(FMG-INFORMATION 100, Juli 2010)

 

Apologetik betreiben

 

Der Autor des folgenden Artikels, Mike Sullivan, ein Familienvater mit acht Kindern, ist Vorsitzender von „Catholics United for the Faith“ und unter anderem Herausgeber der CUF-Zeitschrift ‚Lay Witness’. Sein Erfahrungsbericht über die Notwendigkeit, den Glauben mit Argumenten zu vertreten und die Einwände Andersdenkender wahrzunehmen, scheint uns eine Ermutigung, sich der weithin in Misskredit geratenen „Apologetik“ – der vernunftgemäßen „Rechtfertigung“ und Verteidigung der katholischen Lehre – zu stellen. Der Artikel ist aus „Lay Witness“ (März/April 2010) übersetzt.

 

Von Mike Sullivan

 

»Kürzlich sah ich eine Ausgabe eines Buches von Glenn Beck „Arguing with Idiots“ (‚Sich streiten mit Idioten’) und musste über diesen findigen Titel schmunzeln. Auf der rein mensch­lichen Ebene denke ich ja auch manchmal, dass alle, die meinen politischen oder gar religiösen Auffassungen nicht zustimmen, Idioten seien.

Dann frage ich mich: „Was gibt mir eigentlich das Recht, solche Leute als Idioten zu betrachten?“ Denn die meisten Leute, die ich kennengelernt habe, die meine politischen oder religiösen Ansichten nicht teilen, sind alles andere als Idioten. Oft sind sie intelligent, aber traurigerweise fehlgeleitet, Produkte ihrer jeweiligen Umwelt, die sich nach unserer säkularen Gesellschaft orientieren.

Mein inneres Vergnügen beim Lesen des Buchtitels ist eigentlich unpassend, egal, um welche Debatte es sich handeln mag. Das trifft ganz besonders zu, wenn es sich um katholische Apologetik handelt [um die Verteidigung und Rechtfertigung der christlichen Glaubenslehre]. Wenn wir für den Glauben argu­mentieren, dann dürfen wir nie denken, wir würden uns „mit Idioten auseinandersetzen“, egal wie falsch informiert oder unlogisch jemand argumentieren mag. Und tatsächlich, wenn wir nur arrogant verkünden würden, was wir glauben, ohne den bestmöglichen Zugang zur Situation oder zu den betreffenden Personen zu überlegen, dann wären wir tatsächlich wie streitende Idioten.

Die Kirche ruft uns auf, die Botschaft CHRISTI miteinander zu teilen, nicht aber Diskussionen mit schlauer Rede oder cleveren Argumenten zu beherrschen. Das Wesentliche der Apologetik ist es, aufzeigen, dass der christliche Glaube vernunftgemäß ist und dass die katholische Kirche die wahre Kirche CHRISTI ist. Die vielen Diskussionen, die ich mit allen möglichen Leuten führte, waren nur dann erfolgreich, wenn ich mir wirklich Zeit genommen habe, die Fragen und die Person, mit der ich sprach, zu verstehen.

Manchmal hat unser „Gegner“ bestimmte Dinge nur als erwiesen angenommen oder er hat über das Thema selbst noch nicht viel nachgedacht. Auch zu verstehen, woher jemand kommt, mit dem man diskutiert, ist entscheidend dafür, dass man ihm helfen kann, die Vernunftgemäßheit des Glaubens zu verstehen.

Als ich Hochschulstudent war, freundete ich mich an mit einer jungen intelligenten Frau, die Agnostikerin war (Anm.: jemand, der jede über das Erkenntniswissen hinausgehende Erkenntnis verneint). Sie besaß aber eine schöne natürliche Moral und war ehrlich auf der Suche nach Wahrheit und Sinn. Sie besaß auch einen tief verwurzelten Sinn für Mitgefühl und Gerechtigkeit. Ich erinnere mich, wie ich noch Witze machte und ihr sagte, sie sei eine bessere Katholikin als viele Katholiken unserer Genera­tion. Wir verbrachten viele Stunden mit Diskussionen über die menschliche Natur und tauschten unsere Ideen aus über Religion, Philosophie und unsere eigene Rolle im Universum.

Dabei vertiefte sich unsere Freundschaft, obwohl unsere Ansichten sehr verschieden waren. Zum Beispiel konnte ich nicht verstehen, wie eine intelligente Person, die so redlich und mitfühlend war, für freie Wahl der Abtreibung sein konnte. Aber nachdem ich sie länger kannte, merkte ich, dass sie über dieses Thema nie wirklich nachgeforscht oder sich eingehender damit beschäftigt hatte. Sie hielt Abtreibung zwar für eine schlechte Sache, aber hatte nie darüber nachgedacht, was Abtreibung wirklich ist und was sie für ein Kind bedeutet.

Zu dieser Zeit studierte ich grundlegende christliche Philosophie und Theologie und teilte meine Gedanken darüber mit ihr. Zur selben Zeit belegte sie einen Kurs zum Thema „GOTTESerfahrung“, der, zusammen mit unseren Diskussionen, in ihr grundlegende Fragen zu formen begann, aus einer Sehnsucht heraus, die sie schon immer gehabt hatte, einer tiefen Sehnsucht noch irgendeinem „Mehr“.

In einem Café des Ortes diskutierten wir viele Nächte bis in die frühen Morgenstunden hinein. Ich erinnere mich noch, wie es in einer Nacht zu einem größeren Durchbruch kam. Ich studierte damals gerade Aristoteles und die Philosophie von Thomas von Aquin über die menschliche Seele. Ich erklärte ihr, was ich von der unsterblichen Natur der menschlichen Seele verstand. Ich sprach zu ihr wie wir von GOTT ins Dasein gerufen sind und wie wir dazu berufen sind, die ganze Ewigkeit mit GOTT im Himmel zu verbringen.

Sie fand, dass das, was ich sagte, logisch und vernünftig sei. Es vervollständigte, was sie selber über die menschliche Natur verstanden hatte. Das Wichtigste aber war, dass gerade das die tiefsten Fragen ihres Herzens beantwortete. Auf einmal machte es für sie Sinn, dass es einen Grund dafür gibt, dass wir hier auf der Erde sind, und dass das tiefe Sehnen nach mehr, das sie fühlte, ein Sehnen nach GOTT war.

Mit tiefem Staunen in ihren Augen glaubte sie auf einmal, dass auch sie von GOTT mit einer vernünftigen und unsterblichen Seele geschaffen war. Das Verstehen über sie selbst und ihren Platz im Universum kam plötzlich in die Mitte ihres Sichtfeldes.

Es versetzte mich in Erstaunen, zu sehen, wie sehr sich ihr ganzer Glaube um diese eine Grundtatsache der menschlichen Natur drehte. Jetzt konnte sie nicht mehr für die freie Wahl der Abtreibung sein, da der Fötus tatsächlich ein von GOTT geschaffenes menschliches Baby mit einer Seele ist. Sie begann auch zu verstehen, dass es notwendig ist und dass wir dazu berufen sind, GOTT als unseren Schöpfer anzubeten.

Im Verlauf unserer Diskussionen begannen sich ihre Ansichten zu ändern und sie wurde schließlich katholisch (und meine Frau – aber das ist eine andere Geschichte).

Von diesem Gedankenaustausch, auf den ihr Eintritt in die katholische Kirche folgte, lernte ich, dass wir nicht unter­schätzen dürfen, wie wichtig es ist, dass man sich Zeit dafür nimmt, um die (falschen) Annahmen und alles sonstige „Gepäck“, das so im Untergrund einer Frage liegt, zu verstehen. Wir müssen einer Person dort begegnen, wo sie sich gerade befindet. Am wichtigsten ist, dass wir bereit sein müssen, uns selber einzubringen. Mit GOTTES Hilfe und mit gesundem Menschenverstand können wir teilnehmen an diesem großartigen Dialog zwischen dem Schöpfer des Universums und jeder einzelnen Person, die Er erschaffen hat.«

 

 

 

Die Mäßigung

– eine unsympathische Tugend?

