Erfahrungen mit der Schulsexual„erziehung“

  

Aus: FMG-INFORMATION 115, Dezember 2015

 

  

Den Erziehern wird im Dokument des Päpstlichen Rates für die Familie „Menschliche Sexualität: Wahrheit und Bedeutung“ (8.12.1995) ans Herz gelegt, „das Recht des Kindes, sich von jeglicher Form außerfamiliären sexualkundlichen Unterrichts fernzuhalten, zu respektieren“ (Nr. 120).

„Diese der Familie vorbehaltene Aufgabe [ihre Kinder mit den Geheimnissen des menschlichen Lebens vertraut zu machen] beinhaltet für die Eltern das Recht, dass ihre Kinder nicht verpflichtet werden können, in der Schule Unterrichtsstunden zu diesem Thema beizuwohnen, wenn sie mit ihren eigenen religiösen und moralischen Überzeugungen nicht übereinstimmen.“ (Nr. 64)

„Es wird den Eltern empfohlen, mit Aufmerksamkeit jede Form der sexuellen Information zu verfolgen, die ihren Kindern außerhalb von zu Hause erteilt wird, und sie davon fernzuhalten, wenn diese ihren eigenen Grundsätzen nicht entspricht. Diese Entscheidung der Eltern darf jedoch kein Anlass zur Zurücksetzung der Kinder sein.“ (Nr. 117)

Diese Rubrik dokumentiert den oft mühsamen Kampf einzelner Eltern, ihre Kinder vor einer schulischen Sexual„erziehung“ (SE) zu bewahren, die ihrer christlichen Gewissensüberzeugung widerspricht, und berichtet von der Realität der SchulSE.

 

 

1. Sexualisierung von Zehnjährigen „völlig normal“?

Bayern, 4. Klasse, Grundschule

Eltern teilten uns mit: „Eine unserer Töchter besucht in diesem Schuljahr die 4. Klasse. Zum Ende dieses Schuljahres ist SE vorgesehen – die Schule benutzt dazu das Buch „Total normal“ von Harris/Emberly, das man, je nach Seite, peinlich berührt schnell wieder zuschlagt.“

Der Untertitel des Buches – ab 10 Jahren „empfohlen“ - lautet: „Was du schon immer über Sex wissen wolltest“. Viele farbige schamlose Zeichnungen der Geschlechtsorgane, des Geschlechtsverkehrs, onanierender Kinder usw. illustrieren sehr detaillierte und zum Ausprobieren anregende entsprechende Beschreibungen, z. B. „Liebe machen“, „Die Reise des Spermas“, „Total normal – Selbstbefriedigung“, Verhütung (mit ausdrücklichem Hinweis auf „pro familia“).

Vom FMG ermutigt, wandten sich die Eltern dann an die Lehrkraft: „Unsere Haltung zur SE ist katholisch; wir möchten dem päpstliche Lehramt folgen“ [Bezug ge­nommen wird besonders auf das Dokument des Pp. Rates für die Familie von 1995, vgl. FMG-CD „Was sagt die Kirche zur SchulSE“; diese wurde, wie auch eine Broschüre von Gabriele Kuby über Gender und das FMG-Faltblatt „Aufrüttelnde Stimmen zur SchulSE“, der Lehrkraft übergeben]. „Da in den vergangenen Jahren das Buch ‚Total normal‘ im Unterricht verwandt wurde, haben wir es erworben. Wir bedauern, dass es unser Anliegen erfordert, Ihnen einige Kopien aus diesem Unterrichtsbuch beizulegen. Ein nicht abgestumpftes Gemüt wendet sich bei solchem Text und solchen Abbildungen erschrocken ab. – Der verbreiteten Annahme, die SchulSE sei notwendig und erstrangig die Form und die Umsicht entscheidend, in der diese geschehe, stimmen wir nicht zu. Sexual‚erziehung‘ verletzt immer den persönlich-intimen Bereich, da Intimes öffentlich ausgebreitet wird. Die Verletzung (oder gar Aufhebung) des Schamgefühls hat verheerende Folgen. – Es verbietet sich, Sexualität bei Kindern zum Thema zu machen, da hierdurch eine verführend-wirkende Aufmerksamkeit erst erzeugt wird. – Eine individuelle, diskrete sexuelle Aufklärung ist im öffentlichen Rahmen nicht möglich, weshalb dies alleinige Aufgabe des Elternhauses sein sollte. – Wir bitten Sie herzlich, keinerlei SE abzuhalten.

