(FMG-INFORMATION 108, April 2013)

 

In Kürze

  

  

Statistiken lehren Notwendigkeit der„Gewissensbildung“

Steubenville, Ohio, USA. In der CUF-Zeitschrift der amerikanischen Vereinigung „Catholics United for the Faith“ (Nov./Dez. 2012) macht sich die katholische Schriftstellerin Emily Stimpson – eine bekannte und preisgekrönte amerikanische Autorin – Gedanken über den Wert von Statistiken. Im Frühjahr 2012 wurde zum Beispiel gemeldet, dass 98 Prozent der katholischen Frauen Empfängnisverhütung betreiben würden. Im September legten dann Mary Hasson und Michelle Hill unter dem Titel „Was katholische Frauen denken: Glauben, Gewissen, Verhütung“ eine detaillierte Studie vor, die zeigt, dass das Bild sehr vielfältiger und differenzierter ist als es der Nachrichtensender MSNBC die Leute glauben machten wollte.

Zwar – so diese Studie – sind nur 13 Prozent der katholischen Frauen, die regelmäßige Kirchgänger sind, in voller Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche über die Empfängnisregelung (nur 13 Prozent, aber doch erheblich mehr als „2 %“!), aber bei den jüngeren Frauen zwischen 18 und 34 Jahren sind weit mehr, nämlich 27 Prozent, in voller Übereinstimmung mit Rom. Darüber hinaus stehen von den Frauen, die wöchentlich die hl. Messe besuchen und wenigstens einmal im letzten Jahr gebeichtet haben, 37 % zur Lehre der Kirche – also mehr als ein Drittel der Frauen, die an den meisten Sonntagen in der Kirche sind, glauben und leben, was die Kirche sagt. Die Studie zeigt aber weiter, dass 44 % der Kirchgängerinnen zumindest einiges von der kirchlichen Lehre zur Familienplanung akzeptieren. Und 53 Prozent erklären, dass sie offen sind, mehr darüber zu erfahren, was die Kirche lehrt. Dennoch glauben 85% der Kirchgänger, sie könnten gute Katholiken sein, auch wenn sie nicht der Ehelehre der Kirche folgen. („Sie können es aber nicht“, kommentiert Stimpson, denn „so ungern man es sagt und so ungern man es hört, ist Empfängnisverhütung noch eine Todsünde, die die Seele der heiligmachenden Gnade beraubt – und diese ist nötig, um gute Katholiken sein zu können“.) Allerdings ist, das zeigt die Studie, nicht allen die Schwere der Sünde bewusst; 33 Prozent der katholischen Frauen meinen, die Kirche halte es schon für in Ordnung, wenn Paare entscheiden, ob sie verhüten oder nicht. Die Folgerung, die Emily Stimpson aus der Studie zieht, ist: Beide Probleme – die Zahl derer, die verhüten, und derer, die nicht um die Sündhaftigkeit wissen – könnten korrigiert oder wenigstens verringert werden, denn über die Hälfte der Frauen sind offen, zu lernen – wenn ihnen nur jemand die Lehre der Kirche aufzeigen und erklären würde. Doch seit mehr als zwei Generationen gebe es von der Mehrheit der Kanzeln dazu nur Schweigen statt das Bemühen, die Gewissen der Katholiken in dieser Frage zu bilden. „Heißt das nicht, dass es höchste Zeit ist, dass wir anfangen, darüber zu sprechen?“

Mehr Verhütungskenntnisse = höhere Rate von Geburten und Abtreibungen und HIV bei Heranwachsenden

