„Den Gebeinen der Heiligen geht die Anwesenheit des HL. GEISTES nie verloren...“

FMG-Wallfahrt 2008

 

 

1. Beim Propheten Ezechiel (37,1-14) gibt es jene beeindruckende Schilderung vom Feld der Totengebeine, die auf das Wort des Propheten hin sich wieder zusammenfügen und die der Geist dann wieder lebendig macht. Es ist einer der Texte, die die Kirche für Pfingsten vorsieht. Ein ermutigendes Bild angesichts eines Europa, das in vieler Hinsicht von einer „Kultur des Todes“ niedergedrückt ist – wo der Mensch sich das Recht über das (leibliche) Leben anmaßt, wo aber noch mehr geistlich tot sind, tot durch die Sünde. Doch der HL. GEIST kann auch sie zum Leben erwecken, ja zu Heiligen machen. Der Blick auf zahlreiche Heilige sollte das in den Wallfahrtstagen wieder als Hoffnung für unsere Länder und Ansporn zur eigenen Glaubensvertiefung und zu Gebet und Zeugnis in unsere Herzen rufen. Die Ezechiel-Lesung in der ersten Pilgermesse am Pfingstmontag in der herrlichen und schön geschmückten Tiroler Dorfkirche von Tulfes ließ die Gedanken des Predigers aber auch noch in eine andere Rich­tung schweifen, mit dem Verweis auf ein Wort von Papst Johannes Paul II. (1998), der die todesüberwindende Kraft CHRISTI auch in der dem christlichen Glauben entsprechenden Achtung vor den sterblichen Überresten jedes Menschen ausgedrückt sah, der Achtung „sei es wegen der Würde der Per­son, zu der sie gehört haben, sei es wegen der Ehre, die man dem Leib derer schuldet, die in der Taufe Tempel des HL. GEISTES geworden sind.“ Davon lege auch die „Verehrung der Reliquien von Heiligen“ Zeugnis ab, „die sich schon in den ersten Jahrhunderten entwickelte. Den Gebeinen der Heiligen – so sagt der hl. Paulinus von Nola – ‚geht die Anwesenheit des HL. GEISTES nie verloren; daher kommt den Gräbern eine lebendige Gnade zu` (vgl. Carme XXI., 632-633).“ Wenn wir also wiederum acht Tage zu den Grabstätten, Altären und Reliquienschreinen von Heiligen, Seligen und heiligmäßigen Menschen unterwegs waren, so sollte das auch Ausdruck dieses Glaubens an die „Anwesenheit des HL. GEISTES“ an jenen Stätten sein.

Auf dem Friedhof von Tulfes wird noch nach bald 200 Jahren die Grabstätte einer „Tiroler Maria Goretti“ gepflegt: die der 18-jährigen Gertraud Angerer, die am 23. März.1816 auf dem Rückweg vom Markt in Solbad Hall überfallen wurde und ihre jungfräuliche Reinheit verteidigte. Schwer verwundet wurde sie gegen Mittag gefunden und in den Heimathof gebracht, wo sie noch die Sterbesakramente empfangen konnte und am Abend des folgenden Tages starb – als Märtyrin der Reinheit.

2. Über die Brenner-Autobahn ging’s von Tulfes aus in Richtung Süden und bei Verona ostwärts. Kurz vor 16 Uhr verließen wir die Autobahn, um den Ort Marola südöstlich von Vicenza zu suchen. Doch schon bald wiesen Hinweisschilder zum Heiligtum der 2005 seliggesprochenen Eurosia Fabris-Barban. 1866 in einem Nachbarort geboren, lernte das Mädchen von ihrer Mutter die Fertigkeiten der Schneiderei. Sie war geistig rege und von apostolischem Eifer erfüllt. Nach dem Tod einer Nachbarin nahm sie sich um deren noch sehr kleine Kinder an und heiratete dann auf den Rat der Eltern und des Pfarrers hin. Die Ehe war – neben den beiden Waisen – mit neun Kindern gesegnet, daneben nahm sie drei Adoptivkinder auf (drei von ihnen wurden Priester, eine Tochter Ordensschwester). In einem heroischen Leben heiligte „Mamma Rosa“, wie sie allgemein genannt wurde, sich und ihre Familie. Sie wurde als vorbildliche Mutter und Ehefrau in Vicenza seliggesprochen. – Als wir die Kirche betraten, war eine Schar Kinder zu einer Katechese versammelt. Der herbeigeholte Pfarrer, erfreut über den Pilgerbesuch aus Germania, sprach von seinen Bemühungen, die Verehrung der Seligen zu fördern – er betreut die Gemeinde noch nicht lange - und brachte uns (italienischsprachige) Bildchen und Rosenkränze...

3. Eine dreiviertel Stunde später trafen wir dann in Padua ein und quälten uns etwas durch den starken Verkehr zum Busparkplatz nahe dem großen Prato della Valle-Platz, von wo aus wir zur Basilika des „Santo“ gingen. Nach dem Verweilen an der Sakramentskapelle war der Schrein des hl. Antonius das wichtigste Ziel – wegen Renovierungsarbeiten sind die Reliquien zur Zeit auf der entgegengesetzten Seite. Doch ist die Kapelle des seligen Lukas Belludi daneben zu erreichen. Auch die Reliquienkapelle an der Spitze der Apsis (mit der unverwesten Zunge des Heiligen und anderen Reliquien suchten wir auf, und manche fanden sich dann im Devotionalienladen an der Seite des an die Kirche anschließenden Kreuzganges ein. – Antonius, Augustinerchorherr aus Lissabon, 1195 geboren, war 1220 unter dem Eindruck der franziskanischen Erstlingsmärtyrer zu den Franziskus-Jüngern übergetreten. Nach einer Zeit der Unauffälligkeit wurde seine Predigtgabe erkannt; er wirkte in Oberitalien und Südfrankreich, zuletzt in Padua, wo er am 13.6.1231 starb; schon im folgenden Jahr heiliggesprochen, wurde sein Leib etwa 30 Jahre später erhoben und in die neue Basilika übertragen. Lukas Belludi, um 1200 in Padua geboren, wurde Schüler und Gefährte des hl. Antonius; zeitweise war er Provinzial; vom Volk als Wundertäter verehrt, starb er am 17.2.1285 (ca.); 1927 wurde sein Kult vom Papst bestätigt.

Auf dem Rückweg zum Bus war noch eine kurze Visite in der Basilika der hl. Justina möglich, erbaut über dem Grab der 16-jährigen Märtyrin Justina unter Kaiser Maximian (304). Der im 16. Jh. erneuerte Renaissancebau rühmt sich auch des Besitzes der Reliquien des hl. Lukas. Neue wissenschaftliche Studien haben 1998 die Überlieferung bestätigt (vgl. „30Tage“ 11/1998 und 10/2000).

4. Am folgenden Morgen feierten wir die hl. Messe neben dem Grab des heiligen Leopold Mandic in seinem Heiligtum an der Piazza S. Croce 44. Vielfältige Räumlichkeiten reihen sich um die eigentliche Klosterkirche und die Kapelle mit dem Hand-Reliquiar des Heiligen und dem Sarkophag. Der aus Castelnovo (Herzegowina) stammende Kapuziner, 1866 geboren, wirkte über 30 Jahre bis zu seinem Tod am 30.7.1942 als begnadeter Beichtvater in Padua. Dem 1,35 m kleinen, kränklichen Mönch, dessen tiefstes Anliegen die Rückkehr der orientalischen Christen zur Einheit der Kirche war, wurden schon zu Lebzeiten nicht nur Gnadenwunder in den Herzen, sondern auch äußere wunderbare Geschehnisse zugeschrieben. Für die Besichtigung seiner Beichtzelle, die allein – wie von ihm vor­hergesagt – die Zerstörung des Klosters durch ein Bombe 1944 überstand und vieler Erinnerungs- und Ausstellungsgegenstände (darunter eine Kutsche, in der der Heilige vor einem Unfall zwischen Straßenbahn und Hausfront bewahrt worden war) ließen wir uns nach der hl. Messe Zeit. – Einige Pilger fanden auch zur unweit des Kapuzinerklosters gelegenen Kapelle des Mutterhauses einer Schwesterngemeinschaft (Suore di S. Francesco di Sales, Corso Vitt. Emanuele II, 172) mit den Reliquien der 2002 seliggesprochenen Schwester Lidwina Meneguzzi (* 1901 bei Padua, Ordenseintritt 1926, ab 1937 als Missionskrankenschwester in Äthiopien; dort starb sie am 2.12.1941; 1961 wurden die Gebeine nach Padua überführt).

