(FMG-INFORMATION 116, August 2016)

 

 

Beichten ist auch ein Werk der Nächstenliebe

 

Aus dem Fastenhirtenbrief von Bischof Konrad Zdarsa, Augsburg, 2016

 

(vgl. kath.net 6.2.2016)

 

»„Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein, mach mich zu einem deiner Tagelöhner.“

Als sich der zu diesem Zeitpunkt noch verlorene Sohn diese Worte zurechtlegte, ist er noch weit weg von zu Hause. Dann aber, als er zu Hause angekommen ist, lässt ihn der Vater gar nicht ausreden. Der Vorschlag des Sohnes, ihn zum Tagelöhner zu machen, kommt gar nicht mehr zur Sprache.

Noch in der Ferne hat er sich das Bekenntnis überlegt, hat sorgfältig zusammengestellt und auswendig gelernt, was er dem Vater sagen wollte. Dabei hat er noch nicht einmal alle Einzelheiten seiner Vergehen aufgezählt. Dann erst brach er auf.

Liebe Schwestern und Brüder, als Kinder haben wir gelernt, welche fünf Stücke zum Empfang des Bußsakramentes gehören: Gewissenserforschung – Reue – Vorsatz – Sündenbekenntnis – und, so hieß es damals, Genugtuung. Oder wie immer sie sonst noch genannt worden sind. Im Aufbruch und Entschluss des verlorenen Sohnes waren sie allesamt schon anfanghaft enthalten.

Es ist ja kein Geheimnis, dass nicht nur der Besuch des Sonntagsgottesdienstes, sondern auch der Empfang des Bußsakramentes bei den Gläubigen stark zurückgegangen ist. Darum möchte ich Sie heute ganz herzlich zum Empfang des Bußsakramentes einladen, ganz unabhängig davon, ob Sie sich einer schweren Schuld bewusst sind oder nicht. Wir bitten doch einander auch oft nur beim Anschein einer kleinen Unhöflichkeit um Verzeihung und nicht erst, wenn wir einander grob beleidigt haben.

Wenn aber schon die Annahme einer Einladung ein Werk der Nächstenliebe ist, dann ist es doch erst recht der Aufbruch und die Entschlossenheit, das Bußsakrament zu empfangen. Denn schon damit entlasten wir alle, die ebenso wie wir Vergebung ihrer Sünden nötig haben, vom bloßen Vorwurf ihrer Schuld in einem Akt geschwisterlicher Solidarität.

Wir folgen damit dem Beispiel JESU, der ohne Sünde war und sich bei der Umkehrtaufe des Johannes freiwillig in die Reihe der Sünder gestellt hat. Schon wenn wir also aufbrechen, lassen wir uns vom Geiste JESU, dem Geiste GOTTES, des barmherzigen VATERS leiten. Das ist für sich allein schon ein Glaubenszeugnis besonderer Art und beinhaltet den Willen zur Umkehr und zum neuen Anfang.

Persönlich bin ich davon überzeugt, dass es schon ein großer Gewinn für unser menschliches Zusammenleben wäre und vieles besser laufen würde, wenn der eine oder andere von uns immer wieder einmal den Mut aufbrächte, vor anderen von sich zu sagen: „Das lag an mir. Da habe ich etwas falsch gemacht.“ Schon die Einsicht und das Bekenntnis eines Versagens können neue Wege öffnen.

Im Bußsakrament geht es ja nicht darum, sich selber schlecht zu machen. Unser Sündenbekenntnis soll vielmehr ein Erweis lebendigen Vertrauens als eine bloße Selbstanklage sein.

Fragen wir nicht schon manchmal, wenn wir ganz unerwartet etwas geschenkt bekommen, zurück: Wie kann ich das denn wieder gutmachen? Wie kann ich mich denn da revanchieren?

Mit dem Bekenntnis unserer Schuld können wir uns mit unserer ganzen Person ehrlich und tatkräftig einbringen wie kaum anderswo. Der Einwand, dass wir doch dabei ohnehin immer nur dasselbe zu bekennen hätten, spricht eigentlich nur für unsere seelische Gesundheit. Daran müssten wir ernsthaft zweifeln, wenn einer in seinem Versagen immerfort von einem Extrem ins andere fallen würde. Dagegen wäre der psychischen Gesundheit mancher von uns vermutlich sehr geholfen, wenn sie unter bestimmte Abschnitte ihres Tuns und Lassens im­mer wieder einmal einen Schlussstrich ziehen könnten.

Jeder von uns hat doch seine charakterlichen Schwächen und Besonderheiten.

Es entspricht aber nun einmal der Strategie des Bösen, uns vorrangig dort anzugreifen und zu versu­chen, wo wir am leichtesten herumzukriegen sind. Auch dabei greift die Dynamik vom steten Tropfen. Nie­mand von uns wird doch von heute auf morgen gut oder böse, besser oder schlechter werden können wir aber doch. Von Tag zu Tag mag das kaum spürbar zu bemessen sein, aber nach einem langen Zeitraum, vielleicht sogar von Jahren, könnte das Ergebnis geradezu verheerend und nur sehr schwer zu korrigieren sein.

Mit einem regelmäßigen Empfang des Sakramentes der Buße, der ja auch im Rahmen eines Beichtgespräches erfolgen kann, werden wir immer aufmerksamer auf unsere Schwächen und hellhöriger für die Stimme des Gewissens. Darüber hinaus können wir uns noch vom Beichtvater helfen und beraten lassen.

Über die Rede von einem reinen Herzen sollten wir uns nicht leichtfertig überheben. Ich erinnere mich an eine Frau aus der Gemeinde, die mich um den unscheinbaren Ritus der Händewaschung nach der Gabenbereitung in der hl. Messe regelrecht beneidete, wenn dabei gebetet wird: „Herr, wasche ab meine Schuld und von meinen Sünden mache mich rein.“

Das persönliche Bekenntnis und die darauffolgende Lossprechung sind nun wahrlich Handlungen, die uns ihre befreiende Wirkung sinnenfällig erfahren lassen.

Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, wenn wir immer wieder einmal von Personen hören, die der Meinung sind, sich in der Öffentlichkeit selbst entschuldigen zu können. Das mag noch so gut gemeint sein, aber in Wirklichkeit kann sich niemand von uns selbst entschuldigen. Das mögen wir dem Freiherrn von Münchhausen abnehmen, der sich am eigenen Schopf samt seinem Pferd aus dem Sumpf gezogen haben will. Niemand kann sich selbst entschuldigen, auch wenn die deutsche Sprache das zunächst nahezulegen scheint. Um Entschuldigung können wir immer nur bitten. Niemand kann sich das befreiende Wort selber sagen. Vergebung kann uns nur geschenkt werden.