 

Der Autor des folgenden Aufsatzes, Edward Sri, ebenfalls Laie und Familienvater, ist College-Leiter und Professor für Theologie und Hl. Schrift am Augustinus-Institut in Denver, Colorado, USA. In der März/April-Nummer der CUF-Zeitschrift „Lay Witness“ beschäftigt er sich mit der Tugend des Maßhaltens oder der Selbstbeherrschung und ihrem schlechten Image.

 

Von EDWARD P. SRI

 

»Die Tugend der Mäßigung genießt manchmal ein schlechtes Ansehen.

Gegen eine Tugend, die „die Neigung zu verschiedenen Ver­gnügungen zügelt“ (KKK 1809), erheben heute viele Leute Einspruch mit der Einstellung: „Was ist daran falsch, nach Vergnügen zu suchen?“ „Die Erfahrung von Vergnügen ist doch nichts Schlechtes. Das tut doch niemandem weh!“ „Warum sollte ich denn nicht nach so viel Vergnügen wie möglich aus sein?“

Auch für manche frommen Christen scheint die Tugend der Mäßigung mit ihrer Forderung nach Selbstkontrolle und Maßhalten langweilig oder gar düster zu sein. Freu dich nicht zu sehr am Essen. Trink nicht so viel. Erlebe keine sexuelle Lust – außer in einem gewissen Kontext. Aus dieser negativen Sicht heraus kann Mäßigung als ein großes, langes „Nein“ erscheinen.

Die katholische Tradition legt jedoch ihren Fokus nicht so sehr darauf, sich Vergnügen zu versagen. Mäßigung gibt uns viel­mehr die Fähigkeit, die größten Güter im Leben zu erfahren. Wie wir sehen werden, ist Mäßigung kein langes „Nein“, sondern vielmehr ein „Ja“ zu den höchsten Freuden im Leben.

 

Chips und Salsa

Die Schönheit der Tugend der Mäßigung erinnert mich an Chips und Salsa [mexikanische Soße]. Wenn Sie jemals in einem mexikanischen Restaurant zum Essen waren, haben Sie wahrscheinlich die Erfahrung gemacht, dass man Ihnen einen großen Korb von warmen, vielfarbigen Chips und eine Schale mit roter klobiger Salsa servierte, während Sie auf Ihre Hauptmahlzeit warteten. Aber bis der Kellner kommt und das traditionelle mexikanische Essen „Enchilada“ bringt, haben sie bereits das ganzen Körbchen Chips aufgegessen und fühlen sich nun zu voll, um all das zu essen, was sie sich bestellt hatten! Es ist natürlich nicht verkehrt, wenn man einige Chips und etwas Salsa vor einem Essen verzehrt, aber wenn wir uns daran sättigen, dann werden wir nicht mehr in der Lage sein, uns am Hauptgericht zu erfreuen.

Ähnlich ist auch nichts falsch am Vergnügen an sich. Nach Thomas von Aquin hat GOTT die größte Menge Vergnügen in die Handlungen gelegt, die am notwendigsten sind für das menschliche Leben – und diese Handlungen beziehen sich auf die Erhaltung der einzelnen Menschen (die Notwenigkeit zu essen und zu trinken) und die Erhaltung seiner Art als Ganzes (Geschlechtsverkehr). Und Er will, dass wir uns daran wie auch an anderen Vergnügen erfreuen. Aber wenn wir nicht sorgsam sind und die Neigung zu diesen sinnlichen Vergnügen mäßigen, werden wir uns mit ihnen voll füllen und dann nicht mehr fähig sein, uns am „Hauptgericht“ im Leben zu erfreuen, das heißt an den höchsten Gütern des Lebens, wie Wahrheit, Güte, Schönheit, Freundschaft und Liebe.

 

Geschaffen für mehr

Der Mensch ist für mehr als nur für das Vergnügen geschaffen. Er ist dazu geschaffen, sein Bestes zu geben in seinen Beziehungen. Ein Mangel an Mäßigung hindert den Menschen daran, seinen GOTT, seinen Ehepartner, seine Kinder und seine Freunde so sehr zu lieben, wie er sie lieben könnte. Wenn es einem Menschen an Selbstkontrolle mangelt, wird er zum Sklaven seines Wunsches nach Vergnügen, immer egoistisch darauf bedacht, sich zu vergnügen. Ein solcher Mensch wird Schwierigkeiten haben, sich für Andere aufzuopfern. Er wird oft seine Wünsche und Vorlieben vor andere stellen. Er wird egoistisch sein. Er kann manchmal so sehr auf seine eigene Unterhaltung fixiert sein, dass er die Nöte seiner Umgebung gar nicht mehr wahrnimmt. Er könnte sogar andere Menschen als Mittel benutzen, um das Vergnügen zu erfahren, das er sucht.

Es ist traurig, dass viele Menschen heute so leben, dass sie ein Vergnügen nach dem anderen suchen. Schauen Sie sich z. B. den Teenager an, dessen ganzen Samstag darin bestehen mag, die Football-Spiele seiner Colleges am Fernsehen zu verfolgen, sich mit Musik am iPod zu unterhalten, ein Fantasie-Videospiel an seinem Laptop zu spielen, die Nachrichten auf seinem Handy zu überprüfen, und sich unterdessen mit verschiedenen Limonaden, Mahlzeiten und Imbissen anzufüllen, und nicht einmal auch nur für 35 Sekunden ein Hunger- und Durstgefühl zuzulassen. Wenn ein junger Mensch so an seine Leidenschaft versklavt ist, wenn er sich von einen Augenblick des Vergnügens zum nächsten treiben lässt, dann ist es kein Wunder, dass er Schwierigkeiten haben wird, wirkliche Freundschaft und ein bedeutungsvolles Gespräch mit den Menschen um ihn herum zu haben. Er hat sich antrainiert, so sehr auf das Vergnügen fokussiert zu sein, dass es für ihn nicht leicht ist, in das Leben anderer Menschen einzutreten und sich ihnen zu schenken.

 

„Ich will es!  Ich will es!“

Aristoteles nennt den Mangel an Mäßigung „einen kindischen Fehler“, denn er macht einen personalen Akt zu dem eines Kindes, und zwar in dreifacher Weise (vgl. Aristoteles, Nikomachische Ethik, III, 12):

Erstens: Es lässt einen werden wie ein Kind gegenüber den Dingen, die man sich wünscht. Ein Kleinkind sucht ja nicht danach, was das Beste für es ist aus vernünftigen Gründen: Es sucht das, was das Beste für seinen Magen ist. Sobald ihm der Magen knurrt, beginnt es zu schreien: „Ich hab Hunger. Ich will essen!“ Und in dem Moment, in dem es Durst verspürt, schreit es: „Trinken, Mama, trinken! Gib mir zu trinken!“ Und es macht ihm nichts aus, wenn dies im Augenblick der heiligen Wandlung bei der heiligen Messe passiert, wenn Hunderte von Leuten versuchen, sich betend in das heilige Geschehen zu vertiefen. Es macht ihm nichts aus, wenn das in der Arztpraxis ist, wo es nichts zu essen und zu trinken gibt. Die Schreie nach Essen und Trinken werden trotzdem ertönen.

In gleicher Weise wird ein undiszipliniertes Kleinkind, wenn es in einem Geschäft ein Spielzeug sieht, von der Mutter verlan­gen, dass sie ihm das Spielzeug kauft. Es hilft nichts, wenn die Mutter sagt: „Aber Johnny, das steht doch nicht auf unserer Einkaufsliste“ oder „Das ist zu teuer, Johnny“ oder „Wir haben doch schon fünf Spielsachen genau wie diese daheim!“ Das Kleinkind folgt keiner solchen Logik. Es sieht nur, was es haben will, und es wird einen Zornesausbruch bekommen, mit den Füßen strampeln und schreien: „Ich will es! Ich will es! Ich will es!“

Wir Erwachsene handeln wie Kinder, wenn wir unserer Begehrlichkeit nachgeben – der Neigung zum Bösen, die mit unserer gefallenen Menschennatur auf uns gekommen ist. Ungezähmte Begierde ist wie ein hemmungsloses kleines Kind in uns, das ruft: „Ich will es! Ich will es!“ Wir geben diesem kleinen Kind in uns jedes Mal nach, wenn wir diesen Schokoladenpudding essen, von dem wir wissen, wir sollten ihn nicht essen; oder wenn wir einen zweiten, lüsternen Blick auf diese spärlich bekleidete Frau auf der Reklame werfen, oder wenn wir dieses hübsche Kleidungsstück kaufen, das wir nicht wirklich brauchen.