5. Nach der Mittagspause an einem Autobahnparkplatz läuteten wir dann nahe Rimini am Passionistenkloster in S. Vito di Romagna, weil die Kirche „Madonna di Casale“, wie in Italien leider weithin üblich, geschlossen war, und wurden auch eingelassen. Hier ruhen im linken Querschiff inmitten einer dem Seligen nachgestalteten Figur die Reliquien des 1985 seliggesprochenen jungen Passionisten Pio Campidelli (1868-2.11.1889), dessen Leben ein vom FMG herausgegebenes, inzwischen vergriffenes Büchlein „Der Melonendieb von Trebbio“ schilderte. In der Todeskrankheit opferte er sein junges Leben „für die Kirche, für den Papst, die Ordensgemeinschaft und die Bekehrung der Sünder auf“, und für seine geliebte Heimat.

6. Etwa dreißig Kilometer waren es dann bis Rimini. Zwar sind mit dieser Stadt auch Heilige aus vergangener Zeit verbunden – ein sel. Simon Ballacchi (1240-1319, Dominikanerbruder), eine sel. Klara Agolanti (1280-1326, Ehefrau, Büßerin, Klarissin). Wir besuchten jedoch zwei Selige aus der neuen Zeit: die Schwester Maria Rosa Pellesi,1917 bei Modena „geboren auf der Erde wie JESUS“ (weil die Familie gerade umzog) als 9. Kind einer gläubigen Familie, trat sie 1940 bei den Missionsfranziskanerinnen von CHRISTUS in Rimini ein. Von 1955 bis zu ihrem Tod am 1.12.1972 führte sie infolge Tuberkulose ein Leben mit körperlichem Leid, in der Abgeschiedenheit und Einsamkeit des Sanatoriums, doch dem HERRN in der Kapelle nahe und auf die anderen Bewohner Barmherzigkeit und Güte ausstrahlend: auf dem Foto ist ihr beeindruckendes Lächeln zu sehen. Seliggesprochen wurde sie am 29. April 2007 in der Kathedrale von Rimini. Ihr Grab ist in der kleinen Kirche des hl. Onofrio des Mutterhauses ihrer Kongregation (Rimini, Via Francesco Bonsi 18). Dort ruht auch die Gründerin dieser Schwestern, die Dienerin GOTTES Teresa vom Gekreuzigten JESUS (Faustina) Zavagli (1835-1910), für die der Seligspre­chungsprozess läuft. Einige Schwestern begrüßten uns freundlich und bestanden zum Schluss auf einem Gruppenfoto.

Ein paar Straßen weiter steht die große Pfarrkirche St. Augustinus (Via Cairoli 69) – es wurde gerade vor der Abendmesse der Rosenkranz gebetet. An der linken Wand des Kirchen­schiffes ist dort das Grab des jungen Ingenieurs Alberto Marvelli. 1918 in Ferrara als zweites unter sieben Geschwistern geboren (mütterlicherseits sogar mit deutschen Wurzeln), zog er mit der Familie 1930 nach Rimini. Er wurde dort neben der gläubigen Familie im salesianischen Oratorium religiös geformt. Nach der Ingenieursausbildung arbeitete er bei FIAT in Turin und leistete den Militärdienst in Trient. Er setzte sich für Bedürftige ein und betätigte sich bei Kriegsende in der Verant­wortung für die Stadt Rimini. Insbesondere engagierte er sich in der Jugend der Katholischen Aktion und bei den Katholischen Akademikern. Der glühende Katholik starb mit 28 Jahren am 5.10.1946 durch einen Verkehrsunfall. Seine Lebensbe­schreibung lässt auch die große Wertschätzung für die Reinheit erkennen, die er mit Wachsamkeit und unter Einsatz der natürlichen und übernatürlichen Mittel bewahrte. Die Seligsprechung nahm Papst Johannes Paul II. am 5.9.2004 in Loreto vor.

7. Etwa fünfzehn Kilometer südlich von Rimini liegt der Ort Coriano, unser nächstes Ziel: das Kloster der „Maestre Pie dell’ Addolorata“ („Fromme Lehrschwestern von der Schmerzhaften MutterGOTTES“) mit dem Grab der seligen Gründerin. Leider gab es keinerlei Hinweisschild, die Schwestern versteckten ihre Selige ein wenig, und wir mussten mehrfach fragen, bis wir – weil ein Seitensträßchen durch Bauarbeiten gesperrt war, den Klostereingang fanden. Wir wurden gleich in die kleine Kapelle geführt, wo eine Reihe greiser Schwestern saß und wohl auf die hl. Messe wartete. Hier ist auch das Grab der seligen Schwester Maria Elisabetta Renzi.1786 in einem Ort in der Nähe geboren, trat sie 1808 bei Augustinerinnen ein, musste aber bei der Klosterunterdrückung Napoleons das Kloster wieder verlassen. 1824 schloss sie sich einer von einem Priester und einer frommen Frau gegründeten „Frommen Stiftung zu Coriano“ an, die verlassenen Mädchen eine Zufluchtsstätte schaffen wollte, und führte sie, als ein paar Jahre später durch widrige Umstände der Priester und die damalige Leiterin die Stiftung verließen, diese weiter und baute sie zu einer geregelten Gemeinschaft aus. Am 14.8.1859 starb sie; 1989 fand ihre Seligsprechung statt. – Aus der Kapelle wurden wir dann in den ersten Stock geführt, wo das Sterbezimmer der Seligen sowie Räume mit Andenken an sie zu besichtigen waren. Die Kongregation hat heute Niederlassungen in den USA, in Mexiko und Brasilien, Zimbabwe und Bangladesh.

8. Nach der Übernachtung in Misano Adriatico (fast direkt am Adria-Strand) stand am nächsten Tag zunächst Corinaldo an, wo die hl. Maria Goretti am 16.10.1890 geboren wurde; hier hatte sie die Taufe und – mit sechs Jahren – die Firmung empfangen. 1899 war die Familie dann nach Collegianturco südöstlich von Rom und schließlich nach Le Ferriere bei Nettuno gezogen. Wir feierten im Heiligtum der Reinheitsmärtyrin, einer alten, 1987 ihr gewidmeten Kirche, die hl. Messe (Ver­gelt’s GOTT an den mitpilgernden Priester, dass er anstelle des durch Erkältung stimmlosen Pilgerleiters einsprang). Unter dem eigentlichen Zelebrationsaltar, dessen Bereich wegen Erdbebenschäden abgesperrt war, befindet sich eine Liegestatue der Heiligen und ein Reliquiar mit einem Armknochen, und hinten in der Kirche sind die Gräber der Mutter Assunta Goretti (+1954) und des bekehrten Mörders Alessandro Serenelli (+1970). Letzterer ist erst im Vorjahr hierher übertragen worden – als Beispiel der Bekehrung und der Gnade GOTTES. Zwischen Verkaufsständen eines Marktes kehrten wir aus dem Zentrum des kleinen Städtchens wieder zu unserem Bus zurück und fuhren zum etwas außerhalb liegenden Geburtshaus. Der Betreuer hieß uns im Gebetsraum, der in einem der damaligen landwirtschaftlichen Räume im Erdgeschoß eingerichtet ist, willkommen und führte uns dann im 1. Stock in den damaligen Wohnraum mit dem Kamin, an den sich zwei kleine Kammern anschließen – der Geburtsraum und ein Kämmerchen mit dem Rollstuhl der greisen Mama Assunta und einem alten Webstuhl. Auf dem großen Platz vor dem Geburtshaus (es gibt auch WCs) hielten wir unsere Mittagsrast.

