(FMG-INFORMATION 102, Mai 2011)

 

 

Ermutigung zur Keuschheit

Man traut sich wieder, von Keuschheit zu sprechen, gerade zu jungen Menschen, und sogar von Seiten einer Bischofs­konferenz. Die Glaubenskommission der Kanadischen Bischofskonferenz veröffentlichte im Januar einen Hirtenbrief, der mit der Ehrfurcht vor dem menschlichen Leib als „Tempel des HL. GEISTES“ und dem Verweis auf den GÖTTlichen Plan für den Menschen einlädt, einen Weg der Keuschheit zu gehen, und Hilfen dazu aufzeigt. „Ich bin sicher, dass junge Menschen, die darum ringen, dem Evangelium treu zu sein, keine Angst vor herausfordernder und authentischer Liebe haben, denn sie allein schenkt letztlich die wahre Freude“, erläuterte Erzbischof J. Michael Miller C.S.B von Vancouver, Vorsitzender der Glaubenskommission, den Grund für diese Initiative. „Wir möchten den jungen Menschen, die um ein keusches Leben ringen, versichern, dass ihre Bischöfe im Gebet hinter ihnen stehen und da sind, um sie zu unterstützen und zu ermutigen“. (vgl. kath.net 31.1.2011)

 

Wir haben die Erlaubnis der Kanadischen Bischofskonferenz (CCCB) zur Übersetzung und Verbreitung dieses Hirtenwortes eingeholt (das Copyright bleibt beim CCCB-Unternehmen Concacan Inc. in Ottawa) und legen mit Freude dieses Bischofswort in unserer Übersetzung unseren Leser in der FMG-INFORMATION vor (die Hervorhebungen im Text stammen von uns) - und als Sonderdruck (mit farbigem Layout) zur weiten Verbreitung (vgl. Schriften- und Medienangebot).

  

»Hirtenbrief an junge Menschen über die

 

Keuschheit

 

von der Glaubenskommission der Kanadischen Bischofskonferenz

 

 

 

Ein Leben der Keuschheit zu führen ist ein fortwährender Weg, der sowohl Anleitung wie auch Ermutigung erfordert. Um jungen Katholiken bei dieser herausfordernden Reise zu helfen, möchte die Bischofskommission für die Glaubenslehre der Kanadischen Konferenz der Katholischen Bischöfe gern ihre Solidarität mit ihnen zeigen. So bietet sie einige Worte der Weisung und Unterstützung an.

 

 

Einführung

 

Die Faszination, die vom Geschlechtlichen ausgeht, ist so alt wie die Menschheit; sie ist von lebenswichtiger Bedeutung für uns alle. Es überrascht nicht, dass wir in einer Welt leben, die der menschlichen Geschlechtlichkeit einen großen Teil an Aufmerksamkeit widmet. Aber bei so vielen Stimmen und Meinungen über das Sexuelle ist es oft verwirrend zu wissen, wie wir diese kostbare Gabe gebrauchen sollen. Glücklicherweise haben Weisheit und Wort GOTTES uns Licht gegeben auf unseren Weg. Durch die Lehre der Heiligen Schrift und die Kirche haben wir sichere Anleitung, die uns sagt, wie wir unsere Geschlechtlichkeit mit Freude und Respekt für den Liebesplan GOTTES leben sollen.

Unser Glaube birgt mit freudiger Ernsthaftigkeit das Geheimnis der Inkarnation in sich: dass der SOHN GOTTES Fleisch annahm zu unserer Rettung. Der Leib JESU, für uns gegeißelt, gekreuzigt und auferstanden, sagt uns, dass GOTT den menschlichen Leib gebraucht, um Seine Liebe in unserer Welt gegenwärtig zu machen. Der Leib ist unser Tor zur Erlösung. Darum kommt es darauf an, wie wir ihn betrachten.

Die Bibel selber legt das Fundament, wenn sie uns sagt, wie wir unsere Geschlechtlichkeit im Licht der menschlichen Würde leben sollen, die in der Erschaffung durch GOTT nach Seinem Bild und Gleichnis (vgl. Gen 1,27) wurzelt. Vom Anbruch der Schöpfung an gab GOTT uns mehr als eine Sprache, um uns auszudrücken. Neben dem Geschenk des Sprechens gab er uns unseren Leib. Dieser Leib drückt sich durch Gesten aus, so dass diese selber eine Sprache sind. Wie unsere Worte enthüllen, wer wir sind, so tut das auch unsere Körpersprache. Der HERR will, dass wir diese „sexuelle Sprache“ wahrheitsgetreu sprechen, weil das der Weg ist, um unsere Geschlechtlichkeit mit Freude zu leben.

Dieser wahrheitsgetreue Gebrauch der geschlechtlichen Sprache unseres Leibes ist das, was die Kirche „Keuschheit“ nennt. Heute wird die Keuschheit oft zu Unrecht gedank­lich verbunden mit altmodisch, mit einer Angst vor Leidenschaft oder mit sexueller Gehemmtheit. Aber in Wirklichkeit ist sie viel mehr als nur das Fehlen von geschlechtlichen Beziehungen. Keuschheit verlangt nach der Reinheit sowohl des Geistes wie des Leibes.

Wenn wir uns nicht bemühen, ein reines Herz oder einen reinen Geist zu entwickeln, dann werden dies unsere körperlichen Handlungen widerspiegeln. Wenn wir keine Kontrolle über unsere Wünsche oder Leidenschaften haben, dann kann man uns weder große noch kleine Dinge anvertrauen. Wir werden Sklaven unserer eigenen Leidenschaften bleiben und charakterschwach sein. Wenn wir nicht „nein“ sagen können, wird unser „Ja“ bedeutungslos sein. Je mehr wir die Keuschheit akzeptieren und zu unserem Lebensweg machen, umso mehr werden die Leute in unserem Umfeld fühlen, dass der HL. GEIST in uns wohnt.

 

 

 

Unser Leib: Tempel des HEILIGEN GEISTES

 

Der Apostel Paulus schrieb den Christen von Korinth: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des HEILIGEN GEISTES ist, der in euch wohnt und den ihr von GOTT habt? Ihr gehört nicht euch selbst; denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden. Verherrlicht also GOTT in eurem Leib!“ (1 Kor 6,19-20)

Als wir im Augenblick der Taufe Christen wurden, kam der HL. GEIST, um in unserem Leib zu wohnen. Was für eine Ehrfurcht gebietende Wahrheit! Wenn unser Leib Tempel des HL. GEISTES ist, welche Würde haben wir dann! Und die Menschen sollten GOTT durch uns finden können! Haben wir in dieser Hinsicht Achtung vor unserem Leib?

Die Geschlechtlichkeit ist ein Geschenk GOTTES und ein wesentlicher Teil dessen, was uns als Menschen ausmacht. Jeder von uns ist berufen, dieses Geschenk und den Einen, der es uns gegeben hat, anzuerkennen. Wenn dieses Geschenk so gebraucht wird, wie der VATER es will, verherrlichen wir Ihn und richten Seine Herrschaft auf. Wenn wir unsere Geschlechtlichkeit in der richtigen Weise leben, in Über­einstimmung mit unserem Lebensstand, können andere GOTT durch uns finden.

 

 

Heute Keuschheit leben

 

Unsere Geschlechtlichkeit und unser geistliches Leben sind aufs Engste verbunden. Der keusche Mensch integriert die Geschlechtlichkeit in seine Persönlichkeit und drückt so seine innere Einheit als Leib-Geist-Wesen aus. Der keusche Mensch hat die Fähigkeit, zu anderen in einer wirklich menschlichen Weise in Beziehung zu treten, gemäß seinem persönlichen Lebensstand: alleinlebend, verheiratet oder in der GOTTgeweihten Ehelosigkeit.

Die Tugend der Keuschheit zu leben bedeutet, unser Verlangen nach sexuellem Vergnügen unter die Leitung der Vernunft und des Glaubens zu stellen. Das ist einer der Ecksteine des Tempels unseres Leibes, eine Säule des rechten Lebens. Das führt zur Ganzheit und Einheit, für Einzelne, Ehepaare und die Gesellschaft.

Die Tugend der Keuschheit trägt in sich die Integration der Kräfte der Liebe und des Lebens, die in uns hineingelegt sind. Diese Integration sichert die Einheit der Person und steht im Gegensatz zu jeder Art von Verhalten, das sie entstellt. Keusche Menschen dulden weder ein Doppelleben noch die Doppelzüngigkeit der „Sprache“ ihres Leibes. Wenn man es unterlässt, keusch zu leben, führt das zu einer ichbezogenen Existenz, die blind ist für die Nöte, die Freuden und die Schönheit der Welt um uns.

Keusch zu leben ist keine leichte Sache in der Sex-gesättigten Welt unserer gegenwärtigen westlichen Kultur. Es ist unmöglich, durch ein Einkaufszentrum zu gehen, sich dem Computer oder dem Fernsehen zuzuwenden, einen Blick auf Annoncen zu werfen oder sich in einer Buchhandlung um­zusehen, ohne mit sexuellen Bildern jeder Art bombardiert zu werden. Pornografie war nie stärker verbreitet, fast bis zu epidemischen Ausmaßen. Sie verdunkelt die authentische sexuelle Ausdrucksweise und fördert Selbstbefriedigung, sexuelle Intimität außerhalb der Ehe und die Trennung der Leben spendenden und Liebe schenkenden Bedeutung sexueller Beziehungen.

Die Herausforderung, unter diesen Umständen keusch zu leben, ist schwer für jeden: ob alleinlebend, verheiratet oder GOTTgeweiht. Die Welt um uns fördert verzerrte Vorstellungen über unseren Leib und über unsere Beziehungen – Vorstellungen, die bewirken können, dass Menschen ihr Gleichgewicht verlieren, und die zulassen, dass schädliche Anschauungen von Sexualität Einfluss gewinnen. Wenn wir unserem Taufversprechen treu bleiben und Versuchungen widerstehen wollen, müssen wir Strategien entwickeln, die uns helfen, in Heiligkeit und Freiheit zu leben.