Die Eltern berichten dann von der Reaktion: „Die Lehrerin ist persönlich liebenswürdig und entgegenkommend, selbst auch katholisch. Sie hat sofort angeboten, unsere Tochter bei den entsprechenden Stunden vom Unterricht zu befreien. Unser Ziel ist allerdings, dass der SE-Unterricht in dieser Klasse gar nicht stattfindet.“

Auch wenn die Reaktion der Lehrkraft erfreulich ist, so bleibt doch unbegreiflich, dass Pädagogen überhaupt Kinder solchen Materialien und dieser schamverletzenden, die persönliche Intimsphäre jedes Kindes missachtenden kollektiven SE ausliefern. Die Eltern dieses konkreten Falles haben vollkommen Recht, wenn sie auch die Würde der anderen Kinder berücksichtigen und zugleich nicht möchten, dass ihr Kind in einer derart sexualisierten Klasse leben muss. - Der Vater hatte der katholischen Lehrerin übrigens auch besorgt gesagt: „Wenn Sie diesen Unterricht halten, versündigen Sie sich schwer.“

 

2. Zufall?

Hessen, 8. Klasse, Gesamtschule

Die berichtende Mutter hatte sich bezüglich der SchulSE mit dem FMG-Faltblatt „Wachsam sein – aufrüttelnde Stimmen zur SchulSE“ an den Schuldirektor gewandt – erfolglos. Im neuen Schuljahr wandte sie sich direkt an die Biologielehrkraft, die sich von den verschiedenen Stellungnahmen auf dem Faltblatt beeindruckt zeigte. Die Lehrkraft brach danach den SE-Unterricht ab, was die Mutter vermuten lässt, dass dies durch die aufgezeigten Argumente verursacht war.

 

3. Dissensregelung

Baden-Württemberg, 4. Klasse, Grundschule

Auf einem Elternabend wurde die SE angekündigt. Die Mutter sagte dort, vor allen Eltern, sie nehme für ihr Kind die „Dissensregelung“ in Anspruch und wolle es von der SchulSE befreien. Im Unterschied zu den anderen Eltern, die von der „Dissensregelung“ nichts wussten, zeigt der Lehrer sich darüber informiert und nahm die Forderung der Mutter an. – Ein Vater sprach nachher diese Mutter an, dass sein Kind die SE selber nicht wolle. Eine andere Mutter suchte ebenfalls den Kontakt; sie erzählte, es sei erschütternd, erschreckend, wie sexualisierte Kinder untereinander beredeten, „mit wem sie ins Bett gehen wollen“. Sie wolle ihr Kind auch von der SE befreien.

Der Lehrer sagte nachher zur berichtenden Mutter, er hoffe, dass nun nicht alle Eltern eine Befreiung ihrer Kinder haben wollten, auch wenn das wohl in Sinn dieser Mutter wäre. Diese will, weil ihr die Befreiung ein Herzensanliegen ist, noch mit zwei anderen Müttern sprechen… Es wurde mitteilt, dass die SE jemand „von der katholischen Kirche“ durchführen würde (Caritas, SkF?)!