Rom. Ein neues Buch des Demografen Roberto Volpi rezensierte Lucetta Scaraffia im „Osservatore Romano“ (vgl. OR dt. 26.10.12, S. 43). Er, der sich selbst als „progressiv“ bezeichne, sei „gewiss nicht dem katholischen Lager zuzurechnen“. Er habe auf dem Hintergrund des Geburtenrückgangs in der westlichen Gesellschaft untersucht, wie Sexualität in den westlichen Ländern heute gesehen wird und wie dies bei Einzelnen und bei der Gesellschaft Veränderungen bewirkt hat. Er stellt fest, dass in den westlichen Ländern „Sex nicht nur nicht mehr zur Fortpflanzung“ führe, sondern diese nicht einmal mehr ins Gedächtnis rufe, so dass Kinder nur mehr als zu vermeidende Gefahr erscheinen. Seit Jahren erhalte der Sexualverkehr zwischen Erwachsenen allgemeine Zustimmung, es werde ihm sogar eine Art therapeutischer Wert zugeschrieben. Dies habe natürlich den Wert der Ehe gemindert. Für ein erfülltes Leben, so Volpi, verzichte man immer mehr auf Kinder und die Weitergabe des Lebens. Die Ersetzbarkeit von Kindern, etwa durch Haustiere, die viel weniger Verpflichtungen mit sich bringen, sei Wirklichkeit geworden. Zur Sorge um Empfängnisverhütung sei die um Vorbeugung gegen sexuell übertragbare Erkrankungen gekommen: „Der Banalisierung des Sexualverkehrs musste die Suche nach dem größtmöglichen Schutz entsprechen“, denn je mehr Sex banalisiert werde, desto gefährlicher könne er sein. Die Sexualerziehung, die nur den medizinischen Aspekt berücksichtigt und einzig auf Schutz ausgerichtet ist, sei eklatant gescheitert. „In den europäischen Ländern“, so fasst Scaraffia zusammen, „zeigen die vom Demografen herangezogenen Daten, dass eine höhere Dichte sowohl der Kenntnis als auch der Anwendung von Methoden der Empfängnisverhütung, besonders wenn diese in schulischen Aufklärungsprogrammen vermittelt wird, mit einer höheren Rate von Schwangerschaften, Geburten und Abtreibungen bei Heranwachsenden sowie höheren Zahlen der HIV-Positivität einhergeht.“ Die von Volpi angeführten Zahlen zeigten, dass „es keine nachweisbare Wirksamkeit des Präservativs gegen die Übertragung von Sexualkrankheiten und auch nicht gegen Geburten und Abtreibungen bei Heranwachsenden gibt“. Um klarzustellen, dass es sich um mathematische Schätzungen handle und nicht um eine ideologische Position handle, füge Volpi sogleich hinzu, dass er „entschieden für das Präservativ ist, ganz ohne Zweifel“. Doch im Gegensatz zu dem „Vertrauen auf das Präservativ (als) ein unerschütterliches ‚Glaubensbekenntnis‘“ sehe die Wirklichkeit so aus, „dass die sexuelle Fortpflanzung im Westen den Zusammenstoß mit der schwächer werdenden Verantwortlichkeit des westlichen Menschen gegenüber der Perspektive des Ehepaares, der Familie und der Kinder nicht standhält“. Die heute stark ansteigenden Alternativen zur Ehe brächten immer eine geringere Verantwortungsübernahme als bei der Ehe mit sich.

Verhütung vermindert nicht Abtreibung

Moskau. Eine neue Studie der Moskauer Staatsuniversität stellt die Behauptung, die Verfügbarkeit von künstlichen Verhütungsmitteln senke die Abtreibungsrate, stark in Frage. Die Studie betrachtete den Einsatz von Kontrazeptive und Durchführung von Abtreibungen bei Frauen aus Russland im Vergleich zu Frauen aus Weißrussland und der Ukraine. Die Forscher stellten das als „unerwartet“ und „paradox“ bezeichnete Ergebnis fest, dass die russischen Frauen in beiden Bereichen die höchste Rate zeigen. Angesichts der sehr hohen Abtreibungsrate in Russland hatten die Forscher einen geringen Gebrauch von Kontrazeptiva erwartet. – Auch eine spanische Zehn-Jahres-Studie, de­ren Ergebnisse im Januar 2011 im Journal „Contraception“ vor­gestellt worden war, zeigte diesen Zusammenhang auf. Dort hatte sich erwiesen, dass sich von 1997 bis 2007 die Abtreibungsrate in Spanien verdoppelte hatte, während 60% mehr Frauen  also zuvor sog. Verhütungsmittel benutzten. Die amerikanische Bioethikerin Irving wies darauf hin, dass die Kontrazeptiva in einem statistisch relevanten Ausmaß versagten und deshalb zu „ungewollten Schwangerschaften“ führten, wodurch Abtreibung selbst zu einem „Verhütungsmittel“ geworden sei (vgl. kath.net/LifeSiteNews 12.12.12).

