FMG-INFORMATION 109, Juli 2013

 

   

1. Glaube und Kirche

 

Nicht der Mutlosigkeit nachgeben

„Wie Papst Benedikt XVI. uns oft in seiner Lehre und zuletzt durch seine mutige und demütige Geste daran erinnert hat, ist es CHRISTUS, der durch Seinen GEIST die Kirche leitet. Der HL. GEIST ist die Seele der Kirche mit Seiner Kraft, die Leben spendet und Einheit schafft: aus vielen bildet Er einen einzigen Leib, den mystischen Leib CHRISTI. Geben wir nie dem Pessimismus nach, jener Verbitterung, die der Teufel uns jeden Tag bietet; geben wir nicht dem Pessimismus und der Mutlosig­keit nach: Wir haben die feste Gewissheit, dass der HL. GEIST mit Seinem mächtigen Wehen der Kirche den Mut schenkt, fortzufahren und auch nach neuen Wegen der Evangelisierung zu suchen, um das Evangelium bis an die Grenzen der Erde zu bringen (vgl. Apg 1,8). Die christliche Wahrheit ist anziehend und gewinnend, denn sie antwortet auf die tiefen Bedürfnisse des menschlichen Daseins, wenn sie auf überzeugende Weise verkündet, dass CHRISTUS der einzige Retter des ganzen Menschen und aller Menschen ist. Diese Botschaft bleibt heute gültig, wie sie es vom Anbeginn des Christentums war, als die erste große missionarische Verbreitung des Evangeliums vollbracht wurde. Liebe Mitbrüder, nur Mut! Die Hälfte von uns steht in fortge­schrittenem Alter: Das Alter ist… der Sitz der Weisheit des Lebens. Die Alten haben die Weisheit, im Leben ihren Weg zurückgelegt zu haben wie der greise Simeon, wie die greise Anna im Tempel. Und genau diese Weisheit hat sie JESUS erkennen lassen. Schenken wir diese Weisheit den jungen Menschen… Es ist die Zeit der Ruhe und des Gebets. Und es ist auch die Zeit, den jungen Menschen diese Weisheit zu geben…“

Audienz für die Kardinäle, 15.3.2013

Die Berufung zum Hüten

„Ich danke dem HERRN, dass ich diese hl. Messe zum feierlichen Beginn meines Petrusdienstes am Hochfest des hl. Josef, des Bräutigams der Jungfrau Maria und Patrons der Weltkirche, feiern kann… Wie lebt Josef seine Berufung als Hüter von Maria, JESUS und der Kirche? In der ständigen Aufmerksamkeit gegenüber GOTT, offen für dessen Zeichen, verfügbar für dessen Plan, dem er den eigenen unterordnet. Es ist das, was GOTT von David verlangt… GOTT will nicht ein von Menschen gebautes Haus, sondern Er wünscht sich die Treue zu Seinem Wort, zu Seinem Plan. Und GOTT selbst ist es dann, der das Haus baut, aber aus lebendigen, von Seinem Geist gekennzeichneten Steinen. Und Josef ist ‚Hüter‘, weil er auf GOTT zu hören versteht, sich von Seinem Willen leiten lässt…

An ihm sehen wir, wie man auf den Ruf GOTTES antwortet: verfügbar und unverzüglich; aber wir sehen auch, welches die Mitte der christlichen Berufung ist: CHRISTUS! Hüten wir CHRISTUS in unserem Leben, um die anderen zu behüten, um die Schöpfung zu bewahren! Die Berufung zum Hüten… besteht darin…, die Menschen zu hüten, sich um alle zu kümmern, um jeden Einzelnen, mit Liebe, besonders um die Kinder, die alten Menschen, um die, die schwächer sind und oft in unserem Herzen an den Rand gedrängt werden. Sie besteht darin, in der Familie aufeinander zu achten: Die Eheleute behüten sich gegenseitig, als Eltern kümmern sie sich dann um die Kinder, und mit der Zeit werden auch die Kinder zu Hütern ihrer Eltern…“

Hl. Messe zum Beginn des Pontifikats, 19.3.2013

Die geistliche Armut unserer Tage

„Wie Sie wissen, gibt es mehrere Gründe, warum ich bei der Wahl meines Namens  an Franziskus von Assisi gedacht habe… Einer der ersten Gründe ist die Liebe, die Franziskus zu den Armen hatte. Wie viele Arme gibt es noch in der Welt! Und welchen Leiden sind diese Menschen ausgesetzt! Nach dem Beispiel des hl. Franziskus von Assisi hat die Kirche immer versucht, sich in jedem Winkel der Erde um die Notleidenden zu kümmern…

Doch es gibt auch noch eine andere Armut! Es ist die geistliche Armut unserer Tage, die ganz ernstlich auch die Länder betrifft, die als die reichsten gelten. Es ist das, was mein Vorgänger, der liebe und verehrte Benedikt XVI., ‚Diktatur des Relativismus‘ nennt, und was jeden sein eigener Maßstab sein lässt und so das Zusammen­leben unter den Menschen gefährdet. Und damit komme ich zu einem zweiten Grund für meinen Namen. Franziskus von Assisi sagt: Arbeitet, um den Frieden aufzubauen! Aber es gibt keinen wahren Frieden ohne Wahrheit! Es kann keinen wahren Frieden geben, wenn jeder sein eigener Maßstab ist, wenn jeder immer und einzig sein eigenes Recht einfordern kann, ohne sich gleichzeitig um das Wohl der anderen – aller – zu kümmern… Man kann keine Brücken zwischen den Menschen bauen, wenn man GOTT vergisst. Doch es gilt auch das Gegenteil: Man kann keine wahre Verbindung zu GOTT haben, wenn man die anderen ignoriert…“

