Das Porträt

FMG-INFORMATION 95, November 2008

 

Im Oktober 2001 vollzog Papst Johannes Paul II. „die erste Seligsprechung eines Ehepaares“ – der römischen Eheleute Luigi und Maria Beltrame Quattrocchi (+ 1951 bzw. 1965) – vgl. „Porträt“ in der FMG-INFORMATION 76, S. 41-44.

Allerdings gab es auch vorher schon eine große Zahl von Heiligen und Seligen, die verheiratet gewesen waren. Im „Jahr der Familie“ 1994 hatten wir im Anschluss an das Buch von Prof. F. Holböck „Heilige Eheleute – verheiratete Selige und Heilige“ (Stein am Rhein 1994) und aus anderen Quellen rund 175 Ehepaare namentlich gefunden, bei denen einer oder beide Gatten als heilig, selig oder heiligmäßig verehrt werden. Allerdings liegt bei manchen der Hauptakzent auf dem Martyrium oder auf der Lebensführung des einen Gatten, etwa nach dem Tod des anderen. Nach dem Verzeichnis der bei der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen anhängigen Verfahren von 1999 (vgl. FMG-INFORMATION 71, S. 26f) wird die Seligsprechung einer ganzen Reihe von verheirateten Kandidaten vorbereitet, allerdings scheint kein Ehepaar mehr dabei zu sein außer „Maria Azelia Guérin, Ven., Familienmutter, Frankreich 1877, und Ludovicus Martin, Ven., Familienvater, Frankreich 1894“. Am 26. März 1994 war das Dekret über den heroischen Tugendgrad vom Papst erlassen worden, das für die Seligsprechung notwendige Wunder wurde am 3. Juli 2008 vom Hl. Vater anerkannt.

Nun wurden am 19. Oktober 2008 in Lisieux eben diese Eltern der hl. Theresia vom Kinde JESU seliggesprochen – „wegen ihres eigenen Lebenswandels, nicht, weil sie die Eltern einer Heiligen seien“. Hauptzelebrant war der frühere Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen, Kardinal Saraiva Martins. Unter den 10-15.000 Pilgern, die daran teilnahmen, war auch ein sechsjähriger Junge, Pietro Schiliro aus Monza, dessen wissenschaftlich nicht erklärbare Heilung 2002 als Baby als auf die Fürsprache der neuen Seligen geschehenes Wunder anerkannt wurde. Er war mit einer gravierenden Lungenmissbildung zur Welt gekommen; ein Priester schlug den Eltern eine Novene zu den Eltern der kleinen hl. Theresia vor, um Kraft zu bekommen, ihr Leid zu tragen. Pietros Mutter aber entschloss sich, für die Heilung ihres Sohnes zu beten.

 

Quellen: P. Stéphane-Joseph Piat OFM: „Geschichte einer Familie: Im Elternhaus der heiligen Therese vom Kinde JESUS. Eine Schule der Heiligkeit.“ (Leutesdorf 1983); Auszüge in unserem Buch: „Familie und Glaube. Ein Lesebuch zu Ehe und Familie“, S. 132-142. Ferner: „Beati Luigi Martin e Zelia Guerin“, www. santiebeati.it/dettaglio/91078; ferner „Stuttgarter Rundbrief“ der Priesterbruderschaft St. Petrus, Oktober 2008, und – besonders für den Vorspanntext: stjosef.at 19.10.08, rv 19.10.08, zenit 20.10.08. [Fotonachweis: Archiv Freundeskreis Maria Goretti e. V., Ausschnitt-Foto Relief vom Reliquienschrein: © Freundeskreis Maria Goretti e. V.]

 

 

SELIGE EHELEUTE

Louis Martin und Marie-Zélie Guérin Martin

Ludwig: * 22. August 1823 Bordeaux    + 29. Juli 1894 La Musse

Zelia: * 23. Dezember 1831 Gandelain   + 24. August 1877 Alençon

 

Ludwig Joseph Stanislaus, wie er mit allen Vornamen hieß stammte aus Bordeaux in Südfrankreich, Zélie aus einem Vorort von Saint-Denis-sur-Sarthon westlich von Alençon in der Nieder-Normandie. Beide wollten ursprünglich in einen Orden eintreten, Zélie bei den Barmherzigen Schwestern, was bei ihr an der schwachen Gesundheit scheiterte. Louis konnte aufgrund einer Krankheit das vor dem Ordenseintritt bei den Augustinern verlangte Lateinstudium nicht vollenden. So ergriff er das Uhrmacherhandwerk.