9. Gegen 12.45 Uhr brachen wir auf und waren gute 45 Minu­ten später in Loreto. Für die Basilika und die darin geborgene Santa Casa (sie war nach kurzen Reinigungsarbeiten bald wieder für die Pilger offen) ließen wir uns dann bis 16 Uhr Zeit. Das Heilige Haus von Nazareth, das der hl. König Ludwig IX. noch 1251 dort im Hl. Land gesehen hatte, ist nach der Überlieferung 1291 von den hl. Engeln nach Tersat in Dalmation und 1294 hierher nach Italien überführt worden. 1291 war das Jahr, als der letzte Stützpunkt der Kreuzfahrer im Hl. Land verlorenging. Früher als typisch mittelalterliche Legende abgetan, gibt es zahlreiche Belege für die Echtheit des Gebäudes (ohne Frontwand und Altar), etwa dass die für Italien fremden Steine denen in Nazareth entsprechen, der entsprechende Grundriss usw.. Neuerdings werden auch Dokumente angeführt, die von einer Familie Angeli sprächen, die das zerlegte Gebäude per Schiff hergebracht habe. Dem stehen aber die Überlieferungen auch von Tersat entgegen und die von der Kirche und vielen Heiligen durch Jahrhunderte geteilte Überzeugung von der wunderbaren Übertragung durch die hl. Engel, was auch dazu führte, dass Papst Benedikt XV. 1920 Unsere Liebe Frau von Loreto zur Patronin der Luftfahrt erklärte. Übrigens zeigt in der Reihe der von einzelnen Nationen ausgestalteten Kapellen der Basilika die amerikanische Kapelle ein Gemälde von Pius XII. bei der Dogmenerklärung von 1950 sowie die Geschichte der Luftfahrt vom legendären Ikarus über Leo­nardo da Vinci bis zu den Astronauten... Am bewegendsten aber ist es, in der Santa Casa die Inschrift „Hic verbum caro factum est“ zu lesen, die erinnert, dass „hic“, hier in diesen Mauern, das Ewige WORT durch die Botschaft des Engels und das Jawort Mariens Mensch geworden ist.

10. Nächstes Ziel war das rund 160 km weiter südlich gelegene Bucchianico bei Chieti. Der 370 m hoch auf dem Berg gelegene Ort birgt, den Türmen nach zu schließen, mehrere Kir­chen. Anlass des Besuches war eigentlich, dass wir auf einen heiligmäßigen jungen Ordensmann aufmerksam geworden waren, und der Ort auf dem Weg zum Tagesziel, Manoppello, erreichbar war. Zudem war dies der Geburtsort des hl. Camillus von Lellis, dessen Grab aber nach den Büchern in Rom, S. Maddalena, ist. Umso überraschter waren wir, dass im Heiligtum des hl. Camillus in Bucchianico (Piazza Roma 3), einer kleinen Kirche mit Krypta und zahlreichen Nebenräumen nicht nur viele Ausstellungstücke zu sehen waren, die an ihn erinnerten, sondern auch ein Schrein mit seiner Gestalt (ohne Reliquien?), ein Reliquiar mit einem Fragment des Herzens, eine weiteres mit der Fußreliquie – und das Grab des Dieners GOTTES Nicola d’Onofrio. – Der hl. Camillus, hier 1550 geboren als Sohn eines Offiziers im Dienst Kaiser Karls V., beteiligte sich an den Türkenkriegen Venedigs, verspielte Hab und Gut. 1575 erlebte er seine Bekehrung, unter Führung des hl. Philipp Neri reifte er in Rom zur Heiligkeit und gründete eine religiöse Gemeinschaft für Krankenpflege, wurde Priester und starb am 14.7.1614 in Rom. - Nicola d’Onofrio, 1943 in der Nähe von Bucchianico geboren, ging, da er die Berufung zum Priestertum spürte, 1955 in das Seminar der Camillianer in Rom und begann 1960 sein Noviziat. Frühvollendet starb er am 12.6.1964 an Krebs. Zunächst im Grab der Familie beigesetzt, wurde er 1979 in die Krypta des Camillus-Heiligtums überführt; im Jahr 2000 wurde sein Seligsprechungsverfahren eröffnet. – Von Bucchianico nach Manoppello waren es dann noch etwa 25 km.

11. Manoppello, das kleine Kapuzinerheiligtum außerhalb des Abruzzenstädtchens, das wir auf den FMG-Wallfahrten bereits 1996 und 2002 besucht hatten, hat in den letzten Jahren weltweit Beachtung gefunden, nicht zuletzt durch den Besuch von Papst Benedikt XVI. am 1.9.2006. Die Kirche birgt über dem Hochaltar den hauchdünnen Schleier aus kostbarer Muschel­seide, ohne Malerei, der ein Antlitz zeigt, den „Volto Santo“, ein lebendiges, von Leiden gekennzeichnetes Gesicht des Erbarmens. Eine Überlieferung sagt, ein Engel habe es 1506 hierher gebracht, andere Angaben sprechen davon, dass die Frau eines Soldaten es 1618 verkauft habe (das wäre die Zeit des Abbruchs der alten Peterskirche in Rom, wo das vielverehrte Veronikabild 1601 letztmals öffentlich gezeigt worden war. Forschungen von Prof. Pfeiffer SJ und besonders Sr. Blandina Paschalis Schlömer (sie lebt heute als Einsiedlerin in der Nähe von Manoppello) haben die Deckungsgleichheit mit dem Grabtuch von Turin erbracht (auch mit dem blutdurchtränkten Sudarium von Oviedo in Spanien); auch CHRISTUSdarstellungen vergangener Jahrhunderte lassen den Volto Santo als Vorlage erkennen. Eine Ausstellung links vom Altarraum stellt dies neuerdings dar. Sr. Blandina erklärte uns nach unserer Pilgermesse am folgenden Morgen diese Ausstellung und die Zusammenhänge.

Gegen 10.30 Uhr verließen wir Manoppello und suchten noch im talwärts gelegenen Ortsteil Badia die Kirche S. Maria Ara­bona auf. Diese 1208 erbaute Kirche in der typischen Zisterzienserarchitektur gehörte zu einer Abtei, die nach einer Blütezeit Ende des 15. Jh. aufgegeben wurde. Ende des 18. Jh. kamen die Gebäude an eine adelige Familie aus Chieti, die sie vor vierzig Jahren an die Salesianer übergaben. Hier und in Chieti verlebte der 1922 geborene Sohn des Barons Zambra (über seine Großmutter mit dem hl. Camillus verwandt) seine Kindheit. Er lernte im kleinen Seminar in Chieti, studierte dann an der philosophischen Fakultät in Mailand, wurde 1943 eingezogen und durchlief die Offiziersausbildung. Der Liebe zu einem Mädchen sagte er ab, weil er die Berufung zum Ordensleben verspürte. Eine überraschende schwere Erkrankung führte am 3. Januar 1944 zum Tod, wegen der Kriegssituation fern von der Familie. Sein Leichnam wurde erst im Herbst 1944 in die Heimat überführt und in der Kirche S. Maria Arabona beige­setzt. 1961 und nach einer Unterbrechung erneut 1995 wurde der Diözesanprozess zur Seligsprechung eröffnet. Worte von ihm charakterisieren die religiöse Reife: „Ich mache es mir zur Gewohnheit, so oft als möglich an GOTT zu denken, das ist mein liebster Gedanke, bei dem meine Seele Frieden findet und Kraft schöpft.“ – „Mamas Überlegung, dass ich nicht sterben darf, weil ich Gutes tun muss, missfällt mir... Unser HERR weiß, was für mich besser ist, und wenn ich sterben müsste, würde dies bedeuten, dass ich so glücklicher wäre und auch den anderen helfen könnte.“ „Leben und dem Armen helfen, der an CHRISTI statt ist; den Arbeiter lieben und unterstützen, weil er mein Bruder ist.“

12. Danach ging’s auf der Abruzzenautobahn in Richtung Rom. Ehe wir am Abend unser Quartier aufsuchten, war Zeit zum Besuch der Katakomben bei S. Sebastiano, der Lateranbasilika und der Basilika Santa Croce.