Gott selbst verzeiht uns im Bußsakrament unsere Schuld, wenn wir ihn reumütig und bereit zur Umkehr darum bitten.

Darum lastet auch auf dem Priester, der dafür seine Person zur Verfügung stellt und dazu beauftragt ist, die schwere Verpflichtung, das Beichtgeheimnis absolut zu wahren. Auf keinerlei Weise und unter keinen Umständen darf durch ihn auch nur der unscheinbarste Inhalt eines Sündenbekenntnisses ruchbar werden.

Erst vor nicht allzu vielen Wochen, am dritten Sonntag im Advent, haben wir zu Beginn des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit an unserem Dom die Pforte der Barmherzigkeit geöffnet.

Ob wenigstens die, die zur Kirche gehören, dieses Angebot der Nähe des Herrn in der hl. Messe und in den Sakramenten, vor allem auch im Sakrament der Buße verstärkt wahrnehmen werden?

Ob sie die Chance ergreifen, im Sakrament der Buße das befreiende, heilende Wort zu hören, das sich niemand von uns selber sagen kann?

Dabei ist es doch gar nicht schwer, das Sakrament der Buße zu empfangen. Ganz bewusst habe ich lieber vom Bußsakrament statt von der Beichte gesprochen, bei der es von der Wortbedeutung her ja vor allem um das Sündenbekenntnis geht. Das Bußsakrament ist aber ein Zeichen der Liebe GOTTES und bedeutet noch viel mehr als nur die Tilgung unserer Schuld. Im Sakrament empfangen wir darüber hinaus Zuspruch und Ermutigung und die Kraft und den Beistand des lebendigen GOTTES zu einem neuen Anfang. Es bedarf auch keiner großen Worte, und das Bekenntnis könnte ganz am Anfang auch so lauten: „Meine letzte Beichte war zur Firmung … Ich kann die ganze Zeit gar nicht mehr überblicken. Aber ich möchte einen neuen Anfang machen, möchte von GOTT Vergebung empfangen und mehr nach Seinen Geboten leben. Bitte helfen Sie mir …“

Das Bußsakrament ist einer der ungezählten Schätze, die die Kirche für uns unentwegt bereithält. Wir müssen es allerdings empfangen wollen. Im Unterschied zu dem zuvor verlorenen Sohn wird uns angeboten, uns dazu in Freiheit und Liebe zu entschließen, anstatt uns dazu erst von der Not bewegen zu lassen.

Aber wann sind wir das eigentlich nicht – in Not … –, so dass wir des GÖTTlichen Erbarmens etwa nicht bedürfen? …«

 

 

 

Den Ablass als geistlichen Schatz neu entdecken

 

Aus dem Fastenhirtenbrief von Bischof Stefan Oster, Passau, 2016

 

(vgl. kath.net 15.2.2016)

 

»Ich möchte die Gelegenheit dieses Hirtenbriefes nutzen, um eine geistliche Wirklichkeit zu erklären, die oft umstritten, weithin vergessen, die aber im Grunde wirklich ein Schatz ist, den sogenannten Ablass. Was ist eigentlich der Ablass? Und wie hängt er mit unseren Pforten der Barmherzigkeit zusammen? Und warum ist das auch unserem Papst so wichtig im Jahr der Barmherzigkeit? Zunächst ist es nötig festzuhalten: Der Ablass ist nicht Vergebung der Sünden. Der Ort der Vergebung der Sünden ist vor allem und zuerst das Sakrament der Beichte. Und um es gleich vorweg zu sagen: Es gibt auch keinen Ablass ohne die Verbindung mit der Beichte. Aber was heißt dann eigentlich Ablass? Wer oder was wird da abgelassen oder besser nachgelassen?

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie ärgern sich über eine Arbeitskollegin und verbreiten deshalb ein böses Gerücht über sie, zum Beispiel, sie habe ein heimliches Verhältnis mit dem Chef. Sie wissen natürlich, dass gerade solche Gerüchte ganz schnell herum gehen. Plötzlich weiß es jeder, jeder spricht darüber. Und Ihnen wird auf einmal schlagartig bewusst, wie verkehrt Ihr Ärger über die Kollegin war und wie verkehrt es vor allem war, das Gerücht zu streuen. Nun nehmen wir an, Sie wären ein frommer Katholik und haben wirklich ein schlechtes Gewissen, also gehen Sie zur Beichte und bitten um Vergebung dieser Schuld und Sie gehen sogar zur Kollegin und entschuldigen sich. Wir dürfen nun tatsächlich von ganzem Herzen glauben, dass GOTT in CHRISTUS wirklich und vollständig jedem Menschen vergibt, der aufrichtig bekennt und bereut. GOTTES barmherzige Liebe umarmt Sie hier im Sakrament der Versöhnung – und so erfahren Sie persönlich auch tat­sächlich Vergebung. Die Schuld ist verziehen.

Aber nun gehen Sie nach Hause oder an den Arbeits­platz zurück, und merken plötzlich: die Folgen Ihrer Sünde, die können Sie nicht mehr einfangen, nicht mehr gut machen. Das Gerücht ist in der Welt und alle glauben es immer noch. Auch wenn Ihre eigene Schuld verziehen ist! Und die betroffene Person leidet immer noch richtig Schaden – durch Ihre Sünde, durch das böse Gerücht. Und das fällt natürlich irgendwie auch auf Sie zurück. Denn wir spüren hier…, dass wir selbst an den Folgen unserer Schuld zu tragen haben – auch dann, wenn die eigentliche Sünde schon vergeben ist. Wir tragen an den Folgen, so wie zum Beispiel ein Alkoholiker immer noch an den Folgen seiner Sucht trägt, auch wenn er trocken ist und abstinent lebt. Die Folgen der Sünde sind noch in der Welt. Wenn Ihnen der Priester in der Beichte eine Buße aufgibt, dann hat das auch diesen Sinn: Tun Sie etwas, wodurch die Welt wieder ein wenig besser wird, weil sie ja zuvor durch Ihre Sünde schlechter geworden ist.

Der Ablass, liebe Schwestern und Brüder, bezieht sich nun auf diese Folgen der Sünden. Sie sind gewissermaßen Sündenstrafen, die wir selbst tragen müssen – aber durch den Ablass werden wir davon auch noch befreit. Wie kann man sich das vorstellen? Nun, wir glauben, dass es unter uns Christen ein tiefes Zusammengehören gibt. Wir sind ein Leib, sagt Paulus im Korintherbrief. Und wenn ein Glied sich freut, freuen sich alle, und wenn ein Glied leidet, leiden alle mit. Wo Menschen wirklich Gemeinschaft sind, wo sie einander lieben, dort können wir das erleben. Wir tragen dann einander und wir teilen Freude und Leid. Und sicher kennen Sie auch die Erfahrung, die der Volksmund in ein Sprichwort kleidet: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Wir machen die Erfahrung, dass andere unser Leid mittragen, dass sie uns tragen helfen. Und oftmals können andere unser Leid gerade deshalb mittragen, weil sie selbst gerade nicht in einer leidvollen Situation sind; sondern weil sie eben Kraft haben, mit uns mitzugehen.