Zweitens: Eine Person, der es an Mäßigung mangelt, ist wie ein undiszipliniertes Kind, dem man immer seinen Willen lässt. Je mehr das Kleinkind bekommt, was es will, desto egoistischer wird es. In gleicher Weise werden unsere Begierden uns umso mehr beherrschen, je mehr wir ihnen nachgeben. Vor seiner Bekehrung hat Augustinus beispielsweise herausgefunden, je mehr er sich seiner lustvollen Neigung ergeben hatte, desto weniger Kraft hatte er, ihr zu widerstehen. Er sagt: „Wenn ich mich der Lust hingab, wurde sie zur Gewohnheit, und wenn ich ihr nicht widerstand, wurde sie eine Notwendigkeit.“

Drittens: Je mehr anderseits dem Eigensinn eines Kindes Einhalt geboten wird, umso disziplinierter wird es werden. In ähnlicher Weise werden unsere Wünsche umso maßvoller, je mehr die Begehrlichkeit gezügelt wird. Die begehrlichen Wünsche werden dann weniger Macht über einen haben. Das ist eine gute Nachricht für diejenigen, die um die Befreiung von der Versklavung an ihre begehrlichen Wünsche kämpfen. Der Kampf mag wohl anfangs extrem schwierig sein, mit dem Gefühl, ihn unmöglich gewinnen zu können, aber je länger man fortfährt zu widerstehen, desto stärker wird der Wille nach dem Guten werden, und diese begehrlichen Wünsche werden langsam weniger Macht über seine Seele haben.

 

Die schändlichste der Sünden

Der hl. Thomas von Aquin nennt die Maßlosigkeit das schändlichste aller Laster, und er nennt zwei Gründe dafür. Erstens steht die Maßlosigkeit am stärksten im Gegensatz zu unserer Würde als menschliche Person. Denn wie die Tiere haben auch wir den Wunsch nach Essen, Trinken und Sex. Doch, anders als die Tiere, sind wir nicht dazu bestimmt, an diese Wünsche versklavt zu sein. GOTT hat uns einen Verstand und einen Willen gegeben, mit denen wir fähig sind, über unsere Leidenschaften Herr zu sein. Wir können darüber nachdenken, wie wir unser Leben gestalten wollen, und dann entsprechend unserer Überlegung handeln. Als Mensch können wir wählen, wie wir mit den Wünschen nach verschiedenen Vergnügungen umgehen, die in uns aufsteigen. Obwohl jemand Hunger verspürt, kann er sein belegtes Brot einer armen Person auf der Straße geben. Obwohl ein Mann einen sinnlichen Wunsch nach einer Frau verspürt, die nicht seine Ehefrau ist, kann er sich dazu entscheiden, keine Begierde nach ihr zu haben. Tiere sind dagegen nicht zu einem solchen Verhalten fähig, sie handeln gemäß ihrer Lust und ihrer Instinkte. Wenn es uns an Mäßigung mangelt, werden wir daher vom selben Verlangen nach Vergnügen beherrscht wie Tiere.

Zweitens ist Maßlosigkeit am schändlichsten, weil sie unsere Vernunft verdunkelt, durch die wir alle guten Handlungen ausführen. Wenn es uns an der Selbstkontrolle der Mäßigung mangelt, kann eine ganze Reihe von Tugenden unterwandert werden, weil wir an das kleine begehrliche Kind in uns versklavt sind und schreien: „Ich will es! Ich will es!“ Und diese begehrende Stimme ist so laut, dass wir die Stimme der Vernunft nicht mehr klar hören. Und egal, was für Vorsätze wir für diese Woche gemacht haben, der Wunsch nach Vergnügen ist so mächtig, dass wir sie zur Seite schieben. Egal, woran uns das Gewissen zu erinnern versucht, wir werden eine Rechtfertigung finden oder Entschuldigungen für unsere maßlosen Handlun­gen zurechtmachen – ob es das Essen dieser Schokolade ist („Ich werde mich nächste Woche einschränken“) oder das Trinken dieses Biers („Ich bin bei Freunden eingeladen“), die Geldausgabe für etwas, das wir nicht wirklich benötigen („Aber das ist doch ein Schnäppchen“), zu viel Fernsehen („Ich werde nur noch diese Show mir ansehen!“) oder ein Blick mehr auf die in gewisser Weise gekleidete Frau („Ich werde nur noch einmal auf ihre Schönheit schauen, dann wird’ ich es lassen“).

Tatsächlich fesselt die Unmäßigkeit eine Seele an die eigene Vergnügungssucht.«

 

 

 

In Kürze

 

Ärztliche Einsichten zur Sexualmoral

In der US-Zeitschrift „The Catholic World Report“ vom April 2010 beschrieb der Journalist Jim Graves unter dem Titel „Die Mythen der sexuellen Revolution“ die Erfahrungen eines Arztes. Dieser, Dr. Richard Wetzel, war in Südkalifornien in einer leidlich katholischen Familie aufgewachsen. Im Verlauf des Studiums hatte er mit der Kirche gebrochen und insbesondere ihre „veraltete, lebensfremde“ Sexuallehre verworfen. Er ließ sich dann als Arzt in Kalifornien nieder. 1985 hatte er geheiratet; seine Frau hatte ihm schon in der Verlobungszeit mitgeteilt, dass sie keine künstlichen Verhütungsmittel anwenden werde, sondern nur Natürliche Empfängnisregelung. Er stimmte widerwillig zu, in der Hoffnung, sie werde später schon umschwenken. Dann aber war er es, der eine Kehrtwende vornahm. „Nachdem wir einige Jahre NFP praktiziert hatten, wurde mir bewusst, dass sich da etwas Gutes tat.“ Er kam zu der Überzeugung, dass die Verhütung sich negativ auf eine Paarbeziehung auswirkt und in vielerlei Hinsicht schadet, und als schlimmsten Folgeschaden sah er die Abtreibung. Von 1989 an weigerte er sich, seinen Patienten Verhütungsmittel zu verschreiben. Er interessierte sich wieder für den katholischen Glauben; besonders die Enzykliken „Veritatis splendor“ und „Evangelium vitae“ machten einen tiefen Eindruck auf ihn. Mehr und mehr versuchte er auch, die Weisheit der Kirche anderen weiterzugeben. Aus seiner ärztlichen Erfahrung heraus - mit den beobachteten Schädigungen sexueller Unmoral bei seinen Patienten, nicht nur durch Erkrankungen, sondern auch in deren menschlichen Beziehungen – schrieb er ein Buch. Er argumentierte vom Naturrecht und vom Gemeinwohl her und stellte die gängigen Ansichten zur Sexualität in Frage. Er zeigte auch die explosive Ausbreitung der sexuell übertragenen Krankheiten auf: In den 1990er Jahren litten etwa 45 Millionen Amerikaner an genitalem Herpes, und jeder Fünfte an einer unheilbaren Geschlechtskrankheit, mit 12 Millionen Neuerkrankten pro Jahr. Auch auf die Tatsache, dass 40 Prozent der Kinder in Amerika in einem Haushalt ohne Vater leben, ging er ein. Er führte aus, wie die Verhütung eine Paarbeziehung zerstört, und dass z. B. 28 Prozent der homosexuellen Männer in Amerika im Lauf ihres Lebens über 1000 Sexualpartner haben; weniger als ein Prozent haben fünf oder weniger Partner. Er kritisierte die „wertfreie Sexualerziehung“, die in den Schulen oftmals auf dem Verhütungsprinzip beruht und das Schamgefühl noch unverdorbener Schüler zersetzt. Für sein Buch bekam Dr. Wetzel auch viel Zustimmung; eine lesbische Frau schrieb ihm z. B. dass sie sich von diesem Verhalten abgewandt habe, nachdem sie sein Buch gelesen hatte. – Der Artikel berichtet dann auch von einem zweiten Buch und erzählt von der Krebserkrankung des Arztes, die ihn dem Tod nahegebracht hat. Im Verlauf der Krankheit wuchs auch sein geistliches Leben, und seine Frau ist überzeugt: Ihr Mann weiß um den hohen Wert des Leidens, wenn es GOTT aufgeopfert wird, Er nehme es nicht nur für die eigene Familie auf sich, sondern besonders in dem Anliegen, dass die Lehre der Kirche über die Keuschheit in der ganzen Welt verbreitet werde.