Audienz für das Diplomatische Korps, 22.3.2013

Die Salbung spüren

„Mit Freude feiere ich die erste Chrisam-Messe als Bischof von Rom… Die heiligen Gewänder des Hohenpriesters sind reich an Symbolen. Eines davon ist das der Namen der Söhne Israels, die in die Onyx-Steine eingraviert waren, welche die  Schultern des Efod – des Vorläu­fers unseres heutigen Messgewands – zierten: sechs Namen auf dem Stein der rechten Schulter und sechs auf dem linken (vgl. Ex 28,6-14). Auch in das Brustschild waren die Namen der zwölf Stämme Israels eingraviert (vgl. Ex 28,21). Das bedeutet, dass der Priester sich beim Zelebrieren das ihm anvertraute Volk auf die Schultern lädt und seine Namen ins Herz eingeschrieben trägt. Wenn wir uns mit unserem einfachen Messgewand bekleiden, kann es uns hilfreich sein, auf unseren Schultern und im Herzen das Gewicht unseres gläubigen Volkes, unserer Heiligen und Märtyrer – und in unserer Zeit gibt es deren viele! – zu spüren und sie uns vor Augen zu führen. Von der Schönheit des Liturgischen, das nicht einfach Verzierung und Freude an schönen Gewändern ist, sondern Gegenwart der Herrlichkeit unseres GOTTES, die in Seinem lebendigen und gestärkten Volk ihren Widerschein findet, gehen wir nun zur Betrachtung der Handlung über. Das kostbare Öl, das das Haupt Aarons salbt, beschränkt sich nicht darauf, ihm selbst Duft zu verleihen, sondern breitet sich aus… Der HERR wird es dann deutlich sagen: Seine Salbung ist für die Armen, die Gefangenen, die Kranken und für die, welche traurig und einsam sind… Den guten Priester erkennt man daran, wie sein Volk gesalbt wird: das ist ein deutliches Beweismittel. Wenn die uns anvertrauten Menschen mit dem Öl der Freude gesalbt werden, ist das zu merken – zum Beispiel, wenn sie aus der Messe kommen mit dem Gesicht dessen, der eine gute Nachricht erhalten hat. Die Leute mögen es, wenn das Evangelium so gepredigt wird, dass man die Salbung spürt, sie mögen es, wenn das Evangelium, das wir predigen, ihr Alltagsleben erreicht, wenn es wie das Salböl Aarons bis an den ‚Saum‘ der Wirklichkeit hinabfließt, wenn es die Grenzsituationen, die ‚Randgebiete‘ erleuchtet, wo das gläubige Volk stärker der Invasion derer ausgesetzt ist, die seinen Glauben ausplündern wol­len. Die Leute danken uns, weil sie spüren, dass wir unter Einbeziehung der Situation ihres Alltagslebens gebetet haben, mit ihren Leiden und Freuden, ihren Ängsten und ihren Hoffnungen. Und wenn sie spüren, dass der Duft des Gesalbten schlechthin, der Duft CHRISTI, durch uns zu ihnen kommt, fühlen sie sich ermutigt, uns all das anzuvertrauen, von dem sie möchten, dass es den HERRN erreiche… So müssen wir hinausgehen, um unsere Salbung zu erproben, ihre Macht und ihre erlösende Wirksamkeit… Es ist eben gerade nicht in den Selbsterfahrungen oder in den wiederholten Introspektionen, dass wir dem HERRN begegnen: Selbsthilfekurse können im Leben nützlich sein, doch unser Priesterleben zu verbringen, indem wir von einem Kurs zum anderen, von einer Methode zur anderen übergehen, das führt dazu, Pelagianer zu werden, die Macht der Gnade herunterzuspielen, die in dem Maß aktiv wird und wächst, in dem wir gläubig hinausgehen, um uns selbst zu ver­schenken und den anderen das Evangelium zu geben…“

„Missa chrismatis“ am Gründonnerstag, 28.3.2013

Zeugnis der Frauen von der Auferstehung JESU

„Leider hat man oft versucht, den Glauben an die Aufer­stehung JESU zu verdunkeln, und auch bei den Gläubi­gen selbst haben sich Zweifel eingeschlichen… Ein ver­wässerter Glaube: Das ist kein starker Glaube. Und das aus Oberflächlichkeit, manchmal aus Gleichgültigkeit, beschäftigt mit tausend Dingen, die man für wichtiger hält als den Glauben oder aus einer nur horizontalen Sicht­weise des Lebens heraus. Aber gerade die Auferste­hung öffnet uns auf die größere Hoffnung hin, weil sie unser Leben und das Leben der Welt auf die ewige Zukunft GOTTES hin öffnet, auf die vollkom­mene Glückseligkeit, auf die Gewissheit, dass das Böse, die Sünde, der Tod überwunden werden kön­nen. Und das führt dazu, die täglichen Wirklichkeiten mit mehr Vertrauen zu leben, ihnen mit Mut und Einsatz zu begegnen. Die Auferstehung CHRISTI erleuchtet diese täglichen Wirklichkeiten mit einem neuen Licht. Die Auferstehung CHRISTI ist unsere Kraft!... Die Auferstehung CHRISTI ist unsere größte Gewissheit; sie ist der kostbarste Schatz! Wie sollten wir diesen Schatz, diese Gewissheit nicht mit den anderen teilen! Sie ist nicht nur für uns da, sie ist da, um weitergegeben zu werden, um sie den anderen zu schenken, um sie mit den anderen zu teilen. Gerade das ist unser Zeugnis.

Ein weiteres Element: In den Glaubensbekenntnissen des Neuen Testaments werden als Zeugen der Auferstehung nur Männer erwähnt, die Apostel, aber nicht die Frauen. Das liegt daran, dass nach dem jüdischen Gesetz jener Zeit Frauen und Kinder kein verlässliches, glaubwürdiges Zeugnis geben konnten. In den Evangelien dagegen haben die Frauen eine erstrangige, grundlegende Rolle. Hier können wir ein Element erblicken, das für die Geschichtlichkeit der Auferstehung spricht: Wenn sie eine erfundene Tatsache wäre, dann wäre sie im Kontext jener Zeit nicht mit dem Zeugnis von Frauen verbunden worden. Die Evangelisten berichten jedoch einfach das, was geschehen ist: Die Frauen sind die ersten Zeuginnen. Das heißt, dass GOTT nicht nach menschlichen Maßstäben auserwählt: Die ersten Zeugen der Geburt JESU sind die Hirten, einfache und bescheidene Menschen; die ersten Zeuginnen der Auferstehung sind die Frauen. Und das ist schön. Und das ist ein bisschen die Sendung der Frauen: der Mütter, der Frauen! Den Kindern, den Enkeln Zeugnis geben, dass JESUS lebt, dass Er der Lebendige ist, dass Er auferstanden ist! Mütter und Frauen, gebt weiter dieses Zeugnis! Für GOTT zählt das Herz, es zählt, wie offen wir für Ihn sind, ob wir wie Kinder sind, die Vertrauen haben…“

Generalaudienz, 3.4.2013

Die Geduld GOTTES

„Das ist der Stil GOTTES: Er ist nicht ungeduldig wie wir, die wir oft alles und sofort wollen, auch von den Men­schen. GOTT hat Geduld mit uns, denn Er liebt uns, und wer liebt, der versteht, hofft, schenkt Vertrauen, gibt nicht auf, bricht die Brücken nicht ab, weiß zu verzeihen. Erinnern wir uns daran in unserem Leben als Christen: GOTT wartet immer auf uns, wenn wir uns entfernt haben! Er ist niemals fern, und wenn wir zu Ihm zurückkehren, ist Er bereit, uns in Seine Arme zu schließen. Mir macht es immer einen tiefen Eindruck, wenn ich das Gleichnis vom barmherzigen Vater lese… Ich möchte noch ein anderes Element unterstreichen: Die Geduld GOTTES muss in uns den Mut antreffen, zu Ihm zurückzukehren, ganz gleich welchen Fehler, welche Sünde es in unserem Leben gibt…

