Das Porträt

FMG-INFORMATION 106, August 2012

 

Ein amerikanischer Freund, der über die Geschichte der hl. Maria Goretti forscht, machte uns aufmerksam auf eine pakistanische „Maria Goretti“. Aus mehreren Quellen (www. catholicculture.org 5.12.1011 und 14.12.2011, www. pakistanchristianpost.com 16.4. 2012, vatican http: //vatican.insider.lastampa.it 17.12.2011, www. santiebeati.it u. a.) haben wir das folgende Porträt zusammengestellt.

Zunächst aber sei auf drei Märtyrinnen der Keuschheit aus dem frühen Christentum hingewiesen, die im „Martyrologium Romanum“ am 14. April als Heilige aufgeführt sind:

„In Antiochia in Syrien Gedächtnis der hl. Märtyrinnen Bernica und Prosdoca, Jungfrauen, und ihrer Mutter Domnina, die, in Zeiten der Verfolgung – um Personen, die ihrer Reinheit nachstellten, zu entkommen – ihr Heil in der Flucht suchten und schließlich im Wasser eines Flusses das Martyrium erlitten.“ Nach der Darstellung auf der Internetseite „www. santiebeati.it“ haben Eusebius von Cäsarea, Eusebius von Emesa und Johannes Chrysostomus dieses Martyrium erwähnt und auch das „Syrische Brevier“ führt sie an, wenn auch die Namen und Gedenkdaten teilweise differieren. Nach der überlieferten Geschichte waren Bernica und Prodoca Töchter der Domnina, einer wegen ihrer Schönheit und Tugend gepriesenen antiochischen Patrizierin. Um der Verfolgung unter Kaiser Diokletian zu entgehen, flohen die drei Frauen nach Edessa, wurden aber unter Beteiligung des Vaters bzw. Ehemanns zurückgerufen. In Hierapolis überraschten sie römische Soldaten. Domnica, die um die Keuschheit ihrer Töchter fürchtete, forderte diese auf, in den Fluss zu fliehen und lieber zu ertrinken.

 

 

Jungfrau und Märtyrin

Mariah Manisha

+ Samundari, Pakistan, 27. November 2011

 

 

Mariah Manisha, eine achtzehnjährige pakistanische Katholikin, sagte „nein“ zu einer Zwangsheirat zu einem jungen Mohammedaner, „nein“ zur erzwungenen Konversion zum Islam für diese Hochzeit, und „nein“, als der junge Mann schließlich versuchte, sie zu vergewaltigen. So wurde sie am 27. November 2011 in dem Dorf Samundari (Diözese Faisalabad) im pakistanischen Bundesstaat Punjab von dem jungen Mann ermordet.

Der 28-jährige Mann, Mohammad Arif Gujjar, ist der Sohn eines wohlhabenden und einflussreichen Grundbesitzers. Er wurde verhaftet, war aber nur für kurze Zeit inhaftiert. Es wird berichtet, dass politischer Druck zur Freilassung ausgeübt wurde und falsche Zeugen behaupteten, das Mädchen habe sich selber umgebracht. In dem Dorf gibt es nur wenige Christen.

Einige islamische Führer in der Region versuchten, das Schweigen der Familie des Opfers zu erkaufen - eine Praxis, die nach dem Scharia-Recht als „diyyiat“ möglich sei – als „Blutgeld“ im Tausch für den Verzicht auf Bestrafung. Die Eltern von Mariah, Razia Bibi und Manisha Masih, die noch fünf weitere Kinder haben, lehnten dies entschieden ab. Nach anderen örtlichen Informationen wollte die Polizei zunächst – mit Rücksicht auf die angesehene Stellung der Familie des Mörders – die Mordanzeige gar nicht zur Kenntnis nehmen. Es wurde dann seitens der Diözese interveniert, um zu erreichen, dass ordnungsgemäße Ermittlungen durchgeführt werden, und ein Vertuschen in einem Sumpf von Korruption zu verhindern.

Die Katholiken vergleichen Mariah nun mit der italienischen Reinheitsmärtyrin Maria Goretti. Diejenigen, die Mariah kannten, beschreiben sie als ein gutes, einfaches Mädchen mit klarem Glauben. Sie arbeitete zur Unterstützung ihrer Mutter im Haushalt.

Der junge Mann, der sie begehrte, hatte sie einige Zeit verfolgt und sie bedroht, als sie seine Werbung abgelehnt hatte. Am 27. November war Mariah mit ihrer Mutter an einem Kanal in der Nähe des Dorfes, um Trinkwasser zu holen. Arif tauchte dort mit einem Freund auf, ging mit einer Pistole bewaffnet auf das Mädchen zu und versuchte, sie zu ergreifen und zu vergewal­tigen. Mariah wehrte sich und floh. Auch die Mutter war bedroht worden und floh. Darauf schoss er aus der Nähe auf Mariah und versuchte den Leichnam zu verbergen. Der Vater der Märtyrin fand ihn dann. Der örtliche Priester, Zafal Iqbal, nannte sie beim Begräbnis „eine Märtyrin“.

Die Diözese Faisalabad schaltete die Kommission „Justitia et Pax“ der pakistanischen Bischofskonferenz ein. Der Generalvikar, Khalid Rashid Asi, sagte, die Ortskirche werde auf den offiziellen Abschluss der Untersuchungen warten und dann den Fall aus der Sicht des Glaubens bewerten. Nach Aussagen des Vorsitzenden der Vereinigung christlicher Pakistani in Italien, Prof. Shahid, werden jährlich in Pakistan mehr als 700 christliche Mädchen entführt, vergewaltigt, zu Konversion und Ehe gezwungen.

(Fotonachweis: http://www.santiebeati.it/dettaglio/95586)

 

 

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