichen Stiftung der Kirche hervorgehen. Der Nachfolger Petri ist der Fels, der gegen Willkür und Konformismus eine unerbittliche Treue zum Worte GOTTES gewährleistet: Daraus folgt auch der martyrologische Charakter seines Primats.“ (Kongregation für die Glaubenslehre, Der Primat des Nachfolgers Petri im Geheimnis der Kirche, OR dt. 11.12.98; Orig. ital. in OR 31.10.98.)

„Die von CHRISTUS dem Petrus und seinen Nachfolgern übertragene Macht ist, absolut verstanden, ein Auftrag zum Dienen. Die Lehrvollmacht in der Kirche schließt eine Verpflichtung zum Dienst am Glaubensgehorsam ein. Der Papst ist kein absoluter Herrscher, dessen Denken und Willen Gesetz sind. Im Gegenteil: Sein Dienst garantiert Gehorsam gegenüber CHRISTUS und Seinem Wort. Er darf nicht seine eigenen Ideen verkünden, son­dern muss – entgegen allen Versuchen von Anpassung und Verwässerung sowie jeder Form von Opportunismus – sich und die Kirche immer zum Gehorsam gegenüber dem Wort GOTTES verpflichten.“ (Predigt anlässlich der Inbesitznahme der Kathedra des Bischofs von Rom, 7.5.2005)


 

 

Kardinal Caffarra: Glaube, Hoffnung und Stärke sind notwendig

 

Am 6. September 2017 verstarb in Bologna Kardinal Carlo Caffarra, der vier sog. „Dubia“-Kardinäle (Meisner, Caffarra, Brandmüller, Burke), im Alter von 79 Jahren.

 

Der hl. Papst Johannes Paul II. hatte dem Moraltheolo­gen 1980 die Gründung des Päpstlichen Instituts Johan­nes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie anvertraut und ihn 1995 zum Bischof von Ferrara-Comacchio und 2003 zum Erzbischof von Bologna ernannt sowie 2006 zum Kardinal erhoben. Caffarra war auch Mitglied des Päpstlichen Rates für die Familie und der Päpstlichen Akademie für das Leben, die Papst Franziskus unter Entlassung zahlreicher Mitglieder völlig umgestaltete (eine angeblich thematisch „breitere Aufstellung“ wirkt sich besorgniserregend aus: so veranstaltete die Päpstliche Akademie für das Leben im November 2017 eine Tagung zur Euthanasie, bei der Euthanasie-Befürworter wie René Héman, Vorsitzender der Königlich-Niederländischen Ärztevereinigung, Yvonne Gilli, Vorsitzende von „Sexuelle Gesundheit Schweiz“, des Schweizer Ablegers von Planned Parenthood u. a. ihre Ansichten vortragen durften [vgl. katholisches.info 13.11.2017]).

Caffarra hatte zusammen mit den Kardinälen Burke, Meisner (+5.7.2017) und Brandmüller im September 2016 die sog. Dubia“-Anfrage an Papst Franziskus gerichtet, wobei die Bitten um eine Audienz und um eine Antwort auf die vorgetragenen Bedenken zum Päpstlichen Schreiben „Amoris Laetitia“ (AL) bis heute ohne Antwort des Papstes blieben. Caffarra, im Oktober 2015 emeritiert, litt sehr darunter, wegen seiner Sorge um die Auswirkungen von AL als Papstfeind beschimpft zu werden. Er zöge es vor, homosexuellen Verhaltens beschuldigt zu werden, „als mich als Feind des Papstes zu brandmarken“. Gesprächspartnern vertraute er auch an, er fühle sich überwacht und sei überzeugt, dass seine Kommunikation kontrolliert werde. Nach einer (von dem Journalisten Antonio Socci berichteten) Aussage eines Priesters, der den Kardinal in den letzten Lebenstagen besucht hatte, sei Caffarra beim Sprechen über die Bedrängnisse und Verwirrung in der Kirche in Tränen ausgebrochen, habe aber gesagt: „Der HERR wird die Kirche nicht im Stich lassen. Es waren zwölf Apostel, so wird der HERR wieder mit einigen wenigen beginnen. Stellen Sie sich das Leiden des hl. Athanasius vor, der allein stand, um die Wahrheit von der Liebe zu CHRISTUS, zur Kirche und zum Menschen zu verteidigen. Wir müssen Glauben, Hoffnung und Stärke haben.“ (Vgl. Katholisches.info 12.9.17, LSN 16.9.2017.)