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Nachruf auf P. Paul Marx OSB

Collegeville, Minnesota, USA. Am 20. März 2010 starb in der Benediktinerabtei St. John’s in Collegeville kurz vor seinem 90. Geburtstag Pater Paul Marx OSB. Papst Johannes Paul II. hatte ihn den „Apostel des Lebens“ genannt und zu ihm gesagt: „Sie tun das wichtigste Werk auf der Welt.“ Aus einer deutschstämmigen Farmersfamilie in Minnesota stammend, hatte der Ordensmann ein entscheidendes Übel der modernen Zeit erkannt, die „Kultur des Todes“, und gründete 1972 ein „Human Life Center“ als priesterliche Antwort darauf. Ein Jahr vorher hatte er sich 1971 als „Dr. Paul Marx“ – er hatte in Soziologie promoviert – bei einer Konferenz der Abtreibungs­befürworter in Kalifornien eingeschlichen, die Vorgehensweisen der Abtreibungsindustrie von innen kennengelernt und in einem ersten Buch „The Death Peddler“ („Die Händler des Todes“) darüber geschrieben. 1981 wurde dann aus dem „Human Life Center“ die weltweit erste und größte Pro-Life-Organisation „Human Life International“ (HLI), der P. Marx bis 1999 vor­stand. Unermüdlich die Welt bereisend, erforschte er die lebens- und familienfeindlichen Aktivitäten und setzte sich, einem Missionar gleich, für das Lebensrecht und für die Familie ein – und auch für die Reinheit. Marx wusste um die Zusammenhänge der Sexual„erziehung“ mit der lebensfeindlichen Abtreibungsideologie. Er war auch dem Freundeskreis Maria Goretti e. V. über lange Jahre freundschaftlich verbunden. GOTT lohne ihm seine Hingabe ewiglich.

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Berufsverbot für christliche Frauenärzte

Bulle. Schweiz. Im „HLI-Report“ März 2010, herausgegeben von „Human Life International – Schweiz“ beschreibt ein Arzt, Dr. med. Niklaus Waldis, seine persönlichen Erfahrungen in der Schweiz bei dem Bemühen, Frauenarzt zu werden. Beim Abschluss seiner Facharztausbildung hatte er auf einer gynäko­logisch-geburtshilflichen Abteilung gearbeitet und erkannt, dass es „möglich und sehr interessant“ sei, Gynäkologie und Geburtshilfe „in voller Übereinstimmung mit dem kirchlichen Lehramt zu betreiben“, dass – wie ihm Patientinnen anvertraut hatten – „Frauen sich gern von einem Frauenarzt behandeln lassen, der nichts mit Abtreibung zu tun hat und der sich auch in der natürlichen Empfängnisregelung auskennt“, und dass „der Bedarf an katholischen Frauenärzten“ größer sei als der an Allgemeinärzten. Da in der Schweiz die Spezialisierung zum entsprechenden Facharzt ein Jahr an einer Universitäts- oder sog. A-Klinik erfordert, bewarb er sich 1986 im Kantonsspital Luzern, damals der einzigen A-Klinik ohne Abtreibungen, um eine Ausbildungsstelle und erneuerte diese Bewerbung während eines zweijährigen Aufenthalts in Afrika. Er wurde ver­tröstet und bewarb sich dann bei allen vierzehn anderen A-Kliniken der Schweiz. Bei der Bewerbung wies er darauf hin, dass er aus Gewissensgründen keine Abtreibungen durchführen könne. Acht der 14 angeschriebenen Chefärzte wiesen ihn glatt ab (einige mit der Erklärung, in einer Demokratie sei den Mehrheitsbeschlüssen des Volkes Folge zu leisten bzw. Eingriffe wie Abtreibungen habe das Spital durchzuführen). Sechs Chefärzte luden zu einem Vorstellungsgespräch ein, doch keiner stellte ihn an. Drei wiesen ihn wegen seiner Einstellung zu Kontrazeption und Sterilisation ab, der Vierte wegen seiner Ablehnung von In-vitro-Fertilisation. Der Fünfte akzeptierte seine Haltung, machte aber einen Rückzieher, weil seine Assistenten und Oberärzte nicht mit ihm zusammenarbeiten wollten. Der letzte schließlich versuchte mit allen Mitteln, die Einstellung des Bewerbers zu ändern. So blieb Dr. Waldis praktischer Arzt. Er schreibt: „Seither habe ich von vielen anderen jungen Ärzten in der Schweiz gehört, denen aus den gleichen Gründen wie mir eine Ausbildungsstelle in Gynäkologie/Geburtshilfe verweigert wurde, die ihre Ausbildung dazu selbst abbrachen oder zum Abbrechen gezwungen wur­den.“ Ähnliches gelte für andere ärztliche Berufsgattungen wie Anästhesieärzte, technische Operationsassistenten, Hebammen usw. So finde also seit über 20 Jahren „eine Selektion von Ärzten und medizinischem Personal statt“, durch die prak­tisch alle christlichen Frauenärzte ersetzt und durch Abtreibungsbefürworter besetzt würden. „Nur wer Abtreibungen, Kontrazeption, Sterilisation und In-vitro-Fertilisation akzeptiert und praktiziert, wird angestellt.“ Das komme einem praktischen Berufsverbot gleich, das in erster Linie Katholiken treffe. – Es stellt sich die dramatische Frage, ob die Situation in Deutsch­land anders aussieht?

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Englandvision des hl. Domenico Savio

In Mondonio, im Sterbehaus des hl. Domenico Savio, findet man ein Bild, das sich auf eine Vision bezieht, die der Jugendheilige bei der Danksagung nach der hl. Kommunion hatte. Prof. Dr. Manfred Hauke, Lugano, schreibt in einem Artikel „Die Weihe an die GOTTESmutter und die Zukunft Europas“ (Bote von Fatima April 2010, leicht überarbeitet Theologisches Mai/Juni 2010) darüber: „Vielleicht dürfen wir auch mit der gebotenen Vorsicht an einige Prophezeiungen erinnern, die auf die Bekehrung Englands hindeuten. Don Bosco informierte Papst Pius IX. über eine Weissagung des hl. Dominikus Savio (1842-57), wonach GOTT für die Kirche in England einen großen Triumph vorbereite. In einer Vision hatte der jugendliche Heilige gesehen, wie Menschen im Nebel einherwandeln, so als ob sie ihren Weg verloren haben, und nicht wissen, wohin sie ihre Schritte lenken sollen. Ihm wird bedeutet: Dies sei England. Daraufhin sieht der junge Heilige Papst Pius IX. mit einer großen Lampe, die nach und nach den Nebel vertreibt. „Diese Lampe“, so wird Domenico Savio gesagt, „ist die katholische Religion, die England erleuchten soll“.

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Ärzte gegen Werbung mit nackten Kindern

Köln. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte stellte an die Werbebranche die Forderung nach einem Ver­zicht auf Werbung mit nackten Kindern. Für pädophil veranlagte Menschen könnten Abbildungen nackter oder fast nackter Kinder einen Schlüsselreiz darstellen. Angesichts der erschre­ckenden Berichte von sexuellem Missbrauch bei Kindern und Jugendlichen sei auch im Rahmen der Bildwerbung ein hohes Maß an Sensibilität und Verantwortung gefragt, mahnte der Verbandspräsident Wolfram Hartmann. „Auch das Selbstbestimmungsrecht eines Kindes verbietet es, mit seinem nackten Körper zu werben.“ (Vgl. SZ 23.3.10)

Eine Anmerkung: Sollte man nicht auch mit Kunstwerken und Gemälden behutsamer umgehen, auf denen etwa das JESUSkind in der Krippe oder auf dem Schoß Mariens ganz nackt dargestellt ist? Mit dieser Nacktheit wollten die Künstler wohl die wahre Menschheit CHRISTI darstellen, doch wird aus dem Leben der seligen Anna Maria Taigi (1769-1837), die eine besondere prophetische Begnadung hatte, berichtet, dass ihr die GOTTESmutter sagte, solch indezente nackte Darstel­lungen von Kindern seien ein Missbrauch, „der nicht weniger im Widerspruch zur hl. Reinheit wie auch zum wirklichen Evangelium selbst steht“ (A. Bessières, A. M. Taigi, Seherin und Prophetin, Stein am Rhein 1984, S. 73).