Wie oft habe ich in meinem seelsorglichen Dienst die Worte gehört: ‚Pater, ich habe viele Sünden‘; und meine Einladung war immer: ‚Keine Angst, geh zu Ihm, Er er­wartet dich, Er wird alles tun.‘ Wie viele weltliche Angebote hören wir in unserer Umgebung, aber lassen wir uns vom Angebot GOTTES ergreifen – es ist eine herzliche Liebkosung. Für GOTT sind wir keine Nummern, wir sind Ihm wichtig, ja, wir sind das Wichtigste, das Er hat; auch wenn wir Sünder sind, sind wir das, was Ihm am meisten am Herzen liegt.“

Predigt in der Lateranbasilika, 7.4.2013

Die Stimme JESU erkennen

„JESUS will mit Seinen Freunden eine Beziehung aufbauen, die der Widerschein jener Beziehung sein soll, die Er selbst mit dem VATER lebt: eine Beziehung gegenseitiger Zugehörigkeit in vollem Vertrauen, in inniger Gemeinschaft. Um diese tiefe Übereinstimmung zum Ausdruck zu bringen, diese Beziehung der Freundschaft, benutzt JESUS das Bild vom Hirten mit seinen Schafen: er ruft sie und sie erkennen seine Stimme, sie antworten auf seinen Ruf und folgen ihm. Dieses Gleichnis ist wunderschön! Das Geheimnis der Stimme ist faszinierend: denken wir daran, dass wir vom Mutterleib an lernen, die Stimme unserer Mutter und unseres Vaters wie­derzuerkennen; am Klang der Stimme nehmen wir die Liebe oder die Verachtung, die Zuneigung oder die Kälte wahr. Die Stimme JESU ist einmalig! Wenn wir lernen, sie zu erkennen, führt Er uns auf den Weg des Lebens, auf einen Weg, der selbst über den Abgrund des Todes hinausgeht. Doch JESUS sagte an einem bestimmten Punkt, als Er von Seinen Schafen sprach: ‚Mein VATER, der sie mir gab‘ (Joh 10,29). Das ist sehr wichtig, es ist ein tiefes, nicht leicht zu verstehendes Geheimnis: wenn ich mich von JESUS angezogen fühle, wenn Seine Stimme mein Herz erwärmt, so geschieht dies durch GOTT, den VATER, der das Verlangen nach Liebe, Wahrheit, Leben, Schönheit in mich hineingelegt hat… und JESUS ist all dies in Fülle! Das hilft uns, das Geheimnis der Berufung zu verstehen, vor allem der Berufungen zu einer besonderen Weihe. Manchmal ruft uns JESUS, Er lädt uns ein, Ihm zu folgen, doch vielleicht passiert es, dass wir nicht merken, dass Er es ist, gerade wie sich diese beim jungen Samuel zugetragen hat. Heute sind hier viele Jugendliche auf dem Platz… Ich möchte euch fragen: Habt ihr manchmal die Stimme des HERRN gehört, der euch durch ein Verlangen, eine Unruhe einlud, Ihm enger nachzufolgen?... Frag JESUS, was Er von dir will, und sei mutig!... Hinter jeder Berufung zum Priestertum oder zum geweihten Leben steht immer das starke und innige Gebet von jemandem: einer Großmutter, eines Großvaters, einer Mutter, eines Vaters, einer Gemeinde… Deshalb also hat JESUS gesagt: ‚Bittet… den HERRN der Ernte – das heißt GOTT, den VATER –, Arbeiter für Seine Ernte auszu­senden‘ (Mt 9,38). Die Berufungen entstehen im Gebet und aus dem Gebet; und allein im Gebet können sie Be­stand haben und Frucht tragen.“

Ansprache beim Regina caeli, 21.4.2013

Das Evangelium mit dem Leben bezeugen

„Die Verkündigung des Petrus und der Apostel besteht nicht nur aus Worten, sondern die Treue zu CHRISTUS geht ihr Leben selbst an; es wird verändert, erhält eine neue Richtung, und gerade mit ihrem Leben geben sie für den Glauben, die Verkündigung CHRISTI, Zeugnis… Man kann die Herde GOTTES nicht weiden, wenn man nicht akzeptiert, vom Willen GOTTES auch dahin geführt zu werden, wo man nicht will, wenn man nicht bereit ist, CHRISTUS mit der Hingabe des eigenen Selbst ohne Einschränkungen und ohne Berechnungen zu bezeugen, manchmal auch um den Preis des eigenen Lebens. Doch dies gilt für alle: Das Evangelium muss verkündet und bezeugt werden. Jeder müsste sich fragen: Wie bezeuge ich CHRISTUS mit meinem Glauben?… Das Zeugnis für den Glauben kennt viele For­men, wie es in einem großen Gemälde die Vielfalt der Farben und der Schattierungen gibt; aber alle sind wichtig, auch diejenigen, die nicht augenfällig sind. Im großen Plan GOTTES ist jede Detail wichtig, auch dein, auch mein kleines demütiges Zeugnis, auch das verborgene dessen, der in Einfachheit seinen Glauben im Alltag der Beziehungen in Familie, Arbeit und Freundschaft lebt. Es gibt die Heiligen des Alltags… Man kann das Evangelium JESU nicht ohne das konkrete Lebenszeugnis verkünden. Wer uns hört und uns sieht, muss in unserem Tun das lesen können, was er aus unserem Mund hört, und GOTT die Ehre geben! Da kommt mir jetzt ein Rat in den Sinn, den der hl. Franzis­kus von Assisi seinen Mitbrüdern gab: ‚Verkündet das Evangelium und, sollte es nötig sein, auch mit Worten!‘ Verkünden mit dem Leben: Zeugnis geben. Die Inkohärenz der Gläubigen und der Hirten zwischen dem, was sie sagen, und dem, was sie tun, zwischen dem Wort und der Lebensweise untergräbt die Glaubwürdigkeit der Kirche. Doch all das ist nur möglich, wenn wir JESUS CHRISTUS erkennen, denn Er ist es, der uns gerufen hat….