Die neue Sexualmoral als Ausdruck des „New Age“

Freiburg i. Br. In einem Vortrag über das 2. Vatikanische Konzil kam der Freiburger Theologieprofessor Dr. theol. habil. Joseph Schumacher auf die Unterwanderung des heutigen theologischen Denkens durch esoterische Anschauungen zu sprechen (vgl. kath.net 16. und 18.12.12). Unter diesem Aspekt äußerte er sich auch zu den Versuchen, die Sexualethik der Kirche umzukehren: „Die Propagierung sexueller Permissivität, speziell der Homosexualität, ist ein bedeutender Programmpunkt des New Age. Hinter der ‚globalen sexuellen Revolution‘ steht eine Strategie, eine zerstörerische Ideologie“, in deren Dienst sich viele stellten, bewusst oder unbewusst. Die isolierte sexuelle Lust werde da „zum höchsten existentiellen Wert“ und fülle de facto ein religiöses Vakuum aus. „Was die innerkirchliche Situation unter diesem Aspekt betrifft“, so Schumacher, „sind hier die Sex-Skandale in der Kirche entlarvend…, speziell in der Gestalt des Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen.“ Die moralische Entrüstung der Öffentlichkeit sei im Grunde nicht konsequent, sondern weithin gespielt; es gehe eher darum die Kirche bloßzustellen und ihr zu schaden. „Der totalen Sexualisierung des öffentlichen Lebens, wie sie heute vor allem von den Medien vorangetrieben wird und auch in den Schulen weithin in der Gestalt der so genannten Sexualerziehung, die sich als ein ganz wesentliches Moment der Propagierung des New Age darstellt, müsste die Kirche und müsste auch die Theologie akzentuierter entgegentreten. Man müsste erkennen, dass hier ‚die sanfte Verschwörung des Wassermannes‘ am Werk ist und dass man hier nicht zuletzt das Christentum als solches treffen will, speziell das katholische, das dank seiner zentralen Leitung in der Gestalt des Petrusamtes nicht so leicht der Versuchung erliegt, sich dem Zeitgeist anzupassen und das ohnehin nuancierter ist als die anderen christlichen Denominationen. Die Kirche wird von der Sexualisierung der Öffentlichkeit in dem Maße infiziert, in dem sie ihre innere Substanz verliert, in dem der Glaube zerfällt oder zusammenbricht. Wo immer die sexuelle Unmoral sich breit macht, da geschieht das deshalb, weil es um den Glauben geschehen ist, speziell um den Glauben der Kirche. Bohrt man tiefer, so wird man erkennen, dass dem verlorenen Glauben die Negation GOTTES oder zumindest die Infragestellung Seiner Existenz vorausgeht“. Der letzte Grund dafür sei das Misstrauen gegen die Vernunft, die „gereinigte“ Vernunft. Notwendig sei eine geistige Erneuerung der Kirche und eine Stärkung ihrer Sendung. Bei uns trete die Kirche gegenwärtig dem säkularisierten Zeitgeist „nur halbherzig und zögernd“ entgegen. Man schweige weithin „angesichts der Tatsache, dass heute weltweit so viele Kinder abgetrieben werden, wie der ganze Zweite Weltkrieg Tote gefordert hat“, und auch darüber, dass der tiefere Grund dafür „die neue Sexualmoral“ sei, ja eigentlich eine „Antimoral, die Moral des ‚Zeitalters des Wassermanns‘“. Die jüngste Gestalt solcher Missachtung der Würde des Menschen sei die sich „mehr und mehr ausbreitende Praxis der Organexplantation, bei der man Sterbende tötet, um ihre Organe als lebendige für die Transplantation zu erhalten“. Ebenso sei an die verbrauchende Embryonen-Forschung zu erinnern, an die rechtliche Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe „sowie an den Weltbild-Skandal, der bis heute keine befriedigende Lösung gefunden hat“.