 

 

Kardinal Burke: Realistische und ermutigende Sicht auf die Situation der Kirche

 

„Verwirrung, Spaltung und Irrtum“ innerhalb der Kirche sogar von Hirten verbreitet, könnten möglicherweise „ein Zeichen der Endzeit“ sein. Das sagte Raymund Kardinal Burke bei einer Konferenz unter dem Titel „Church Teaches Forum“ am 22. Juli 2017 in Louisville, Kentucky, USA (vgl. LSN 8.8.2017, kath.net 12.8.2017).

 

„Wir leben in überaus unruhigen Zeiten in der Welt und auch in der Kirche“, sagte Burke und hob hervor, dass jene Übel, die in den westlichen „Kulturen“ des Todes und der Zerstörung weithin akzeptiert würden, in der Kirche von den Schafen hinauf zu den Hirten Einfluss gewonnen hätten. Die Kirche nähere sich diesen Kultu­ren an und scheine dabei ihre eigene Identität und Sendung zu vergessen, nämlich mit Klarheit und Mut das Evangelium des Lebens und der GÖTTlichen Liebe einer radikal säkularisierten Kultur zu verkünden. Als Beispiel führte Burke eine Bemerkung von Kardinal Marx, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, an, der gesagt hatte, die Legitimierung der gleichgeschlechtlichen „Ehe“ durch den Deutschen Bundestag sei für die Kirche ohne größere Bedeutung. Die Kirche, so sagte Marx, sollte stattdessen viel mehr betroffen sein von dem, was er die Intoleranz gegen Menschen mit gleichgeschlechtlicher Anziehung nannte.

Manche Hirten würden, aus welchem Grund auch immer, über die Situation in der Kirche schweigen oder hätten die Klarheit der kirchlichen Lehre zugunsten von Verwirrung und Irrtum aufgegeben in der falschen Meinung, damit den totalen Zusammenbruch der christlichen Kultur wirkungsvoller aufhalten zu können. Für ihn, so Burke, sei es ein klares Signal dafür, dass die Kirche ihre Sendung schlimm verfehle, dass sie nicht mehr von den säkularen Medien angegriffen werde. „Vor einiger Zeit sagte in Rom ein Kardinal, wie gut es ist, dass die säkularen Medien die Kirche nicht mehr attackieren, wie sie es so heftig während des Pontifikates von Papst Benedikt XVI. taten. Meine Antwort war, dass der Beifall der säkularen Medien im Gegenteil für mich ein Zeichen ist, dass die Kirche ihr klares und mutiges Zeugnis für die Erlösung der Welt dieser gegenüber in schlimmer Weise versäumt“, erzählte Burke. Säkulare Stimmen wollten Papst Franziskus zum „Reformer, der ein Revolutionär ist“, stilisieren, also als jemanden, der die Kirche reformieren wolle, indem er sie von der Überlieferung, von der regula fidei (Glaubensregel) und der damit zusammenhängen­den regula iuris (Regel des Rechts) loslöse. Dabei habe sich im Hinblick auf zahlreiche Äußerungen des Papstes die populäre Meinung entwickelt, dass jede Aussage des Hl. Vaters lehramtlichen Charakter hätte. Der Papst ver­bessere die Lage nicht, so der Kardinal, weil er es liebe, „in umgangssprachlicher Weise“ zu sprechen, „ob bei Interviews im Flugzeug oder gegenüber Zeitungen oder in spontanen Bemerkungen gegenüber verschiedenen Gruppen“. Katholiken, die CHRISTUS und der von Ihm gegründeten Kirche treu bleiben wollten, müssten zu unterscheiden lernen zwischen „den Worten des Mannes, der Papst ist, und den Worten des Papstes als Stellvertreter CHRISTI auf Erden“. Papst Franziskus bevorzuge es, oft als diese erstere Person zu sprechen, als Mann, der Papst ist, während er in manchen Dokumenten deutlicher gemacht habe, dass er nicht lehramtlich spreche, sondern nach seinem eigenen Denken. Es sei gegen das beständige Verständnis der Kirche und einfach falsch und gefährlich für die Kirche, jede Aussage des Hl. Vaters als Ausdruck des päpstlichen Lehramts zu nehmen. Ohne die Unterscheidung würde der Respekt für das Amt des Papstes verlorengehen oder die Gefahr eintreten zu denken, dass Menschen, die nicht mit der persönlichen Meinung des Mannes, der römischer Pontifex ist, übereinstimmen, die Gemeinschaft mit der Kirche brechen. Katholiken sollten nicht in eine „Idolatrie des Papsttums“ verfallen, in der jedes Wort des Papstes als lehramtliche Aussage zu gelten habe, „selbst wenn sie im Widerspruch zum wirklichen Wort CHRISTI formuliert ist, zum Beispiel bezüglich der Unauflöslichkeit der Ehe“, so Burke. Jede Erklärung des Papstes müsse verstanden werden „im Kontext der beständigen Lehre und Praxis der Kirche, damit nicht Verwirrung und Spaltung gegen­über der Lehre und Praxis der Kirche in ihren Leib eindringe zum großen Schaden für die Seelen und großen Schaden für die Evangelisierung der Welt“. Die Gläubigen seien nicht frei, theologischen Meinungen zu folgen, „die der Lehre widersprechen, die in der Hl. Schrift und in der Hl. Überlieferung enthalten und durch das ordentliche Lehramt bestätigt ist, selbst wenn diese Meinungen in der Kirche breites Gehör finden und nicht von den Hirten der Kirche korrigiert werden, wie es Pflicht der Hirten ist“.