Wir spüren, wie das hilft, wenn im Schmerz jemand an unserer Seite geht und mitträgt.

Und nun stellen Sie sich vor, Sie haben gesündigt, die Folgen Ihrer Sünde sind noch in der Welt, aber Sie möchten für diese Folgen einen Ablass erwerben. Sie beichten also Ihre Sünden, gehen zur Hl. Messe, beten ein Gebet nach Meinung des Hl. Vaters und gehen dann auch noch durch die Heilige Pforte. Wenn Sie dann GOTT um einen Ablass bitten, dann werden Ihnen die Folgen der Sünden, die auf Sie selbst zurückfallen, auch noch abgenommen. Wie ist das möglich? Nun, wir glauben, dass CHRISTUS selbst und so viele heilige Frauen und Männer unserer Kirche einen Überschuss an Liebe geschenkt haben. So viel, dass uns dieser Liebesschatz gemeinsam tragen und mittragen kann und auch noch die Folgen unserer Sünden kompensieren kann.

Liebe Schwestern und Brüder, im Grunde ist das ja ganz einfach zu verstehen: Wenn die Liebe eine soziale Dimension hat, dann hat die Sünde auch eine. Und wenn das Gute das Böse besiegt, dann können auch die Folgen der Liebe CHRISTI und der Heiligen die Folgen der Sünde tragen. Das ist der Sinn des Ablasses. Und der Hl. Vater wünscht sich, dass bei vielen von uns durch den Gang durch die Hl. Pforte diese Form der Reinigung und Erneuerung unseres Herzens oft und oft geschieht. Und weil die Folgen der Sünde auch eine soziale Dimension haben, können wir diesen Ablass für uns selbst und sogar für unsere lieben Verstorbenen erwerben.

Liebe Schwestern und Brüder, ich hoffe, Sie verstehen, dass ich Sie nicht einfach mit alten Vorstellungen belästigen möchte, die ohnehin keiner mehr glaubt. Und tatsächlich ist ja gerade der Ablass vor der Zeit der Reformation so missbraucht und entstellt worden, dass er sogar einer der Auslöser für die Reformation und damit für die Kirchenspaltung wurde. Daher ist der Ablass ein umstrittenes Thema. Aber wir sollten als Christinnen und Christen unserer Kirche nicht das Kind mit dem Bad ausschütten: Auch der Ablass ist Zeichen des barmherzigen, des liebenden Handelns GOTTES an uns. Ich möchte Sie ermuntern, dieses Geschenk… zu empfangen, verbunden mit dem Sakrament der Beichte: GOTT liebt Sie mit unendlicher, mit unfasslich barmherziger Liebe. Er ist immer und immer wieder bereit zur Vergebung und zur Versöhnung. Ja, Er will uns mit dem Ablass auch die Folgen unserer Schuld wegnehmen, die auf uns lasten…«

 

 

 

Meldungen - Meinungen

 

 

Die Kirchengeschichte lehrt Gelassenheit

Würzburg. „Die Kirche CHRISTI hat alle Stürme überstanden“, und die Geschichte lehre uns Gelassenheit, so schreibt Walter Kardinal Brandmüller in einem Aufsatz „Das Heute im Licht des Gestern sehen“ (Die Tagespost 29.12.2015). Angesichts von Zukunftsängsten und Verunsicherungen – „wie kann es mit der Kirche CHRISTI namentlich in Deutschland weitergehen?“ – verweist der Kirchenhistoriker, von 1998 bis 2009 Präsident des Päpstl. Komitees für Geschichtswissenschaft, auf verschiedene Ereignisse der Kirchengeschichte. Im Streit um die Irrlehre des Arianismus – dass JESUS nicht „wahrer GOTT vom wahren GOTT“, sondern Geschöpf GOTTES sei, dauerte die Auseinandersetzung trotz der Entscheidung des Konzils von Nicäa 325 fort. „So wurde der hl. Athanasius mehrmals von seinem Bischofssitz vertrieben – unter Lebensgefahr gelang ihm einmal die Flucht. Der heftige und gewaltsame Streit dauerte das ganze 4. Jahrhundert. Die Franken bekehrten sich zum nicaenischen (=katholischen) Glauben erst unter ihrem um das Jahr 500 getauften König Chlodwig.“ Im 6./7. Jahrhundert habe sich der Norden Italiens im sog. „Dreikapitelstreit“ von der Einheit mit Rom losgerissen. „Um die Wende zum 2. Jahrtausend entstand eine neue existenzbedrohende Gefahr für die Kirche – das Katharertum mit totaler Ablehnung der Materie, Verwerfung von Ehe und Zeugung wie der Sakramente. Es war „im 11. Jahrhundert tief in die Kirche, selbst in den Klerus eingesickert und drohte Glauben und Leben der Kirche zu zerstören“. Die Krise wurde erst durch das 4. Laterankonzil im Verein mit Franziskanern und Dominikanern beendet. Brandmüller erwähnt dann das „Große Abendländische Schisma (1378-1417)“, da sich zwei oder drei Päpste gegenüberstanden; ihm folgte beim Konzil von Basel ein weiteres Schisma (427-1449). „Die nächste Krise rief die Reformation Luthers, Zwinglis und Calvins herauf, die in Nord- und Westeuropa den katholischen Glauben auszulöschen vermochte – man fragt sich, wie man 2017 – nach 500 Jahren – dieses Ereignis feiern kann. Diese Glaubensspaltung führte zu jener Atomisie­rung des einen Glaubens in Hunderte von Christentü­mern.“ Der Kardinal erinnert an die folgenden „reichen Früchte des Konzils von Trient“ und „den großartigen missionarischen Ausgriff auf Amerika, Afrika, Asien“ als „Beweis für die geistige, religiöse Vitalität der neu erwachten Kirche“. Doch in Frankreich führten Gallikanismus und Jansenismus dazu, „dass die Mehrheit der französischen Bischöfe sich den Päpsten widersetzte“, was erst mit der Revolution 1789 ein Ende gefunden habe. Aus atheistischem Rationalismus und Ideengemisch der Aufklärung explodiert, habe diese in Frankreich und dann (1802) in Deutschland das institutionelle Gebäude der Kirche zusammenbrechen lassen. Doch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sei von Frankreich ein Wiedererwachen religiösen Lebens ausgegangen, während zugleich der technisch-industrielle Fortschritt den Materialismus zur Religion der „Gebildeten“ gemacht habe. Brandmüller  erinnert dann an die sog. Modernismus-Krise, der Pius X. entgegengetreten sei; damals habe es auch einen „deutschen Sonderweg“ des Protestes. „Man sieht“, so schließt der geschichtskundige Kardinal, „dass es auch in der ‚guten alten Zeit‘ heftig zugegangen ist“. Doch es sei die gegenwärtige Welt und Zeit, in der wir uns zu bewähren hätten.