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Sexualität ausleben – ein längst überholtes,
mechanistisches Menschenbild

Würzburg. Der Wiener Psychiater und Psychotherapeut Raphael Bonelli antwortete in einem Interview mit der „Tagespost“ (8.5.10) auf Fragen über den Umgang mit der Geschlechtlichkeit und über den priesterlichen Zölibat. Auf dem Hintergrund der Diskussion über die Missbrauchsfälle an jungen Menschen sagte er zum Reinigungsprozess in der Kirche: „Das Opfer merkt, dass die Kirche die Taten des Täters nicht gutheißt und kann sich so leichter mit ihr versöhnen. Auch wird mit der These aufgeräumt, dass Sexualität immer gut oder zumindest harmlos ist. Es wird klarer, dass es einer persönlichen Anstrengung bedarf, um keusch zu leben.“ Heute wisse man, dass die Sexualität begrenzt werden müsse, wenn man sie gesund und glücklich leben wolle. Sexuelle Gewalt und Pädophilie zeigten, dass Sexualität auch schaden kann und nicht schrankenlos gelebt werden darf. „Trotzdem träumen nach wie vor erstaunlich viele von einem solchen Zustand und glauben, das sei die heile Welt.“ Das komme, so Bonelli, besonders aus der Ideologie der 68er Bewegung. Es sei ein längst überholtes „sehr plumpes, mechanistisches Menschenbild“, dass die Repression der Sexualität zur Perversion führe. Doch das sei noch weit verbreitet, und seit der sexuellen Revolution seien vor allem Männer der Meinung, „dass sie sich sexuell verwirklichen müssen, weil sie sonst krank würden“. Sexualität werde hier als „dranghaft notwendig“ erlebt, als nicht mehr kultivierbar und durch die Vernunft nicht steuerbar. Nach der „Verdrängung“ oder „Unterdrückung“ der Sexualität beim Zölibat befragt, unterscheidet Bonelli zwischen Geschlecht­lichkeit als das „Ganz-Mann-Sein“ bzw. „Ganz-Frau-Sein“, in das man immer mehr hineinwachsen müsse, und ausgelebter Sexualität. „Zölibat ist nicht der Verzicht auf Geschlechtlichkeit, sondern auf ausgelebte Sexualität – um einer Liebe willen.“ Er verweist darauf, dass das auch für eine glückliche Ehe gelte, und zitiert Manfred Lütz: „Wer nicht auf Sexualität verzichten kann, ist nicht ehefähig.“ In der Ehe müsse die Fähigkeit zum Verzicht da sein.

Bonelli merkt auch an, dass in Priesterseminare „eine falsche und unglückliche These eingedrungen“ sei, dass jeder Mensch seine Sexualität in irgendeiner Form leben müsse, um nicht neurotisch zu werden. „Das ist definitiv falsch.“ So habe man in den letzten Jahrzehnten die Selbstbefriedigung „oft zu sehr bagatellisiert und verharmlost.“ Da werde die Möglichkeit eines keuschen Lebens bezweifelt, und das sei eine schlechte Basis für einen erfüllend gelebten Zölibat. Das Priesterseminar sei dafür da, die priesterliche Keuschheit zu erlernen; die jungen Männer müssten lernen, ihre Sexualität um der Liebe willen zu kultivieren und die volle Geschlechtlichkeit im Sinn der Männlichkeit anzunehmen, was den Priester aus­mache, der anderen väterlich begegnen kann.

Auf die Frage, ob die Überschwemmung mit Sexuellem in unserer Zeit es schwerer mache, keusch zu leben, erwidert Bonelli: „Anders, aber nicht schwerer. Es war nie einfach, ein keusches Leben zu leben. Heute erntet man viel mehr Verständnis, wenn man ein keusches Leben führt und fordert als vor 30 Jahren, weil die negative Dimension der ungehemmten Sexualität klar zutage tritt.“

Allerdings sagt er auch, dass das vielfältige Sexangebot gera­de im Internet „besonders gefährlich für Jugendliche (ist), die vulnerabel [verletzlich] und beeinflussbar sind.“ Bonelli schließt mit dem Bekenntnis: „Als Psychiater beeindruckt mich da die katholische Lehre, die … aus ihrer Sicht auf den Punkt bringt: Die Geschlechtslust ist dann ungeordnet, wenn sie um ihrer selbst willen angestrebt und von der liebenden Vereinigung losgelöst wird.“

Anmerkung: Bonelli konstatiert also, dass gegenüber vor 30 Jahren die negative Dimension ungehemmter, ungeordneter Sexualität klarer erkannt werde, und er betont, dass die unglückliche These, jeder müsse seine Sexualität irgendwie leben, einem längst überholten, mechanistischen Menschenbild entstammt und „definitiv falsch“ ist. Man fragt sich, wann solche Einsichten auch bei den Verteidigern einer stimulierenden, auf folgenlose Bedürfnisbefriedigung ausgerichteten Schulsexual„erziehung“ einkehren werden – sie hinken mit ihrer vermeintlichen Progressivität offensichtlich der wirklichen Erkenntnis hinterher. Und sie beleidigen die Menschenwürde, wenn sie meinen, Keuschheit sei nicht lebbar. Das gilt genauso für jene, die immer noch von der Kirche fordern, ihre vermeintliche „Tabuisierung der Sexualität“ aufzugeben, um in unserer Zeit anzukommen. Die Lehre der Kirche ist allezeit modern und heilsam.

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Homosexuelle nehmen sich häufiger das Leben

Berlin. Das Berliner „Schwulen-Magazin“ „Du & Ich“ berichtet in der Juni/Juli-Ausgabe 2010, dass sich junge Schwule und Lesben vier- bis siebenmal so häufig das Leben nehmen wie Heterosexuelle. Das Blatt bezieht sich unter anderem auf eine Studie des homosexuell lebenden Psychologen Biechele (Mannheim). Danach haben in Berlin 18 Prozent der befragten homosexuellen Männer mindestens einen oder mehrere Suizidversuche hinter sich, 56% hätten mindestens einmal an eine Selbsttötung gedacht, 20% zögen das ernsthaft in Erwägung. Zu scheinbar unlösbaren Problemen wie Jobangst, Existenzangst, Zukunftsangst, die auf Suizidgefährdeten lasten, kämen bei Homosexuellen noch Furcht vor dem Anders-Sein, vor Ausgrenzung oder Einsamkeit oder auch vor erhöhtem Aids-Risiko. Das eigene Coming-Out werde oft nicht als befreiend, sondern als große Belastung empfunden (vgl. kath.net/idea 7.6.10).

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Kindesmissbrauch „im Gewand der Befreiung“

Würzburg. „Die Tagespost“ gab am 8.5.10 ein Interview mit der Autorin Sophie Dannenberg wieder, die 2004 in ihrem Roman „Das bleiche Herz der Revolution“ die Lebenslügen von 1968 entlarvte. Sie beschrieb darin aus Szenen von Kindesmissbrauch. Danach befragt, antwortete sie, dass natürlich die Kirche selbst Verantwortung übernehmen müsse für die Verbrechen von Priestern an Kindern. „Anders aber als Teile der 68er-Bewegung hat die Kirche diese Verbrechen nie legitimiert. Sie sind heimlich begangen worden und nicht als Vollzug einer sexuellen Aufklärung.“ Sie könne nicht beurteilen, ob auch pädophile Priester sich aufgrund der 68er Sexualmoral weniger schuldig gefühlt hätten, und wenn, dürfe man sie nicht einfach zu Opfern des Zeitgeistes machen, sie müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Doch „gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen dem Kindesmissbrauch, der in antiautoritären Kinderläden oder auch an der Odenwaldschule unter dem Vorzeichen der sexuellen Befreiung begangen wurde, und dem in katholischen Internaten der fünfziger und sechziger Jahre. Letzteren sah man immer als Sünde an, ersterer wurde bewusst gefördert“. Für die Opfer allerdings mache das keinen Unterschied.