Den HERRN anzubeten bedeutet, dass wir vor Ihm die Überzeugung gewinnen, dass Er der einzige GOTT, der GOTT unseres Lebens, der GOTT unserer Geschichte ist. Das hat eine Konsequenz in unserem Leben: uns der vielen kleinen und großen Götzen zu entäußern, die wir haben und zu denen wir Zuflucht nehmen, in denen wir unsere Sicherheit suchen und diese häufig auf sie setzen. Es sind Götzen, die wir oft gut versteckt halten; es kann Ehrgeiz sein, Karrieremachen, Freude am Erfolg, sich selbst ins Zentrum setzen, die Neigung, sich gegen andere durchzusetzen, die Anmaßung, die einzigen Herren unseres Lebens zu sein, irgendeine Sünde, an der wir hängen, und vieles andere. Heute Abend möchte ich, dass eine Frage im Herzen eines jeden von uns aufsteige und dass wir sie ehrlich beantworten: Habe ich darüber nachgedacht, welchen verborgenen Götzen ich in meinem Leben habe, der mich daran hindert, den HERRN anzubeten? Anbeten bedeutet, uns unserer Götzen zu entäußern, auch der heimlichsten, und den HERRN als Mitte, als den Leitweg unseres Lebens zu wählen.“

Predigt in St. Paul vor den Mauern, 14.4.2013

Wenn die Kirche weltlich wird

„Der HERR… ist der Einzige, der dem Satan ins Gesicht blicken und ihn besiegen kann. ‚Es kommt der Herrscher der Welt, über mich hat er keine Macht‘ (Joh 14,30). Wenn wir wollen, dass die Kirche nicht dem Herrscher der Welt in die Hände fällt, dann müssen wir sie dem Einzigen empfehlen und anvertrauen, der den Herrscher dieser Welt besiegen kann… Er ist es, der sie vorwärts bringen, behüten und wachsen lassen kann, sie heilig machen und verteidigen kann, verteidigen gegen den ‚Herrscher der Welt‘“, das heißt, gegen den, der will, dass „die Kirche immer weltlicher wird“. Wenn die Kirche weltlich wird“, dann werde sie eine „schwache Kirche, eine Kirche, die besiegt werden wird und die unfähig ist, das Evangelium zu bringen, die Botschaft des Kreuzes, das Ärgernis des Kreuzes. Sie kann nicht vor­wärts gehen, wenn sie weltlich ist! Deshalb ist dieses Gebet so wichtig und so stark: dem HERRN die Kirche anvertrauen“, indem man wiederhole: „‚Behüte, HERR, Deine Kirche‘: sie gehört Dir!“

Hl. Messe in Santa Marta, 30.4.2013 (OR dt. 10.5.13)

Vom HL. GEIST in die Wahrheit eingeführt werden

„Heute wollen wir der Frage nachgehen, wie der HL. GEIST in der Kirche und in jedem von uns wirkt. JESUS verheißt Seinen Jüngern, dass der HL. GEIST sie ‚in die ganze Wahrheit einführen‘ (Joh 6,13) wird. Benedikt XVI. hat oft auf die Gefahr des Relativismus hingewiesen, einer Haltung, die meint, es gäbe nichts Sicheres, Wahrheit sei nur Produkt der Übereinstimmung oder des eigenen Willens. Schon Pilatus fragte JESUS: ‚Was ist Wahrheit?‘ Er erkannte die Wahrheit nicht, und doch stand mit JESUS die Mensch gewordene Wahrheit vor ihm. Der SOHN GOTTES ist für uns ‚Fleisch geworden‘ (Joh 1,14), hat unter uns gelebt, damit wir die Wahrheit in Person erkennen können. Diese Erkenntnis schenkt uns der HL. GEIST. Er führt uns ‚zur‘ Wahrheit und ‚in‘ die Wahrheit, indem Er uns innerlich erleuchtet und belebt. Wie kann das Licht des HL. GEISTES in uns zum Leuchten gebracht werden? Drei konkrete Dinge möchte ich empfehlen: betrachten wir die Hl. Schrift, studieren wir den Katechismus und empfangen wir regelmäßig die hl. Sakramente. Dies alles soll durch das Gebet getragen sein. So öffnen wir dem HL. GEIST unser Herz, und Er macht uns zu authentischen Christen und treuen Jüngern des HERRN.“

Generalaudienz 15.5.2013 (dt. Zusammenfassung)

Kirchlichkeit: grundlegende Dimension

„Das Thema eures Kongresses erscheint mir für die euch anvertraute Aufgabe besonders wichtig zu sein: ‚Der Leitungsdienst im Licht des Evangeliums‘… Beim Letzten Abendmahl wendet sich JESUS mit diesen Worten an die Jünger: ‚Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt‘ (Joh 15,16). Sie erinnern alle, nicht nur uns Priester, daran, dass die Berufung stets eine Initiative GOTTES ist. CHRISTUS ist es, der euch berufen hat, Ihm im geweihten Leben nachzufolgen, und das heißt, in einem beständigen ‚Exodus‘ aus euch selbst heraus zu gehen, um euer Dasein auf CHRISTUS und Sein Evangelium auszurichten, auf den Willen GOTTES, indem ihr euch eurer Pläne entäußert, um mit dem hl. Paulus sagen zu können: ‚Nicht mehr ich lebe, sondern CHRISTUS lebt in mir‘ (Gal 2,20). Dieser ‚Exodus‘ aus sich selbst heraus bedeutet, sich auf einen Weg der Anbetung und des Dienens zu begeben… Den HERRN anbeten und den anderen dienen und nichts für sich behalten… Helft euren Gemeinschaften, den ‚Exodus‘ aus sich selbst zu leben auf einem Weg der Anbetung und des Dienens, vor allem durch die drei Angelpunkte eures Lebens.

Der Gehorsam als Hören auf den Willen GOTTES in der inneren Anregung des HL. GEISTES und von der Kirche angenommen, akzeptierend, dass der Gehorsam auch durch menschliche Mittlerschaft geht. Denkt daran, dass die Beziehung zwischen Autorität und Gehorsam in den größeren Kontext des Geheimnisses der Kirche einzuordnen ist… Die Armut als Überwindung jedes Egoismus in der Logik des Evangeliums, das lehrt, auf die Vorsehung GOTTES zu vertrauen… Und dann die Keuschheit als kostbares Charisma, das die Freiheit der Hingabe an GOTT und an die anderen erweitert mit der Zärtlichkeit, der Barmherzigkeit, der Nähe CHRISTI. Die Keuschheit für das Himmelreich zeigt, dass die Affektivität ihren Platz in der reifen Freiheit hat und ein Zeichen für die zukünftige Welt wird, um den Primat GOTTES stets erstrahlen zu lassen. Aber bitte eine ‚fruchtbare‘ Keuschheit, eine Keuschheit, die geistliche Kinder in der Kirche hervorbringt… Seid Mütter, gleichsam Bild der Mutter Maria und der Mutter Kirche…