Verbot der Handkommunion

La Paz, Bolivien. Am 15. August 2015 gab Bischof Krzysztof Białasik Wawrowska SVD (57) von Oruro in Bolivien bekannt, dass in seiner Diözese nur der Empfang der hl. Kommunion in den Mund erlaubt sei. Er reagierte mit diesem Verbot der Handkommunion auf Vorfälle, bei denen die konsekrierte Hostie in die Hand empfangen und dann mitgenommen wurde. Es sei „unerträglich“, dass man nicht wisse, was mit dem Leib CHRISTI geschehe, so der Bischof. Am 6.1.2016 unterzeichnete der aus Polen stammende Bischof das entsprechende kirchenrechtliche Dekret, in dem er sich auf die geltenden kirchlichen Bestimmungen bezieht. Diese sehen die Mundkommunion als die ordentliche Form der Kommunionspendung vor; die Handkommunion sei – so der Bischof – „nur als Indult“ erlaubt. Die Instruktion „Redemptoris Sacramentum“ der römischen GOTTESdienstkongregation vom April 2004 mahne ausdrücklich ein Verbot der Handkommunion an, „wenn die Gefahr einer Profanierung“ besteht. Als Gründe für sein Dekret nennt der Bischof die Förderung des würdigen Kommunionempfangs, die Stärkung des Glaubens an die Realpräsenz CHRISTI und die Vermeidung der Profanisierung (vgl. kathnews.de 3.2.16, katholisches.info 3.2.16).

Verwässerung der Sakramente kritisiert

Bei einer Buchvorstellung in Rom beklagten die Kardinäle Robert Sarah und Raymond Leo Burke, dass in der Kirche teilweise eine Sinnentleerung und Banalisierung der Sakramente eingerissen sei. Vielen fehle die Ehrfurcht vor den Riten, die nach katholischem Verständnis das Wirken GOTTES in der Welt sichtbar machen und die Menschen daran teilhaben lassen. Der Guineaner Sarah, seit 2014 Präfekt der GOTTESdienstkongregation, beklagte: „Wir haben die Liturgie zu einem Spektakel verwandelt.“ Er kritisierte, dass der Tabernakel oft an einen untergeordneten Platz neben dem Altar gerückt worden sei. Der amerikanische Kardinal Burke sprach von einer „Deformation im Namen der Kreativität“, als seien die Sakramente Privatbesitz geworden (vgl. kath.net 6.4.2016).

Das gleiche Anliegen spricht aus der Erinnerung von Kardinal Robert Sarah, dass „GOTT der Mittelpunkt der Liturgie“ ist. In einem Interview für die französische Zeitschrift „Famille Chrétienne“ lud er die Priester ein, wieder zur Zelebrationsrichtung „ad orientem“ zurückzukehren, in gemeinsamer Gebetsrichtung mit den Gläubigen nach Osten hin, in Richtung auf die aufgehende Sonne, Symbol des wiederkehrenden CHRISTUS. Das sei essentiell. Die Zelebration „versus populum“ seit ein Bruch nach eineinhalb Jahrtausenden Christentum durch Luther. Das Zweite Vatikanum habe nirgends vom Priester die Zelebration „zum Volk hin“ gefordert; dies sei nur eine Möglichkeit, keine Verpflichtung. Die Rubriken des Messbuchs gäben genau jene Zeiten an, wann der Priester sich an das Volk wende. Es brauche keine Sondererlaubnis, „um mit dem Blick auf den HERRN zu zelebrieren“, so Kardinal Sarah. Zu sagen, dass der zelebrierende Priester den Gläubigen „den Rücken zukehre“ sei eine falsche Sichtweise. Der Priester stehe stellvertretend für alle Gäubigen vor GOTT und damit in der Zelebration an der Spitze der Gläubigen, die sich vertrauensvoll an GOTT wenden. – Bei einer Liturgie-Konferenz in London vertiefte der Präfekt der GOTTESdienstkongregation nochmals seine Empfehlung, zur Zelebration „ad orientem“ oder zumindest in Richtung Aspis zurückzukehren und nannte den 1. Advent als sinnvollen Termin – nach katechetischer Vorbereitung der Gläubigen und „nach dem pastoralen Urteil“ der Priester. Sarah berichtete, er sei von Papst Franziskus mit einer „Reform der Reform“ der Liturgie nach dem Konzil beauftragt. Einige der damals durchgeführten Reformen seien zu sehr vom damaligen Zeitgeist beeinflusst gewesen und über die Liturgiekonstitution hinausgegangen. Sarah forderte auch auf, das Knien und die Kniebeuge – wo sie aus der Liturgie abhanden gekommen sind – wieder einzuführen, besonders beim Empfang der hl. Kommunion (vgl. katholisches.info 27.5.16, 6.7.16, DT 4.6.16, 9.7.16, kath.net 6.7.16).

Bei einem Spanienbesuch Ende Mai 2016 erinnerte Kardinal Sarah gegenüber „InfoVaticana“ an das 2006 von Papst Benedikt XVI. approbierte Dekret der GOTTESdienstkongregation, das forderte, die Wandlungsworte in der jeweiligen Landessprache exakter an die ausschlaggebende lateinische Kirchensprache und die Evangelien anzupassen: „Ich hoffe, dass 2017 auch in Spanien die heilige Messe mit dem ‚pro multis‘ zelebriert wird“. Die „exakte Übersetzung“ ins Spanische laute „pro muchos“ und nicht „pro todos“. So sei es durch die Evangelien überliefert, weshalb Auftrag, Verpflichtung und Wunsch sein müsse, sich daran zu halten. Im Römischen Ritus lauteten die Worte „immer ‚pro multis‘ und nie ‚pro omnibus‘“ (vgl. katholisches.info 3.6.2016).

Modernisieren oder erneuern?