 

 

Keuschheit für Einzelpersonen

 

Für Menschen, die nicht verheiratet sind, bedeutet Keusch­heit Enthaltsamkeit, weil es der Entwurf GOTTES ist, dass Sex in die Ehe gehört. Wenn zwei Menschen sich zu einem „Date“ verabreden, dann macht es ihnen das Bemühen um Keuschheit möglich, dass sie sich auf das konzentrieren, was wichtig ist, und dass sie vermeiden, einander zu „benutzen“. Gemeinsam können sie sehen, was authentische Liebe bedeutet, und lernen, ihre Gefühle in einer reifen Form auszudrücken. Die Keuschheit hebt die gegenseitige Liebe eines Paares hervor und drückt aus: „Ich will geduldig und rein sein und ich respektiere dich“. Das bedeutet, den sexuellen Aus­druck der Liebe ausschließlich für seinen Ehegatten aufzusparen.

Wenn ein Paar nicht keusch ist, kann ihr Verständnis von Liebe auf die körperliche Dimension ihrer Beziehung reduziert werden. Das schwächt ihre Fähigkeit, auf die Ehe zuzugehen und gefährdet ihre Beziehung.

Menschen, die sich zum selben Geschlecht hingezogen fühlen, sind ebenso zur Keuschheit gerufen. Auch sie können in christlicher Heiligkeit wachsen durch ein Leben der Selbstbeherrschung, des Gebets und des Sakramentenempfangs.

 

 

Keuschheit für Verheiratete

 

Die Geschlechtlichkeit wird wahrhaft menschlich, wenn sie ganz in die Beziehung von zwei Menschen zueinander inte­griert wird, in der vollständigen und lebenslangen wechselseitigen Hingabe eines Mannes und einer Frau. Papst Johannes Paul II. schrieb: „Nur der keusche Mann und die keusche Frau sind zur treuen Liebe fähig.“ Das heißt, dass Verheiratete ebenso berufen sind, keusch zu sein, wenn sie einander in treuer Liebe zugetan sind.

Verheiratete, die keusch leben, können ein lebendiges Geschlechtsleben haben. In der Beziehung eines Mannes und einer Frau hilft die Keuschheit, sich gegenseitig mehr als Person zu lieben als den anderen zum Gegenstand des Vergnü­gens oder der Befriedigung zu machen. Im Gegensatz zu dem, was die Medien oder Hollywood suggerieren, liegt der Wert des Geschlechtsverkehrs nicht im Entspannen oder körperlichen Genießen. Jedes körperliche Vergnügen sollte zum höchsten Ausdruck der Liebe zwischen Ehemann und Ehefrau führen, der vollkommenen Selbsthingabe einer Person an die andere. Der Geschlechtsverkehr in der Ehe kann so intim sein, dass er eine emotionale, intellektuelle, leibliche und geistige Erfahrung wird. Er verstärkt und vervollständigt den Ehebund. Daher kommt es, dass der Geschlechtsakt einen vereinenden und lebenspendenden Sinngehalt haben muss und dass einige Formen sexueller Aktivitäten nicht keusch sind. Obwohl das Vergnügen vorhanden sein kann, sind einige Verhaltensweisen ein Missbrauch der Geschlechtlichkeit, da sie dem Plan GOTTES nicht entsprechen.

 

 

GOTTgeweihte Keuschheit und Zölibat

 

GOTT beruft manche Frauen und Männer in der Kirche zu einem Leben geweihter Keuschheit um des Himmelreiches willen. Dieses Charisma bringt den Verzicht auf die Ehe mit sich und ist dazu bestimmt, einen Menschen näher mit GOTT zu vereinen. In der Nachahmung CHRISTI und Seiner Mutter ist die GOTTgeweihte Jungfräulichkeit ein GOTTESgeschenk für jene, „denen es gegeben ist“ (Mt 19,11). Entsprechend legen die Priester der lateinischen Kirche vor der Diakonatsweihe ein Zölibatsversprechen ab.

Selbst diejenigen, die zu einem Leben der GOTTgeweihten Jungfräulichkeit oder des Zölibats berufen sind, müssen noch kämpfen, um in Gedanken, Einstellung und Verhalten keusch zu sein. Die Keuschheit ist dazu bestimmt, „Raum“ zu schaffen, der das menschliche Herz frei macht, so dass es in Liebe zu GOTT und zur ganzen Menschheit brennt. Wenn jedoch die Entscheidung für den Zölibat nicht gut in das Ganze des persönlichen Lebens integriert ist, kann dies zur Egozentrik führen. Das GOTTgeweihte und zölibatäre Leben ist ein „Ja“ zur Liebe, das von denen, die dazu berufen sind, mit Leidenschaft und Begeisterung zu leben ist.

 

 

 

Pflege und Wiedergewinnung der Keuschheit im Leben des Einzelnen

 

Katholiken sind berufen, für andere ein Beispiel keuschen Lebens zu sein. Indem wir das Geschenk unseres Leibes in Ehren halten und anderen helfen, sich selber wahrhaft zu respektieren, zeigen wir, wie sehr wir GOTT lieben.

Jeder junge Mensch, der keusch sein oder einen keuschen Lebensstil wiedererlangen möchte, hat die Möglichkeit, das Kreuz auf sich zu nehmen und JESUS nachzufolgen. JESUS hat versprochen, immer da zu sein und uns zu helfen. Der HERR verlässt uns niemals, aber wir müssen offen sein, Seine Hilfe anzunehmen.

JESUS fordert uns auf, beständig zu beten. Das ist notwendig für jeden, der die Tugend der Keuschheit zu leben versucht. Uns mit CHRISTUS in einer fortdauernden Verbindung des Gebets zu vereinen, ist der einzige Weg, zum Ziel zu gelangen. Das schließt alles ein: vom einfachen, aber aus dem Inneren kommenden „Hilf mir, JESUS“ zu mehr geformten Gebeten wie dem Rosenkranz, oder der Anrufung Mariens, unserer Mutter, und der Heiligen und Seligen, dass sie uns durch ihre Fürbitte helfen.

Die Sakramente der Versöhnung und der hl. Eucharistie helfen uns auf unserem Weg, ein keusches Leben zu füh­ren. Wenn wir eine Sünde der Unreinheit allein oder mit einem anderen begehen, vermittelt uns das Sakrament der Versöh­nung die Vergebung und erbarmende Liebe GOTTES. Alles, was wir zu tun haben, ist, uns mit aufrichtiger Reue in der Beichte dem Thron der Gnade zu nähern, und wir können sicher sein, dass alle unsere Sünden vergeben sind. Wir können von neuem mit Hoffnung beginnen. Die hl. Eucharistie ist der Höhepunkt unseres Glaubens, denn durch dieses Sakrament gelangen wir in eine innige Vereinigung mit JESUS CHRISTUS, indem wir Seinen Leib, Sein Blut, Seine Seele und GOTTheit in der hl. Kommunion empfangen. Sein Leib nährt uns und heiligt unseren Leib.

 

 

 

Was die Keuschheit von uns verlangt

 

Die Keuschheit drückt die Achtung für andere Menschen und für ihre Fähigkeit zur Selbsthingabe aus. Sie verbürgt uns, dass wir um unser selbst willen geliebt sind und dass wir andere um ihrer selbst willen lieben, und nicht nur wegen des Vergnügens, das sie bereiten können.

In einer Kultur, die alle Dinge sofort haben will, lehrt uns die Keuschheit zu warten. Wollen wir sexuelle Betätigung jetzt sofort oder wollen wir etwas mehr, auch wenn es mehr Zeit verlangt, dies zu bekommen? Keusch zu leben bedeutet nicht, dem Druck nachzugeben, der von Freunden kommen kann, die meinen, sich in sexuelle Beziehungen einzulassen, drücke Männlichkeit oder Weiblichkeit aus.

Das heutige Vorurteil gegen die Keuschheit ist besonders verwirrend wegen der in ihm liegenden Sicht der Geschlechtlichkeit: dass wir nämlich jeden anderen zum Vergnügen „abschleppen“ können. Das ist nicht nur ein Angriff auf die Würde der benutzten Person, sondern es hält auch den, der einen anderen benutzt, in den Fesseln dieses Verhaltens, und das verursacht körperlichen, emotionalen und psychologischen Schaden. Ferner darf die versklavende und süchtig machende Wirkung der Pornografie, besonders im Internet, nicht bagatellisiert oder leicht genommen werden, auch wenn sie weit verbreitet ist.

Die Keuschheit verlangt dauernde Disziplin. Sie bedeutet die rechte Ordnung unserer Herzen: Gib GOTT den Vorrang, und alles andere wird folgen! Keusch zu leben bedeutet, entsprechend dem Plan zu leben, nach dem GOTT uns geschaffen hat. Die Anstrengungen, den Geschlechtstrieb zu beherr­schen, führen Männer und Frauen allmählich zu sexueller Reife und bringen inneren Frieden.

 

 

 

Keuschheit ist eine dauernde Herausforderung

 

Heute keusch zu leben, bedeutet gegen den Strom zu schwimmen! Wir sind berufen, JESUS zu folgen und so der gängigen Kultur zu widerstehen. Wenn wir Gelassenheit und Freude finden wollen, müssen wir in Übereinstimmung mit dem Willen GOTTES leben. Er hat uns geschaffen nach Seinem Abbild, und wenn wir in Übereinstimmung mit Seinen Geboten leben, werden wir glücklich sein. Natürlich: JESUS hat nicht gesagt, dass es leicht sein wird. In der Tat sagte er: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mk 8,34).

Keuschheit ist eine Herausforderung – aber sie ist nicht unmöglich. Wir können uns mit Freunden umgeben, die ebenfalls in keuscher Weise leben wollen; mit Menschen, die uns auf unserem Weg unterstützen wollen. Wir können uns schamhaft kleiden, in der Erkenntnis, dass wir alle nach dem Bild und Gleichnis GOTTES geschaffen sind und dass unser Leib heilig ist. Wir können klug auswählen, womit wir uns vergnügen, indem wir schauen, was den menschlichen Geist aufbaut und Wahrheit, Schönheit und Güte ausdrückt. Insbesondere können wir unsere Einheit mit CHRISTUS leben, indem wir regelmäßig die Sakramente empfangen, besonders das Sakrament der Versöhnung.

Die Übung, nicht nur unsere Sünden der Unreinheit zu beichten, sondern auch mit unserem Seelenführer unsere Versuchungen zu besprechen, kann helfen, Geist und Herz zu reinigen. Das kann uns Demut lehren, die wir brauchen, um unsere Schwachheit anzunehmen, während uns zugleich die Kraft des HERRN geschenkt wird, um in der Keuschheit zu wachsen.