1858 lernte sich beide kennen. Als Zélie einmal unterwegs gewesen war, war auf einer Brücke ein Mann an ihr vorbeigegangen, dessen edle Gesichtszüge sie beeindruckten. Und sie hatte eine innere Stimme vernommen: „Diesen habe ich für dich vorbereitet.“ Sie lernten sich kennen und heirateten am 13. Juli 1858,nur drei Monate später. Wegen ihrer ursprünglichen Sehnsucht nach dem GOTTgeweihten Leben trugen sich beide zunächst mit dem Gedanken, eine Josefsehe zu führen, waren aber keineswegs in sich verschlossen. Sie nahmen aber bald nach der Hochzeit einen fünfjährigen Jungen in Obhut, dessen Vater verstorben und eine Witwe mit elf Kindern zurückgelassen hatte. Arme Menschen wurden zum Essen eingeladen. Auf Anraten des Beichtvaters entschieden sie sich nach zehn Monaten dann, ihre Lebensweise zu ändern. Ihre Ehe wurde dann gesegnet mit neun Kindern, von denen jedoch drei im ersten Lebensjahr und eines mit fünfeinhalb Jahren starben:

Maria, die spätere Sr. Maria vom Hlst. Herzen, Karmelitin in Lisieux (22.2.1860-19.1.1940); Pauline – später Sr. (Mutter) Agnes von JESUS, auch sie im Karmel in Lisieux (7.9.1861-28.7.1951); Léonie – später Sr. Franziska Therese, Heimsuchungsschwester (3.6.1863-16.6.1941); Helena (1864-1870); Joseph Louis (1866-1867); Jean Baptist Marie Joseph (1867-1868); Celiné – die spätere Sr. Genoveva von der hl. Teresa, ebenfalls Karmelitin in Lisieux (28.4.1869-25.2.1959), Melanie Theresia (16.8.-8.10.1870) und Marie Francoise Thérèse, die heilige Sr. Theresia vom Kinde JESU und vom Hlst. Antlitz, die mit 15 Jahren ebenfalls in den Karmel in Lisieux eintrat (2.1.1873-30.9.1867).

 

In der Nachfolge des HERRN

Die große Kinderzahl, aber auch das Leid durch den frühen Tod von drei der Kleinen, macht deutlich, dass Arbeit, Mühsal, Freude und Leid das Familienleben kennzeichneten.

Herr und Frau Martin scheuten nicht vor einem solchen Schicksal zurück. Louis Martin führte ein Uhrmachergeschäft, achtete dabei sorgsam auf die Sonntagsheiligung, auch wenn sonntags nach Alençon kommende ländliche Bevölkerung gerade an diesem Tag einen guten Umsatz versprochen hätte; auch das Unverständnis selbst von Freunden konnte ihn nicht davon abbringen, den Segen GOTTES geschäftlichem Umsatz vorzuziehen...

Frau Martin führte ihrerseits emsig ihre Spitzenerzeugung – die berühmten Alençonspitzen. Es ließ sich durchaus mit den familiären Verpflichtungen vereinbaren, andernfalls hätte sie das Geschäft nicht gegründet, war sie doch der Überzeugung, dass der Platz einer Mutter immer im eigenen Heim ist. Die Mitwirkung Herrn Martins im Spitzengeschäft seit 1863 erlaubte eine rasche Ausdehnung des Kundenkreises.

Zu den Grundsätzen von Louis Martin gehörte es auch, jede Schuld zu vermeiden und die laufenden Rechnungen zu bezahlen. Er betrachtete Verzögerungen im Zahlungsverkehr als ein antisoziales Vergehen zum Schaden der Arbeiter und Lieferanten. Wie seine Töchter es später bezeugten, zitierte er oft ein Wort aus dem alttestamentlichen Buch Tobit (4,14): „Wenn jemand für dich eine Arbeit gemacht hat, zahle ihm sogleich seinen Lohn und behalte diesen nicht einen Augenblick in deiner Tasche.“

Die beiden Eheleute wetteiferten in ihrer übernatürlichen Gesinnung, das eintönige Tagewerk dem HERRN als Opfergabe darzubringen. Die hl. Messe, die sie täglich besuchten, lehrte sie, GOTT zum Mittelpunkt all ihrer Berufspflichten zu machen und deren Erfüllung in ein echtes Gebet umzuformen. Der Anteil der Armen, der Anteil der guten Werke und GOTTES Anteil wurden in ihrem Leben groß geschrieben.