Die Basilika des hl. Sebastian ist eine der sieben Pilgerkirchen Roms, gelegen an der Via Appia Antica. Nach dem hl. Ambro­sius stammte Sebastian aus Mailand; als Offizier der kaiser­lichen Garde wurde er wegen des christlichen Glaubens mit Pfeilen beschossen, erholte sich aber wieder und wurde dann mit Keulen erschlagen. Sein Grab „ad catacumbas“ (die Be­nennung einer Mulde hat wohl den Sammelnamen hervorge­bracht) ist seit dem 4. Jh. bekannt. Unter der Basilika, heute in der barocken Gestalt, befindet sich eine vierstöckige Kata­kombenanlage, die wir unter deutschsprachiger Führung durchschritten (einige frühchristliche Wandmalereien, in der Krypta des hl. Sebastian eine Büste, drei römische Grabhäu­ser, eines mit der griech. Inschrift ICHTHYS [=Fisch, zugleich Anfangsbuchstaben des Glaubensbekenntnisses JESUS CHRISTUS, GOTTES SOHN, Erlöser]). Die Führung endet in der Basilika beim Grab des Heiligen (mit einer Liegefigur, 17.Jh.).

13. Vor dem Lateran verließen wir rasch den Bus und schritten zur Salvatorbasilika, S. Giovanni in Laterano genannt (Kaiser Konstantin hatte auf dem Gelände der römischen Patrizierfamilie der Laterani die Basilika erbaut, die Papst Silvester I. ein­weihte). Sie ist „Mutter und Haupt aller Kirchen Roms und des Erdkreises“, die eigentliche Bischofskirche des Papstes. Der 130 m lange Bau ist fünfschiffig, wuchtige Apostelstatuen (je aus einem Block) leiten den Besucher zum Papstaltar mit dem gotischen Baldachin (in dem der Überlieferung nach die Häupter der beiden Apostelfürsten sind), während aus der Apsis das CHRISTUSmosaik aus dem 4. Jh. den Blick auf sich zieht (entspricht dem Bild von Turin und Manoppello!). Über dem Sakramentsaltar im linken Querschiff wird ein Teil der Tischplatte aus dem Abendmahlsaal aufbewahrt. Durch den vorderen Eingang zur Piazza S. Giovanni kann man einen Blick auf den höchsten und ältesten Obelisken Roms werfen (47 m mit Sockel, entstand im 13. Jh. vor Chr. in Ägypten).

14. Unser Bus holte uns dann an der Ausstiegstelle wieder ab und brachte uns zur Basilika S. Croce in Gerusalemme, die den Namen bekam, weil Kaiserin Helena in diesem Gebäude, das sie zu ihrer Residenz machte, den Boden der heutigen tiefergelegenen Helena-Kapelle (seitlich neben dem Altarraum erreichbar) mit Erde aus Jerusalem bestreut habe. Die Kirche entstand im 4. Jh, um die Passionsreliquien aufzunehmen, die Helena nach Rom gebracht hatte, das heutige Aussehen erhielt S. Croce im 18. Jh. Das Apsisgemälde (15. Jh.) stellt die Auffindung des hl. Kreuzes dar, Die Passionsreliquien, die sich bis zum 16. Jh. in der Helenakapelle befanden, wurden damals wegen der Feuchtigkeit des Raumes in einen anderen, nur mit besonderer Erlaubnis zugänglichen Raum gebracht und nur an bestimmten Tagen des Kirchenjahres gezeigt. Um der Pilger willen baute man 1925 eine eigene Reliquienkapelle in eine alte Sakristei, die links vorn über eine Rampe erreichbar ist und in den letzten Jahren immer wieder mal kleine Veränderungen erfahren hat. So ist, wenn man die Kirche verlässt, wiederum gleich links ein kleiner Raum mit dem Grab der 6 ½-jährigen Antonietta Meo (1930 bis 3.7.1937), die nur wenige Hundert Meter von hier gelebt hatte und an Knochenkrebs gestorben war; ihre Seligsprechung wird bald erwartet (vgl. ihr Lebensbild in unserem Buch „GOTTES Kinder 2“, S. 140-165). In einem dem Gang parallelen Raum daneben sind Erinnerungsgegenstände und Bildtafeln über diese Dienerin GOTTES ausgestellt. Geht man hinauf zur marmorgeschmückten Kapelle, so findet man die kostbaren Reliquiare mit den Passionsreliquien seit 2005 in einer klimatisierten Vitrine ausgestellt und neu angeordnet. So birgt das kreuzförmige Reliquiar drei größere Splitter des hl. Kreuzes, ein anderes eine kleine Holztafel – die dreisprachige Kreuzesaufschrift (im 12. Jahrhundert hatte man sie eingemauert, dann wohl vergessen, und 1492 überraschend wieder­entdeckt). Daneben steht ein Reliquiar, das einen Kreuzesnagel enthält. Oben in der Vitrine schließlich sind drei Reliquiare zu sehen, die ein Fingerknochenglied des hl. Thomas, Steinchen von der Grotte in Bethlehem, vom Hl. Grab und der Gei­ßelsäule und schließlich zwei Dornen von der Dornenkrone enthalten. Links befindet sich jetzt der Kreuzbalken des Guten Schächers. – So ist der Besuch der Pilgerbasilika Santa Croce in Rom gewissermaßen eine Wallfahrt nach Golgotha.

15. Der Freitag war zunächst der Fahrt hinaus nach Nettuno zum Heiligtum unserer Patronin, der hl. Maria Goretti, gewidmet. Der Platz vor der am Meer gelegenen Wallfahrtskirche der „Madonna delle Grazie“ war von vielen Kindern, Lehrern und Polizisten und einer lärmenden Lautsprecheranlage erfüllt – allem Anschein nach so eine Art Verkehrsquiz. In der Krypta war allerdings der Lärm nicht zu hören, so dass wir in Ruhe über dem Altar der Heiligen (mit der Wachsfigur, in die ihre Reliquien eingelassen sind) das heilige Messopfer darbringen konnten. Danach waren der Ausstellungsraum und der Devoti­onalienverkauf neben der Kirche das Ziel vieler, ehe wir gegen Mittag nach Le Ferriere hinausfuhren, zu dem gut zehn Kilo­meter entfernten Haus, in dem die Gorettis gewohnt hatten und wo Marietta am 5. Juli 1902 ihr Blutzeugnis gegeben hatte (am folgenden Tag war sie dann im Hospital von Nettuno gestor­ben). Während sich im Untergeschoß von Passionistinnen betreute Kindergartengruppen aufhielten, sind die Wohnräume der Gorettis und – durch die Wohnküche getrennt – von Vater und Sohn Serenelli Räume des Gedenkens (die um eine Kam­mer erweiterte Küche ist Gebetsraum, in dem innerhalb der Tür zur (damals einzigen) Außentreppe an der Vorderseite des Hauses die Stelle des Martyriums mit einer Liegefigur der Heili­gen gekennzeichnet und geschmückt ist.