Schließlich die Kirchlichkeit als eine der grundlegenden Dimensionen des geweihten Lebens… Es ist für eine Geweihte oder einen Geweihten nicht möglich, nicht mit der Kirche zu ‚fühlen‘: ein ‚Sentire cum Ecclesia‘, das uns in der Taufe hervorgebracht hat; ein ‚Sentire cum Ecclesia‘, das seinen Ausdruck der Kindschaft in der Treue zum Lehramt findet, in der Gemeinschaft mit den Hirten und dem Nachfolger Petri, dem Bischof von Rom, dem sichtbaren Zeichen der Einheit… Es ist eine absurde Dichotomie zu meinen, man könne mit JESUS ohne die Kirche leben, JESUS außerhalb der Kirche nachfolgen, JESUS lieben, ohne die Kirche zu lieben… Freut euch, denn es ist schön, JESUS nachzufolgen, es ist schön, zum lebendigen Bild der GOTTESmutter und unserer heiligen hierarchischen Mutter Kirche zu werden.“

Audienz für die Internationale Vereinigung der Generaloberinnen, 8.5.2013

Absage an Karrierismus

„Was bedeutet es, innerlich frei zu sein? Vor allem heißt es, frei zu sein von persönlichen Plänen…, von konkreten Modalitäten, wie ihr vielleicht gedacht hattet, eines Tages euren priesterlichen Dienst zu leben, von der Möglichkeit, die Zukunft zu programmieren; von der Aussicht, lange Zeit an ‚eurem‘ Ort des pastoralen Wirkens zu bleiben. Es heißt, dass ihr in gewisser Weise frei werdet in Bezug auf die Kultur und die Mentalität, aus der ihr stammt, nicht um sie zu vergessen und noch weniger sie zu verleugnen, sondern um euch in der Liebe dem Ver­ständnis anderer Kulturen und der Begegnung mit Menschen zu öffnen, die Welten angehören, die von der euren sehr weit entfernt sind. Vor allem bedeutet es, wachsam zu sein, um frei zu sein von persönlichem Ehrgeiz und persönlichen Zwecken, die der Kirche sehr großen Schaden zufügen können… Dieses Freisein von persönlichem Ehrgeiz und Streben ist für mich wichtig. Der Karrierismus ist ein Übel… Daher müsst ihr bereit sein, jede eurer auch berechtigten Sichtweisen der Kirche und jede persönliche Idee oder jedes persönliche Urteil dem Horizont des Blickes Petri und seiner besonderen Sendung im Dienst an der Gemeinschaft und Einheit der Herde CHRISTI einzufügen…

Der Dienst, auf den ihr euch vorbereitet…, verlangt von euch ein Herausgehen aus euch selbst, einen Abstand von sich selbst, der nur erreicht werden kann, auf einem intensiven geistlichen Weg und durch eine ernsthafte Einswerdung des eigenen Lebens um den Mittelpunkt des Geheimnisses der Liebe GOTTES und des unergründlichen Plans Seines Rufes. Im Licht des Glaubens können wir die Freiheit von unseren Projekten und unserem Willen leben, und das nicht als Ursache von Frustration oder Leere, sondern als Offenheit für die überreiche Gabe GOTTES, die unser Priestertum fruchtbar werden lässt…

Seid sorgsam bedacht auf euer geistliches Leben, das die Quelle der inneren Freiheit ist. Ohne Gebet gibt es keine innere Freiheit…“

Ansprache an die Päpstl. Diplomatenakademie, 6.6.2013

Geistlicher Kampf gegen Pessimismus und Bitterkeit

Nur eins ist notwendig, um heilig zu werden: die Gnade anzunehmen, die der VATER uns in JESUS CHRISTUS schenkt. Eben diese Gnade verwandelt unser Herz. Wir sind auch weiterhin Sünder, weil wir alle schwach sind, aber auch mit dieser Gnade, die uns spüren lässt, dass der HERR gut ist, dass der HERR barmherzig ist, dass der HERR auf uns wartet, dass der HERR uns vergibt, diese große Gnade, die unser Herz verwandelt…

… Inmitten von so vielen Leiden, so vielen Problemen, die es hier in Rom gibt, gibt es Menschen, die ohne Hoffnung leben. Jeder von uns kann still an die Menschen denken, die ohne Hoffnung leben und in eine tiefe Traurigkeit getaucht sind, aus der sie herauszukommen versuchen, und dabei glauben sie, das Glück im Alkohol zu finden, in den Drogen, im Glückspiel, in der Macht des Geldes, in der zügellosen Sexualität… Aber sie werden noch mehr enttäuscht und reagieren manchmal ihre Wut auf das Leben mit gewalttätigem und menschenunwürdigem Verhalten ab… Wir müssen die christliche Hoffnung anbieten durch unser Zeugnis, durch unsere Freiheit, durch unsere Freude. Das Geschenk der Gnade, das GOTT uns gibt, bringt Hoffnung…

Die Evangelisierungstätigkeit, die Gnade unentgeltlich weiterzutragen, das ist nicht einfach, denn wir sind nicht allein mit JESUS CHRISTUS; es gibt auch einen Gegner, einen Feind, der die Menschen von GOTT getrennt halten will. Und daher flößt er im Herzen Enttäuschung ein, wenn wir unseren apostolischen Einsatz nicht sofort belohnt sehen. Der Teufel streut jeden Tag in unser Herz Samen des Pessimismus und der Bitterkeit, und man wird entmutigt… Wir müssen uns auf den geistlichen Kampf vorbereiten. Das ist wichtig. Man kann das Evangelium nicht verkünden ohne diesen geistlichen Kampf: ein täglicher Kampf gegen die Traurigkeit, gegen die Bitterkeit, gegen den Pessimismus; ein täglicher Kampf! Aussäen ist nicht einfach. Es ist schöner zu ernten, aber aussäen ist nicht einfach, und das ist der tägliche Kampf der Christen… Die Evangelisierung verlangt von uns wahren Mut auch für diesen inneren Kampf, in unserem Herzen, um  mit dem Gebet, mit der Abtötung, mit dem Willen, JESUS nachzufolgen, mit den Sakramenten, die eine Begegnung mit JESUS sind, zu JESUS zu sagen: Danke für Deine Gnade. Ich will sie den anderen bringen…“

Audienz für Pastoraltagung der Diözese Rom, 17.6.13

„Die Kirche ist kein karitativer, kultureller oder politischer Verein, sondern ein lebendiger Leib, der in der Geschichte unterwegs ist und wirkt. Und dieser Leib hat ein Haupt: JESUS, der ihn leitet, nährt und aufrichtet… Wir müssen JESUS in uns wirken lassen, uns von Seinem Wort leiten lassen, uns von Seiner eucharistischen Gegenwart nähren, beseelen lassen, uns von Seiner Liebe Kraft für unsere Nächstenliebe schenken lassen…“

 Generalaudienz 19.6.13

Märtyrer des Alltags

„Die Märtyrer sind das höchste Beispiel dafür, sein Leben um CHRISTI willen zu verlieren. In 2000 Jahren gab es eine immense Schar von Männern und Frauen, die das Leben geopfert haben, um JESUS CHRISTUS und Seinem Evangelium treu zu bleiben. Und heute gibt es viele, ganz viele in zahlreichen Teilen der Welt – mehr als in den ersten Jahrhunderten – viele Märtyrer, die ihr Leben für CHRISTUS hingeben, die den Tod auf sich nehmen, um JESUS CHRISTUS nicht zu verleugnen. Das ist unsere Kirche. Heute haben wir mehr Märtyrer als in den ersten Jahrhunderten! Doch es gibt da auch das alltägliche Martyrium, das nicht den Tod mit sich bringt, doch auch ein ‚Verlieren des Lebens‘ für CHRISTUS ist, indem man Seine Pflicht mit Liebe tut, entsprechend der Logik JESU, der Logik des Geschenks, des Opfers.