Kardinal Burke warnte Katholiken, die der gegenwärtigen Situation wegen in Angst sind, davor, auch nur über ein Schisma nachzudenken, das heißt darüber, sich von der katholischen Kirche, die vom Papst geleitet wird, in der Hoffnung auf eine bessere Kirche zu trennen. „Es kann in unserem Denken oder Handeln kein Platz sein für ein Schisma, das immer und überall falsch ist“, sagte er. „Ein Schisma ist die Frucht einer weltlichen Denkweise, oder der Meinung, dass die Kirche in unseren Händen ist statt in den Händen CHRISTI. Die Kirche in unserer Zeit hat großen Bedarf nach Reinigung von jeder Art weltlichen Denkens.“

Schließlich legte Kardinal Burke eine Reihe praktischer Möglichkeiten vor, wie Katholiken, die sich bemühen, dem Glauben treu zu sein, auf die gegenwärtigen Krise in der Kirche antworten können (vgl. Vorwort dieser FMG-INFORMATION S. 2)    *hier bei "Aufgelesen-Kommentiert".


 

 

Der Stand der Dinge zur Frage der sog. „brüderlichen Zurechtweisung“

 

In einem Interview mit der amerikanischen Wochenzeitung „The Wanderer“ konkretisierte Raymond Kardinal Burke im August 2017 auf die Frage, wie eine „brüderliche Zurechtweisung“ zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben „Amoris laetita“ erfolgen könnte, nachdem der Papst nicht auf die fünf Dubia der Kardinäle Brandmüller, Caffarra, Meisner und Burke antworte.

 

Burke sagte, dass die Form einer „brüderlichen Zurechtweisung“ nicht oft in der Kirche genutzt worden sei, in den vergangenen Jahrhunderten gar nicht. In der Kirchengeschichte habe es aber Zurechtweisungen von Päpsten „zu wichtigen Punkten“ gegeben, wenn auch nicht auf doktrineller Ebene. Das Wesen der „Zurechtweisung“ scheine ihm ziemlich einfach zu sein: „Auf der einen Seite wird die klare und offensichtliche Lehre der Kirche aufgezeigt, auf der anderen Seite wird dargelegt, was der römische Pontifex in diesem Moment lehrt. Gibt es darin einen Widerspruch, wird der Papst aufgefordert, seine Lehre im Gehorsam gegenüber CHRISTUS und dem Lehramt der Kirche anzupassen.“ Dazu könne es durch eine formale Erklärung kommen, auf die der Hl. Vater zu antworten verpflichtet sei.

Burke erinnerte an die dem Papst am 19. September 2016 schon vorgelegten formalen „Dubia“, die dann – als keine Antwort gegeben wurde – im November der Öffentlichkeit bekanntgemacht wurden. „Das wurde auf sehr respektvolle und mitnichten aggressive Weise getan mit dem Zweck, ihm die Gelegenheit zu geben, die unveränderliche Lehre der Kirche darzulegen.“ Der Papst habe entschieden, nicht darauf zu antworten, „weshalb es jetzt notwendig ist, in aller Einfachheit zu erklären, was die Kirche über die Ehe, die Familie, die Handlungen, die in sich schlecht sind und so weiter lehrt“. Das seien die in der derzeitigen Lehre des Papstes nicht klaren Punkte, und deshalb müsse die Situation korrigiert werden. „Die Kurskorrektur betrifft vor allem diese Punkte der Glaubenslehre.“ Der Papst sei, so Burke in diesem Interview weiter, „das Prinzip der Einheit der Bischöfe und aller Gläubigen. Die Kirche wird aber durch die Verwirrung und die Spaltung zerrissen.“ Der Hl. Vater müsse aufgerufen werden, sein Amt auszuüben „und all dem ein Ende zu setzen“. „Anstatt Fragen zu stellen, wie wir es mit den Dubia getan haben, wäre die formale Zurechtweisung, Antworten zu geben, wie sie die Kirche klar lehrt.“