Auf dem anschließenden Parkgelände neben dem großen Parkplatz hielten wir die Mittagsrast.

16. Über Cisterna und Velletri (dem Bischofssitz, der formell dem Kardinalbischof Joseph Ratzinger von 1993 bis 2005 anvertraut war; wir machten allerdings keinen Halt, weil wegen der Mittagszeit die Kathedrale sicher geschlossen war) fuhren wir zur Stadt der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo, auf einem Bergrücken hoch über dem Albaner See – einem Vulkankrater - gelegen. Vom Busparkplatz gingen wir zum Papstpalast, 1626 von Urban VIII. auf dem Kastell der Familie Gandolfo aus dem 12. Jh. erbaut (allerdings nur von außen zu sehen; der Hl. Vater war ja in Rom und machte sich für den Pastoralbesuch in Savona und Genua bereit). Auf dem exterritorialen Gebiet (das aber nicht zum Kirchenstaat gehört, befindet sich auch die Päpstliche Sternwarte. In der kuppelbe­kränzten Pfarrkirche (von Bernini erbaut), dem hl. Thomas von Villanova geweiht, war offensichtlich gerade Probe für die Erst­kommunionmesse. Unerfreulich: Zum Entsetzen von Mitpilgern entdeckten sie in einem der Andenkenläden am Marktplatz Weinflaschen im Angebot, deren Etiketten alle möglichen Verbrecher der Nazis und Sowjets verherrlichten (ähnlich übrigens in einem Shop an einer Autobahnraststelle zwischen Verona und Brenner).

17. In einer halben Stunde waren wir dann im Heiligtum der „Madonna del Divino Amore“, nahe der Ausfahrt 24 (Via Ardeatina) südlich des Autobahnringes gelegen. Es ist ein von gläubigen Römern vielbesuchter Ort, hatten sie doch im Juni 1944 unter Führung von Pius XII. feierlich in S. Ignazio vor diesem Gnadenbild der „Madonna von der GÖTTlichen Liebe“ gelobt, ihr ein neues Heiligtum zu errichten, wenn Rom von weiteren Bombenangriffen verschont bliebe. So kommen von Frühjahr bis Herbst jeden Sonntagmorgen Fußpilger in einer Nachtwallfahrt hierher. Der Ursprung der Wallfahrt: Ein Fresko aus dem 14. Jh. am erhaltenen Turm einer früheren Festung zu dem sich um 1740 ein Wanderer vor verwilderten Hunden flüchtete, wurde immer mehr verehrt – ein Kirchlein entstand. 1930 entriss dann der Priester Umberto Terenzi das Bild der Verwahrlosung und förderte die Wallfahrt, gründete eine Schwesterngemeinschaft für Waisenkinder und eine Gemeinschaft von Priesteroblaten. 1974 starb er eines heiligmäßigen Todes; seine Seligsprechung wird angestrebt, sein Grab ist in der Krypta unter der kleinen Wallfahrtskirche. Unweit davon hat auch ein 2001 seliggesprochenes römisches Ehepaar seine letzte Ruhestätte, die Eheleute Luigi und Maria Beltrame Quattrocchi (1880-1951 bzw. 1884-1965). Ein neuer großer Kirchenbau – mit Anbetungskapelle, Beichtkapelle usw. - wurde bis zum Hl. Jahr 2000 fertiggestellt (allerdings ist die moderne Wallfahrtskirche Geschmackssache: die Glaswand, die sehr blaue Farbgebung usw. machen auf den ersten Blick den Ein­druck eines Hallenbades).

18. Die zeitliche Verzögerung durch den starken Verkehr machte es nötig, in Tre Fontane an der Via Ardeatina nicht zu unterbrechen (dort hätten wir das von Trappisten betreute alte Heiligtum der Enthauptung des hl. Paulus besuchen können, und, auf der anderen Straßenseite, die Marienkapelle, wo 1947 dem kirchenfeindlichen Sektierer Bruno Carnacchiola die GOTTESmutter als „Jungfrau der Offenbarung“ erschienen war). Doch wir wollten noch etwas Zeit haben für Sankt Paul vor den Mauern, die Grabeskirche des hl. Paulus (die um 18.30 Uhr geschlossen wird). Angesichts des soeben begonnenen „Paulusjahres“ ist ja über diese 324 begründete und nach dem Großbrand von 1823 bis zum Jahr 1854 neuerrich­tete 120 m lange Basilika manches zu lesen. Durch den Säu­lenvorhof im Westen (mit 10 monolithischen Säulen aus Ro­sengranit und 146 weiteren weißen Granitsäulen betritt man den fünfschiffigen Kirchenbau (durch 80 monolithische Säulen unterteilt), in dem die Porträts aller Päpste dargestellt sind. Der Mittelpunkt ist der von einem gotischen Ziborium überragte Papstaltar, unter dem der Sarkophag des hl. Paulus steht, der die Inschrift „PAVLO APOSTOLO-MART“ trägt (dem Märtyrer Apostel Paulus). In der Confessio unterhalb des Altars kann man neuerdings im Boden, mit einer Kristallglasplatte bedeckt, die halbrunde Grundmauer der Apsis der konstantinischen Basilika (4. Jh.) und einen Rest des Fußbodens der wenige Jahre später errichteten, viel größeren „Dreikaiserbasilika“ sehen. Zum Zeitpunkt unseres Besuches waren Teile der Kirche und des Kreuzgangs in Renovation; jetzt zur Eröffnung des Paulusjahres sollten sie wohl fertig sein. Erwähnt sei in der Sakramentskapelle das Holzkruzifix, das der Überlieferung nach zur hl. Birgitte sprach, und am Ausgang rechts von der Apsis (vor der Benediktskapelle) ein marmornes Weihwasser­becken mit einer netten Darstellung: vor dem unschuldigen Kind, das andächtig Weihwasser nimmt, flieht der böse Feind.

19. Am Samstag mussten wir uns – wegen des vorgeschriebenen Ruhetages für den Busfahrer – mit Stadtbus und Metro bewegen. Wir fuhren von unserem Quartier im Westen der Stadt zur Metrostation Piazza Barberini und gingen dann zur Kirche S. Andrea delle Fratte, wo wir am Altar der „Madonna del Miracolo“ die hl. Messe feierten (der in Rom studierende Priestersohn eines Pilgerehepaares hatte sich angeschlossen). Hier war am 20.1.1842 dem ungläubigen Straßburger Juden Alphons Ratisbonne die GOTTESmutter erschienen, wie sie auf der Wunderbaren Medaille dargestellt ist, und hatte eine augenblickliche Bekehrung und Kenntnis des kath. Glaubens geschenkt. So dass er nach baldiger Taufe Jesuit und Priester wurde und sich einsetzte dafür, dass die Juden CHRISTUS als Messias erkennen sollten. Er starb 1884 nach einem opferrei­chen und heiligen Leben in Jerusalem. Die Kirche von St. And­reas „beim Gestrüpp“ geht auf den Künstler Borromini zurück, enthält auch zwei Marmorengel von Bernini. An der Kirche wirkt der Orden der „Minimi“ des hl. Franz von Paola (+1507 in Frankreich), dem auch ein Altar geweiht ist. Manche Heilige haben diese Kirche gern aufgesucht, unter anderem Don Bosco, und der hl. Maximilian Kolbe feierte am Gnadenaltar seinen Primizmesse.