In einem Brief von Mutter Zélie vom 16. Mai 1864 musste sie ihrem Bruder berichten: „Die kleine Léonie gedeiht nicht gut; sie scheint nicht gehen zu wollen. Sie ist überaus zart, ohne kränklich zu sein. Sie hatte gerade die Masern, und zwar sehr stark begleitet von heftigen Krämpfen.“ Die beunruhigenden Symptome vervielfachten sich, dazu ein eiterndes Ekzem, das sich auf den ganzen Körper ausbreitetet. Sechzehnt Monate schwebte das Kind zwischen Leben und Tod.

Für seine Genesung bestürmten die Eltern Himmel und Erde, nahmen natürlich die Hilfe der Ärzte in Anspruch, und flehten zu GOTT, als die Kleine schon verloren schien: „Wenn es Dein Wille ist, daß sie eines Tages eine Heilige wird, heile sie.“ Am Ende einer Novene zur vor kurzem seliggesprochenen Seherin von Paray-le-Monial, Margaretha Maria Alacoque, lief Léonie, die man bis dahin nicht auf ihre Beine stellen konnte, wie „ein kleiner Hase“.

Nun zeigten sich die ersten Anzeichen der Erkrankung der Mutter: ein Knoten in der Brust. Zwölf Jahre später brach die Krankheit schrecklich aus. Zunächst aber erflehten die Töchter noch jeden Abend vom hl. Josef einen kleinen Bruder, der vielleicht einmal Missionar werden würde. Am 20. September 1866 begrüßen Marie, Pauline, Léonie und Helene begeistert die Ankunft des Marie-Joseph-Louis, doch bereits am 14. Februar 1867 wurde das Kind abberufen. Im tiefen Schmerz stärkte die Mutter die übernatürliche Ergebenheit ihres Mannes, dessen Stärke und Ausgeglichenheit sich nie so sehr bewiesen haben als inmitten erschütternder Prüfungen. Denn im August 1868 starb, acht Monate alt, ein weiterer Sohn: Jean-Baptist-Marie-Joseph, dann Vater Guérin. Im April 1869 wurde Marie-Céline geboren; die Mutter konnte wiederum das Kind nicht selber stillen, doch es gedieh. Allerdings kam neues Leid. Am 22. Februar 1870 starb das fünfjährige Helenchen.

 

Kurz nach Ausbruch des deutsch-französischen Krieges wurde am 17. August 1870 dann Marie Melanie Theresia geboren, das achte Kind. Wieder holt es der HERR bald heim: am 8. Oktober 1870. Wie Zélia Martin all dieses Leid im Glauben trug, macht ein Brief deutlich, den sie einige Monate später an ihre Schwägerin schrieb, die auch einen Sohn bald nach der Geburt verloren hatte: „Das Unglück, das über Dich gekommen ist, bedrückt mich sehr. Du wirst wirklich schwer geprüft... Möge der gute GOTT Dir die Ergebung in Seinen heiligen Willen gewähren! Dein liebes kleines Kind ist bei Ihm, es sieht Dich, es liebt Dich, und Du wirst es eines Tages wiedertreffen. Das ist ein großer Trost, den ich empfunden habe und immer noch fühle. Als ich meinen kleinen Lieblingen die Augen schloss und sie in den Sarg legte, war mein Schmerz sehr groß, aber er verging wieder. Ich bedauerte den Kummer und die Sorgen nicht, die ich ihretwegen durchgemacht hatte. Mehrere Personen sagten zu mir: ‚Es wäre besser, sie niemals gehabt zu haben.’ Ich konnte solche Reden nicht ertragen. Ich fand nicht, dass die Leiden und die Sorgen mit dem ewigen Glück meiner Kinder verglichen werden könnten. Denn sie sind nicht für immer verloren; das Leben ist kurz und mit Elend angefüllt. Wir werden die Kleinen im Himmel wiederfinden. Beim Tod des ersten Kindes habe ich das Glück, ein Kind im Himmel zu haben, besonders lebhaft empfunden. Denn der gütige GOTT hat mir auf spürbare Weise bewiesen, dass Er mein Opfer angenommen hat. Durch Vermittlung dieses kleinen Engels habe ich eine ganz außerordentliche Gnade erlangt... Du siehst, meine liebe Schwester, es ist ein großer Vorteil, kleine Engel im Himmel zu haben, aber es ist nicht weniger schmerzlich für uns Menschen, sie zu verlieren. Das sind die großen Leiden unseres Lebens.“