Dannenberg weist auch darauf hin, dass nicht erst „die 68er sich für einen liberalen Umgang mit der Sexualität einsetzten“. Schon um die Wende zum 20. Jahrhundert habe eine entsprechende Strömung, von der Psychoanalyse, Sozialismus und Jugendstil begleitet, eingesetzt. „Alle drei tendieren dazu, eine befreite, ja zum Teil sogar eine entfesselte Sexualität zu fordern als Instrument zur Zerstörung der bürgerlichen Ordnung, als Rückkehr zum Natürlichen, Authentischen“; angelegt sei das schon bei Rousseau, und die 68er seien gewissermaßen Erben. Bei ihnen sei es umgekippt „in Sexualzwang und Kindesmissbrauch“. Der Grund liege wohl darin, dass damals die Idee von der sexuellen Befreiung als Sozialisierungstheorie (miss-)verstanden worden sei „nach dem Motto: Wir müssen rechtzeitig in die frühkindliche Entwicklung eingreifen – auch in die sexuelle Entwicklung – um sie vor der vermeintlichen bürgerlichen Repression zu bewahren“. Dannenberg: „Das ist paradox: Das Kind muss zur sexuellen Freiheit gezwungen werden, aber was diese Freiheit sei, das definieren die Erwachsenen. Wenn wir ansehen, was in den Kinderläden und Familien passiert ist, wo dokumentiert und theoretisch legitimiert worden ist, dann war 68 bezogen auf die Kinder eine grenzverletzende, keineswegs eine lässige Bewegung.“ Sie führt dann ein Zitat aus dem „handbuch in positiver kinderindoktrination“ von 1971 an, das Geschlechts­verkehr im Beisein von Kindern als „wertvoll“ empfiehlt, und schildert Beispiele. Das alles sei damals „nicht unter dem Stichwort ‚Kindesmissbrauch’ abgehandelt worden, sondern eben unter dem Stichwort ‚Sexualerziehung’ und ‚Befreiung’. „Dass diese Vorfälle objektiv pädophil und sogar strafbar waren, kam den Tätern gar nicht in den Sinn. Sie lebten in einem völlig anderen Paradigma, in einer ideologisch deformierten Wahnwelt.“ Es habe damals auch graduelle Unterschiede und Gegenstimmen gegeben. Doch es sei ja öffentlich geschehen, und der Senat von Berlin habe z. B. 80.000 DM zur Unterstützung von Kinderläden bereitgestellt. Das 1969 im Suhrkamp-Verlag unter Hans Magnus Enzensbergers Herausgeberschaft erschienene „Kursbuch 17“ habe „seitenweise sexuelle Erfahrungen von Erwachsenen mit Kindern in der Kommune 2 mit geradezu euphorischer Zustimmung“ beschrieben, doch ihres Wissen musste keiner der Kommunarden sich wegen Kindesmissbrauchs vor Gericht verantworten. Und es sei, mindestens bei zwei Kindern der Kommune 2, „auch emotionaler Missbrauch und schwere Verwahrlosung“ gewesen, weil diesen bewusst ständig die Bezugspersonen gewech­selt wurden, um „keine Abhängigkeiten“ zu entwickeln: Dannenberg spricht davon, dass diese Kommunarden nicht unmoralisch, sondern „grenzenlos amoralisch“ waren, ein „Chaos der zerstörten Seelen“.

Was die Autorin hier aufzeigt, wirft auch ein Schlaglicht auf die gängige Schulsexual„erziehung“, die auch Kindern unter Missachtung des Elternrechts und des Rechtes der Kinder auf ein keusches Aufwachsen Entschamung und Verhütungseinstellung aufzwingt.

Dazu: Nach einem Bericht der Frankfurter Sonntagszeitung soll ein ehemaliger Musiklehrer der Odenwaldschule Kinderpornos gefilmt und fotografiert haben. Das jüngste der missbrauchten Kinder sei 9 Jahre alt gewesen. Ein Liebhaber des Lehrers habe sich daran beteiligt. Eines der Opfer habe Strafantrag gestellt, der Fall sei aber verjährt. Der beschuldigte Lehrer sei 2006 gestorben; er hatte von 1966 bis 1989 an dem Elite-Internat der sog. Reformpädagogik im südhessischen Heppenheim unterrichtet. (Vgl. DT 4.5.10)

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Ex-Sexsymbol kritisiert Folgen der sexuellen Revolution

Los Angeles. Raquel Welch, in den sechziger und siebziger Jahren eines der größten Sexsymbole des europäischen und amerikanischen Films, schrieb kürzlich in einer Kolumne für den Nachrichtensender CNN, die Einführung der Anti-Baby-Pille vor 50 Jahren habe bei vielen Frauen zu der Haltung geführt: „Jetzt können wir Sex haben, wann immer wir wollen, ohne Folgen“. Die Folge sei ein Niedergang der moralischen Werte, so bedauert die heute 69-jährige Welch, die sich gegen ‚freie Liebe’ mit wechselnden Partnern wendet. Sex ohne Verantwortung schwäche Ehe und Familie und führe zu chaotischen Verhältnissen. Die Schauspielerin bedauert, dass sie selbst bereits zum vierten Mal verheiratet ist. „Die ‚sexuelle Freiheit’ hat Umsicht und Einsicht bei der Partnerwahl schwinden lassen, wo man zuvor einen ‚Partner fürs Leben’ gesucht hat.“ Ohne Bindung fehlten Vertrauen und Treue. Die Folgen der sexuellen Revolution hält sie für einen „Horror“. Wechselnde Sexualpartner seien heute schon für Teenager normal. (Vgl. kath.net/idea 18.5.10)

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HIV-Aids

Brasilia. Die HIV-Infektionsrate bei Homosexuellen in den zehn größten Städten Brasiliens beträgt 10 Prozent. Das ergab eine Studie des brasilianischen Gesundheitsministeriums. Die durchschnittliche HIV-Rate bei Männern zwischen 15 und 49 Jahren betrage dagegen 0,8 Prozent. – Eine unlängst in Spanien durchgeführte Studie kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass 10 % der Homosexuellen HIV-infiziert sind (was die spanische Regierung mit einer neuen Kondom-Kampagne beantwortet will). – In den USA ist die HIV-Rate unter aktiven Homosexuellen sechzig Mal so hoch wie bei Heterosexuellen, die Syphilis-Rate 61 Mal so hoch. (Vgl. kath.net/LSN 28.6.10)

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Pornokonsum alltäglich

Hannover. Eine von den Landesmedienanstalten in Niedersachsen und Bayern in Auftrag gegebene Studie „Porno im Web 2.0“ wurde am 14. April auf der Jugendmedienschutztagung in Hannover vorgestellt. Diese von der Meinungsforscherin Prof. Petra Grimm (Stuttgart) geleitete Untersuchung zeigt, dass Pornografie im Internet für Jugendliche zwischen 13 und 19 Jahren inzwischen ganz gewöhnlich sei. Mädchen lehnten diese allerdings schnell als „eklig“ ab. Der Pornokonsum beeinflusse das Rollenverständnis und die Vorstellung, was beim Geschlechtsverkehr „normal“ sie. Bei Jungen könne ein sexueller Leistungsdruck erzeugt werden, bei Mädchen ein Perfektionsdruck hinsichtlich ihres Körperbildes. Besonders besorgniserregend sei, dass immer mehr Jugend­liche selbst gewalttätige oder sexuelle Inhalte ins Internet stellten. (Vgl. kath.net/idea 20.4.10)

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Die linke 68er Revolution und der Kindesmissbrauch

Neuss / Hamburg. Der Kölner Sozialpädagoge und Buchautor Albert Wunsch wirft der Politik vor, in den 1970er und 1980er Jahren ein „pädophilieförderndes Klima“ begünstigt zu haben. Als Beispiel nannte er einen Versuch zur Streichung des Paragrafen 176, der sexuellen Missbrauch von Kindern unter Strafe stellt, durch die SPD-FDP-Regierung von 1980. Auch habe mit dem Sexualforscher Helmut Kentler ein „bekennender Pädosexueller“ sich als Gutachter an deutschen Gerichten betätigen können. (Vgl. kath.net 13.4.10).-

Hinweis: Prof. Kentler war einer der einflussreichen Kämp­fer für die Schulsexualerziehung!