Aschaffenburg. Beim Kongress „Freude am Glauben“ warnte der emeritierte Kölner Kardinal Joachim Meisner in einer Predigt, die Kirche heute sei „in Gefahr, sich nicht zu erneuern, sondern zu modernisieren“. Freiheit werde weithin als Beliebigkeit verstanden. Das führe dazu, dass man in der Kirche „nicht mehr unterscheiden kann oder unterscheiden will zwischen dem Heilsein und dem Wohlsein, also dem Heil, das durch GOTT kommt, und dem Wohlsein, dem Genuss, das sich der Mensch selbst zu produzieren vermag“. Man müsse sich fragen, ob das, „was wir der Welt heute als Kirche anbieten, überall zu haben“ sei. „Kann die Religion heute noch die große Alternative sein, wenn sie sich so anpasst, indem sie Begriffe und Lebensform aus der Welt unbesehen in sich aufnimmt?“ Es sei zu fragen, ob „die Generationen vor uns… mit ihren Glaubens- und Lebens- und Hoffnungserfahrungen“ uns aus den Augen seien. „Oder sind sie in der Gemeinschaft der Heiligen innerhalb der Kirche uns präsent geblieben? Heißt nicht Demokratie in der Kirche, den Glaubenserfahrungen der Generationen vor uns Sitz und Stimme in der Kirche der Gegenwart zu geben?“ Die Kirche müsse den Menschen CHRISTUS geben, keine vereinfachten, abgeschwächten Formen, die eine Zeit lang beschäftigen könne, dann aber langweile und ersticke (vgl. kath.net 25.4.2016).

Glaubensfeindliche Erfahrungen als Gnade erkennen

Rom. Im Mai 2016 befragte John-Henry Westen (LifeSite News) in einem Interview Weihbischof Athanasius Schneider nach Hilfen für katholische Familien, die heute in einer säkularisierten, glaubensfeindlichen Umgebung leben. Der Weihbischof erzählte von seiner eigenen Kindheit. Er habe das Privileg gehabt, in einer Zeit der Verfolgung des Glaubens und der Kirche gelebt zu haben, nämlich in der Sowjetunion. Verfolgung dürfe man nicht nur negativ betrachten. GOTT nütze die Umstände einer Verfolgung zum Guten, zur Reinigung und Stärkung unseres Glaubens. So könne die Benachteiligung, ja Verfolgung, die die gläubigen Familien in der modernen Gesellschaft erlebten, eine Chance zur Reinigung und Stärkung sein. Aus seiner eigenen Erfahrung wisse er, dass entscheidend sei, dass die Familie integer sei und beide Eltern tief im Glauben verwurzelt seien. Das sollten sie dann den Kindern weitergeben, sozusagen mit der Muttermilch. Die erste Aufgabe der Eltern sei es, ihren Kindern die Reinheit, Schönheit und Unversehrtheit des katholischen Glaubens in einfacher Weise zu vermitteln. Es sei wichtig, dass die Eltern selber ihren Kindern die ersten Katechesen geben in der Familie – nicht in der Schule oder Pfarrei. In seiner Kindheit seien manchmal heimlich Priester in die Familie gekommen, zur Beichtgelegenheit und zur hl. Messe. Das sei jeweils ein Fest gewesen, doch hätten sie sehr still sein müssen, damit die Polizei nichts merkte…

Aus den entscheidenden Hinweisen des Weihbischofs, illustriert von den eigenen Erfahrungen als Kind in einem atheistischen Land, hat LifeSiteNews die folgenden konkreten 12 Ratschläge für katholische Familien extrahiert:

1. Sehen Sie Verfolgung nicht nur als negativ, sondern auch als Gnade GOTTES, die reinigt und stärkt.

2. Seien Sie selbst tief im Glauben verwurzelt, indem sie den Katechismus studieren.

3. Achten Sie vor allem auf die Unversehrtheit Ihrer Familie.

4. Unterrichten Sie ihre Kinder in Glaubensdingen.

5. Beten Sie täglich mit Ihren Kindern, zum Beispiel Litaneien oder den Rosenkranz.

6. Machen Sie Ihr Heim zu einer Hauskirche.

7. Empfangen Sie die geistige Kommunion, wenn Sie nicht zur Sonntagsmesse gehen können und kein Priester in der Nähe ist.

8. Verlassen Sie eine Pfarrei, in der Irrtümer verbreitet werden und besuchen Sie eine Pfarrei, die treu zum Lehramt ist, auch wenn Sie weit fahren müssen.

9. Nehmen Sie Ihre Kinder aus einer Schule, wenn der Sexualunterricht dort unmoralisch ist.

10. Wenn Sie Ihre Kinder nicht aus der Schule nehmen können, dann arbeiten Sie mit anderen Eltern zusam­men, um dieses Recht durchsetzen zu können.

11. Kämpfen Sie für Ihre Rechte als Eltern mit allen zur Verfügung stehenden demokratischen Mitteln.

12. Rechnen Sie mit Verfolgung, wenn Sie Ihre Kinder beschützen.

(Vgl. kath.net/news/55386 3.6.2016, www. Lifesitenews. com/news/video-bishop-schneider-12-steps-to-surviving-as-a-catholic-family-in-a-mora – mit Video in Englisch.)

Kardinal beim Marsch für das Leben

Lima, Peru. Angeführt von Juan Luis Kardinal Cipriani Thome, dem Erzbischof von Lima und Primas von Peru, nahmen am 12. März 2016 mehr als 750.000 Menschen an einem beeindruckenden „Marsch für das Leben“ teil – der größten Kundgebung der peruanischen Geschichte. Der Kardinal sagte bei, dies sei „die größte Zahl von Menschen, die in unserem Land jemals in einer gemeinsamen Idee und einem gemeinsamen Anliegen“ zusam­menkamen, nämlich „um unser allererstes Recht zu verteidigen, das Recht auf Leben“. Er sei sehr stolz, mit ihnen zusammen zu sein. Peru zeige Lateinamerika und Europa, dass man Einstellungen verändern könne. „Wir müssen das Leben und die Familie unterstützen und wir müssen den Mut finden, auf die Straße zu gehen. Wir werden nicht schweigen…“ Sie könnten „nicht akzeptieren, dass man sagt, Abtreibung sei ein „Recht“. „Abtreibung ist kein Recht! Abtreibung ist Mord“, so der peruanische Primas, der aber auch herausstellte, dass einer Frau, die in das Unglück der Abtreibung verfiel und bereut, Vergebung zuteil wird. Cipriani kritisierte den Druck, der von internationalen Institutionen ausgeübt wird, um die Legalisierung der Abtreibung zu erzwingen. – Am 6. Februar hatte der Kardinal dem UN-Hochkommissariat für Menschenrechte vorgeworfen, das Zika-Virus zu missbrauchen, um in den betroffenen Ländern die Tötung ungeborener Kinder als „Notstand“ durchzudrücken. Man wolle in Peru „keine Kampagnen, keine Industrie zur Beseitigung des Lebens im Mutterleib. Wir können es in mehreren europäischen Ländern sehen. Wir wollen das nicht. Das ist unmenschlich!“, so Cipriani, neben dem auch weitere Bischöfe teilnahmen, aber auch Menschen mit ganz unterschiedlichem weltanschaulichem Hintergrund (vgl. kath.net 15.3.16, katholisches.info 16.3.16).