 

 

Junge, keusche Liebende und heilige Vorbilder

 

Jeder Christ ist zur Heiligkeit berufen. „Heilige“ und „Selige“ sind Männer und Frauen, deren Leben so offenkundig erfüllt war von der Liebe CHRISTI, dass das Volk GOTTES in ihnen JESUS sah, und die, nachdem ihr Leben sorgfältig von der Kirche geprüft wurde, als unserer Verehrung und Nachahmung würdig befunden wurden.

In seiner Botschaft an die jungen Leute beim Weltjugendtag 2002 in Kanada schrieb Papst Johannes Paul II.: „Wie das Salz die Speise würzt und das Licht die Finsternis erleuchtet, so gibt die Heiligkeit dem Leben dadurch seinen vollen Sinn, dass sie es zum Widerschein der Herrlichkeit GOTTES macht. Wie viele Heilige verzeichnet die Kirchengeschichte auch unter den jungen Menschen!“

Wir wollen uns an ein paar dieser heiligen Frauen und Männer erinnern, die auffallende Beispiele der Reinheit, Keuschheit, Nächstenliebe und Freude waren, wirkliche Tempel, in denen der HL. GEIST wohnte: Der heilige Augustinus, die selige Kateri Tekakwitha, der selige Pier Giorgio Frassati und die heilige Gianna Beretta Molla. Einer kam aus der antiken römischen Welt, eine aus dem Nordamerika des 17. Jahrhunderts, und zwei aus dem Italien des 20. Jahrhunderts. Obgleich sie in verschiedenen Zeiten und Orten gelebt haben, geben sie durch ihr Beispiel und Zeugnis dieselbe Lehre.

 

 

Heiliger Augustinus (354-430)

 

Augustinus war ein Mann von Leidenschaft und Glauben, von hoher Intelligenz und unermüdlicher pastoraler Liebe. Er hat eine tiefe Spur im kulturellen, moralischen theologischen Leben der Kirche hinterlassen. Als Sohn eines heidnischen Vaters, Patricius, und einer frommen christlichen Mutter, Monika, wur­de Augustinus als Katholik erzogen. Wie es in der damaligen Zeit häufig war, wurde er jedoch nicht als Kind getauft. Seine Jugend war turbulent. Augustinus war intellektuell rastlos, ehrgeizig und sexuell aktiv vom 17. Lebensjahr an.

Als junger Mann ging er für mehr als zehn Jahre eine Beziehung mit einer Frau ein, deren Namen wir nicht kennen. Wegen des sozialen Unterschieds heiratete er sie nicht. Zusammen hatten sie einen Sohn namens Adeodatus, der ihm sehr lieb war; er starb ehe er erwachsen wurde.

Augustinus war immer fasziniert und angezogen von der Person JESU CHRISTI, aber er machte viele Umwege, ehe er sich Ihm anvertraute. Wie bei vielen jungen Menschen war der Weg seiner Bekehrung gekennzeichnet durch einen Kampf mit seiner Sexualität. Er wusste, dass das Christsein ein keusches Leben verlangte. Einmal betete Augustinus sogar: „Mach mich keusch und enthaltsam, aber nicht gleich!“ Nach einem langen und quälenden inneren Weg, unterstützt durch das Gebet seiner Mutter, wurde er schließlich vom hl. Ambrosius im Jahr 387 in Mailand getauft. Nach seiner Bekehrung entschied er sich für ein zölibatäres Leben und trennte sich von seiner langjährigen Gefährtin.

Augustinus kehrte dann in seine Heimat in Nordafrika zurück. Nachdem er eine klösterliche Gemeinschaft gegründet hatte, wurde er zum Priester und später zum Bischof von Hippo geweiht. Er war ein fruchtbarer Schriftsteller, ein Mann unübertrefflicher psychologischer und geistlicher Einsichten und ein kraftvoller Verteidiger der Wahrheit und Schönheit des katholischen Glaubens. Vor allem sagt der hl. Augustinus den jungen Menschen, was der hl. Paulus den Philippern schrieb: mit der Gnade GOTTES „vermag ich alles durch Ihn, der mir Kraft gibt“ (Phil 4,13).

 

 

Selige Kateri Tekakwitha (1656-1680)

 

 

Kateri Tekakwitha, die „Lilie der Mohawks“, wurde 1656 geboren. Ihre Mutter war eine christliche Algonquin, die von Irokesen geraubt worden war. Als Kateri ungefähr vier Jahre alt war, starben ihre Eltern und ihr Bruder an Pocken, und sie wurde von ihrer Tante und einem Onkel adoptiert, der Häuptling des Schildkröten-Stammes wurde. Die Pocken entstellten ihr Gesicht und beeinträchtigten ihr Augenlicht stark. Das hatte zur Folge, dass Kateri ein sehr scheues junges Mädchen war.

Im Jahr 1667 hat sie heimlich das Evangelium angenommen, das sie Jesuitenmissionare lehrten, und ist im Alter von 18 Jahren getauft worden. Sie lebte ihren christlichen Glauben und die Keuschheit tapfer angesichts fast unerträglicher Gegnerschaft, da Jungfräulichkeit und ein Leben als Allein­stehende als nicht in Übereinstimmung mit der Kultur betrach­tet wurden, der sie entstammte. Ihre Liebe zur Keuschheit war radikal der gängigen Kultur entgegengesetzt. Schließlich war Kateri gezwungen, nach Kahnawake am St. Lorenz-Strom, südlich von Montreal, zu fliehen.

Ihr ganzes Leben widmete sie nun dem Gebetsunterricht von Kindern und der Hilfe für Kranke und Alte, bis sie selber ernsthaft krank wurde. Sie starb in Kahnawake am 17. April 1680 im Alter von 24 Jahren. Ihre letzten Worte waren „Jesos Konoronkwa“, was heißt: „JESUS, ich liebe Dich“. Fünfzehn Minuten nach ihrem Tod verschwanden – vor den Augen von zwei Jesuiten und allen Eingeborenen um sie herum – Kateris Narben, und ihr Gesicht war wunderschön verwandelt. Am 22. Juni 1980 wurde sie von Johannes Paul II. als erste Eingeborene Nordamerikas seliggesprochen.

 

 

Seliger Pier Giorgio Frassati (1901-1925)

 

Pier Giorgio Frassati wurde in Turin in Italien im Jahr 1901 geboren. Er wurde zuhause und in einer öffentlichen Schule erzogen, ehe er eine von Jesuiten geführte Schule besuchte. Mit 17 Jahren schloss er sich der Vinzenz-von-Paul-Gemeinschaft an und verband in bemerkenswerter Weise politische Aktivität, Einsatz für soziale Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Menschlichkeit und Güte, Heiligkeit und alltägliches Leben.

Sportlich, gut aussehend, voller Leben, immer umgeben von Freunden, die er inspirierte, entschied Pier Giorgio sich nicht für das Priestertum oder das Ordensleben, sondern zog es vor, das Evangelium als Laie zu bezeugen. Er verliebte sich in ein lebendiges, geistvolles Mädchen, aber er verfolgte diese Bezie­hung nicht weiter. Er verstand die Bedeutung der Keuschheit und verwirklichte sie in all seinen Beziehungen und Freundschaften. GOTT gab Pier Giorgio alle äußeren Eigenschaften, die ihn hätten verführen können, eine falsche Wahl zu treffen - eine wohlhabende Familie, gutes Aussehen und robuste Ge­sundheit -, aber er hörte auf die Einladung CHRISTI: „Komm und folge mir nach“ (Lk 18,22).

Gerade ehe er sein Universitätsdiplom als Bergbauingenieur erhielt, zog er sich spinale Kinderlähmung zu; die Ärzte vermuteten später, dass er sich bei der Pflege eines Kranken angesteckt habe. Er starb am 4. Juli 1925 und wurde am 20. Mai 1990 seliggesprochen. Papst Johannes Paul II. nannte ihn „den Menschen der acht Seligpreisungen“. Der selige Pier Giorgio ist besonders inspirierend für junge Männer: er lehrt sie, ihre Männlichkeit keusch auszudrücken, indem sie ihre sexuellen Leidenschaften durch mannhafte Anstrengung und Selbstaufopferung beherrschen; nach dem Vorbild CHRISTI, des vollkommenen Menschen [vgl. KKK 520].

 

 

Heilige Gianna Beretta Molla (1922-1962)

 

 

Stell dir die außerordentliche Gelegenheit vor, an der Heiligsprechung deines eigenen Ehegatten teilzunehmen! Am 16. Mai 2004 hatte Pietro Molla, Ehemann von Gianna Beretta Molla, genau diese Gelegenheit. Seine drei lebenden Kinder waren an seiner Seite, darunter das jüngste, Gianna Emanu­ela, für die ihre Mutter das Leben hingegeben hatte. Die heilige Gianna ist die erste Laien-Ärztin, die heiliggesprochen wurde.

Ehe Gianna zu der Überzeugung kam, dass GOTT sie zur Ehe berief, überlegte sie dies sehr sorgfältig und hatte auch das GOTTgeweihte Leben bedacht. Sie meditierte, verbrachte einige Zeit im stillen Gebet und wartete geduldig, dass der HERR ihr Seinen Willen kundtue. Im Jahr 1955, als sie dreiunddreißig Jahre alt war, heiratete sie einen zehn Jahre älteren Ingenieur, Pietro, dessen Schwester früher eine Patientin der jungen Ärztin Dr. Beretta gewesen war.

Briefe, die Gianna während der ein Jahr dauernden Verlobungszeit schrieb, verraten, wie tief sie sich dieser neuen Berufung widmete. Einige Tage vor ihrer Hochzeit schrieb Gianna an Pietro im Hinblick auf ihre Berufung zur Ehe: „Mit GOTTES Hilfe und Segen werden wir alles tun, was wir können, um unsere neue Familie zu einem kleinen Abendmahlsaal zu machen, wo JESUS über all unsere Gefühle, Wünsche und Taten herrschen wird. Wir werden mit GOTT an Seinem Schöpfungswerk mitarbeiten; auf diese Weise geben wir Ihm Kinder, die Ihn lieben und Ihm dienen werden.“

In seiner Predigt bei der Heiligsprechung sagte Papst Johannes Paul II: „Nach dem Beispiel CHRISTI, der ‚die Seinen liebte und ihnen Seine Liebe bis zur Vollendung erwies’ (Joh 13,1), hielt sich diese heilige Familienmutter in heroischer Treue an die am Hochzeitstag übernommene Verpflichtung… Möge unsere Zeit durch das Beispiel von Gianna Beretta Molla die reine, keusche und fruchtbare Schönheit der ehelichen Liebe wiederentdecken, die als Antwort auf den GÖTTlichen Ruf gelebt wird!“

Wir sollten ebenso handeln. Wenn wir zur Ehe berufen sind, sollten wir warten, um unsere geschlechtliche Liebe mit unserem Ehegatten zum Ausdruck zubringen, im Wissen, dass GOTT, wenn wir Seinem Willen folgen, unsere Geduld und Großzügigkeit belohnen wird.