Denken wir daran: Wie viele Väter und Mütter setzen jeden Tag ihren Glauben in die Praxis um und opfern konkret ihr Leben für das Wohl der Familie auf! Denken wir an sie! Wie viele Priester, Ordensmänner, Schwestern leisten großherzig ihren Dienst für das Reich GOTTES! Wie viele junge Menschen verzichten auf ihre eigenen Interessen, um sich Kindern, Behinderten, alten Menschen zu widmen… Auch sie sind Märtyrer! Alltägliche Märtyrer, Märtyrer des Alltags!...

Johannes der Täufer ist um der Wahrheit willen gestorben, als er den Ehebruch von König Herodes und Herodias anprangerte, Wie viele Menschen zahlen einen hohen Preis für den Einsatz für die Wahrheit! Wie viele aufrechte Menschen ziehen es vor, gegen den Strom zu schwimmen, nur um nicht die Stimme des Gewissens zu verleugnen, die Stimme der Wahrheit! Aufrechte Menschen, die keine Angst haben, gegen den Strom zu schwimmen! Und wir, wir dürfen keine Angst haben!

Unter euch sind viele Jugendliche. Euch Jugendlichen sage ich: Habt keine Angst, gegen den Strom zu schwimmen, wenn sie uns die Hoffnung rauben wollen, wenn sie uns diese Werte vorschlagen, die verdorben sind, Werte, die sind wie ein Essen, das schlecht geworden ist…: diese Werte machen uns krank. Wir müssen gegen den Strom schwimmen!...“

 Angelus-Ansprache 23.6.13

 

2. Soziale Themen

 

Neue Götzen: die Herrschaft des Geldes

„Dennoch muss man auch sehen, dass der größte Teil der Männer und Frauen unserer Zeit mit verhängnisvollen Konsequenzen weiterhin in tagtäglicher Prekarität lebt. Einige Pathologien nehmen zu, mit ihren psychologischen Konsequenzen; Angst und Verzweiflung erfassen die Herzen vieler Menschen auch in den sog. reichen Ländern;; die Lebensfreude nimmt ab; Dreistigkeit und Gewalt nehmen zu; die Armut wird sichtbarer… Eine der Ursachen für diese Situation ist meiner Ansicht nach in der Beziehung zu finden, die wir zum Geld haben, indem wir seine Herrschaft über uns und unsere Gesellschaft akzeptieren. So lässt uns die Finanzkrise, die wir gerade erleben, deren eigentlichen Ursprung vergessen: eine tiefe anthropologische Krise – die Negation des Primats des Menschen! Wir haben neue Götzen geschaffen. Die Anbetung des alten goldenen Kalbes (vgl. Ex 32,15-34) hat ein neues und grausames Bild gefunden im Fetischismus des Geldes und in der Diktatur der gesichtslosen Wirtschaft ohne wirklich menschliche Ziele und Zwecke. Die globale Krise, von der Finanz und Wirtschaft betroffen sind, scheint deren Deformierung und vor allem das schwerwiegende Fehlen ihrer anthro­pologischen Perspektive ins Licht zu rücken, die den Menschen auf ein einziges Bedürfnis reduziert: den Konsum. Und schlimmer noch, heute wird der Mensch selbst als Konsumgut betrachtet, das man benutzen und wegwerfen kann. Wir haben diese Wegwerfkultur begonnen. Dieser Irrweg ist auf individueller und gesellschaftlicher Ebene anzutreffen; und er wird gefördert!... Macht- und Besitzgier sind unbegrenzt geworden. Hinter dieser Haltung verbirgt sich die Zurückweisung der Ethik, die Ablehnung GOTTES. Genau wie die Solida­rität so stört auch die Ethik! Sie wird als kontraproduktiv angesehen: als zu menschlich, weil sie Geld und Macht relativiert; als eine Bedrohung, weil sie Manipulation und Unterwerfung des Menschen zurückweist. Weil die Ethik zu GOTT führt, der außerhalb der Kategorien des Marktes steht. GOTT wird von diesen Finanzmännern, Wirtschaftsfachleuten und Politikern als nicht beherrschbar angesehen… oder sogar als gefährlich, weil Er den Menschen zu seiner vollen Verwirklichung und zur Unabhängigkeit von jeglicher Art der Versklavung ruft…“

Ansprache an vier neue Botschafter beim Hl. Stuhl, 16.5.13

„Der Mensch ist gefährdet“

„Das ‚Bebauen und Hüten‘ umfasst jedoch nicht nur die Beziehung zwischen uns und der Umwelt, zwischen dem Menschen und der Schöpfung, sondern es betrifft auch die zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Päpste haben von der Ökologie des Menschen gesprochen, die eng mit der Ökologie der Umwelt verbunden ist. Wir durchleben gerade einen Augenblick der Krise… Der Mensch ist gefährdet: Das ist sicher, der Mensch ist heute gefährdet, daher die Dringlichkeit der Ökologie des Menschen! Und die Gefahr ist groß, denn die Ursache des Problems ist nicht oberflächlich, sondern sitzt tief: Es ist nicht nur eine Frage der Wirtschaft, sondern der Ethik und der Anthropologie. Die Kirche hat das oft hervorgehoben. Und viele sagen: Ja, das stimmt, das ist wahr…, aber das System geht weiter wie zuvor, denn was herrscht, sind Dynamiken einer Wirtschaft und einer Finanz, denen es an Ethik mangelt. Heute gebietet nicht der Mensch, sondern das Geld, das Geld regiert. Und GOTT, unser VATER, hat nicht dem Geld die Aufgabe erteilt, die Erde zu hüten, sondern uns: den Männern und Frauen. Wir haben diese Aufgabe! Stattdessen werden Männer und Frauen den Götzen des Profits und des Konsums geopfert: Das ist die ‚Wegwerfkultur‘. Wenn ein Computer kaputtgeht, ist es eine Tragödie, aber die Armut, die Nöte, die Dramen vieler Menschen werden am Ende zur Normalität…