Eine perverse Ideologie

Würzburg. In einem Interview mit der in Würzburg erscheinenden „Tagespost“ (28.12.12) äußerte sich die Publizistin Gabriele Kuby zu ihrem Buch „Die globale sexuelle Revolution“. Sie sei in ihren Recherchen zu den Dokumenten und Resolutionen der UNO und EU gekommen und habe festgestellt, dass diese Institutionen seit mindestens 20 Jahren „massiv an der Deregulierung der Sexualität“ arbeiteten. Die Geschlechterpolarität zwischen Mann und Frau und die „Zwangsheterosexualität“ sollten aufgelöst werden, basierend auf der Gender Theorie der amerikanischen Philosophin Judith Butler. „Unter dem Deckmantel von Gender Mainstreaming wird in Kindergärten, Schulen und Universitäten das klassische Familienbild ausgehebelt und Kinder und Jugendliche mit allen Spielarten sexueller Perversion konfrontiert“, ja „dazu erzogen“, so Kuby. Die Sexualerziehungs-Richtlinien in den deutschsprachigen Ländern sähen vor, „die Kinder so früh wie möglich mit Sexualität in Berührung zu bringen“. Der US-Wissenschaftler Neil Postman habe sich in den 80er Jahren noch „für die Verteidigung der Kindheit“ eingesetzt – die Kindheit als „sexfreie Schutzzone“. Heute aber sollten die Kinder „möglichst früh Bescheid wissen über Masturbation, Anal- und Oralsex, Kondom-Benutzung und andere Formen der Sexualität. Je dekonstruierter, desto besser“. Kuby bedauerte, diese Dinge überhaupt benennen zu müssen, aber all dies belege, „mit was für einer perversen“, ja „diabolischen Ideologie wir es zu tun haben.“

61 % aller HIV-Neuinfektionen bei homosexuell Lebenden

Steubenville, Ohio, USA. Unter dem Druck der Propagandisten homosexueller Lebensweisen, die sich der Massenmedien und sogar der Gesetzgebung bedienen und die mit Hilfe der Beschuldigung einer angeblichen „Homophobie“ ihre eigene intolerante Ideologie durchsetzen wollen, wird auf christlicher Seite oft nur mit einer Strategie des Duckens und Entschuldigens reagiert: Wir sind doch nicht „homophob“, wir sind auch gegen jede Diskriminierung (die Kirche sagt ja - zu Recht -, dass man Menschen mit solchen Neigungen nicht „in irgendeiner Weise ungerecht zurücksetzen“ dürfe, sondern ihnen „mit Achtung, Mitgefühl und Takt“ begegnen müsse - vgl. KKK 2358). Doch ist es unsere Pflicht, darüber hinaus die sittliche und gesundheitliche Gefahr eines solchen Verhaltens und – im Blick auf das Adoptionsrecht – die Bedrohung der Integrität und seelischen Gesundheit der Kinder nicht zu verschweigen, sondern die Berufung aller zu einem keuschen Leben zu vertreten (vgl. KKK 2358 und 2359: „Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Verfasstheit erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen. - Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich – vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen Freundschaft –, durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern.“)

Arland K. Nichals, der bei der Organisation „Human Life International“ den Bereich Erziehung und Evangelisation leitet, schreibt daher in einem Artikel in der US-Zeitschrift „Lay Witness“ (Januar/Februar 2013) unter dem Titel „Die neue Normalität“, es sei unsere moralische Verpflichtung als Christen, uns um unseren Nächsten zu sorgen, und daher dürften wir die Lehre der Kirche hinsichtlich homosexueller Verhaltensweisen nicht verschweigen.