 

 

Heiliger Augustinus, selige Kateri, seliger Pier Giorgio und heilige Gianna, bittet für uns!

Helft uns, die Keuschheit unseres Leibes und Geistes anzunehmen und zu leben
mit der Freude des Evangeliums und tiefem Frieden,
so dass die Menschen um uns herum sehen werden, dass GOTT in uns Wohnung genommen hat!
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Übersetzung des „Pastoral Letter to Young People on Chastity“, Copyright © Concacan Inc., 2011. Alle Rechte vorbehalten. Übersetzt und veröffentlicht mit Erlaubnis der Kanadischen Katholischen Bischofskonferenz. www. cccbpublications.ca/chastity.

 

 

 

 

„Wer sich nicht beherrschen kann,

 
der kann auch nicht lieben.“

 

Fastenhirtenbrief 2011 von Kardinal Joachim Meisner, Erzbischof von Köln

Quelle: kath.net 13.3.2011

 

»Liebe Schwestern und Brüder, die prophetische Botschaft heißt: „Ich will euch eine Hoffnung und eine Zukunft geben“ (Jer 29,11). „Wähle also das Leben!“ (Dtn 30,19). Diese beiden prophetischen Worte sind in unserer Gesellschaft nötiger denn je. Unsere Zukunft ist wirklich bedroht. Das kann jeder in der Bevölkerungsstatistik nachlesen. Jedes Jahr haben wir in Deutschland bedeutend mehr Beerdigungen als Geburten.

Immer weniger junge Menschen müssen von Jahr zu Jahr für immer mehr ältere die Sorgepflicht übernehmen. Ich wundere mich wirklich, dass diese absolut dramatische Situation in der Politik nicht das nötige Echo findet.

Die Weitergabe des Lebens müsste doch bei allen Planungen für Gegenwart und Zukunft erste Priorität erhalten und in der Konsequenz die Ehe als Quelle des Lebens den absoluten Vorrang vor allen anderen Institutionen.

Ich möchte in meinem diesjährigen Fastenhirtenbrief auf diese Priorität unseres gesellschaftlichen Lebens hinweisen, indem ich die prophetischen Worte ins Gedächtnis rufe: „Ich will euch eine Hoffnung und eine Zukunft geben. Wähle also das Leben!“ Durch die Menschwerdung JESU CHRISTI hat der Leib eine besondere Würde erlangt.

Im GOTTmenschen JESUS CHRISTUS sind Leib und Seele untrennbar mit der GOTTheit verbunden. Und auch unser Leib ist dazu bestimmt, vergöttlicht zu werden. Daher singt der Apostel Paulus geradezu ein Loblied auf den Leib, wenn er schreibt: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des HEILIGEN GEISTES ist. Verherrlicht also GOTT in eurem Leib!“ (1 Kor 6,19-20). Der Leib wird zum Ort, an dem der HEILIGE GEIST wohnt und wirkt. Der Leib in Verbundenheit mit der Seele macht uns zum Abbild GOTTES. Er ist sodann aber auch Ort der Begegnung mit unseren Mitmenschen. Ohne Leib könnten wir unser Denken, Wollen und Empfinden gar nicht mitteilen. Es gäbe keine Worte, Zeichen und Laute, mit denen wir uns verständigen könnten.

Der Leib ist Sprachrohr der Seele. Umgekehrt prägt aber auch der Leib unser Denken, Wollen und Empfinden. Das gilt insbesondere auch für die Sexualität. Den Menschen gibt es nur als Frau oder als Mann. Frau-Sein und Mann-Sein prägt unser Mensch-Sein von Anfang an. Das Geschlecht ist keine äußerliche Zugabe oder gar Festlegung der Gesellschaft, sondern durchdringt und prägt unser gesamtes Mensch­sein mit Leib und Seele.

Die Sexualität bildet damit auch die Basis für die besondere, ja einzigartige Beziehung zwischen Mann und Frau. Es geht um jene Liebesbeziehung, die sich nach Treue sehnt, sich immer fester bindet und sich schließlich im Ehebund vollendet.

Deshalb ist die Sexualität unverzichtbarer Bestandteil dieses Bundes, der Abbild des Bundes GOTTES mit den Menschen und dazu berufen ist, fruchtbar zu sein und an der Schöpferkraft GOTTES teilzuhaben. Die Botschaft unse­res Glaubens zeigt uns dazu: Treue und Partnerschaft sind keine frommen Illusionen, sondern Lebenswirklichkeiten.

Unser Glaube ist ein einziges großes JA zum Leib, zur Liebe und zum Leben. Diese Zusammenhänge, die für unser Mensch- und Christsein so existenzielle Bedeutung haben, möchte ich mit Ihnen in diesem Hirtenbrief näher bedenken.

 

1. Die Botschaft des Glaubens ist ein Ja zum Leib.

GOTT ist Mensch geworden und hat damit auch einen menschlichen Leib angenommen. Und gerade durch diesen Leib wirkt Er Sein GÖTTliches Heil: Durch Seine leibliche Stimme verkündet Er Worte des ewigen Lebens, mit Seinen Händen heilt Er die Menschen. Seine Füße tragen Ihn durch das Heilige Land, um die frohe Botschaft zu den Menschen zu bringen. Und die unendliche Liebe GOTTES zu uns Menschen gipfelt in der Hingabe JESU am Kreuz mit Leib und Seele. „Verherrlicht GOTT in eurem Leib!“ (1 Kor 6,20). Wir verherr­lichen GOTT, wenn der Leib auch für uns zum Ort wird, an dem wir die Liebe zu GOTT und den Menschen austragen. Unsere Beziehung zu GOTT und zu den Menschen ist wesent­lich leiblich geprägt: Wenn wir uns in der Kirche zum Gebet knien, so ist dies ein leibliches Zeichen dafür, dass wir uns vor GOTT klein machen.

Wenn wir unsere Hände zum Gebet falten, so drückt dies leiblich aus, dass wir uns mit Leib und Seele und all unseren Sinnen sammeln wollen. Wenn sich Menschen zur Begrüßung einen freundlichen Blick schenken, dann ist dies ein leibliches Zeichen von Zuneigung und Respekt. Der Handschlag drückt Verbundenheit aus und noch inniger die Umarmung. Unser Leib spricht „eine eigene Sprache“. Das gilt insbesondere für die Beziehung zwischen Mann und Frau, die wie keine andere eine leibliche Dimension hat. Im Gegensatz zu ande­ren freundschaftlichen Beziehungen ist die besondere Liebe zwischen Mann und Frau exklusiv.

Sie wählt aus und kann immer nur einer Person gelten. Und je intensiver die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau wächst, desto intensiver binden sich beide aneinander, bis es einmal zu dem Punkt kommt, an dem sich Mann und Frau in der Ehe einander für ein ganzes Leben schenken und annehmen. Der Weg einer solchen Beziehung wird begleitet von leiblichen Zeichen dieser Verbindung. Je inniger die Verbundenheit, desto inniger auch die leiblichen Zeichen dieser Verbundenheit. Damit diese Zeichen aber echt sind und nicht Vorspiegelung falscher Tatsachen, müssen sie mit der Intensität der Liebe übereinstimmen. Die intensivste Form der leiblichen Mitteilung von Liebe zwischen Mann und Frau ist die geschlechtliche Gemeinschaft. Diese leibliche Hingabe aneinander ist nur dann echt und wahrhaftig, wenn sie getragen wird von der Lebenshingabe, die Mann und Frau durch die Eheschließung begründen.

Daher ist der einzig legitime Ort der geschlechtlichen Gemeinschaft die Ehe. Hier geht es nicht um leibfeindliche Erwägungen oder gar um eine sexualfeindliche Einstellung. Im Gegenteil: Gerade weil der Leib des Menschen eine solch hohe Bedeutung hat und weil Sexualität für die Liebe zwischen Mann und Frau so wichtig ist, bedarf sie des besonderen Schutzes, denn nur was ich schätze, schütze ich.

Der Hochschätzung des Leibes entsprechen die Wegweisungen, die helfen, dieses hohe Gut nicht zu banalisieren und zu entwerten.

 

2. Die Botschaft der Kirche bedeutet ein Ja zur Liebe.

Wir haben bereits festgehalten, dass der Leib der Ort ist, an dem unsere GOTTES- und Nächstenliebe ausgetragen wird. Zeichen von Liebe und Verbundenheit sind keine äußerliche Zugabe, sondern Verwirklichung von innerer Liebe und Verbundenheit.

Wenn wir nun aber nüchtern unser Leben betrachten, müssen wir feststellen, dass der Leib nicht immer der Ort der GOTTES- und Nächstenliebe ist. Helfende Hände können oft genug zu geballten Fäusten werden und tragende Arme zu Ellenbogen gegen meine Mitmenschen. Mein Leib kann so zum Ort von Selbstsucht und zerstörerischer Aggression werden. Auch die Sexualität hat ihre Eigendynamik. Wenn sie auch im Ganzen der Person die Basis für die besondere Liebe zwischen Mann und Frau darstellt, so verlangt sie zunächst einmal von sich aus lediglich nach Befriedigung.

Und es kostet Kraft, diesen Trieb zu bändigen. Wenn ich dies nicht tue, verlangt er immer stärker nach Befriedigung. Immer stärker nimmt dann der Trieb das Ruder meines Lebens in die Hand und nimmt mir zunehmend die Freiheit.

Am Ende dient nicht mehr die Sexualität der Liebe zwischen Mann und Frau, sondern der Partner/die Partnerin dient der eigenen Befriedigung. Mit Liebe hat das nichts mehr zu tun. Damit aber Sexualität der Liebe dienen kann, bedarf sie der Einbindung in die Gesamtpersönlichkeit.