 

Die sog. Dissensregelung in Baden-Württemberg

„Die Familien- und Geschlechtserziehung ist verpflichtender Unterrichtsinhalt in der Grundschule. Ihre Inhalte sind aus anthropologischer Sicht so formuliert, dass es in der Regel zu keinem Dissens zwischen Elternrecht und Auftrag der Schule kommen wird. Sollte sich jedoch aus religiösen Gründen ein Dissens zwischen Elternhaus und Schule ergeben, muss ein klärendes Gespräch zwischen den betroffenen Eltern, dem Klassenlehrer bzw. der Klassenlehrerin und der Schulleitung geführt werden. Kommt es in einem Gespräch nicht zu einer einvernehmlichen Lösung, so ist ein Fernbleiben einzelner Kinder von den Unterrichtsstunden bzw. Unterrichtssequenzen, in denen Inhalte der Geschlechtserziehung behandelt werden, seitens der Schule nicht zu ahnden. Mit Blick auf eine eventuell große Diskrepanz zwischen den Auffassungen des Elternhauses und der Schule ist in der Begegnung Elternhaus/Schule eine für das Kind pädagogisch sinnvolle Entscheidung anzustreben. In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass die Grundschule nicht die Aufgabe hat, Kinder mit Inhalten zu konfrontieren, die erst in den weiterführenden Schularten in den Klassen 5, 7 und 9 bzw. 10 behandelt werden.

Wolfgang Riefler, Referent in der Schulabteilung des Ministeriums für Kultus und Sport.“ (Quelle: „Schul­intern“ Nr. 7/1995, Herausgeber: Kultusministerium Baden-Württemberg)

Ergänzend ist darauf hinzuweisen, dass Herr Riefler auf Anfrage bestätigt hat, dass diese „Dissensregelung“ auch für höhere Klassen und andere Schularten gültig ist (vgl. FMG-Information 74 S. 4).

 

4. Verunsicherung durch Theaterstück

Bayern, 8. Klasse, Gymnasium

Von der an mehreren Tagen durchgeführten SchulSE war eine Schülerin meist „aus gesundheitlichen Gründen“ [da die tiefgehende Wirkung der SE die leib-seelische Gesundheit tatsächlich verletzt!] ferngeblieben, ebenso von dem dazu gehörenden Theaterstück zur SE. Mitschülerinnen waren danach durcheinander, verunsichert.

 

5. (Vorläufiger) Erfolg der Elternproteste in

Schleswig-Holstein

Die Landesregierung hat die umstrittenen Schulmaterialien „Echte Vielfalt unterm Regenbogen“ zurückgezogen. Diese seien „nicht geeignet für die Schulen“, teilte das Landessozialministerium nach Angaben der „Kieler Nachrichten“ mit.

Anfang 2014 hatte der Landtag als Unterpunkt eines Beschlusses „Miteinander stärken, Homophobie und Diskriminierung bekämpften“ die Erstellung von Unter­richtsmaterialien beschlossen, um die Kinder in Schles­wig-Holstein über den richtigen Umgang mit LSBTTIQ-Menschen („unterschiedliche sexuelle Identitäten“ als „selbstverständliche Lebensweise“) aufzuklären. Dafür beauftragte die Landesregierung den Lesben- und Schwulenverband Schleswig-Holstein (LSVD) und stellte 20.000 Euro zur Verfügung. Anfang 2015 gelangte die vom Kieler Petze-Institut dafür erstellte Methodensammlung an die Öffentlichkeit und sorgte für zahlreiche Proteste. Die normale Familie wurde in den Unterrichtsmaterialien wahrheitswidrig zur Randerscheinung degradiert, Patchwork-Konstellationen als unproblematisch beschönigt und gar die in Deutschland verbotene Leihmutterschaft als richtig und gut verharmlost, ebenso wie polygame Verhältnisse. So hieß es in der nun verworfenen Textsammlung unter anderem: „Familien sind verschieden. Manchmal gibt es einen Papa oder eine Mama. Hin und wieder gibt es einen Papa und eine Mama… Manchmal gibt es zwei Mamas oder zwei Papas. Gelegentlich gibt es einen Papa, der früher einmal eine Frau war, oder eine Mama, die früher einmal ein Mann war.“

Die öffentliche Kritik, vielleicht auch die Furcht, auch in Schleswig-Holstein könnten öffentliche Demonstrationen (wie die Stuttgarter „DEMO für alle“) zustande kommen, hatte offenbar zum Zurückziehen des Unterrichtsmateri­als geführt. Es war auch bekannt geworden, dass mit der Erarbeitung eine Person beauftragt worden war, die enge Verbindungen zu einem wegen Besitzes kinderpornogra­fischen Materials verurteilten ehemaligen Geschäftsfüh­rers der Grünenfraktion pflegte.