Diese ‚Wegwerfkultur‘ wird zur allgemeinen Denkweise, die alle ansteckt. Das menschliche Leben, der Mensch wird nicht mehr als oberster Wert empfunden, der geachtet und geschützt werden muss, besonders wenn er arm oder behindert ist, wenn er noch keinen Nutzen hat – wie das ungeborene Kind – oder wenn er keinen Nutzen mehr hat – wie der ältere Mensch…“

Generalaudienz, 5.6.2013

Ethik der Wahrheit muss Wirtschaft und Politik leiten

„…Die gegenwärtige globale Krise zeigt, wie bereits mein Vorgänger Benedikt XVI. klar gesagt hat, dass Ethik nicht etwas ist, das außerhalb der Wirtschaft liegt, sondern dass sie ein inneres und unerlässliches Element des wirtschaftlichen Denkens und Handelns bildet. Die langfristigen Maßnahmen… und auch die begleitenden Notmaßnahmen, um die globale Wirtschaftskrise zu lösen, müssen von der Ethik der Wahrheit geleitet werden. Das umfasst zunächst und vor allem die Achtung der Wahrheit über den Menschen, bei dem es sich nicht um einen bloßen zusätzlichen ökonomischen Faktor oder ein verfügbares Gut handelt, sondern er ist mit einer Natur und einer Würde ausgestattet, die nicht auf rein ökonomisches Kalkül reduziert werden darf. Aus diesem Grund ist die Sorge für das grundlegende materielle und spirituelle Wohl jeder menschlichen Person der Ausgangspunkt für jede politische und wirtschaftliche Lösung und das letztgültige Maß für deren Wirksamkeit und ethischen Wert.

Zudem ist es das Ziel von Wirtschaft und Politik, der Menschheit zu dienen, beginnend bei den Ärmsten und Schwächsten, wo auch immer sie sein mögen, auch im Mutterleib. Jede wirtschaftliche und politische Theorie oder Aktivität muss sich dafür einsetzen, jedem Bewohner der Erde das Minimum für ein Leben in Würde und Freiheit zur Verfügung zu stellen, mit der Möglichkeit, seine Familie zu ernähren, die Kinder zu erziehen, GOTT zu loben und die eigenen menschlichen Fähigkeiten zu entfalten. Das ist das Wichtigste; ohne diese Sichtweise wird jegliche wirtschaftliche Aktivität bedeutungslos…“

Botschaft an den britischen Premierminister Cameron und den G8-Gipfel in Nordirland, 16.6.2013

 

3. Maria und Heilige

 

Gebet zu Unserer Lieben Frau

„…Liebe Brüder, das Glaubensbekenntnis, das wir nun gemeinsam erneuern wollen, ist kein formaler Akt, son­dern es besteht darin, unsere Antwort auf das ‚Folge mir nach‘ zu erneuern, mit dem das Johannesevange­lium schließt (21,19): es führt dahin, das eigene Leben dem Plan GOTTES gemäß einzusetzen, indem man sich ganz JESUS, dem HERRN, zur Verfügung stellt. Daraus entspringt jene Unterscheidung der Geister, die die Gedanken, Erwartungen und Nöte der Menschen unserer Zeit kennt und auf sich nimmt… Und die Mutter ist hier! Ich stelle euch – und auch ich stelle mich – unter den Mantel Mariens, Unserer Lieben Frau.

Mutter der Stille, die das Geheimnis GOTTES bewahrt, befreie uns von der Vergötzung der Gegenwart, zu der derjenige verurteilt ist, der vergisst. Reinige die Augen der Hirten mit der Salbe der Erinnerung: Wir werden zur Frische der Anfänge zurückkehren, für eine betende und bußfertige Kirche.

Mutter der Schönheit, die aus der Treue zur täglichen Arbeit erblüht, wecke uns aus der Benommenheit der Trägheit, der Engherzigkeit und der Resignation. Bekleide die Hirten mit jenem Mitleid, das eint und integriert: Wir werden die Freude einer dienenden, demütigen und geschwisterlichen Kirche entdecken.

Mutter der Zärtlichkeit, die mit Geduld und Barmherzigkeit umhüllt, hilf uns, Traurigkeit, Ungeduld und Härte dessen zu verbrennen, der keine Zugehörigkeit kennt. Bitte bei deinem Sohn, damit unsere Hände, Füße und Herzen geschickt seien: Wir werden die Kirche mit der Wahrheit der Liebe aufbauen. Mutter, wir werden das Volk GOTTES sein, auf dem Pilgerweg zum Reich GOTTES. Amen.“

Meditation bei einem Wortgottesdienst mit der Italienischen Bischofskonferenz, 23.5.2013

Maria: Hören, Entscheiden, Handeln

„Heute Abend haben wir mit dem Rosenkranz gemeinsam gebetet; wir haben einige Ereignisse des Weges JESU, unseres Heils, betrachtet, und wir haben dies mit derjenigen getan, die unsere Mutter ist, Maria, mit ihr, die uns mit sicherer Hand zu ihrem Sohn JESUS führt. Maria führt uns immer zu JESUS. Heute feiern wir das Fest der Heimsuchung Mariens, den Besuch der Jungfrau Maria bei ihrer Verwandten Elisabeth. Ich möchte mit euch zu­sammen über dieses Geheimnis nachdenken, das zeigt, wie Maria ihren Lebensweg geht, mit großem Realismus, mit Menschlichkeit, mit Konkretheit.

Drei Worte fassen die Haltung Mariens zusammen: Hören, Entscheidung, Handeln… Worte, die auch uns den Weg weisen angesichts dessen, worum uns der HERR in unserem Leben bittet…

Hören: Woraus entspringt diese Geste Mariens, zu ihrer Verwandten Elisabeth zu gehen. Aus einem Wort des Engels GOTTES: ‚Auch Elisabeth, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen…‘ (Lk 1,36). Maria weiß auf GOTT zu hören. Vorsicht: Es geht nicht um ein bloßes ‚Hören‘, ein oberflächliches Hinhören, sondern dieses ‚Zuhören‘ besteht aus Aufmerksamkeit, Annahmebereitschaft, Verfügbarkeit gegenüber GOTT. Es ist nicht die zerstreute Art und Weise, mit der wir zuweilen vor GOTT oder mit anderen zusammen sind: wir hören die Worte, aber wir hören nicht wirklich zu. Maria ist aufmerksam für GOTT, sie hört GOTT zu. Aber Maria hört auch auf die Tatsachen, das heißt sie deutet die Ereignisse ihres Lebens, sie ist aufmerksam für die konkrete Wirklichkeit und bleibt nicht an der Oberfläche stehen, sondern geht in die Tiefe, um deren Bedeutung zu verstehen. Ihre Verwandte Elisabeth, die schon betagt ist, erwartet einen Sohn: das ist die Tatsache. Aber Maria ist aufmerksam für die Bedeu­tung, sie weiß sie wahrzunehmen: ‚Denn für GOTT ist nichts unmöglich‘ (Lk 1,37).