(Anmerkung zum Zika-Virus: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte im Februar Alarm geschlagen und einen Zusammenhang zwischen dem Zika-Virus – der erstmals am 27. Januar in Nikaragua aufgetreten war - und Mikrozephalie bei ungeborenen Kindern behauptet, ohne dafür einen Nachweis zu liefern. Sogleich forderte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte dann mit Verweis auf die WHO die brasilianische Regierung auf, wegen der angeblich drohenden Missbildungen die Abtreibung zu legalisieren. Auch Papst Franziskus hat seine umstrittene Äußerung zur Verhütung auf diesen Hintergrund getan. Im Mai 2016 wurde dann bekannt, dass in Nikaragua fünf Frauen, die sich mit dem Zika-Virus infiziert hatten, gesunde Kinder zu Welt brachten! (Vgl. katholisches.info 18.5.2016.)

Eucharistische Prozession um Abtreibungsklinik

Denver, Colorado. Zu einer eucharistischen Prozession am Samstag, 5. März, hatte das Erzbistum Denver geladen. Etwa 800 Menschen hatte man erwartet, rund 1800 aus allen Generationen kamen zu dieser dem Lebensschutz gewidmeten Gebetsvigil. Erzbischof Samuel Joseph Aquila führte den Zug der Beter, den das Allerheiligste Altarssakrament, gemeinsames Gebet und Stille („vereint mit jenen, die durch Abtreibung zum Schweigen gebracht wurden“, so der Bischofssekretär) prägten. Die Prozession führte sieben Mal um eine von „Planned Parenthood“ betriebene Abtreibungsklinik, um die Gnade GOTTES an einen Ort großer Sorge, Schmerz und Verwirrung zu bringen (vgl. kath.net 18.3.16, katholisches.­info 21.3.2016, http: //archden.org/).

Das schlimmste Euthanasiegesetz

Ottawa. Kanada. Personen, die sich für Euthanasie ent­scheiden, dürfen keine Sterbesakramente gespendet werden, sagte der Erzbischof von Ottawa, Terrence Prendergast. Selbstmord sei eine schwere Sünde, die dem 5. Gebot widerspreche. Wer sich töten lassen wolle, sei nicht in der richtigen Disposition, um das Sakrament der Krankensalbung zu empfangen, weil er die in dem Sakrament ausgedrückte Hoffnung zurückweise. Priester sollten auf keinen Fall den Eindruck erwecken, die Sünde der Beihilfe zum Selbstmord zu dulden. Es sei unredlich, von einem Priester etwas zu verlangen, das in direktem Widerspruch zu den katholischen Werten stehe. Ein Priester werde versuchen, den lebensmüden Patienten von seinem Vorhaben abzubringen und mit ihm und der Familie zu beten. Indem er das Sakrament verweigere, weise der Priester den Patienten auf die Schwere seines Irrtums hin, sagte der Erzbischof.

Der Oberste Gerichtshof von Kanada hatte im Februar 2015 das Sterbehilfeverbot des Strafgesetzbuches für „verfassungswidrig“ erklärt und vom Parlament verlangt, innerhalb eines Jahres ein „angemessenes“ Gesetz zu erlassen. Im März 2016 schrieb der Erzbischof von Toronto, Kardinal Thomas Collins – in einem Hirtenbrief zu dem von einem Parlamentsausschuss vorgelegten Gesetzesentwurf, dieser sollte „die Katholiken zutiefst erschüttern“. Nach der Zustimmung des Abgeordnetenhauses billigte am 31. Mai 2016 auch der Senat dieses Gesetz, das schon als „schlimmstes Euthanasiegesetz der Welt“ bezeichnet wird. Voraussetzung sind: Wohnsitz in Kanada, Volljährigkeit, Zurechnungsfähigkeit und unheilbare Krankheit, für die „der Tod vernünftigerweise anzunehmen“ sei. Dem Euthanasieantrag müssen zwei Ärzte zustimmen, zwei Zeugen müssen die Unterschrift des Tötungswilligen bestätigen. Doch auch scheinbare Klauseln sind Fassade, da weder eine strafrechtliche Verfolgung noch eine Kontroll- oder Prüfstelle vom Gesetz vorgesehen ist, ja Arzt oder Krankenschwester lediglich „der Meinung sein“ müssen, alle Voraussetzungen seien erfüllt. Aus der Meldung über die Gesetzesverabschiedung geht nicht hervor, ob – wie vorher gemeldet – alle öffentlich finanzierten Krankenhäuser, einschließlich jener in katholischer Trägerschaft, verpflichtet werden, Patienten zu töten, wenn deren Sterbewunsch den neuen Richtlinien entspreche. Kardinal Collins hatte im März dazu gesagt, es sei „unglaublich, dass wir so weit gekommen sind“, und die Katholiken zu Briefen an den Premierminister aufgefordert (vgl. kath.net 3.3.16, 9.3.16, katholisches.info 28.6.16).

Australische Bischöfe gegen „Homo-Ehe“

Melbourne, Australien. Eine katholische Parlamentsabgeordnete, die auf einer Konferenz katholischer Sozialarbeiter aus ganz Australien die Grundsatzrede halten sollte, musste auf Anweisung von Erzbischof Denis Hart wieder ausgeladen werden. Grund dafür ist, dass die Abgeordnete Cathy McGowan öffentlich für die geplante „Homo-Ehe“ eintritt. Der Sprecher des Erzbischofs erklärte, dies sei keine Böswilligkeit des Bischofs und dieser habe die Abgeordnete in keiner Weise in Verlegenheit bringen wollen. Doch es sei ihm wichtig, dass bei einer solchen Konferenz der Referent der Grundsatzrede auf gleicher Linie mit der katholischen Lehre in dieser so wichtigen Thematik stehe. Die Abgeordnete äußerte sich sehr enttäuscht und bezeichnete ihren Widerspruch gegen die kirchliche Lehre über Homosexualität als „Meinungsunterschied“ zwischen dem ihrem Standpunkt und dem des Erzbischofs. – Christliche Kritiker der geplanten „Homo-Ehe“ warnten davor, dass die Legalisierung zu einer Unterdrückung der Meinungsfreiheit und Verfolgung der Menschen führen werde, die homosexuelle Beziehungen als sündhaft ansehen. Gegen den Erzbischof von Hobert, Julian Porteous, ist in Australien bereits ein Untersuchungsverfahren eingeleitet worden wegen der Verbreitung einer Broschüre, in der die gleichgeschlechtliche „Ehe“ abgelehnt wird (vgl. LSN 12.2.16).