Sogar das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ (21.6.2010) setzt sich damit auseinander, dass eines der wichtigsten Projekte der 68er die „sexuelle Befreiung des Kindes“ war. „Es liegt nahe, bei der Befreiung früh anzusetzen. Wenn die Scham­grenzen erst einmal etabliert sind, ist alles, was dann folgt, Herumdoktern am Symptom. Viel besser ist, Scham erst gar nicht entstehen zu lassen. Kaum ein linkes Theoriebuch, das in dieser Zeit nicht die Sexualität in den Blick nimmt.“ In der entstehenden Partei der „Grünen“ (aus Umweltbewegung, neuen sozialen Bewegungen und der Neuen Linken in den 1970er Jahren entstanden, 1980 als Partei gegründet) fanden laut „Spiegel“ die Pädophilen eine Partei, in der sie ihre poli­tischen Forderungen vertreten konnten: „Schon auf dem ersten Parteitag der Grünen 1980 in Karlsruhe sind die ‚Indianer’ vertreten, um, buntbemalt und lautstark, für ihr Anliegen, den ‚freien Sex von Kindern und Erwachsenen’, Stimmung zu machen… Ihr Landesverband in NRW fordert 1985 auf seinem Programmparteitag in Lüdenscheid, ‚gewaltfreie Sexualität’ zwischen Kindern und Erwachsenen generell zu erlauben, ohne jede Altersbeschränkung.“ Es habe sich im linken Lager auch Widerstand dagegen geregt, etwa Günter Amendt und Alice Schwarzer: „Amendt erinnert sich gut, wie er in Flugblättern und Artikeln als reaktionär verunglimpft wurde. ‚Es gab damals eine regelrechte Kampagne gegen mich und Alice’.“ Laut „Spiegel“ ist es an der Zeit, dass auch die 68er dies aufar­beiten, doch „von einer Aufarbeitung dieses Teils ihrer Geschichte sind die Revolutionäre von einst noch weit entfernt. Als im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen an der Odenwaldschule Fragen nach der Verantwortung der 68er auf­tauchten, waren die Apologeten schnell dabei, einen Freibrief auszustellen.“ (Vgl. kultur-und-medien-online, 22.6.10).

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Proteste gegen Frühsexualisierung der Kinder

Sydney. Die offizielle Internetseite der Erzdiözese Sydney griff die Thematik der weiblichen Unterwäsche auf. Eine Bürger­initiative namens „Collective Shout“ („kollektiver Aufschrei“) macht aufmerksam, dass ein Unterwäschehersteller acht­jährige Mädchen schon als Zielgruppe für aufreizend wirkende Wäsche entdeckt hat, und fordert aus pädagogischen Gründen, das Produkt vom Markt zu nehmen. Büstenhalter für Sechs- bis Zwölfjährige, die Geschlechtsmerkmale vortäuschen, mussten auf Proteste hin schon von einer Warenhauskette wieder aus dem Handel genommen werden. „Das spiegelt wieder einmal die Sexualisierung unserer Kinder wider“, kritisiert die Initiativgründerin Melinda Tankard Reist ge­genüber den Autoren dieser kirchlichen Internetseite. Kindern solle erlaubt sein, sich in normalem Tempo zu entwickeln und heranzuwachsen, als ins Erwachsenenalter hineinkatapultiert zu werden durch eine Kultur, die augenscheinlich von Sex besessen ist. Ein australischer Kinderpsychologe, Michael Carr-Gregg, unterstützt diese Kritik. „Es wird eine wichtige gesellschaftliche Norm verletzt, die besagt, dass Kinder nicht als Sexualobjekte betrachtet werden dürfen.“ Der Experte ruft die australischen Eltern auf, die Produkte des Herstellers so lange zu boykottieren, bis dieser das Modell aus dem Angebot genommen hat. (Vgl. zenit 24.5.10)

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Hirntod als „legale Fiktion“

München. Dr. med. Regina Breul, die sich bemüht, über Hirn­tod und Organtransplantation aufzuklären (vgl. FMG-INFORMATION 99, S. 30) informierte in einer E-Mail-Mitteilung vom 31. Mai 2010, dass „inzwischen auch von Befürwortern der Transplantationsmedizin nicht mehr bestritten (wird), dass für ‚hirntot’ erklärte Patienten nicht tot sind. Sie geben zu, dass es sich um ein Fiktion handelt, die sie als ‚legal’ bezeichnen, da man aufgrund dieser Lüge Organe gewinnt, die unter dem Deckmantel der christlichen Nächstenliebe transplantiert wer­den. Zur Zeit überlegt man, wie man diese Tatsache den Menschen verkaufen kann.

(Dr. Breul verweist hier auf eine Veröffentlichung von Seema K. Shah und Franklin G. Miller [http:// ssm.com/abstract=1594360] mit dem Titel ‚Can we handle the truth? Legal fictions in the determination of death’ [‚Können wir mit der Wahrheit umgehen? Legale Erfindungen bei der Festlegung des Todes’].)

Schon Robert Veatch, ein Zeitzeuge der Arbeit des Ad Hoc Commitee von Harvard berichtet: ‚None of the members was so naive as to believe that people with dead brains were dead in the traditional biological sense of the irreversible loss of bodily integration.’ Dies ist nachzulesen bei Ralf Stoecker: ‚Ein Plädo­yer für die Reanimation der Hirntoddebatte in Deutschland.’

Die Gier nach Organen, die mit Hilfe des ‚Hirntodes “ nicht befriedigt werden kann, führt zu immer neuen Auswüchsen. Inzwischen werden Organe von sog. ‚Non-heart-beating donors’ (NHBD) gewonnen. Diese Methode wird in Nachbarländern (z. B. Belgien) schon mit der dort aktiven Sterbehilfe verknüpft. Allerdings hat man festgestellt, dass es nach Einstellen der lebenserhaltenden Maßnahmen oft zu lange dauert bis der ‚Herztod’ eintritt, sodass einige Organe nicht mehr zur Transplantation geeignet sind. Die Einstellung der ‚lebenserhaltenden Maßnahmen’ findet schon unter ‚Entnahmebedingungen’ statt; d. h. der Patient ist schon desinfiziert und mit sterilen Tüchern abgedeckt, damit man ein paar Minuten (manchmal schon 50 sec) nach dem ‚Herzstillstand’ sofort mit der Entnahme der Organe anfangen kann.

Um den Nachteil der Organschädigung beim NHBD zu um­gehen, empfehlen Wissenschaftler von der Oxford Universität den ‚Hirntod’ aktiv herbeizuführen. Sie geben eine genaue Anweisung, wie dies durchgeführt werden kann.

(Dr. Breul belegt das mit Verweis auf einen Aufsatz des Kinderarztes und Forschers Dr. Dominic Wilkinson und des Oxforder Ethik-Professors Julian Savulescus in der amerikanischen Zeitschrift ‚bioethics’ unter dem Titel ‚Should we allow organ donation euthanasia? Alternatives for maximizing the number and quality of organs for transplantation’ [‚Sollen wir die Organspende-Euthanasie erlauben? Alternativen, um die Zahl und Qualität der Organe für Transplantationen zum Höchstmaß zu steigern’])

Schon 2008 wurde im Deutschen Ärzteblatt über NHBD berichtet (Dt. Ärzteblatt, Jg. 105, Heft 16, 18. April 2008: ‚Herztote Organspender’).

Noch ist in Deutschland die aktive Sterbehilfe verboten. Durch unsere Zugehörigkeit zur EU sind wir aber verpflichtet, die Organspenden zu erhöhen. Als ersten Schritt dorthin sprach sich beim 113. Deutschen Ärztetag in Dresden das Ärzteparlament ‚unerwartet und ohne Diskussion’ für eine Einführung der Widerspruchslösung in Deutschland aus. (Deutsches Ärzteblatt, Jg. 107, Heft 20, 21. Mai 2010, Seite 855). Was kommt als Nächstes ?