Ähnlich antwortete Kardinal Burke auf Fragen des unabhängigen ungarischen Nachrichtendienstes Katolikus Válaz; das Interview wurde am 6. Septem­ber 2017 veröffentlicht. Angesprochen auf die unterschiedliche Interpretation von „Amoris laetita“, so dass etwa Bischöfe in Argentinien, Malta, Deutschland und Belgien zugunsten eines Kommunionempfanges von sog. wiederverheirateten Geschiedenen entschieden hätten, Bischöfe in Kanada und Polen aber die entgegengesetzte Ansicht verträten. Burke: „Es gibt Passagen [in AL], die in der Tat bestimmte grundlegende Lehren der Kirche in Frage stellen und so widersprüchliches Verständnis der Lehre der Kirche über die hl. Eucharistie und die hl. Ehe sowie über Akte, die in sich böse sind und daher nie gerechtfertigt werden können, erzeugt haben.“

Ein Bericht von LifeSiteNews (7.9.2017) über dieses Interview mit Kardinal Burke erinnert auch daran, dass außer dem vier Kardinälen auch Dutzende katholischer Philosophen und Theologen ihre Bedenken über AL vorgelegt haben, und dass der katholische Philosoph Dr. Josef Seifert in einem Aufsatz seine Überzeugung darlegte, dass AL eine „tickende theologi­sche Atombombe“ sei, die die Fähigkeit habe, alle katholischen moralischen Lehren vollständig zu zerstören.

(In der ausführlich begründeten Darlegung hatte Prof. Seifert schließlich geschrieben: „Wenn es nicht möglich ist, wie es nicht möglich scheint, die genannten und andere Erklärungen in AL in Kontinuität mit dem beständigen Lehramt der Kirche zu interpretieren, bitten wir demütig, aber stark und entschieden Papst Franziskus, den Stellvertreter JESU CHRISTI auf Erden, Sätze, die fast jeder Leser von AL in irrigem Sinn, der der Heiligen Schrift und der Lehre der Kirche widerspricht, verstehen muss, richtigzustellen und verheerende Interpretationen der Aussagen von AL entschieden zurückzuweisen.“ Seifert war daraufhin von Erzbischof Javier Martinez Fernández von Granada aus der von Seifert mitgegründeten, heute vom Erzbistum Granada abhängigen „Internationalen Akademie für Philosophie“ ausgeschlossen, nachdem der Erzbischof ihm schon früher den Lehrauftrag entzogen hatte.) (Vgl. katholisches.info 18.8.2017, kath.net 19.8.2017, LSN 16.8., 18.8., 7.9.2017, katholisches.info 7.9.2017)


 

Schließlich führte Edward Pentin vom „National Catholic Register“ am 14. November 2017 ein Interview mit Kardinal Raymond Burke und fragte ihn nach dem „Stand der Dinge“ hinsichtlich der vor genau einem Jahr veröffentlichten, zusammen mit Kardinal Walter Brandmüller und den beiden jüngst verstorbenen Kardinälen Joachim Meisner und Carlo Caffarra an den Hl. Vater gerichteten „Dubia“.  

Burke sagte, ein Jahr nach der Veröffentlichung, die keinerlei Antwort vom Hl. Vater erfahren habe, sei festzustellen, „dass die Verwirrung in der Interpretation des apostolischen Schreibens [AL] immer größer wird. Aus diesem Grund ist auch unsere Sorge zur Lage der Kirche und ihrer Mission in der Welt umso größer. Ich bin ständig in regelmäßigem Kontakt mit Kardinal Walter Brandmüller, was diese schwerwiegenden Probleme betrifft. Wir beiden sind auf das engste mit den beiden verstorbenen Kardinälen Meisner und Caffarra verbunden, die uns in den vergangenen Monaten verlassen haben. Aus diesem Grund mache ich noch einmal auf die Schwere der Situation aufmerksam, die sich weiter verschlechtert.“ Burke betonte, dass die Klarheit der Lehre „keine Starrheit“ bedeute, „die das Volk daran hindert, den Weg des Evangeliums zu gehen, sondern das Gegenteil: Die Klar­heit schenkt das nötige Licht, um die Familien auf den Weg der Jüngerschaft CHRISTI zu führen. Es ist die Finsternis, die uns daran hindert, den Weg zu sehen, und die die Evangelisierung durch die Kirche behindert, wie CHRISTUS es sagte: ‚Es kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann‘ (Joh 9,4).“