Wer sich nicht beherrschen kann, der kann auch nicht lieben. Liebe ohne die Fähigkeit zur Enthaltsamkeit ist eine Illusion. Darin liegt der Sinn vorehelicher Enthaltsamkeit. Liebe muss wachsen und reifen können. Sexualität muss ins Ganze des Menschseins integriert werden, damit sie der Liebe dient und nicht Freiheit nimmt und Liebe zerstört.

Es geht darum, den Partner/die Partnerin nicht zum Objekt der eigenen Lust und eines leibseelischen Egoismus werden zu lassen. Ich weiß, dass gerade unsere jungen Menschen unter einem großen Druck stehen, begleitet von dem Argument: „Das tun doch alle!“ Liebe junge Schwestern und Brüder, habt den Mut, eigene Wege zu gehen! Tut nicht einfach alles, weil es andere auch tun. Sorgt dafür, dass die Zeichen eurer Liebe echt sind und eure Liebesbeziehung wachsen kann!

Macht euch nicht zu Objekten des Genusses, sondern bleibt Subjekte der Liebe! Es gibt nicht wenige junge Men­schen, die sich darum bemühen. Hilfreich ist es für euch, wenn sich Gleichgesinnte zusammentun und einander begleiten und ermutigen. Die Botschaft unseres Glaubens ist ein großes JA zu Leib und Liebe.

 

3. Die Botschaft des Glaubens bedeutet darüber hinaus ein Ja zum Leben.

Die Sexualität bietet nicht nur die Basis für die besondere Liebe zwischen Mann und Frau, diese leibseelische Liebe ist fruchtbar. Wir alle wären nicht hier, wenn nicht unsere Eltern Ja zu dieser Dimension der Sexualität und Liebe gesagt hätten. Unsere gesamte Menschheit lebt von Menschen, die Ja sagen zu Liebe und Leben. Ich möchte an dieser Stelle nicht eingehen auf die unabsehbaren Probleme, die dadurch entstehen, dass in unserer Gesellschaft immer weniger Menschen dieses Ja zum Leben sagen.

Vielmehr geht es mir darum, dass wir Fruchtbarkeit wieder als Geschenk entdecken und damit auch Kinder als Segen begreifen. Sexualität und Fruchtbarkeit gehören untrennbar zusammen wie Leib und Seele. Wer Fruchtbarkeit von Sexualität künstlich trennt, ob durch pharmazeutische Präparate oder andere Wege, der korrigiert und manipuliert die Schöpfungsordnung GOTTES.

Verantwortete Elternschaft hingegen respektiert diese Ordnung und richtet das eigene Leben danach ein. Genau dies ist der Weg, den die natürliche Empfängnisregelung beschreitet, die inner- und außerkirchlich sich zunehmender Beliebtheit erfreut.

Die Kenntnis der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage der Frau, verbunden mit zeitweiliger Enthaltsamkeit, ist ein Weg der Empfängnisregelung, der die Schöpfungsordnung GOTTES respektiert. Zudem ist es ein gesunder Weg, der Partnerschaft und Liebe fördert. Die Botschaft des Glaubens und die Weisungen der Kirche im Hinblick auf die Empfängnisregelung sind ein großes Ja zum Leben im Respekt vor der Schöp­fungsordnung GOTTES. Sie ermutigt zu verantworteter Eltern­schaft und einem großherzigen Ja zum Kind. Und da ein Kind immer zuerst ein Geschenk Gottes ist, sagen Eheleute mit dem Ja zu ihrer Elternschaft auch Ja zum schöpferischen Wirken GOTTES. Darum sprach man in früheren Zeiten immer vom Kindersegen.

Man schaffte sich auch keine Kinder an, sondern ließ sich welche schenken. GOTT krönt den Liebesakt von Mann und Frau mit Fruchtbarkeit. Dadurch werden sie Eltern und damit gleichsam GOTT ähnlich, der ja der eigentliche Schöpfer des Lebens ist. Das Kind wird als Geschöpf GOTTES auch zum Geschöpf der Eltern. Es ist die Überzeugung der Kirche, dass GOTT beim ehelichen Akt dem Kind die unsterbliche Seele einprägt, so dass das Kind ebenfalls zum Abbild des heiligen unsterblichen GOTTES wird. Darum sagen manche geistliche Lehrer: Die Mutter ist für das Kind deshalb besonders wichtig, weil sie der Ort ist, an dem GOTT dem Menschen die Seele geschenkt hat. Der Dienst der Eltern ist vor diesem Hintergrund von unschätzbarer Würde und Wertigkeit. Eltern haben Anspruch, von der Kirche, von der Gesellschaft und von jeglicher menschlichen Gemeinschaft geschützt und getragen zu werden. Denn die zur Familie gewordene Ehe ist der kleinste und wichtigste Baustein von Kirche und Gesellschaft.

Ja, es gibt eine Diskrepanz zwischen der Lebenswirklichkeit vieler Menschen und den Überzeugungen der Kirche zur Sexualität. Doch es geht um keine „Spielverderbermoral“, son­dern um ein einziges großes JA zu Leib, Liebe und Leben. Ich lade Sie - ob jung oder alt - ein, sich dieser großartigen und befreienden Botschaft unseres Glaubens neu zu stellen. Sie ist eine anspruchsvolle Botschaft, aber sie ist eine Botschaft, die dem Menschen dient. Hinter dieser Botschaft steht die Gnade und Barmherzigkeit GOTTES. Er ist es, der unserem Willen und Verstand mit Seiner Gnade zur Seite steht. Er ist es aber auch, der uns nach Versagen und Schwäche zu Umkehr und Neuanfang verhilft. Die Botschaft unseres Glaubens ist immer Geschenk und Herausforderung zugleich. GOTTES Gnade geht unserem Mühen voraus und begleitet es. Nehmen wir in diesem Sinne die Botschaft des Apostels Paulus an: „Verherrlicht also GOTT in eurem Leib!“ (1 Kor 6,20). Dazu segne und begleite euch der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.«

 

 

 

 

„Als Mann und Frau schuf Er sie“ (Gen 1,27)

 

Aus dem Fastenhirtenbrief 2011 von Bischof Dr. Vitus Huonder, Chur,
zum Ehesakrament

 

Der Churer Bischof Huonder verweist zum Beginn seines Hirtenbriefes (vgl.www. kath.ch/index.php?na=11,11,0,0,d,61840) auf den Schöpfungsplan GOTTES, den neu zu entdecken die Fastenzeit helfen solle. Mit der Erschaffung des Menschen werde „die einzigartige Gemeinschaft von Mann und Frau grundgelegt“, die in der ehelichen Verbindung „einen einzigen Lebensorganismus“ bildete, worin der Grund für die Unauflöslichkeit der Ehe liege. „Das Einssein im einen Fleisch macht anderseits deutlich, dass die Sexualität des Menschen der Ehe zugeordnet ist“, schreibt der Bischof. Das Buch Genesis berichte dann vom Ungehorsam des Menschen. Auch das Verhältnis von Mann und Frau werde vom Bösen berührt. JESUS habe mit Seiner Aussage, Mose habe die Entlassung aus der Ehe nur erlaubt, „weil ihr so hartherzig seid“, doch was GOTT verbunden habe, dürfe der Mensch nicht trennen (vgl. Mk 10,5-9; auch Mt 19,1-8 und Lk 16,18) die Ehe zum Ursprung zurückgeführt und freigelegt, „was durch die Willkür und Herzenshärte des Menschen verschüttet war“.

Der Erlösungstod CHRISTI wirke sich auch auf die Ehe aus, weshalb Paulus die Ehe ein Geheimnis nenne (vgl. Eph 5,32): „Mit diesem Ausdruck bezeichnet er eine GÖTTliche Wirklichkeit, eine Wirklichkeit, die GOTTES Heil schenkt.“ Die Ehe erhalte den Rang eines Sakraments und werde „in CHRISTUS zu einem Ort der Gnade“. Christliche Eheleute seien berufen, „die Treue und Liebe CHRISTI bis zum Tod am Kreuz in ihrer Ehe erfahrbar zu machen“. Deshalb leite die Kirche die Getauften an, sich auf der Grundlage des Glaubens auf die Ehe vorzubereiten und sie vor Bischof, Priester oder Diakon zu schließen, denn das gemeinsame Leben solle unter dem Segen des Sakraments stehen. Wörtlich fährt Bischof Huonder fort:

 

»Der Sinn der Ehe besteht in der beständigen Lebensgemeinschaft von Mann und Frau, in der gegenseitigen Liebe und Treue und in der Weitergabe des Lebens (vgl. KKK 1643-54). Dieses Ziel werden Eheleute erreichen, wenn sie in einer tiefen Beziehung zum HERRN stehen, sich in CHRISTUS annehmen und aus Seiner Gnade leben. Andererseits erhält die Ehe als Abbild der Liebe CHRISTI zu Seiner Kirche und der Hingabe der Kirche an ihren HERRN letzte Tiefe und Würde (vgl. Eph 5,25-27). Aus dem Glauben an CHRISTUS werden Mann und Frau ihr gemeinsames Leben gestalten und Kraft schöpfen. Hier finden sie die Quelle, um die Tugenden des ehelichen Lebens zu festigen, nämlich ausschließliche Liebe zum Ehepartner, Hingabe, Treue, Rücksicht, Teilnahme am Schöpfungswerk GOTTES durch die Weitergabe des Le­bens und die vom Glauben geprägte Erziehung der Kinder. Eine große Hilfe ist die Erneuerung der sakramentalen Gnade und des Eheversprechens. Dies geschieht durch das tägliche gemeinsame Gebet und die Teilnahme am Leben der Kirche, insbesondere durch den Besuch der sonntäglichen Eucharistiefeier und die regelmäßige heilige Beichte.«

Huonder bietet auch einen jährlichen Einkehrtag von Eheleuten mit dem Bischof an. Dann spricht er von der Erziehung zur Ehe und von der Tugend der Keuschheit:

 

»Die Ehe ist der Ursprung der menschlichen Gesellschaft und der Kern der Familie. Dem muss die Erziehung und Formung der Kinder und Jugendlichen entsprechen. Im Fastenhirtenbrief des vergangenen Jahres habe ich darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass wir der Jugend die Werte des christlichen Lebens nicht vorenthalten… Die Eltern insbesondere sollen diese Werte weiter vermitteln. Dazu gehört auch die Berufung zu einer christlichen Ehe. Es ist Aufgabe der Eltern, ihren Kindern und Jugendlichen diese Berufung vorzuleben und mit ihnen über deren Bedeutung und Schönheit zu sprechen. Sie werden andererseits für und mit ihren Kindern um eine gute Standes- oder Partnerwahl beten. Ebenso darf in den christlichen Gemeinschaften vor Ort die Reflexion über die Ehe mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht fehlen. Vor allem bei der Jugendarbeit soll die Gelegenheit wahrgenommen werden, jungen Menschen die Bedeutung einer christlichen Ehe zu eröffnen. Schließlich wird man der unmittelbaren Vorbereitung auf den Empfang des Ehesakraments genügend Zeit einräumen, damit die jungen Paare im Glauben gefestigt den Bund der Ehe eingehen können.