US-Bischof beendet katholische Zusammenarbeit mit Pfadfinderverband

Washington. 2015 beschloss der größte Jugendverband des Landes, die Pfadfinderorganisation „Boy Scouts of America“ (BSA) unter öffentlichem Druck, homosexuelle Erwachsene in Leitungsfunktionen zuzulassen. Der katholische Bischof von Bismarck (North Dakota) erklärte daraufhin, seine Diözese breche jegliche Zusam­menarbeit mit der Pfadfinderorganisation ab. - Jahrelang hatten die BSA – die eine nicht konfessionelle, aber religiöse Erziehung und die Vermittlung positiver Werte vertreten und denen daher auch von vielen amerikanischen Eltern ihre Kinder anvertraut wurden – dem Druck widerstanden; auch Klagen scheiterten 2000 am Obersten Gerichtshof der USA, weil ein privater Verband die Kriterien für die Mitgliedschaft selbst bestimmen könne. Unter der Präsidentschaft Obamas, der Homosexualität und Abtreibung in seinem offiziellen Regierungsprogramm unterstützte, beschloss der BSA-Verband schließlich, Mitglieder mit homosexueller Neigung aufzunehmen, doch sollten ihnen zum Schutz der Kinder weiterhin Leitungsfunktionen verschlossen bleiben. Trotz Statistiken, die belegen, dass bei Homosexuellen eine signifikant höhere Neigung zu Ephebophilie und Pädophilie als bei Heterosexuellen vorhanden sei, und Einwänden von Eltern und religiösen Gemeinschaften wurde dann 2015 auch diese Einschränkung aufgehoben.

Der Bischof von Bismarck, David Dennis Kagan, teilte daraufhin ein einem Hirtenbrief den 89 Pfarreien mit, dass die Diözese „mit sofortiger Wirkung“ jede Zusammenarbeit mit den „Boy Scouts of America“ beendet habe, was auch für alle Pfarreien, kirchlichen Schulen und anderen Einrichtungen gelt. „Mein Gewissen als Oberhirte der Diözese von Bismarck erlaubt es mir nicht, zu­zulassen, dass unsere katholischen Einrichtungen direkt oder indirekt bei einer Organisation mitwirken, die eine Ausrichtung und Methoden hat, die der Morallehre der katholischen Kirche widersprechen“ (katholische.info 25.2.16).

Königstein, Kardinal Lehmann und Johannes Paul II.

Dresden. In einem Bericht „Halbleere Hallen und volle Kirchen“ berichtet Regina Einig in der „Tagespost“ (1.5.2016) unter anderem von einem „Abend mit Kardinal Karl Lehmann“. Andächtig habe das Publikum den Ausführungen Lehmanns über Spannungen zwischen Rom und den deutschen Bischöfen gelauscht. Bei der ersten Begegnung mit dem Mainzer Bischof nach dessen Wahl zum DBK-Vorsitzenden habe Johannes Paul II. ihn angesprochen, dass Kardinal Döpfner vorgehabt habe, die Königsteiner Erklärung zurückzunehmen und gefragt, was er jetzt mache. Lehmann habe geantwortet, er solle ihm Zeit lassen. Er habe dem Papst dann ein „Gutachten“ übergeben, um darzulegen, wo man die Königsteiner Erklärung falsch interpretiert und auch missbraucht habe. Heute sei er der Meinung, dass der Papst gemerkt habe, dass er über die Königsteiner Erklärung falsch informiert worden sei.  – Aus dem Mund von Kardinal Meisner hörte sich dies im Jahr 2001 (Interview mit dem Rheinischen Merkur, vgl. FMG-INFORMATION 73 S. 12f) entschieden anders an: Meisner berichtete: „Auch Kardinal Höffner war überzeugt, dass die Königsteiner Erklärung korrigiert werden muss, und er hat dem Papst das versprochen. In meiner Anwesenheit hat der Papst dem jetzigen Vorsitzenden der DBK – (Lehmann!) schon mehrere Mal gesagt, das Versprechen von Kardinal Höffner sei noch einzulösen.“ Meisner fuhr fort, diese Erklärung von 1968, die den Gebrauch von empfängnisverhütenden Mitteln für deutsche Katholiken gewissermaßen legitimiert habe, sei „am Anfang einer Kausalkette, die dem Leben nicht förderlich war“ und die „wir Bischöfe korrigieren müssen“.

Zur Darstellung Lehmanns: Der hl. Johannes Paul II., der sehr gut deutsch konnte und mit der Thematik intensiv vertraut war (vielfach hat er die Wahrheit von „Humanae vitae“ ausdrücklich gelehrt!), bedurfte sicherlich nicht der Aufklärung durch einen deutschen Bischofskonfe­renzvorsitzenden, um die Königsteiner Erklärung richtig zu lesen. Karl Lehmann und die Mehrheit der deutschen Bischöfe weigerten sich schlicht, dem Papst zu folgen!

Verpflichtung, gegen falsche Gesetze zu kämpfen

Triest. „Die Verteidigung der nicht verhandelbaren Werte verlangt auch eine Form des Kampfes. Es gilt, falschen Gesetzen entgegenzutreten, auf den Straßen, in den Parlamenten und in den Medien… Die Verteidigung und die Förderung der nicht verhandelbaren Werte verlangt nach Kampfgeist. Nun existiert im Denken vieler Christen dieses Verständnis nicht mehr.“ So schreibt Erzbischof Giampaolo Crepaldi, Bischof von Triest, in seinem Buch „A compromesso alcuno“ Siena 2014). Crepaldi, von 2001 bis 2009 Sekretär des Päpstl. Rates für Gerechtigkeit und Frieden, merkt an, viele dächten, es sei richtiger und christlicher, die Schönheit des Glaubens aufzuzeigen, anstatt sich das Falsche vorzunehmen, weil der Glaube sonst nur als Ablehnung wahrgenommen werde. Der Verweis auf das Positive in der Verkündigung sei richtig: „Zuerst kommt die Verkündigung, dann die Anklage. Das Positive hat immer Vorrang. Es ist jedoch unmöglich, das Gute zu verkündigen, ohne auch das Böse zu bekämpfen. Ohne diese Komponente wird das Zeugnis für das Positive zum Alibi für fehlendes Engagement.“ (Vgl. katholische.info 14.6.2016)