Burke wies die von Kritikern vorgebrachte Behauptung zurück, es sei eine „ignorantia affectata“, die Zweifel aufwerfe, nur weil man eine bestimmte Lehre nicht akzeptieren wolle. Vielmehr sei es die Sorge, genau zu klären, was der Papst als Nachfolger des Petrus lehren wolle. Die Fragen entstünden also gerade, weil man das Pet­rusamt – vom HERRN empfangen, um „die Brüder im Glauben zu stärken“ – anerkenne. Das Lehramt sei „ein Geschenk GOTTES an die Kirche, um Klarheit zu schaffen zu Punkten, die das depositum fidei betreffen. Aussagen, denen es an dieser Klarheit fehlt, können ihrer Natur nach nie qualifizierter Ausdruck des Lehramtes sein.“ Dass in AL einige wesentliche Aspekte des Glaubens und der Praxis des christlichen Lebens betreffende Anweisungen seien, die unterschiedliche und manchmal miteinander unvereinbare Interpretationen erfahren hät­ten, sei unbestreitbar. Damit werde bestätigt, dass die Anweisungen zweideutig seien. „Die von uns Kardinälen aufgeworfenen Zweifel betreffen die Frage, was genau der Hl. Vater lehren will und wie seine Lehre mit dem Depositum fidei im Einklang ist, denn ‚das Lehramt ist nicht über dem Wort GOTTES, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist, weil es das Wort GOTTES aus GÖTTlichem Auftrag und mit dem Beistand des HL. GEISTES voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt, und will es alles, was es als von GOTT geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Schatz des Glaubens schöpft‘ (Vaticanum II, Dei verbum 10).“

Burke legte dann Argumente dar, die gegen die angeblich einzig mögliche Interpretation durch Bischöfe Argentiniens sprechen, und zeigte auf, dass die angebliche Berufung auf „Familiaris consortio“ widersprüchlich geschehe. „Diese hermeneutische Verwirrung hat ein trauriges Resultat hervorgebracht, Die Zweideutigkeit zu einem konkreten Punkt der pastoralen Sorge um die Familie hat dazu geführt, dass einige einen Paradigmenwechsel der gesamten Moralpraxis der Kirche fordern, deren Grund­lagen vom hl. Johannes Paul II. mit großer Autorität in seiner Enzyklika Veritatis splendor gelehrt wurden.“ Es sei ein Prozess in Gang gesetzt worden, der einige wesentliche Teile der Tradition umstürzen wolle. Einige behaupteten, dass die absoluten Moralnormen relativiert werden müssten und dass „das subjektive und selbstbezogene Gewissen den – letztlich zweifelhaften – Vorrang haben müsste“. Die Tragweite dieser Veränderungen werde deutlich, wenn man bedenke, „was geschehen würde, wenn dieses Denken auf andere Fälle angewandt würde, zum Beispiel auf einen Arzt, der Abtreibungen durchführt, auf einen Politiker, der Teil eines Korruptionsringes ist, oder auf eine leidende Person, die sich dafür entscheidet, aktive Sterbehilfe zu beantragen.“ Daneben zerbrösle auch das Verständnis für die sakramentale Praxis immer mehr, besonders hinsichtlich Bußsakrament und Altarsakrament. Die Sakramente seien „weder private Begegnungen mit GOTT noch Instrumente der sozialen Integration in eine Gemeinschaft“, sondern „lebendige und wirksame Zeichen unserer Einbindung in den Leib CHRISTI, Seine Kirche, in dem und durch den die Kirche öffentlich ihren Glauben bekennt und umsetzt“. Kardinal Burke beschloss das Interview mit einem noch­maligen Appell an den Hl. Vater: es sei dringend, „dass der Papst in der Ausübung seines vom HERRN empfangenen Amtes seine Brüder im Glauben stärkt, durch eine klare Bekundung der Lehre über die christliche Moral und der Bedeutung der sakramentalen Praxis der Kirche.“ (Vgl. katholisches.info 14.11.2017, DT 16.11.2017, LSN 14.11.2017.) 

 

    

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