 

Am 2. Januar 1873 wurde dann das neunte Kind geboren, Marie-Francoise-Thérèse, die spätere Heilige. Die Mutter flehte sofort im Gebet zu GOTT, womit sie all ihre Neugeborenen begrüßte: „HERR, gib mir die Gnade, dass sie Dir geweiht sei und nichts die Reinheit ihre Seele trübe. Sollte sie auf Erden jemals verlorengehen, wäre es mir lieber, Du nähmst sie gleich zu Dir.“

Wieder kam die Not und Sorge, auch dieses Kind könne sterben, da sie es selber nicht lange stillen konnte und erneut eine Darmentzündung auftrat. Als die mühevoll herbeigeholte Amme das Kind schon für verloren hielt, kniete die Mutter in ihrem Zimmer vor dem Bild des hl. Josef nieder und bat ihn um die Gnade der Genesung, ergab sich aber auch ganz in den Willen GOTTES, wenn Er das Kind zu sich nähme. Unmittelbar darauf trank die Kleine, sank dann wie tot um, scheinbar ohne Atem, so dass die Mutter schon GOTT dankte, dass Er es so sanft entschlafen ließ. Doch eine Viertelstunde darauf öffnete das Kind die Augen und begann zu lächeln. Von diesem Augenblick an war es ganz geheilt.

 

Das Familienleben

Die Martins lebten mit dem Kreislauf der kirchlichen Feste. Das Leben der Heiligen bildete ihre bevorzugte Lektüre. Die ganze Existenz der Familie war auf das Pfarrleben hin ausgerichtet. Das Tagewerk der Eltern begann mit einer hl. Messe um 5.30 Uhr, selbst wenn das frühe Aufstehen schwerfiel. Am Sonntag begab sich die ganze Familie in das Hochamt, zur Vesper und zur Zeit der Mission oder von Predigten auch in den AbendGOTTESdienst.

Ein solches Familienleben musste unwillkürlich seine tiefe Gläubigkeit ausstrahlen. Vater Louis legte keinen Wert auf weltliche Achtung. Gleichgültig, in welcher Gesellschaft er sich befand, zog er den Hut vor einer Kirche, grüßte Priester und Ordensleute, kniete nieder, wenn das Allerheiligste vorübergetragen wurde. Sein Wahlspruch war der des mittlerweile seliggesprochenen Familienvaters Frédéric Ozanam: „Sich nicht absichtlich hervortun, sich aber auch nicht verstecken.“ Nicht selten kam es vor, dass er Gotteslästerer durch eine einfache, höfliche Bemerkung zum Schweigen brachte. Er unterstützte seine Frau in ihrer Wohltätigkeit, die ihr Zugang zu mancher Wohnung verschaffte und die Möglichkeit gab, Sterbenden die Sakramente zu vermitteln. Wenn sich ein hartnäckiger Sünder jedem Bekehrungsversuch widersetzte, half die ganze Familie im Gebet, besonders durch eine Novene zum hl. Josef, zusammen. Mehrere Siege dieser Art wurden durch die Macht des Gebetes erlangt. Für die Eltern gab es keine größere Freude. Selbst für jene Gottlosen, die bis zum Tod keine Reue gezeigt und ihre Hoffnungen enttäuscht hatten, setzten sie ihre Fürbitten fort. Als eine ihrer Spitzenarbeiterinnen starb, schrieb Zélia: „Ich muss immer an sie denken, aber das Schmerzlichste für mich ist der Gedanke, dass sie keine praktizierende Christin war. Sie ging nur zwei- oder dreimal im Jahr zur heiligen Messe.“ Der Einfluss Herrn Martins in der Stadt erstreckte sich auf einen ganzen Kreis von Freunden. Mehrere von ihnen wären vielleicht ohne Louis Martin nur weltlichen Vergnügungen nachgegangen. Louis Martin bewog sie zu häufigen Besuchen des Katholischen Kreises, steigerte ihre Begeisterung für die Festgebräuche der Pfarrei und für die Armenbesuche. Aus dem Kreis dieser Männer holte er sich auch die Anhänger für den Dienst der „Ewigen Anbetung“, der ihm vor allem am Herzen lag. Er war besonders darauf bedacht, dass immer an dieser monatlichen Anbetung vor dem ausge­setzten Allerheiligsten eine kleine Schar von Tröstern teilnahm.