 

Die Erziehung zur Ehe hängt eng mit der Anleitung zu einem geordneten und aus dem Glauben verantworteten sexuellen Leben zusammen. Sie hat ihren Ort zunächst in der Familie und darf nicht dem vom Glauben losgelösten Geist der öffentlichen Sexualerziehung überlassen werden. Die Eltern werden auf ihrem Recht auf die Sexualerziehung ihrer Kinder und Jugendlichen beharren und es auch wahrnehmen. Sie können sich dabei von Personen unterstützen lassen, welche sich der Lehre der Kirche verpflichtet wissen. Die jungen Menschen sollen lernen, ihre Geschlechtlichkeit als Gabe GOTTES zum Aufbau der Schöpfung anzunehmen und in Ehren zu halten. Zur Erziehung gehört daher auch die Anleitung zur Enthaltsamkeit, zur Tugend der Keuschheit. Um seine Geschlechtlichkeit geordnet und im Sinne des Schöpfers leben zu können, muss sich der junge Mensch in die geschlechtliche Enthaltsamkeit einüben…«

Die Berufung zu einer christlichen Ehe solle viele junge Menschen begeistern, und Ehepaare sollten als Hauskirche leben und sich immer wieder unter den Schutz der heiligen Familie stellen.

 

 

 

Erfolg und Enttäuschung

 

Der US-amerikanische Bischof Robert F. Vasa, bisher Bischof der Diözese Baker (Oregon) und im Jahr 2011 zum Bischofs-Koadjutor der Diözese Santa Rosa (Kalifornien) ernannt, äußerte sich in einem Interview mit Mike Sullivan, dem Präsidenten von CUF (Catholics United for the Faith), über die Haltung, die Menschen bewegen sollte, die sich für das Lebensrecht einsetzen (vgl. „Lay Witness January/February 2011).

Zunächst unterstrich er, dass das echte Engagement für das Lebensrecht „aus einem tiefen Mitgefühl kommen muss mit den Opfern der Abtreibung, einem Mitgefühl, das CHRISTUS im Zentrum hat“. Die Opfer seien gewiss die Kinder, aber auch die Mütter, die Opfer des gesellschaftlichen Druckes sind, Opfer, die leiden, auch wenn sie sich das manchmal nicht bewusstmachten. Ihnen dürfe man sich nie mit einem feindseligen Gefühl nähern, sondern mit einem tiefen Gefühl von Traurigkeit, Mitleid und Zuneigung. Dann kommt er auf die Erfahrung von Lebensrechtlern zu sprechen, die sich frustriert fühlen. Da das nicht nur auf den engeren Kampf um das Lebensrecht zutrifft, sondern etwa auch auf den Einsatz für die Reinheit, führen wir die Aussagen von Bischof Vasa im Wortlaut an:

 

»Ich sage den Leuten immer: „Wir müssen uns bewusst sein, dass wir die Schlacht bereits gewonnen haben. CHRISTUS starb am Kreuz und Er ist wahrhaft auferstanden. CHRISTUS hat aus der Sünde gerettet; wir sind nur Teil dieses Werkes, das daraus schöpft. Es ist schmerzhaft und es ist schwierig, aber unsere Haltung und unser Geist müssen positiv sein.“

Wenn wir zulassen, dass auch nur ein klein bisschen Frustra­tion in unsere Herzen einzieht, dann sagt mir das, dass der Geist, mit dem wir dieses Werk des HERRN angehen, ein falscher Geist ist, denn die Enttäuschung zeigt, dass wir die Arbeit aus uns heraus getan haben als unser Werk, als unsere eigene Wirksamkeit. In dem Augenblick, in dem wir der Frus­tration Raum geben, müssen wir uns selber im Spiegel anschauen und uns sagen: „Ich hab das mehr um meiner selbst willen als um der Aufgabe willen getan.“

Wenn wir wissen, dass wir das Werk CHRISTI tun, dann sagen wir am Ende des Tages nicht: „Ich habe soundso viele Babys gerettet“ oder „Ich habe so viele Frauen vor der Tragödie einer Abtreibung bewahrt“. Freilich sind das wunderbare Erfolgsgeschichten und die Menschen tendieren dazu, den Erfolg daran zu messen. Doch den einzigen Erfolg, den wir wirklich messen können, finden wir heraus, wenn wir uns selber fragen: „Bin ich heute treu gewesen? Habe ich heute getan, was der HERR mir zu tun aufgetragen hat?“ Wenn ich das getan habe, dann habe ich schon einen positiven Lohn geerntet im Leben. Und wenn ich fühle, ich habe nichts geerntet als Leiden, Sorgen, Kummer und Schmerz, dann habe ich mich in Wahrheit mit CHRISTUS in Seinem Leiden, Seinem Tod und Seiner Auferstehung ver­eint. Auf diese Weise, so bin ich im Glauben überzeugt, habe ich einen reichen Ertrag geerntet.

Auf diese Weise kann ich, vom Glauben her, wissen, dass ich erfolgreich war. Ich habe die Arbeit, die mir aufgetragen war, verrichtet, und in diesem Bereich ist eine Enttäuschung dar­über, was erreicht oder nicht erreicht wurde, nicht möglich. Die einzige Möglichkeit, enttäuscht zu sein, kommt daher, dass ich nicht gewesen bin, was ich heute hätte sein müssen. Effektivität, an einem weltlichen oder gar emotional persönlichen Maßstab gemessen, ist nicht so wichtig wie die Überzeugung, dass ich meiner Berufung als gläubiger Katholik so vollständig entsprochen habe, wie es mir heute aufgetragen wurde.«

 

 

 

Meldungen - Meinungen

 

 

Zölibat von den Aposteln her

Rom. Noch vor dem „Memorandum“ deutscher Theologen hatte im Januar 2011 die öffentliche Forderung von acht katholischen CDU-Politikern an die deutschen Bischöfe, sich für die Zulassung von Verheirateten zum Priestertum auf einem deutschen Ausnahmeweg einzusetzen, um der „besorgniserregenden Zunahme“ des Priestermangels zu begegnen, Aufsehen und Anstoß erregt, da diese Politiker ihre politische Prominenz zum Vehikel für eine Attacke gegen den Zölibat nutzten, eine Thematik, für die sie nicht mehr Kompetenz besitzen als jeder andere Katholik auch.

Kardinal Walter Brandmüller reagierte darauf mit einer öffentlichen Antwort in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 26. Januar. Brandmüller hinterfragte die Legitimation „als Politiker“ zu dieser Antizölibatsinitiative und stellte dem Priestermangel „die immer geringer werdende Zahl von Gottesdienstbesuchern und Gläubigen, die die Sakramente empfangen wollen“, gegenüber. Er machte den Vorwurf, die Politi­ker stellten „eine Lebensform in Frage, die von der überwälti­genden Zahl der Priester überlegt und aus freien Stücken über­nommen und treu gelebt wird“. Er sah in der Antizölibatsinitiative weiterreichende Ziele „hin zu einer ‚anderen Kirche’“ und formulierte, dass die Ablehnung des Zölibats „auch JESUS CHRISTUS, den SOHN GOTTES, selbst“ beleidige. Seine Begründung für diesen Vorwurf war, dass die Priester sich „nichts anderes als die Lebensweise des Meisters zu eigen machen“. Schließlich führte Bandmüller an, dass der Zölibat nach gesichertem Forschungsergebnis „auf apostolischer Tradition beruht“ (anfangs seien zwar gewiss verheiratete Männer geweiht worden, diese hätten aber vom Tag der Weihe an wohl das Familienleben, nicht aber die eheliche Gemein­schaft fortgesetzt).

 

KOMMENTAR: Bemerkenswert am Offenen Brief des Kirchenhistorikers und Kardinals ist insbesondere dieser deutliche Bezug auf CHRISTUS und die apostolische Zeit. Behaupten doch nicht nur Zölibatsgegner mit pseudo-dogmatischer Sicherheit, der Zölibat sei erst im 12. Jahrhundert von der Kirche eingeführt worden. Selbst von bischöflichen Verteidigern des Zölibats wird oft argumentiert, der Zölibat sei nur eine Frage der kirchlichen Disziplin und könne ohne Weiteres aufgehoben werden, doch sprächen eben viele Gründe für ihn.