Das gilt auch für unser Leben: das Hören auf GOTT, der zu uns spricht, und das Hören auf die tägliche Wirklichkeit, Aufmerksamkeit für die Menschen, die Tatsachen, weil der HERR an der Tür unseres Lebens steht und auf viele verschiedene Weisen anklopft, Zeichen auf unseren Weg stellt; und uns gibt er die Fähigkeit, sie zu sehen. Maria ist die Mutter des Hörens, des aufmerksamen Hörens auf GOTT und des ebenso aufmerksamen Hörens auf die Ereignisse des Lebens.

Das zweite Wort: Entscheidung… Maria lässt sich nicht von den Ereignissen mitreißen, sie umgeht die Mühe der Entscheidung nicht… Das dritte Wort: Handeln. Maria macht sich auf den Weg und ‚eilt…‘ (vgl. Lk 1,39)… Wenn ihr klar geworden ist, um was GOTT sie bittet, was sie tun muss, dann zögert sie nicht, hält sie sich nicht auf, sondern ‚eilt‘. Der hl. Ambrosius kommentiert: ‚die Gnade des HL. GEISTES kennt keine Langsamkeit‘ (Expos. Evang. sec. Lucam II,19: PL 15,1560). Das Handeln Mariens ist eine Folge ihres Gehorsams gegenüber den Worten des Engels, aber verbunden mit der Liebe: sie geht zu Elisabeth, um sich nützlich zu machen. Und bei diesem Hinausgehen aus ihrem Haus, aus sich selbst, aus Liebe, bringt sie das Kostbarste, das sie hat: JESUS; sie bringt den Sohn…“

Worte beim Rosenkranz am Petersplatz am 31.5.2013

Heiligsprechungen

„An diesem 7. Sonntag der Osterzeit haben wir uns voller Freude versammelt, um ein Fest der Heiligkeit zu feiern. Wir danken GOTT, der Seine Herrlichkeit, die Herrlichkeit Seiner Liebe über den Märtyrern von Otranto, über Mutter Laura Montoya und Mutter María Guadalupe García Zavala hat erstrahlen lassen…

Heute stellt uns die Kirche ein Schar von Märtyrern vor Augen, die 1480 gerufen waren, gemeinsam das höchste Zeugnis für das Evangelium abzulegen. Etwa achthundert Menschen, die die Belagerung und Eroberung Otrantos überlebt hatten, wurden in der Nähe jener Stadt enthauptet: Sie weigerten sich, ihren Glauben zu verleugnen, und starben mit dem Bekenntnis des auferstandenen CHRISTUS auf den Lippen. Wo fanden sie die Kraft, um treu zu bleiben? Gerade im Glauben, der über die Grenzen unseres menschlichen Blicks hinausführt, der über die Grenzen des irdischen Lebens hinaus den ‚offenen Himmel‘ und den lebendigen CHRISTUS zur Rechten des VATERS sehen kann, wie der hl. Stephanus sagt. Liebe Freunde, bewahren wir den Glauben, den wir empfangen haben und der unser wahrer Schatz ist, erneuern wir unsere Treue zum HERRN, auch inmitten von Hindernissen und Verständnislosigkeit; GOTT wird es uns nie an Kraft und Zuversicht fehlen lassen. Während wir die Märtyrer von Otranto verehren, bitten wir GOTT, die vielen Christen zu stützen, die gerade in dieser Zeit und in vielen Teilen der Welt, jetzt, noch Gewalt erleiden, ihnen den Mut der Treue zu verleihen und sie auf das Böse mit dem Guten antworten zu lassen…

Diese erste im schönen Land Kolumbien geborene Heilige [Laura Montoya] lehrt uns, großherzig zu sein in Bezug auf GOTT, den Glauben nicht allein zu leben – als wäre es möglich, den Glauben isoliert zu leben –, sondern ihn mitzuteilen, die Freude des Evangeliums mit Worten und mit dem Zeugnis des Lebens in alle Bereiche zu bringen, in denen wir uns aufhalten… Sie lehrt uns, das Antlitz JESU im anderen gespiegelt zu sehen, Gleichgültigkeit und Individualismus zu überwinden, die die christlichen Gemeinschaften zersetzen und unser Herz zersetzen, und sie lehrt uns, alle ohne Vorurteile anzunehmen, ohne Diskriminierung, ohne Vorbehalte, mit aufrichtiger Liebe, indem wir das Beste von uns selbst geben und vor allem, indem wir mit ihnen das Wertvollste, was wir haben, teilen, und das sind nicht unsere Werke oder unsere Organisationen, nein! Das Wertvollste, was wir haben, ist CHRISTUS und Sein Evangelium!

Die hl. María Guadalupe García Zavala…: Durch den Verzicht auf ein bequemes Leben – wie viel Schaden richtet das bequeme Leben, der Wohlstand, an; die ‚Verbürgerlichung‘ des Herzens lähmt uns –, indem sie also auf ein bequemes Leben verzichtete, um dem Ruf des HERRN zu folgen, lehrte sie, die Armut zu lieben, um die Armen und Kranken mehr lieben zu können. Mutter Lupita kniete auf dem Boden des Krankenhauses vor den Kranken und Verlassenen nieder, um ihnen mit Zärtlichkeit und Mitleid zu dienen. Und das ist es, was es bedeutet: ‚den Leib CHRISTI berühren‘. Die Armen, die Verlassenen, die Kranken, die Ausgestoßenen sind der Leib CHRISTI… Diese neue mexikanische Heilige lädt uns ein, so zu lieben, wie JESUS uns geliebt hat…

Treue zu CHRISTUS und Seinem Evangelium, um es mit dem Wort und dem Leben zu verkünden, indem wir die Liebe GOTTES mit unserer Liebe bezeugen, mit unserer Nächstenliebe zu allen: es sind leuchtende Vorbilder und Lehren, die uns die heute Heiliggesprochenen bieten, aber sie stellen auch Fragen an unser christliches Leben: Wie bin ich selbst CHRISTUS treu? Nehmen wir diese Frage mit…“

Predigt bei der Heiligsprechungsmesse auf dem Petersplatz, 12.5.2013

„(Es) freut mich, daran zu erinnern, dass gestern in Carpi Odoardo Focherini, Ehemann, Vater von sieben Kindern und Journalist, seliggesprochen wurde. Er wurde aus Hass auf seinen katholischen Glauben gefangen genommen und eingekerkert und starb 1944 im Konzentrationslager von Hersbruck im Alter von 37 Jahren. Er rettete zahlreiche Juden vor der nationalsozialistischen Verfolgung…“

 Angelus-Ansprache 16.6.2013

 

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