 

Die Eltern waren auch glücklich, dass alle fünf Töchter, die das Erwachsenenalter erlebten, den Weg der Ordensberufung gingen.

 

Als Theresia geboren wurde, war die Mutter bereits 42 Jahre alt; viereinhalb Jahre danach starb sie an einem Krebsleiden im Alter von 46 Jahren. Ihr Ehemann, Louis Martin, starb nach längerem Leiden an Arteriosklerose, Lähmung und starken geistigen Beeinträchtigungen, die er GOTT aufopferte, als Einundsiebzigjähriger 1894 im Schloss von La Musse bei St-Sébastien-de-Morsent (in der Nähe von Evreux).

Nach der Veröffentlichung der Korrespondenz der beiden entdeckte man das vorbildliche christliche Leben, das sie im Alltag ihrer Ehe geführt hatten, Bereits 1957 wurden – für beide einzeln – die ersten Vorbereitungen in Hinblick auf eine mögliche Seligsprechung getroffen. Am 13. Oktober 1958 wurden ihre sterblichen Überreste in ein Grab hinter der Basilika von Lisieux umgebettet und im Mai 2008 exhumiert. Man übertrug sie in ein neu gestaltetes Reliquiar in der Krypta der Basilika von Lisieux.

Die hl. Thérèse schrieb in einem Brief an einen Priester: „Der liebe GOTT schenkte mir einen Vater und eine Mutter, die des Himmels würdiger waren als der Erde. Sie baten den HERRN, ihnen viele Kinder zu schenken und sie für sich zu nehmen. Dieser Wunsch wurde erhört. Vier kleine Engel entflogen in den Himmel, und die fünf in der Arena gebliebenen Kinder erwählten JESUS als ihren Bräutigam... Bald nach meinem Weggang wurde mein Vater, den wir mit vollem Recht so sehr liebten, von einer Lähmung an den Beinen befallen, die sich mehrmals wiederholte. Aber dabei blieb es nicht, die Prüfung wäre zu gelinde gewesen, denn der heldenmütige Patriarch hatte sich GOTT zum Opfer dargebracht. Die Lähmung nahm einen anderen Verlauf, sie traf das erwürdige Haupt des Opfers, das der HERR angenommen hatte... Ich will Ihnen nur sagen, dass wir den Kelch bis zur Neige trinken und uns drei Jahre lang von unserem verehrten Vater trennen mussten, indem wir ihn zwar Ordensfrauen, aber doch fremden Händen anvertrauten. Er nahm diese Prüfung an, deren ganze Verdemütigung er begriff, und ging in seinem Heldenmut so weit, dass er nicht einmal wollte, dass man um seine Heilung bete.“ (Br. 261)

Und in einem Brief an ihre Schwester Leonie, die in das Heimsuchungskloster Caen eingetreten war, schrieb die hl. Thérèse über ihre Eltern: „Aber ich weiß, die Erde ist der Ort unserer Verbannung, wir sind Pilger auf dem Weg zu unserer Heimat. Da ist es nicht wichtig, dass der Weg, den wir gehen, nicht derselbe ist, weil das einzige Ziel der Himmel ist. Dort werden wir vereint sein, um uns nie mehr zu verlassen, dort werden wir ewig die Familienfreuden genießen. Wir werden unseren geliebten Vater wiederfinden, von Herrlichkeit und Ehre umstrahlt, seiner vollkommenen Treue wegen und besonders wegen der Verdemütigungen, mit denen er gesättigt wurde. Wir werden unsere Mutter sehen. Sie wird sich über die Prüfungen freuen, die in der Verbannung des Lebens unser Anteil waren“ (Br. 148)

 

 

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