Gender-Ideologie

Avila, Spanien. Bei einem Vortrag an der Katholischen Universität Avila prangerte der afrikanische Kardinal Robert Sarah vor kurzem die Bestrebungen der Weltgesundheitsorganisation WHO und weiterer Institutionen in Nordamerika, Westeuropa und Australien an, die Entwicklungsländer zur Annahme der Gender-Theorie zu verpflichten, indem man Entwicklungshilfe daran knüpfe. „Das ist ein regelrechter Neu-Kolonialismus“, so sagte der Kurienkardinal. Er führte dabei auch die Worte in Punkt 56 des Papstschreibens „Amoris laetitia“ ins Feld, von Papst Franziskus von „verschiedenen Formen einer Ideologie, die gemeinhin Gender genannt wird“, spricht, die „den Unterschied und die natürliche Aufeinander-Verwiesenheit von Mann und Frau leugnet“, so der Papst. Der Kardinal stellte in seinem Vortrag die Gender-Ideologie in einen größeren historischen Zusammenhang. Die Aufklärung habe einen Deismus verbreitet (GOTT als Weltarchitekt ohne Interesse für Seine Geschöpfe), der Rationalismus habe den Menschen vom christlichen GOTT befreien wollen (Vernichtung der Vaterschaft). Im 20. Jahrhundert sei zum „Vatermord“ ein „Muttermord“ hinzugekommen (indem der radikale Feminismus die Frau von der „Sklaverei der Mutterschaft“ befreien wolle durch Verhütung etc.). In der Genderideologie vereinigten sich die „zwei vergifteten Nebenflüsse des Feminismus und der LGBT-Bewegung“ (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender). Mit der „Diktatur des Relativismus“ falle das Aufeinander-Verwiesensein weg, und dann sei die Gesellschaft in Gefahr: Nach dem Tod des Vaters“ und dem „Tod der Mutter“ komme der „Tod der Menschheit“. Der Mensch verkomme zu einem leicht manipulierbaren Zellhaufen ohne Seele. Letztlich gehe es dabei um den Kampf zwischen dem Geist der Welt und dem HL. GEIST, so der Kardinal in diesem Vortrag. Christen dürften in Fragen von Ehe und Familie keine Kompromisse eingehen. Bischöfe, Priester und alle Christen sollten gegen eine Ideologie wie Gender Widerstand leisten, die auf die Zerstörung von Ehe und Familie ziele (vgl. DT 2.6.2016).

Valencia, Spanien. Der Erzbischof der spanischen Diözese Valencia, Antonio Kardinal Canizares, von 2008 bis 2013 Präfekt der vatikanischen GOTTESdienst-Kongregation, wird wegen seinem mutigen Eintreten für Ehe und Familie vielfach angefeindet. Homosexuellenverbände erstatteten kürzlich Strafanzeige gegen den Kardinal, weil seine Worte angeblich „voller Hass und homophob“ seien. Er entgegnete: „Ist es homophob, die Familie zu verteidigen?“ - Erneut kritisierte er nun die Gender-Lehre mit scharfen Worten. „Sie werden mich nicht zum Schweigen bringen. Würde ich schweigen, wäre ich ein schlechter Bischof“. Er werde weiter die Wahrheit sagen, „auch wenn einige sie nicht tolerieren und selbst, wenn sie mich kreuzigen“. „Wir brauchen die Familie, und diese Ideologie zerstört sie. Daher dürfen wir nicht schweigen, sondern müssen reagieren.“ (Vgl. kath.net 20.6.2016.)

Oklahoma City, USA. Die „Frontlinien“ zwischen einer Regierung, die ihre Zuständigkeit überschreite, und der Moral seien klar, schrieb der Erzbischof von Oklahoma City, Paul Coakley, auf der Diözesan-Internetseite. Er kritisierte die Anweisung von Präsident Obama, Schultoiletten müssten für Transgender-Personen des jeweils anderen Geschlechts geöffnet werden. Ansonsten drohe der Entzug der Gelder der Bundesregierung. Der Erzbischof wirft der US-Regierung vor, grundlegende menschliche Beziehungen wie Ehe und Familie verändern zu wollen. Die Schulen sollten dabei offenbar eine zentrale Rolle spielen. Die nächste Generation solle offensichtlich akzeptieren, dass Geschlecht im Sinn von Gender eine Frage des persönlichen Ausdrucks sei und nicht der Biologie. Die Transgender-Ideologie „widerspreche der Naturwissenschaft, der Philosophie, der Theologie und dem kumulierten Wissen aller Kulturen“. Die Unterschiede der Geschlechter seien objektiv, real und sowohl in der Biologie als auch in der Ordnung des Schöpfers grundgelegt. Die Grundidee sei „dämonisch“, weil sie Menschen die Möglichkeit geben wolle, ihre eigene Realität zu schaffen und die Körper und Geschlechter, die ihnen von GOTT gegeben seien, zu verachten. Es handle sich letztlich um einen Kampf zwischen Licht und Finsternis, so der Erzbischof, der seinen Beitrag mit der Anrufung des hl. Erzengels Michael schloss (vgl. kath.net/LSN 27.6.2016).

Würzburg. Bei einem Pontifikalgottesdienst am 27. Juni vor rund 1000 Ehepaaren sagte der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann, der gesellschaftliche Konsens zu Ehe und Familie werde seit Jahrzehnten „gezielt gestört“. Im sog. Gender-Mainstreaming leugne man dabei „nicht nur die biologischen Unterschiede von Mann und Frau, sondern behauptet auch, dass die Unterschiede zwischen Männlichem und Weiblichem bloß anerzogen seien“. Der Bischof forderte eine klare Definition von Ehe und Familie. „Wir müssen eindeutig sagen, dass eine Ehe nach unserem christlichen Verständnis nur zwischen einem Mann und einer Frau bestehen kann“. Ein weiteres Beispiel sei die Sexualisierung der Gesellschaft, in der Sex als „allgemeines Konsumgut“ propagiert werde. „Damit ist der Enthemmung Tür und Tor geöffnet“ (vgl. kath.net 29.6.2016).

Regensburg. Das Titelthema der Mai-Ausgabe der Verbandszeitschrift des Katholischen Deutschen Frauen­bundes (KDFB) „Rollenbilder. Typisch Mann, typisch Frau?“ veranlasste den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer zu einer kritischen Stellungnahme. Der Bischof stellt sich z. B. der Aussage in der Zeitschrift entgegen, es bleibe „Geschmackssache“, ob man „von einer Vielzahl von Geschlechtern reden möchte, wie manche GenderforscherInnen“. Das stimme nicht, es gebe „keine Vielzahl von Geschlechtern“, so der Bischof. „Vom Schöpfer und von der Natur vorgegeben sind vielmehr die beiden Geschlechter des Mannes und der Frau“. Die „berechtigte Forderung nach Gleichberechtigung der Geschlechter setzt die Differenz der Geschlechter voraus, die von der Gender-Theorie gerade verdrängt wird“. Die KDFB-Titelgeschichte ignoriere das Menschenbild der Gender-Theorie und ebenso die Kritik, die von den Päpsten und von der Bischofssynode 2015 an der Gender-Theorie geäußert wurde. Das Resultat der Gender-Theorie sei, „wie auch Papst Franziskus in Amoris laetitia schreibt, die Zerrüttung von Ehe und Familie“ (vgl. www. bistum-regensburg.de/tpyo3conf/ext/mediathek_main/uploads /3/160609_Voderholzer_KDFB_Mai2016_Gender.pdf).

 

        

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