 

Zeuge für die Forschungsergebnisse über den apostolischen Ursprung des Zölibats ist auch der österreichische Kardinal Alfons Maria Stickler (1910-2007, vgl. sein Buch „Der Klerikerzölibat. Seine Entwicklungsgeschichte und seine theologischen Grundlagen“. Abensberg 1984). Die „Una Voce Korrespondenz“ 4/2010 veröffentlichte nun drei interessante Briefe, die Stickler in den Jahren von 1996 bis 2002 an einen österreichischen Pfarrer gerichtet hat. Er bedauert darin, dass seine Belege aus der gesamten Tradition über die eheliche Enthaltsamkeit für die verheirateten Diakone vom II. Vatikanum nicht beachtet worden seien (die Ostkirche habe die vorher­gehende apostolische Tradition über Diakonen- und Priesterenthaltsamkeit bei der 2. Trullanischen Synode 691 bewusst verfälscht). Dann führt er an, dass diese historischen Tat­sachen auch sonst unbekannt seien: „Nicht umsonst hat mir Card. Ratzinger (und nicht nur er) nach der Lektüre meiner Zölibatsgeschichte gesagt, dass er das alles nicht gewusst hätte und dass das auch die Bischöfe nicht wüssten.“ – In einem zweiten Brief weist Stickler hin auf das Buch von Stefan Heid, Zölibat in der frühen Kirche. Paderborn 1997: „Er nimmt Bezug… auch auf meine zusammenfassende Zölibats­geschichte, indem er darauf hinweist, dass ‚sich neue An­sichten Bahn brechen’, dass man nämlich endlich auch von der Enthaltsamkeitspflicht für die Bischöfe, Priester, Diakone, die vor der Weihe verheiratet waren, Kenntnis nehmen muss, was die ganze Zölibatsfrage zurückführt auf apostolischen (GÖTTlichen) Ursprung.“

Morddrohungen

Bologna. Todesdrohungen, beleidigende E-Mails, Beschimpfungen via Fax gingen bei Erzbischof Carlo Kardinal Caffarra von Bologna ein. Die Ermittler prüften, ob die Morddrohungen mit einer Aufforderung an Diözesanvertreter zur politischen Neutralität zusammenhängen könnten oder mit den Stellung­nahmen des Kardinals zur Homosexualität. Die Staatsanwaltschaft Bologna leitet Ermittlungen wegen schwerer Drohung mit dem erschwerenden Umstand des religiösen Hasses ein. (Vgl. www. katholisches.info 19.1.2011)

Wir brauchen heilige Familien

Šiauliai, Litauen. Der Bischof des nordlitauischen Bistums, Eugenijus Bartulis, nahm in einem Interview mit „Kirche in Not“ zum 20. Jahrestag des Litauischen Unabhängigkeitsreferendums zur Situation in seinem Land Stellung. Unter anderem sagte der Bischof, die Eltern und Großeltern von heute seien in atheistischer Umgebung aufgewachsen. Es fehlten religiöses Fundament und Vorbilder. Viele Menschen dächten sehr materialistisch und interessierten sich kaum noch für geistliche Belange. Vor allem die Jugend übernehme meist kritiklos, was aus dem Westen komme. Der Verfall der Ehen im heutigen Litauen sei ein schmerzhaftes Problem. „Wir brauchen gute, heilige Familien. Denn dann werden wir gute Priester erhalten“, so Bischof Bartulis. (Vgl. kath.net 8.2.2011)

Lehre aus dem Missbrauchsskandal

Santa Rosa (Kalifornien). Bischof-Koadjutor Robert Vasa forderte in einem Interview mit „Catholic World Report“, dass alle „Lektoren, außerordentlichen Kommunionhelfer, Kantoren und Katecheten bekennen, dass sie den grundlegenden Lehren der Kirche, wie sie im Katechismus der Katholischen Kirche zusammengefasst sind, zustimmen und sie glauben“. Dies beinhalte den Glauben an die jungfräuliche Geburt, an die Existenz des Fegfeuers, an die Auferstehung der Toten und die Akzeptanz der Morallehren der Kirche, „z. B. über die Sündhaftigkeit von künstlicher Empfängnisverhütung, gelebter Homosexualität und Ehebruch“. Vasa erklärte, seine Forderungen seien eine Konsequenz der Bestimmungen, die den Schutz von Kindern vor Missbrauch zum Ziel hätten. Wenn die Kirche in der Pflicht sei, jeden, der Kontakt mit Kindern habe, sorgfältig zu prüfen, so sei das ebenso wichtig für jene, die den Glauben lehren oder ein öffentliches Zeugnis für den Glauben geben, und nicht nur bezüglich von Glaubensfragen, sondern auch bezüglich der moralischen Lehren. Hier hätten manche Katholiken anscheinend die Meinung, sie könnten offen, ohne jede Konsequenz, davon abweichen. (Vgl. www. courageouspriest.com, vgl. Kath. Wochenzeitung 18.2.2011)

Unauflöslichkeit der Ehe unwichtig

Wien. Der emeritierte Wiener Weihbischof Helmut Krätzl, der schon wiederholt mit progressistischen Forderungen von sich reden machte, forderte auf einer ökumenischen Tagung zum kirchlichen Umgang mit Ehe, Scheidung und Wiederheirat in Wien eine „Lösung für die pastorale Not“ des Sakramentenempfangs für wiederverheiratete Geschiedene. Krätzl bedauerte, dass Kardinal Ratzinger eine Anfang der 1970er Jahre vertretene Ansicht später revidiert habe und Sakramentenempfang nur mehr bei sexueller Enthaltsamkeit in der Zweitehe zugestanden habe. Das sei „ein absurdes Verständnis von Liebe“. Der Schweizer Neutestamentler Walter Kirchschläger sprach von einem „minimalistischen Ehe­verständnis“. Krätzl verwies auf den verstorbenen Bozener Bischof Egger, der beim Kommunionempfang für wiederver­heiratete Geschiedene eine „Respektierung der Gewissensentscheidung“ gefordert habe und griff Pfarrer an, die „sich hinter dem Kirchenrecht“ versteckten und „ihre persönliche Verantwortung nicht wahrnehmen“ würden. Eine evangelische Pfarrerin sagte zur Wiederheirat nach protestantischem Ver­ständnis, dahinter stehe die Überzeugung, dass „GOTT nach jedem Scheitern einen Neuanfang schenke“. Und eine rumänisch-orthodoxe Theologin vertrat die orthodoxe Praxis der Zweit- oder Drittehe. Kirchschläger forderte abschließend von der katholischen Kirche „mehr Demut gegenüber der Wahrheit“. –

Anmerkung: Es ist schon erschütternd, mit welcher Frechheit unter Berufung auf „Barmherzigkeit“ das CHRISTUS-Wort von der Unauflöslichkeit der Ehe beiseite geschoben wird und den Priestern, die sich an dieses Wort und die Ordnung der Kirche halten, keine Respektierung ihrer Gewissensentscheidung zugestanden, sondern ihnen vorgeworfen wird, sie würden verantwortungslos handeln. Ist JESUS unbarmherzig, wenn Er sagt: „Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch“ (Mk 10,11), und Paulus, wenn er feststelle: „Täuscht euch nicht! Weder… Ehebrecher noch … werden das Reich Gottes erben“ (1 Kor 6,9)? Ist „Wahrheit“ nur, was bestimmte Leute festlegen? Ist das Erbarmen GOTTES nicht gebunden an das „Sündige von nun an nicht mehr“ (Joh 8,11)?

Kondome

Ecuador. Die Kirche hat die Verteilung von Kondomen an Kinder und Jugendliche verurteilt, wie es von staatlicher Seite in den vergangenen Wochen schon an 10-Jährige geschah. Staatspräsident Correa will mit Hilfe einer offensiven Famili­enplanungskampagne die Schwangerschaftsrate bei Teen­agern verringern. Ecuador sei das Land mit der höchsten Schwangerenrate bei Heranwachsenden in Lateinamerika. Die Verteilung von Kondomen sei eine falsche Lösung, sagte Bischof Antonio Arregui Yarza, Erzbischof von Guayaquil. (Vgl. rv 3.3.11; kath.net 5.3.11)

Euthanasie

Köln. Aktive Sterbehilfe sei eine Perversion christlichen Denkens, unterstrich Joachim Kardinal Meisner in einem Artikel in der „Welt“. Immer mehr ältere Menschen seien auf Hilfe und Begleitung angewiesen, sagte der Kölner Erzbischof. Damit verbunden hätten immer mehr nicht nur Furcht vor Krankheit und Leid, sondern besonders davor, anderen zur Last zu fallen. Das sei der Hintergrund der Debatte über die Sterbehilfe. Mit moralisch schillernden Argumenten werde aktive Sterbehilfe als Erlösung, als barmherzige Tat dargestellt, und dies sei „Per­version christlichen Denkens“, weil von einer Ethik des Leidens oder gar vom „heilbringenden Schmerz“ („Salvifici Dolores“ – Enzyklika von Johannes Paul II. über den Schmerz) nicht mehr die Rede sei. Meisner kritisierte die Bundesärztekammer, die auf „die verschiedenen und differenzierten individuellen Moralvorstellungen in einer pluralistischen Gesellschaft“ verweise. Das sei „Relativismus pur“ und habe nichts mehr mit ärztlichem Ethos zu tun. Relativismus aber bringe Willkür hervor. Mit der aktiven Sterbehilfe werde auch die Menschlichkeit getötet. Dagegen rette „die palliative Fürsorge und die hospizliche Be­gleitung den unveräußerlichen Kern des Menschlichen, die Würde des Geschöpfes“. Aktive Sterbehilfe folge der Logik des Todes, so der Kölner Kardinal. (Vgl. Die Welt 12.3.2011)

Protestanten zur Kommunion?

Regensburg. Bischof Gerhard Ludwig Müller, Ökumene-Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz, sagte nach einer KNA-Meldung, evangelische Christen, die in konfes­sionsverschiedenen Ehen leben, könnten in Einzelfällen zur Kommunion zugelassen werden. Laut Bischof Müller gebe es solche generelle Regelungen in Kanada oder Südafrika, dies lehne er ab. Die Priester hätten einen Ermessensspielraum in Einzelfällen, sagte Müller mit Verweis auf das katholische Kirchenrecht, das in bestimmten Ausnahmesituationen eine Zulassung evangelischer Christen zu den Sakramenten erlaube. Entscheidend sei, ob sie das katholische Verständnis der Eucharistie mittrügen. (Vgl. rv 17.3.11)

KOMMENTAR: Hier wird der Eindruck erweckt, aus ökumenischen Gründen sei eine Kommunionspendung bei konfessionsverschiedenen Ehen „in Einzelfällen“ (die nicht näher bestimmt sind) problemlos möglich.

Tatsächlich aber geht es nach den rechtlichen Festlegungen der Kirche (CIC can. 844 §4, Direktorium f. d. Ökumene Nr. 129f) und nach der Eucharistie-Enzyklika Johannes Paul’ II. darum, „einem schwerwiegenden geistlichen Bedürfnis im Hinblick auf das ewige Heil einzelner Gläubiger zu entsprechen, nicht aber (darum), eine Interkommunion zu praktizieren, die unmöglich bleibt, solange die sichtbaren Bande der kirchlichen Gemeinschaft nicht vollständig geknüpft sind“ (EE, 45).