20. Von da aus wanderten wir zur Piazza S. Silvestro (einem wichtigen Autobus-Knotenpunkt) und begaben uns durch den Vorhof in die namensgebende Kirche S. Silvestro in Capite. Nahe den Ruinen eines Sol-Tempels war im 8. Jh. die erste Kirche errichtet worden, die im 13. Jh. ein romanischer Bau ersetzte, der um 1700 das heutige Aussehen erhielt. Der Name der Kirche kommt vom hl. Papst Silvester (314-335), der ebenso wie der hl. Stephan I. (254-257) hier bestattet ist. Der Beiname der Kirche kommt vom Haupt des hl. Johannes des Täufers, das der Überlieferung nach hier in einer Kapelle links verehrt wird (um 1130 soll sie aus einer anderen Kirche hierher überführt worden sein und war angeblich von griechischen Mönchen nach Rom gebracht). Die Kirche war verbunden mit einem - zunächst von griechischen Mönchen, dann von Benediktinern und im 13. Jh. von Klarissen bewohnten - Kloster, das der italienische Staat 1876 enteignete und dafür das Hauptpostgebäude errichtete. 1885 nahmen englische Pallotti­ner das GOTTEShaus, das so englische Nationalkirche in Rom wurde.

21. Die schmale, aber verkehrsreiche Via del Corso überque­rend, sucht wir dann die Kirche S. Lorenzo in Lucina auf. Um 1100 und wiederum um 1650 umgebaut, geht sie zurück auf einen im 4./5. Jahrhundert errichteten Bau auf dem Areal des „Horologium Augustii“, der Sonnenuhr des Augustus (bei Ausgrabungen vor etwa 25 Jahren fand man auch ein Stück dieser Sonnenuhr sowie die Grundmauern eines Hauses aus dem 1./2. Jh. und darüber einer „insula“, eines römischen Wohnblocks aus dem 3. Jh. Den Beinamen der Kirche führt man auf eine römische Matrone Lucina zurück. Der Überlieferung nach sollen die Apostel Petrus und Paulus hier gewohnt haben und auch der hl. Laurentius, der möglicherweise hier den Märtyrertod auf einem glühenden Rost erlitt (und außerhalb der Mauern, wo die Kirche S. Lorenzo fuori la mura steht, begraben wurde). So befindet sich die berühmteste Reliquie dieser Kir­che unter dem Altar der ersten Kapelle rechts des Hauptportals – ein Teil des Rostes in einem Schrein aus dem 18. Jh. Die Bilder dieser Laurentius-Kapelle erzählen vom hl. Diakon, das Altarbild zeigt den Heiligen in der Glorie, wie er von der hl. Lucina verehrt wird. Unter dem Altar der 3. Kapelle ist in einem Schrein das Haupt des hl. Papstes Alexander I. (105-115). Ferner sind die Reliquien des hl. Franz Caracciolo hier im Altar dieser [oder nach einem anderen Buch, in dem der 2.] Kapelle (1583-4.6.1608; Ordensgründer, eucharistische Anbetung, Patron Neapels, 1807 heiliggesprochen; er starb bei Neapel, wurde aber später nach Rom überführt). Da gerade eine hl. Messe gefeiert wurde – unter dem Hochaltarbild der Kreuzigung CHRISTI von Guido Reni (+1642) – war es uns nicht möglich, in der Kirche umherzugehen.

22. Wieder zurück über die Piazza S. Silvestro südwärts, betraten wir dann die kleine Kirche Maria in Via (nicht zu ver­wechseln mit der am Corso gelegenen Kirche Maria in Via Lata). Am Hochaltar eine Statue der Schmerzensmutter, birgt die Kapelle gleich rechts neben dem Eingang das Gnadenbild der „Madonna del Pozzo“, der GOTTESmutter „vom Brunnen“, denn an der Seite wird aus einem kleinen Brunnen Wasser geschöpft und an die Gläubigen ausgeteilt – auch wir konnten, nachdem eine hl. Messe dort beendet war, davon trinken. Ein italienisches Büchlein deutet den marianischen Brunnen im biblischen Sinn auf das WORT GOTTES und das „lebendige Wasser“, von dem CHRISTUS sprach, erzählt aber dann auch die Geschichte des Ortes. In der Nacht zum 27.9.1256 warf ein Diener des Kardinals Capocci versehentlich oder mit Absicht das auf einen schweren Terracotta-Ziegel gemalte Marienbild in den Brunnen des Stalles. Doch das Wasser quoll plötzlich über und brachte das schwere Bild wieder an die Oberfläche, wo der Kardinal das wunderbarerweise schwimmende Bild ehrfürchtig aufnahm. Papst Alexander IV. ließ das Wunder untersuchen und das Marienbild zur Verehrung in eine Kapelle bringen.

In der Nähe sind mehrere interessante Kirchen und auch der Trevi-Brunnen. Wir wollten zu der den 12 Aposteln geweihten Kirche (die ursprünglich den beiden Aposteln Philippus und Jakobus gewidmet war, deren Reliquien dort unter dem Hauptaltar aufbewahrt sind). Doch – die Not mit vielen Kirchen in Italien – gerade als wir am Eingang waren, schlug es 12 Uhr, und die Pforte wurde für mehrere Stunden geschlossen.

23. So machten wir uns auf in Richtung Santa Maria Maggiore – die man auch in der Mittagszeit geöffnet findet. Zunächst war die Möglichkeit, sich in der Nähe eine mittägliche Stärkung zu suchen und dann das große römische Marienheiligtum zu besichtigen und betend dort zu verweilen. Die Kirche geht – wie das Relief in der Cappella Paolina (vorne links) über dem Gnadenbild des „Salus Populi Romani“ (Maria, Heil des römischen Volkes) schildert, auf das Schneewunder im 4. Jh. bzw. auf die Dogmatisierung des Konzils von Ephesus (431) zurück. In der gegenüberliegenden Cappella Sistina (weil im Auftrag von Sixtus V. 1590 von Fontana erbaut), sind Reliquienschrein und Grabmal des marianischen hl. Papstes Pius V. (1566-1.5.1572; Erneuerung der Kirche in der Durchführung des Konzils von Trient, Seeschlacht bei Lepanto). Auch der hl. Kirchenlehrer Hieronymus fand seine letzte Ruhestätte in dieser Kirche (345-30.9.420; der Ort des Grabes scheint unsicher). Bemerkenswert ist ferner, dass S. Maria Maggiore gewissermaßen das römische „Bethlehem“ ist, denn es birgt in der Confessio unter dem Papstaltar die Krippenreliquien. – Zum verabredeten Zeitpunkt trafen wir uns wieder am Eingang der Basilika (mit Blick auf die 42 m hohe Säule mit der Marienstatue).

24. Unweit von S. Maria Maggiore, in der zur Lateranbasilika führenden Via Merulana, befindet sich in der Redemptoristen-Kirche S. Alfonso das Gnadenbild der „Mutter von der Im­merwährenden Hilfe“, ein Bild vom Ikonentyp der „Hodegetria“ (Weggeleiterin), aber umgestaltet zu einem Bild der schmerzhaften Mutter. Das Gnadenbild soll Mitte des 15. Jh. ein Kauf­mann von Kreta, wo es als wundertätig verehrt wurde, entwendet bzw. vor dem Vordringen der Türken gerettet haben. In Rom erkrankte er schwer und vertraute den Gastgebern das Geheimnis des Bildes an mit der Bitte, es einer Kirche zur öffentlichen Verehrung zu übergeben. Erst nach mehreren Schicksalsschlägen sind diese bereit, das Gnadenbild kommt 1499 in die Matthäuskirche der Augustiner-Eremiten auf dem Esquilin. In der napoleonischen Besetzung Roms wurde diese Kirche 1803 für einen Straßenbau niedergerissen, das Gnadenbild wurde gerettet und wurde in einer Klosterkapelle verborgen. Erst 1861 kam es an die Öffentlichkeit und wurde von Papst Pius IX. den Redemptoristen für deren neue Ordenskir­che (an der früheren Stelle) zugesprochen. Von zwei Wunderheilungen begleitet, wurde das Bild am 26.4.1866 übertragen. Als Pius IX. es wenige Tage danach besuchte, äußerte er zum Ordensgeneral: „O wie schön ist doch das Bild! Sorgen Sie dafür, dass die Mutter von der immerwährenden Hilfe überall bekannt wird!“, was die Redemptoristen seit 1866 weltweit taten. Die Kirche war glücklicherweise geöffnet und wir hatten Gelegenheit, vor dem Bild zu beten.