Schon vor 26 Jahren habe die Kirche zu Recht geschrieben: „Obgleich die Praxis der Homosexualität Leben und Wohlfahrt einer großen Zahl von Menschen ernsthaft bedroht, lassen die Verteidiger dieser Tendenz von ihrem Tun nicht ab und weigern sich, das Ausmaß des eingeschlossenen Risikos in Betracht zu ziehen“ (Schreiben der Glaubenskongregation über die Seelsorge für homosexuelle Personen, 30.10.1986).

Nichals führt nun für seine Argumentation auch Fakten an: „Obwohl nur zwei Prozent der Bevölkerung angeben, homosexuell zu sein, treffen auf diese Personengruppe 61 % aller neuen HIV Infektionen und 79 % aller neuen Infektionen bei Männern.“ Diese Information entnimmt er dem Bericht 2012 des „Center for Disease Control“ (CDC) der Vereinigten Staaten. Und das sei ein entscheidender Grund, warum der Aufruf der Kirche zu Keuschheit und Enthaltsamkeit ein Akt der Liebe ist und nicht eine Haltung der Intoleranz ist.

Nichals zitiert aber auch die Studie „The New Family Structures“ (Die neuen Familienstrukturen), die der Soziologe Mark Regnerus im Juli 2012 in „Social Science Research“ veröffentlicht hat. Demnach gibt es in den USA 99.000 gleichgeschlechtliche Haushalte mit Kindern. Und während 19 % der Menschen, die in gleichgeschlechtlichen Haushalten aufgewachsen sind, sich Therapien für ihre psychische Gesundheit unterziehen, sind dies bei Menschen, die in Familien aus einem Mann und einer Frau aufgewachsen sind, nur 8 %. - Daher dürfen wir nicht – so Nichols – „abwarten und zusehen, wie die Natur ihren Lauf nimmt und die Gesundheit und das Leben so vieler Menschen mit gleichgeschlechtlicher Anziehung zerstört“.

Hindernisse für die Glaubensverkündigung benannt

Aschaffenburg.  Beim Kongress „Freude am Glauben“ im September 2012 hielt Prof. Dr. Andreas Wollbold, Pastoraltheologe an der Uni München, einen Vortrag (abgedruckt in „Der Fels“ Januar 2013) zum Thema „Den Glauben verkündigen“. Unter dem Zwischentitel „Hindernisse“ benennt der Referent auch die kirchliche Bürokratie in Deutschland. Es sei naiv, sie an sich schlechtzureden, doch es sei ebenso naiv zu übersehen, „wie ihre unsichtbare Hand unser Denken und Tun massiv beeinflusst“. Als Beispiel dafür führt Wollbold unter anderem die Vorstellung von einer jungen, für den Glauben brennenden Katholikin an, die Religionslehrerin werden wolle, und fragt, wie wohl ihre Lehrprobe bewertet würde, „wenn sie darin eine Textarbeit zum ‚Katechismus der Katholischen Kirche‘“ vorsehe. Und weiter: „Was sagen die besorgten Eltern im Verein mit Schulleitung und Schulabteilung des Ordinariates, wenn sie es wagt, die Formel ‚Liebe = Sex mit Kondom‘ in Frage zu stellen? Entsprechende Fallbeispiele in Hülle und Fülle kann man in den Publikationen des tapferen ‚Freundeskreises Maria Goretti‘ stets aktuell nachlesen.“ Bei seinen Überlegungen über „Wege“ der Neuevangelisierung nennt es Wollbold unter anderem „bezeichnend“, dass „kein Bistum eine Art Glaubenskongregation“ habe, „die meisten aber einen Umweltbeauftragten“.

„Die Bilder nicht aus dem Kopf bekommen“

München. Eine bemerkenswerte Aussage machte die SPD-Bürgermeisterin von München, Christine Strobl, nach dem Zeitungsbericht (SZ 30.1.13). Bei einer Anhörung der „Gleichstellungskommission“ im Münchner Rathaus über die Flut sexualisierter Bilder in der Werbung und im Internet berichtete die Bürgermeisterin von einem „Selbstversuch“. Sie habe sich einschlägige Internetseiten angesehen, die bei vielen Jugendlichen populär seien. Es habe ewig gedauert, bis sie die Bilder wieder aus dem Kopf bekommen habe. „Da kann man sich vorstellen, was solche Seiten mit Kindern und Jugendlichen machen“, äußerte die SPD-Politikerin.