Die kirchenrechtlichen Bedingungen sind eng: 1. Wenn ein evangelischer Christ sich in Todesgefahr oder einer anderen schweren Notlage befindet (eine konfessionsverschiedene Ehe ist keine Notlage!); 2. wenn er dann keinen Spender der eigenen Gemeinschaft zur Verfügung hat, 3. von sich aus den katholischen Spender bittet, 4. dabei den katholischen Glauben bezüglich der hl. Eucharistie bekundet und 5. in rechter Weise zum Kommunionempfang disponiert ist (also ohne schwere Sünde) – fünf Bedingungen, die gleichzeitig erfüllt sein müssen (was die Instruktion ‚Redemptionis Sacramentum’ (Nr. 85) ausdrücklich unterstreicht.

Der Kirchenrechtler Dr. Gero P. Weishaupt (vgl. kathnews.de/cms/front_content.php?idart=967) kommentiert dazu ferner, dass nach der Eucharistie-Enzyklika des verstorbenen Papstes drei Dinge den Inhalt der verbindlichen katholischen Eucharistielehre benennen: 1. die wahre und dauerhafte Gegenwart von Leib und Blut CHRISTI unter den Gestalten von Brot und Wein; 2. den Opfercharakter der hl. Messe und 3. die Notwendigkeit der gültigen Priesterweihe des Zelebranten. „Die Ablehnung einer oder mehrerer Glaubenswahrheiten über diese Sakramente… hat zur Folge, dass der Bittsteller nicht für ihren rechtmäßigen Empfang disponiert ist“ (Nr. 46). Das evangelische Verständnis vom „Abendmahl“ ist dies gewiss nicht!

Es ist sehr bedauerlich, dass Bischof Müller den sehr engen Ermessensspielraum für den Priester nicht benennt (der evangelische Christ müsste in Sterbensgefahr oder einer anderen schweren Notlage sein, kein evangelischer Amtsträger gefunden und die volle katholische Lehre von der hl. Eucharistie bejaht werden), sondern mit seinen Worten den Eindruck erweckt, der Kommunionempfang evangelischer Christen sei, wenn sie in Mischehen lebten, problemlos möglich.

 

In der FMG-INFORMATION 80 (S. 18) hatten wir über einen Artikel des am 8. 12. 2005 verstorbenen Kardinals Leo Scheffczyk berichtet. Wir möchten diese für die Thematik der Kommunionspendung an nichtkatholische Christen bedeutsamen Aussagen nochmals anbieten:

München. „Man muss tief im Schoß der Kirche eingebettet sein, um mit ihr zum Höchsten zu gelangen. Von daher schließt sich grundsätzlich die Teilnahme am höchsten Sakrament der Kirche für diejenigen aus, die der sichtbaren Kirche nicht angehören.“ Das schreibt Leo Kardinal Scheffczyk in einem Artikel im „L’Osservatore Romano“ (11.7.2003), in dem er im Anschluss an die Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia“ Über­legungen zu Eucharistie und Bußsakrament anstellt. Der Münchner Dogmatiker, den Papst Johannes Paul II. für sein herausragendes theologisches Werk mit dem Kardinalat geehrt hat, betont auch die Notwendigkeit „wegen des wesensge­mäßen Heiligseins der Kirche“, dass ihr Glieder „nicht anders zum Opfermahl hinzutreten dürfen als im Stande der Gnade oder des Geheiligtseins“. Die Eucharistie könne nicht von denen empfangen werden, die „im Bezug auf die Gnade ‚tot’ sind, d. h. sich im Zustand der Sünde befinden“.

Scheffczyk verweist daher darauf, dass in diesem Fall die Kirche „seit ihren Ursprüngen den Empfang des Sakramentes der Buße als unerlässliche Bedingung für eine würdigen Emp­fang der hl. Kommunion gefordert“ hat, und zitiert z. B. den hl. Kirchenvater Chrysostomus: „Ich beschwöre euch, nicht zu die­sem Tisch mit einem befleckten und verdorbenen Gewissen hinzutreten“, denn ein solches Hinzutreten erbringe „Verdammnis, Pein und Vermehrung der Strafen“.

Ohne z. B. den Sakramentenempfang sog. wiederverheirateter Geschiedener ausdrücklich zu nennen, schreibt der Kardinal, dass die verbindliche Lehre des Konzils von Trient, vor dem Kommunionempfang zu beichten, „wenn einer sich einer Todsünde bewusst ist“, besonders dringlich da hervortrete, „wo es sich auch im ‚äußeren Verhalten’ um einen schwerwiegenden, offenen und beharrlichen Widerspruch zur moralischen Norm“ handle. Der Empfang der Eucharistie bei Verharren „in einer offenkundig schweren Sünde“ könne „den betreffenden Men­schen nicht zum Heil gereichen, sondern (schlägt) zu ihrem Unheil aus“. In der Alten Kirche seien „diese Grundsätze besonders streng eingehalten worden“, doch trotz Wandlung des äußeren Bußverfahrens sei es „im Wesen und innerlich bei dieser Ordnung geblieben“.

„Für den Menschen als Sünder ist die Eucharistie das leuchtende Ziel, die Buße der mühsame Weg zum Ziel“. Niemals sei das Ziel „ohne den beschwerlichen Weg zu erreichen, die Hinwendung zum Leben nie ohne die Abwendung vom Tod zu gewinnen“, so begründet der Kardinal diese Lehre der Kirche.

Und – auf dem auf dem Hintergrund der Diskussion über den Kommunionempfang Frère Rogers und anderer Nichtkatholiken – hatte der Theologe und Kardinal Scheffczyk, dem Papst Benedikt XVI. besondere „Glaubenstreue“ attestiert hat, festgestellt, dass „die Nichtzulassung von nichtkatholischen Glau­benden zur Eucharistie ein Gebot GÖTTlichen Rechtes“ ist (vgl. DT 9.7.2005, vgl. FMG-INFORMATION 88 S. 17).

Die Frage der Kommunionspendung an evangelische Christen aus konfessionsverschiedenen Ehen ist also nicht bloß eine Frage der mehr oder minder „restriktiven“ kirchlichen Disziplin, sondern GÖTTlichen Rechtes!

Korrigieren ist Liebe

Fargo, North Dakota (USA). Bischof Samuel J. Aquila, 61 Jahre, warnte in einem Symposium mit Diözesanpriestern, dass der „Vater der Lüge“ nach Herz und Verstand der Gläubigen greife, wenn Priester und Bischöfe zögerten, ihre Autorität auszuüben. So müsse man „ernsthaft fragen, wie oft und wie viele Jahre ein katholischer Politiker für das sogenannte ‚Recht auf Abtreibung’ stimmen und trotzdem die hl. Kommunion empfangen“ könne. Der fortgesetzte Kommunionempfang durch jene, die der Lehre der Kirche derart offen widersprechen und ein großes Übel fördern, sei „ein schwerer Skandal“. Zögerlichkeit sei nicht der Weg JESU, der in Mt 18 Kriterien für die Korrektur gebe. Wenn man schon von 1968 an den Dissens zur Lehre der Kirche über die Empfängnis­verhütung nach diesen Kriterien beantwortet hätte, „dann müsste man sich nicht heute immer noch mit dem Problem beschäftigen, dass die kirchliche Lehre über Verhütung, Abtreibung, gleichgeschlechtliche Partnerschaften, Euthanasie etc. abgelehnt werde“. Bischöfe und Priester sollten sich nicht für die Lehre CHRISTI und der Kirche „entschuldigen“, sondern die Wahrheit „in Güte ohne Zögern“ lehren. Papst Benedikt habe beklagt, dass seit den 60er Jahren „das Bewusstsein, dass Strafe ein Akt der Liebe sein kann“, erloschen sei. JESUS habe die Menschen „direkt“ aufgefordert, sich zu bekehren. „So viel Direktheit wirkt auf uns heute unbequem“, doch Er habe seine direkten Aussagen in Liebe gemacht, „um denjenigen die Augen zu öffnen, deren Herz und Sinn verhärtet ist“. Wenn heute viele Korrektur und Strafe als lieblos verstünden, als ob man den anderen beherrschen wolle, so sei das das Denken des „Vaters der Lüge“. Wenn man zögere, zu korrigieren und entsprechend zu bestrafen, lade man den anderen nicht ein zur Wahrheit, die freimacht. (Vgl. kath.net/CNA 1.4.2011)

Verhinderung von Missbrauch

Dublin. Bei der Apostolischen Visitation in Irland werden nicht nur die Missbrauchsfälle in der irischen Kirche untersucht, sondern auch die moraltheologische Lehre an den Fakultäten und in den Priesterseminaren. Alle Aspekte der priesterlichen Ausbildung sollten abgedeckt werden; beson­derer Wert werde auf die Zugangskriterien der Kandidaten und die Programme für ihre menschliche und geistliche Ausbildung gelegt, damit sichergestellt sei, dass sie den Zölibat treu leben könnten. Und bei der intellektuellen Ausbildung der Seminaristen werde die Treue zum Lehramt überprüft, besonders im Bereich der Moraltheologen. Die Visitation solle Einflüsse des New Age und einer Auswahlspritualität und Ansätze zu moralischem Relativismus überprüfen (vgl. kath.net 28.3.2011).

Wort-GOTTES-Feier am Sonntag erfüllt nicht Sonntagspflicht

Augsburg. In seinem Hirtenwort zur Fastenzeit hob Bischof Konrad Zdarsa, Augsburg, die Bedeutung der hl. Messe hervor. Er sei schon bald nach seiner Einführung aus dem Diözesanrat heraus gefragt worden, welchen Stellenwert er der Wort-GOTTES-Feier beimesse. Er habe aus seiner Erfahrung in seiner bisherigen Diözese heraus geantwortet, dass „die Wort-GOTTES-Feier die Feier der Eucharistie am Sonntag nicht ersetzen“ könne. Zdarsa bezog sich auf den Hl. Vater, der ausdrücklich darauf hingewiesen hat, „dass sie den Gläubigen nicht als Ersatz für die Teilnahme an der Hl. Messe angeboten werde, die unter das Sonntagsgebot fällt“ (Verbum Domini, 77 [Verlautbarungen des Ap. Stuhls Nr. 187]). Der Sturm, den seine Antwort bei manchen ausgelöst habe, bestärke ihn darin, „wie notwendig es ist, über diese Frage eindringlich nachzudenken, um zu einer noch tieferen Wertschätzung der hl. Eucharistie zu gelangen“. (Vgl. kath.net 3.4.2011)

 

 

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