25. Nächste Station war dann die Basilika S. Pietro in Vinculi, zu der man von der verkehrsreichen Via Cavour eine ganz Reihe von Stufen hinaufsteigen muss. Die erste Kirche hier wurde wohl über einem zum Oratorium umgewandelten antiken Raum erbaut; mit Unterstützung der Kaiserin Eudoxia erstand Mitte des 5. Jh. ein prächtigerer Bau, der im Lauf der Jahrhun­derte immer wieder verändert wurde. Sie habe, so die Überlieferung, die Ketten, mit denen der hl. Petrus in Jerusalem gefangen gehalten worden war, diese Leo dem Großen geschenkt, der die Ketten Petri aus dem Mamertinischen Kerker in Rom bereits besessen habe. Jedenfalls wurden schon seit dem 5. Jh. Späne von diesen Ketten von anderen Kirchen erbeten. Heute sind sie in einem Schrein unter dem Hochaltar zu sehen; Hochaltar mit Confessio und Baldachin entstanden erst 1877. Dahinter, nicht zu besichtigen, ist ein Sarkophag aus dem 4. Jh. mit den Reliquien der Makkabäischen Brüder ein­gelassen. An der linken Kirchenwand hinten ist ein Kardinal von Kues gewidmetes Relief, das den hl. Petrus darstellt, vor dem links der Kardinal kniet, während rechts ein Engel dem Apostel die  Ketten zeigt. - Die Touristenströme allerdings zieht etwas anderes nach S. Pietro in Vinculi: dass seit 1545 der Moses des Michelangelo sich hier befindet. Er hatte ihn geschaffen als zentralen Teil des für den Petersdom geplanten Grabmals für Papst Julius II., das dann so nicht zustande kam. Moses ist kraftvoll dargestellt, zürnend über den Abfall des Volkes zum Götzendienst, da er mit den 10 Geboten vom Berg Sinai zu­rückkommt.

26. Nicht weit entfernt von S. Pietro in Vinculi liegt die Pfarrkir­che der Madonna dei Monti, 1580 von Giacomo della Porta erbaut. Über dem Hochaltar ist das Gnadenbild angebracht; Josef von Calasanza, Paul vom Kreuz, Vinzenz Pallotti und Alfons von Liguori  u. a. haben es sehr verehrt. Mehr noch als sie aber war der hl. Benedikt Josef Labre (1748-16.4.1783) damit verbunden, dieser französische Pilger, der nach Jahren der Suche nach seinem Platz in einem Orden die Erleuchtung empfing, GOTTES Wille für ihn sei ein schweres Bußleben als ewiger Pilger zu den großen Wallfahrtsstätten. Er lebte viel in Rom, betete tagsüber meist in Kirchen, wo Ewige Anbetung war und pilgerte nachts zu den sieben Hauptkirchen; ein paar Stunden schlief er im Kolosseum bei der Station des Simon von Cyrene. Er starb in einem Haus in der Nähe, wohin gute Menschen den Sterbenden gebracht hatten (leider war der Versuch, diese Räume zu besuchen, vergeblich). Sein Grab – mit einer liegenden Marmorfigur – ist in der Kirche an einem Seitenaltar links.

27. Nach dem Gebet an seinen Reliquien wanderten wir weiter zum Kolosseum, diesem nach einer einst in der Nähe stehen­den kolossalen Statue Kaiser Neros benannten gewaltigen Amphitheater, das im Jahr 80 n. Chr. mit 100 Tage dauernden Spielen eröffnet wurde. Bis zu 70.000 Menschen sollen hier Platz gefunden haben, um Gladiatorenkämpfe, Tierhatzen oder Seegefechte zu sehen. Da auch Christen hier den Märtyrertod erlitten – wenn auch weniger als etwa im Circus des Nero beim Vatikan – ließ Benedikt XIV. 1744 ein großes Kreuz in der Mitte der Arena aufstellen und weihte das Kolosseum wenige Jahre später der Passion CHRISTI als Gedenkstätte des christlichen Martyriums.

28. Letzte Station, ehe wir uns mit Metro und Bus wieder zu unserem Quartier aufmachten, war die in der Nähe, am Hang des Palatins liegende Kirche der hl. Franziska Romana (auch S. Maria Nova im Unterschied zu einer Kirche S. Maria Antiqua auf dem nahen Forum Romanum genannt). Hier war die Vorhalle eines Tempels in ein christliches Oratorium umgewandelt worden; die Kirche aus dem 13. Jh. wurde im 17. Jh. im Innern völlig umgewandelt. Das Apsismosaik aus dem 11. Jh. zeigt die GOTTESmutter mit Kind und vier Apostel, darunter ist die Ikone der „Madonna del Conforto“, der „Mutter des Trostes“ (das Original dieses ältesten Marienbildes Roms, 5. Jh., befindet sich wohl in der Sakristei). Unter dem Altar erinnert eine marmorne Statuengruppe – hl. Franziska mit dem Schutzengel – an die heilige Helferin Roms, deren Gebeine sich in einem Glasschrein in der kleinen Krypta unter dem Altarraum befinden. Aus einem adeligen Geschlecht stammend (*1384), hatte die gläubige Ehefrau und Mutter ihrem inneren Wunsch nach einem klösterlichen Leben entsprechend eine Gemeinschaft von Benediktineroblatinnen gegründet, die sich caritativ betä­tigten; nach dem Tod ihres Mannes führte sie diese Gemein­schaft. Ihr bußfertiges Leben, ihre Wohltätigkeit und ihre mystischen Erfahrungen (Visionen und vertrauter Umgang mit dem Schutzengel) führten schon gleich nach ihrem Tod am 2.3.1440 zur Einleitung eines Heiligsprechungsprozesses, der allerdings erst 1608 zum Abschluss kam.