Wie lange will die katholische Kirche noch schweigen? Im Katechismus der katholischen Kirche in Absatz 2296 steht u. a.: ‚Die Invalidität oder den Tod eines Menschen direkt herbeizuführen, ist selbst dann sittlich unzulässig, wenn es dazu dient, den Tod anderer Menschen hinauszuzögern.’ Viele Jahre hat die Kirche den Beteuerungen von Neurologen und Transplantationsmedizinern in puncto Hirntod Glauben geschenkt. Jetzt ist die Zeit gekommen, der Wahrheit ins Auge zu sehen - wie es die internationalen Fachzeitschriften mittlerweile tun - und endlich dem Töten unter dem Deckmantel der Nächstenliebe entgegenzutreten!“

Anmerkung: Welchen Standpunkt nimmt der neue Präsident der „Päpstlichen Akademie für das Leben“ ein? Ignacio Carrasco de Paula, Professor für Bioethik und Opus-DEI-Mitglied, bislang schon als „Kanzler“ in führender Stellung der Akademie für das Leben, wird in einer Stellungnahme des Wiener IMABE-Instituts zum Hirntod, das den sog. „Hirntod“ verteidigt und als Voraussetzung für Organtransplationen preist (Imabe-Info 2/96 bzw. www. imabe.org/index.php?id=120), mit einem Buchbeitrag von 1995 als Referenz angeführt (und in der Opus-DEI-Klinik in Pamplona/Spanien werden Organtransplan­tionen vorgenommen, vgl. FMG-INFORMATION 98 S.42). Doch, wie Dr. Breul zu Recht schreibt, die offene Diskussion der „Hirntod“-Fiktion in Fachzeitschriften und die Plädoyers für Euthanasie zum Zweck der Organtransplantation sollten Anlass genug sein, endlich umzudenken!

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Nordrhein-Westfalen: Wieder Eltern ins Gefängnis

Wir mussten schon in der FMG-INFORMATION 99 S. 9 von mehreren Fällen von Erzwingungshaft gegenüber Eltern einer sogenannten katholischen Grundschule im Bistum Paderborn berichten. Vor Kurzem wurde wieder bekannt, dass eine Mutter von 14 Kindern aus Salzkotten am 18.6.2010 eine 15-tägige Haft antreten musste, weil sie aus Gewissensgründen ihre Kinder nicht an Teilen des Sexualkundeunterrichts derselben Liboriusgrundschule Salzkotten teilnehmen ließ und sich weigerte, das gerichtlich dafür verhängte Bußgeld zu zahlen. (Vgl. kultur-und-medien-online 21.6.10).

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Petition für Homeschooling in Deutschland

Berlin. Beim Deutschen Bundestag wurde eine Petition eingereicht, die die Straffrei-Stellung des Hausunterrichts (Homeschooling) zum Ziel hat. Die Petition wurde von einem Familienvater und Lehrer, Matthias Wolf, im April gestellt. Als Begründung der Petition gab er an:

„Hausunterricht oder Homeschooling wird in allen EU Ländern und englisch sprachigen Ländern bereits schon länger mit großem Erfolg praktiziert und erweist sich immer mehr als der Bildungsweg der Zukunft. In Deutschland ist es eine noch weitgehend unbekannte und mit zahlreichen Vorurteilen behaftete Form des Lernens. Die unzureichende Vermittlung von ethischen und moralischen Grundwerten an öffentlichen Schulen, Gewalt und Mobbing, negative Sozialisation der Kinder, fehlende Lernfreude, sinkendes Bildungsniveau, die Unfähigkeit vieler Schulen Kinder individuell zu fördern und ihrem persönlichen Begabungsprofil zu bilden, haben dazu geführt, dass immer mehr Eltern sich Alternativen im bestehenden Bildungssystem wünschen. Bis dato existiert die Schulpflicht in Deutschland statt einer sinnvolleren Lernpflicht. Schule wird somit in Deutschland direktiv verordnet. Eltern, die ihre Kinder selbst unterrichten wollen, müssen mit staatlichen Strafmaßnahmen wie Bußgeldern rechnen und werden somit unnötig kriminalisiert. Es sollte mündigen Bürgern frei gestellt sein wo sie ihren Kindern Bildung zukommen lassen. Alle staatlichen Sanktionsmaßnahmen gegen Eltern, die ihre Kinder selbst unterrichten, sollten aufgehoben werden.“

Die Frist zur Mitunterzeichung ging bis Mitte Juni; es haben sich 5474 Mitunterzeichner der Petition angeschlossen. Sie ist jetzt in der parlamentarischen Prüfung. (Vgl. https:// epetitionen.bundestag. de/index. php?action=petition;sa=details;petition=11495)

 

 


Vorwort der FMG-INFORMATION 100:

 

Liebe Freunde und Mitarbeiter, verehrte Leser und Förderer!

Sehr geehrte Abgeordnete, hochwürdigste Bischöfe! 

Es ist – wenn wir auf die Gründung des FREUNDESKREISES MARIA GORETTI e. V. im September 1976 zurückschauen – schon ein kleines Wunder, dass diese Initiative aus den Reihen von Eltern, Erziehern und Priestern nach nunmehr 34 Jahren noch tätig sein kann und dass wir Ihnen hiermit die 100. Nummer unserer Zeitschrift vorlegen. Wie wir im Vorwort der ersten, hektografierten Ausgabe der „FMG-INFORMATION“ schrieben, sollte eigentlich keine neue Zeitschrift entstehen, sondern eine Art gedruckter Brief, um die an „Einzelfront“ kämpfenden Eltern und Erzieher zu ermutigen, um immer neu einen Ansporn zu Gebet und Opfer im Anliegen der reinen, gläubigen Erziehung zu geben, um die „Mauer des Schweigens“ in den Massenmedien über dieses Thema zu durchbrechen, und um den Spendern und Förderern ein wenig Rechenschaft und Dank zu zeigen. Daraus ist nun dieses Heft geworden, das – wenn auch in einer schlichten, sicher verbesserungswürdigen Form – mit rund vierzig, sechzig Seiten etwa dreimal jährlich erscheint.

Mit dieser 100. Nummer ist ein herzlicher Dank verbunden – an alle, die diese Arbeit durch Ihre Spenden, durch Ihre Hilfe beim Sammeln von Informationen, durch Ihre Mitarbeit beim Versand mehr als dreißig Jahre lang ermöglichten und weiter ermöglichen, und vor allem ein dankbarer Lobpreis GOTTES, des­sen Reich wir hiermit dienen wollen und ohne dessen Gnade und Segen all das nicht möglich gewesen wäre.

In der ersten Nummer hatten wir einzelne Stellungnahmen aus einer Umfrage einer Zeitung zur „Sexualerziehung in der Schule“ abgedruckt; schon damals war die Mehrzahl der Stimmen dafür. Wir hatten damals nicht gedacht, dass auch nach drei Jahrzehnten noch keine Einsicht bei vielen eingezogen sein würde. Und wenn uns, unter dem Eindruck der Missbrauchsdebatte der letzten Monate, manche mitteilten, jetzt endlich scheine ein Umdenken einzusetzen und unsere Arbeit Frucht zu bringen, so machen wir uns nichts vor.

In einem Zeitungsbericht über eine Versammlung einer Lebensrechtsorganisation wurde kürzlich der Referent, ein führender Journalist, zitiert, der sagte, sie hätten „nichts falsch gemacht“; dass man etwas nicht erreicht habe, sei kein Zeichen für ein Versagen. Man müsse damit leben, dass in einer pluralistischen Gesellschaft Entscheidungen anders ausfielen, als man sich das wünsche. Er warnte aber zugleich davor, sich zukünftig „bescheidenere Ziele“ zu setzen: Man dürfe sich nicht mit den Zuständen abfinden (vgl. DT 11.5.10).

So ähnlich empfinden auch wir die Lage. Und wir sind überzeugt, dass unser Einsatz nicht vergeblich ist. Wir richten unsere „Politik“ nicht nach Umfragewerten und Quoten aus. Ein Bildwort sagt ja, dass nur die toten Fische   m i t   dem Strom schwimmen. Das Eintreten für die Würde des Menschen, des Kindes, für die Tugend der Keuschheit, für die GÖTTliche Berufung eines jeden ist alle Mühe wert.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr FREUNDESKREIS MARIA GORETTI e. V., München

 

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