Allerdings darf man sich von der Ausrichtung dieser „Anhörung“ keine Illusion machen: Der Pressebericht referiert, dass gegen eine „lustvolle Darstellung von Sexualität zwischen gleichberechtigten Partnern“ niemand etwas eingewendet habe. Ablehnung gelte zunehmender Herabwürdigung von Frauen oder Gewaltverherrlichung und gegen die Omnipotenz sexualisierter Bilder, die auf Jugendliche dauerhafte Folgen hätten – bei Mädchen, die meinten sich wie im Rotlicht-Milieu präsentieren zu müssen, weil Jungs das vermeintlich gut fänden, bei jungen Männern, die es als Mutprobe sähen, möglichst krasse Bilder auszuhalten, und sich daran gewöhnten, sexuelle Erregung mit der Wahrnehmung unterworfener Frauen zu verbinden. Dagegen setze man auf „Schulung von Medienkompetenz“ und auf „frühe Aufklärung“, schon in Kindergarten oder Kita, „um Kinder zu stärken“.

Es ist bedauerlich, dass zwar gefährliche Fehlentwicklungen wahrgenommen werden, aber weiterhin Blindheit herrscht für das einzige Heilmittel, eine Neuentdeckung der Keuschheit und Schamhaftigkeit in unserer Gesellschaft. Die immer weiter fortschreitende Sexualisierung unserer Gesellschaft bedient sich zwar der neuen Medien, aber ihre Wurzeln liegen in der Zerstörung des natürlichen Schamgefühls, in der Verunglimpfung der Keuschheit als Prüderie und in der Banalisierung der Geschlechtlichkeit zu einem allgemeinen „Gebrauchsgut“, wozu seit über vierzig Jahren auch der Staat mittels der sog. Schulsexual„erziehung“ wesentlich mitwirkt.

„Sexting“ nimmt zu

Bozen. Nach einem Zeitungsartikel („Dolomiten“ 4.2.2013) hat „Sexting“, das Verschicken oder Austauschen von aufreizenden oder pornografischen Bildern und Videos unter Jugendlichen mittels Mobiltelefonen und sozialen Netzwerken im Internet massiv zugenommen. „Passives und aktives Sexting sind eine Gefahr für eine natürliche Entwicklung der Sexualität“, wird der Bozener Polizeipsychologe Mulargia zitiert. Nach Statistiken haben etwa 20 Prozent der Jugendlichen schon ein­mal eigene intime Bilder oder Videos verschickt bzw. veröffentlicht, etwa 40 Prozent der Jugendlichen haben solche Bilder erhalten. Oft geschehe das, um jemanden zu beschämen oder zu verletzen. Nach dem italienischen Strafgesetzbuch (Artikel 600 ter und 600 quater) ist dies auch für Minderjährige über 14 Jahren strafbar (hohe Geld- oder Haftstrafen). Der Bozener Postpolizei-Leiter Plotheger wies darauf hin, dass die Veröffentlichung solcher Fotos im Internet, wo sie nicht mehr kontrolliert werden könnten, neben den strafrechtlichen Folgen auch Auswirkungen auf das spätere Arbeitsleben haben können, wenn solche Bilder Jahre später wieder auftauchten. – Auch in Deutschland kann „Sexting“ bei Minderjährigen einen Verstoß gegen § 184 b oder c StGB begründen (Darstellungen von Kindern unter 14 Jahren ausnahmslos verboten, bei Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren ist Straffreiheit zugelassen, wenn die dargestellten Personen eingewilligt haben; allerdings scheint das Strafmaß in Deutschland wesentlich geringer als in Italien).