29. Der letzte Tag in Rom, der Dreifaltigkeitssonntag, war dem Besuch im Petersdom vorbehalten, diesem gewaltigen Kirchenbau, der Platz für über 60.000 Menschen bietet, aber durch die herrliche Ausstattung gar nicht so riesig wirkt. Erbaut über dem Grab des Apostelfürsten, über dem sich der Papstalter mit dem Baldachin und darüber die 119 m hohe Kuppel Michelangelos erheben – mit der Umschrift des CHRISTUSwortes über Petrus, den unerschütterlichen Felsen der Kirche – birgt die Kirche die Gräber und Reliquien einer großen Zahl von Heiligen – in Altarschreinen u. a.: hll. Simon und Judas Thad­däus, sel. Papst Innozenz XI., sel. Johannes XXIII., hl. Josaphat Kuncewyz, hl. Petronilla, hl. Leo I. der Große, hl. Leo II., hl. Leo III., hl. Leo IV., hl. Bonifatius IV., hl. Leo IX, hl. Leo der Große, hl. Pius X. – Tief aussagekräftig ist vor allem in der Apsis die Kathedra Petri , über der der HL. GEIST in der Gloriole im Glasfenster schwebt, während vier Kirchenväter die Kathedra berühren, aber nicht tragen. Viele unserer Pilger wandten sich nach einem Gang durch den Petersdom – der allerdings durch manche Absperrungen für Beichtenden oder Messbesuchern vorgesehener Areale beschränkt war – wieder zur Vorhalle, um sich dort in die Schlange einzureihen, die zum Gang in die „Grotten“ von St. Peter anstand, wohin seit der Beisetzung von Johannes Paul II. viele Menschen wollen. Um 10.30 Uhr fanden wir uns dann in der Kirche des Camposanto Teutonico ein, um die hl. Messe zu feiern. Der Platz davor ist die Piazza der römischen Protomartyrer, denn in diesem Be­reich war der Circus des Caligula und des Nero, wo viele Mär­tyrer starben und auf der vatikanischen Nekropole – wie eben St. Petrus – begraben wurden. Seit dem 8. Jh. ist die sog. „Frankenschola“ bezeugt, die sich der deutschen Pilger an­nahm und Verstorbene beisetzte; ihr Sitz war bei einer von Karl dem Großen gegründeten Salvatorkirche. Nach einem Nieder­gang entstand hier im 15. Jh. eine Erzbruderschaft, die bis heute besteht. 1876 wurde ein Priesterkolleg gegründet. Die Kirche der Schmerzhaften Mutter GOTTES wurde ebenfalls im 15. Jh. in Nachfolge einer früheren Marienkirche errichtet.

Nach der hl. Messe war noch etwas Zeit – der Hl. Vater war zwar leider nicht in Rom, sondern in Genua, doch wurde das Angelus-Gebet auf die großen Schauwände am Petersplatz übertragen – ehe wir mit dem Bus die Ewige Stadt verließen und uns nordwärts wandten.

30. Nach einer etwas späten Mittagsrast an der Autobahn war das einzige Pilgerziel an diesem Nachmittag ein Kloster am Rande von Florenz. Eine E-Mail-Anfrage beim Generalat die­ses Ordens in der Wallfahrtsvorbereitung hatte ergeben, dass die Reliquien der 2006 seliggesprochenen Gründerin im Mut­terhaus in Florenz seien (Via Crocifisso del Lume 15, zugäng­lich 9-12 und 15-18). Was wir nicht erfuhren: Es führen nur einige sehr verwinkelte und enge Sträßchen hin, so dass unser großer Reisebus seine Nöte bekam. Hilfreiche Passanten bedeuteten uns, wir könnten wegen der Enge der Straße nicht weiterfahren, doch waren wir gerade beim Gartentor des Klosterareals gelandet. Ein freundlicher Italiener machte sich auf den Weg, die Schwestern zu verständigen, so dass uns nach einiger Zeit dieses Gartentor geöffnet wurde und wir über gras­bewachsene Pfade zum Haus gelangten, wo heute offenbar greise Schwestern ihren Lebensabend verbringen. Freundlich wurden wir in die Kapelle geleitet, wo im Fuß des modernen Altars die Reliquien der sel. Maria Teresa Scrilli verehrt wer­den (eine Statue, ein Gemälde von ihr, ein von ihr verehrtes JESUSkind und andere Erinnerungsgegenstände sind ebenso zu sehen). 1825 bei Arezzo in einer einflussreichen Familie geboren, ließ ihre Mutter sie spüren, dass sie eigentlich einen Sohn gewünscht hatte. Als Jugendliche war sie längere Zeit ernstlich krank; ihre Genesung sah sie als Gebetserhörung. Ihrem Wunsch, im Florentiner Karmel der hl. M. Magdalena von Pazzi einzutreten, widersetzte sich die Familie. So eröffnete Maria Scrilli zuhause eine kleine Mädchenschule und gewann Gefährtinnen. 1854 wurden sie mit Zustimmung ihres Bischofs und des Großherzogs der Toskana, Leopold II. von Habsburg, als Karmelitinnen eingekleidet, sie wählte den Ordensnamen „M. Teresa von JESUS“. Ihr Erziehungsdienst wurde sehr geschätzt und die Gemeinschaft wuchs rasch an. Doch antikirchliche, freimaurerische Strömungen führten zur Schließung der Schulen in Foiano und Montevarchi, und die Gemeinschaft zerfiel teilweise. 1878 stellte Mutter M. Teresa in Florenz mit dem Segen des Erzbischofs die Gemeinschaft wieder her, eröffnete ein Internat für arme Mädchen. Viele Schwierigkeiten untergruben die Gesundheit der Gründerin; sie starb hier am 14.11.1889. Wieder schien die Gemeinschaft am Ende, doch eine frühere Schülerin des Pensionats, Clementina Mosca, erneuerte sie, so dass sie 1933 die päpstliche Anerkennung erhielt und heute außer in Italien in Polen, Tschechien, Kanada, den USA, Brasilien, Indien und den Philippinen Niederlassungen hat. - Nach Gebet und Lied – die Schwestern boten uns auch noch frisches Wasser für den Durst an – brachen wir nach einiger Zeit wieder auf.

31. Nach der Übernachtung in Roncobillaccio (hoch im Apennin zwischen Florenz und Bologna) fuhren wir am nächs­ten Morgen nach Bologna. In der Universitätskirche S. Sigis­mondo feierten wir die hl. Messe, an der der Universitätsseelsorger konzelebrierte. Denn in dieser kleinen Kirche ist der Schrein mit einer Wachsgestalt und mit den Gebeinen der seligen Erstkommunionpatronin Imelda Lambertini (1321-1333). Sie war einem Dominikanerinnenkloster anvertraut. Weil ihre der glühend ersehnte Empfang des eucharistischen HEILANDS wegen der damaligen Altersgrenze verwehrt wurde, gab GOTT selber ein wunderbares Zeichen einer über dem anbetenden Mädchen schwebenden Hostie. Daraufhin wurde ihr der Leib des HERRN gereicht, und in der Danksagung nahm CHRISTUS sie zu sich. Ihr Kult wurde 1826 anerkannt, und Pius X. ernannte sie zur Patronin der Erstkommunionkinder.

Durch die alte Universitätsstadt wanderten wir dann zur Kirche St. Dominikus mit dem kunstvollen Grabaltar des hl. Ordensstifters (1170-6.8.1221); auch der selige Dominikanerbruder Jakob Griesinger von Ulm, ein Glasmaler, ist dort bestattet (1407-11.10.1491, Seligsprechung 1825). Die Klosteranlage stammt aus dem 13. Jh., die Kirche hat seither viele Erweite­rungen und Veränderungen erfahren und birgt außer dem kunstvollen „Schrein“ des hl. Dominikus in der gleichnamigen Kapelle eine große Zahl von Kapellen mit vielen sakralen Kunstwerken. Übrigens war an einer Stelle der Kirche auch mit Bild und Text an den Dominikaner P. Thomas Tyn erinnert, für den der Seligsprechungsprozess hier 2006 eröffnet worden ist – und darum sei er hier erwähnt: Geboren im tschechischen Brünn 1950, verließ die Familie bei der sowjetischen Invasion 1968 das Land. In Warburg/Westfalen trat er in den Dominikanerorden ein, nach dem Studium in Walberberg empfing er 1975 in Rom die Priesterweihe und lebte einige Zeit im Konvent in Bologna. Er bot GOTT sein Leben als Opfer für die Freiheit seines Heimatlandes an, erkrankte kurz danach. In seiner kur­zen heroischen Leidenszeit wurde er zu seiner Familie nach Neckargemünd gebracht und starb dort am 1.1.1990, während in der Tschechoslowakei das kommunistische Regime abgelöst wurde. Er ist auch in Neckargemünd begraben.

Dankbar für die reichen Eindrücke und Gnaden trafen wir nach der Rückfahrt über die Alpen am Abend in München ein.

 

 Zurück