Gebetstag für Keuschheit

Mukachevo, Ukraine. Der Internetseite der westukrainischen römisch-katholischen Diözese war zu entnehmen, dass dort – mit Verweis auf ähnliche internationale Aktionen (von denen uns in Westeuropa leider nichts bekannt wurde!) – am 22. September ein „Gebetstag für Keuschheit“ abgehalten wurde. Bischof Antal Majnek OFM zelebrierte in der Kathedrale die hl. Messe. Ihr folgte eine, von Schülern der örtlichen Oberschule vorbereitete Gebetsstunde mit Gebeten, Betrachtungen, Liedern und dem Zeugnis eines Ehepaars (vgl. www. munkacs-diocese.org/en/).

Christen beten für redliche Politiker

Bratislava. Anfangs Januar wurde berichtet, dass eine Vereinigung junger christlichen Gemeinden in der Slowakei in einem Internetaufruf zum Gebet für die Politiker aufgerufen hat. Mehrere Hundert Teilnehmer hatten sich daraufhin gemeldet, die sich verpflichteten, wenigstens fünf Minuten täglich und wenigstens sechs Monate lang für einen Politiker ihrer Wahl zu beten. „Wir glauben, dass GOTT Werte wie Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Respekt in der Politik anerkannt sehen will“ Als Christen seien sie überzeugt, dass mit dem gemeinsamen Gebet eine Veränderung bewirkt werden könne. Hintergrund war wohl ein 2012 ans Licht gekommener Geheimdienstbericht, wonach fast die ganze politische Elite des Landes in fragwürdige Geschäfte und Korruption verwickelt sei (vgl. kath.net 9.1.13).

Ein kleiner Erfolg

München. Auf mehreren öffentlichen Toiletten in der Münchner Innenstadt hängen sog. „Kondom-Automaten“. Im Oktober 2012 stellte eine Münchnerin fest, dass dort auch regelrechte Sexartikel zum Verkauf angeboten werden. Der Betreiber dieser Automaten, eine Nürnberger Holdinggesellschaft, hat scheinbar den „sexuell stimulierenden Markt“ entdeckt, um seinen Kondom-Umsatz zu erhöhen. Dabei nimmt man in Kauf, dass Kinder und Jugendliche mit diesen Sexartikeln konfrontiert werden, sie womöglich aus Neugierde auch erwerben und ausprobieren: Eine raffinierte Verführungstaktik! Wenn schon gegen Kondom-Automaten kaum etwas zu unternehmen ist, auch wenn ihr vermeintlicher Schutzeffekt fragwürdig ist, so ist der Verkauf stimulierender Sexartikel in öffentlichen Toiletten sicher nicht in Ordnung. Die „Europäische Bürgerinitiative zum Schutz des Lebens und der Menschenwürde e. V.“, wurde informiert und wandte sich in einem Schreiben an den Münchner Oberbürgermeister. In einem Antwortschreiben des Kommunalreferats wurde dann mitgeteilt, dass „die Erweiterung des Sortiments“ in den Kondom-Automaten in öffentlichen WC-Anlagen „nicht in unserem Interesse liegt, weshalb wir unseren Vertragspartner umgehend auffordern werden, sein an öffentlichen Toiletten angebotenes Sortiment wieder auf Schutzartikel zu reduzieren. Wir möchten uns für Ihren hilfreichen Hinweis bedanken.“ Nach etwa anderthalb Monaten ergab die Beobachtung, dass die Sexartikel aus den Automaten entfernt worden sind.

 

 

Vorwort der FMG-INFORMATION 108

 

Liebe Freunde und Mitarbeiter, verehrte Leser und Förderer!

Sehr geehrte Abgeordnete, hochwürdigste Bischöfe!

 

Der Freundeskreis Maria Goretti e. V. bemüht sich – überzeugt davon, dass die GOTTgegebene Naturordnung und die Offenbarung GOTTES, wie sie die katholische Kirche seit 2000 Jahren bezeugt, zum Nutzen und Heil aller Menschen ist – insbesondere für die christliche Sexualethik und eine ihr entsprechende Jugenderziehung einzutreten. Die Aussagen unserer Bischöfe zur sog. „Pille danach“ haben daher unsere besondere Aufmerksamkeit und kritische Betrachtung erforderlich gemacht (vgl. INFO 108, S. 15-28).

 

Das Wohl der jungen Menschen liegt uns auch am Herzen, wenn wir uns mit den unheilvollen Bestrebungen auseinandersetzen, die in die Schöpfung eingestiftete Ehe von Mann und Frau und die darauf basierende Familie zu entwerten und zu beschädigen durch eine rechtliche „Gleichstellung“ einer (einzigen) anderen Form des Zusammenlebens, nämlich der von Gleichgeschlechtlichen, insbesondere mit Kindern. Das Bundesverfassungsgericht hat im Februar, in Missachtung des grundgesetzlichen Schutzes für die Ehe, diese Partnerschaft im Hinblick auf Kinder weiter aufgewertet, und die unheilvollen politischen Bestrebungen gehen weiter.

 

Wir sind mit den Bischöfen Frankreichs, der USA und anderer Länder, mit Papst Benedikt XVI. und mit dem neuen Papst Franziskus der Überzeugung, dass „das Leben vieler Kinder in Gefahr ist“, weil sie benachteiligt werden, indem man ihnen die Möglichkeit nimmt, zu jener „menschlichen Reife zu gelangen, die sie nach GOTTES Willen mit einem Vater und einer Mutter haben sollen“ (vgl. INFO 108, S. 29 =letzter Beitrag dort). Bestätigen das nicht beispielsweise auch Studien, wonach bei Menschen, die in gleichgeschlechtlichen Haushalten aufgewachsen sind, bei mehr als doppelt so oft Therapien für psychische Schäden notwendig sind (vgl. INFO 108, S. 31f = siehe oben, Artikel "61%..." Soziologe Mark Regnerus)? „Wir sind der Auffassung, dass die Annahme eines Kindes durch ein Ehepaar grundsätzlich die besten Voraussetzungen für die Entwicklung eines Kindes bietet“ (Bischof Tebartz-van-Elst namens der deutschen Bischöfe, 26.2.13).

 

Was in unserer Gesellschaft abläuft und wo die Abgeordneten meinen, unsere Rechtsordnung dem anpassen zu müssen, ist Teil einer gewaltsamen Umpolung der Natur durch die sog. Gender-Theorie, die eher einer alles durchdringenden Ideologie gleicht. „Die tiefe Unwahrheit dieser Theorie und der in ihr liegenden anthropologischen Revolution ist offenkundig. Der Mensch bestreitet, dass er eine von seiner Leibhaftigkeit vorgegebene Natur hat, die für das Wesen Mensch kennzeichnend ist. Er leugnet seine Natur und entscheidet, dass sie ihm nicht vorgegeben ist, sondern dass er selber sie macht“ (Benedikt XVI., 21.12.2012, vgl. FMG-INFO 108, S. 14 =siehe "Gender"-Beiträge).

 

Diese Ideologie greift auch in der sog. Sexual„erziehung“ in den Schulen und schon vorher gewaltsam nach dem natürlichen Schamgefühl und der im Herzen wohnenden Sehnsucht nach Reinheit unserer Kinder und Jugendlichen (vgl. FMG-INFO 108, S. 4-6, S. 31 = siehe mehrere Beiträge oben; S. 36 =dort gegen Ende). Warum sperrt sich unsere Gesellschaft der Einsicht, dass auch das ein schrecklicher „Missbrauch“ der jungen Menschen ist?

 

Warum fragen viele unserer Abgeordneten nicht mehr nach Wahrheit und Grundwerten, sondern nur nach Zeitgeist und Mehrheiten (selbst wenn diese nur den Meinungsmachern zu verdanken sind)?

Wir sind der Überzeugung, dass wir all dem nicht einfach zuschauen dürfen, und schon gar nicht mitmachen!

 

Mit freundlichen Grüßen

Ihr FREUNDESKREIS MARIA GORETTI e. V., München

 

 

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