Dennoch wird das Thema weiterverfolgt. „Das Bildungsministerium wird in Abstimmung mit dem Sozialministerium erarbeiten, in welcher Form das Thema an den Schule behandelt werden sollte“, so ein Sprecher des Sozialressorts (vgl. www. familien-schutz.de 9.10.2015, kultur-und-medien-online 10/2015, kath.net 6.10.2015).

 

6. Europaparlament: „Rodrigues“-Bericht mit großer Mehrheit beschlossen

Am 9. September wurde in Straßburg mit großer Mehrheit der umstrittene „Bericht über die Stärkung von Mädchen durch Bildung in der EU“ der portugiesischen Sozialistin Liliana Rodrigues angenommen (408 MdEP dafür, 236 MdEP dagegen, 40 Enthaltungen. Die meisten CDU/CSU-MdEP und die Abgeordneten von AfD, ALFA, Familienpartei, ÖDP, sowie von ÖVP und FPÖ stimmten geschlossen dagegen). Mehr als 160.000 Personen hatten im Vorfeld eine Petition unterzeichnet, in der die Abgeordneten aufgefordert wurden, den Bericht abzulehnen. Unter dem Deckmantel der „Stärkung von Mädchen“ wurde eine Forcierung einer „auf Empfindlichkeiten keine Rücksicht nehmende, altersgerechte und wissenschaftlich fundierte Sexualerziehung“ gefordert, die beitragen solle, „weiter gefasste Prioritäten in der öffentlichen Gesundheitspolitik umzusetzen, wie die Reduzierung der Zahl ungeplanter Schwangerschaften“. Die EU-Mitgliedsstaaten wurden aufgefordert, unter Missachtung des Elternrechts, die SE „für alle Schüler der Primar- und Sekundarstufe obligatorisch“ zu machen, also ab der Einschulung. Mädchen und Jungen sollen darüber aufgeklärt werden, „dass Beziehungen auf Einverständnis, Respekt und Gegenseitigkeit beruhen müs­sen“. Zu den „Rechten“ von Frauen und Mädchen zählen ausdrücklich „die Rechte, die die sexuelle und reproduktive Gesundheit betreffen“, im Klartext die Abtreibung. Auch das Thema „Bekämpfung von Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität in Bildungseinrichtungen“ ist selbstverständlich enthalten, und „die Aufnahme objektiver Informationen zu LGBTI-Themen in die Lehrpläne“ soll gefördert werden. Die EU-Mitgliedsstaaten sollen „dem negativen Einfluss stereotyper Geschlechterrollen entgegenwirken“. Autoren und Verleger von Unterrichtsmaterialien werden aufgefordert, sich bei deren Erstellung von „Experten für Gleichstel­lung“ beraten zu lassen und ältere Schulbücher durch „genderkonforme“ zu ersetzen. (Vgl. citizengo.org 11.9.2015, kath.net 3.9.2015, DT 5.9.2015, kath.net 10.9.2015).

 

7. Baden-Württemberg – einige Pressemeldungen

Der CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf äußerte im Juli 2015 gegenüber der „Bild“-Zeitung scharfe Kritik am Sexualkundeunterricht und forderte eine Begrenzung des Themas in den Lehrplänen. Es sei eine Frage des Respekts voreinander, höchstpersönliche Dinge wie Sexualität nicht bei jeder Gelegenheit öffentlich zu diskutieren, sondern wieder mehr ins Private zu verlagern. Er kritisierte, dass bereits im Grundschul-Unterricht immer öfter Sex thematisiert werde. Diese Entwicklung bereite vielen Menschen Sorge. Allerdings sagt Wolf auch, die Schulen müssten natürlich „aufklären“, möchte aber Mitentscheidung der Eltern, „wann und wie mit ihrem Kind über dieses Thema geredet wird“ (vgl. kath.net/KNA 28.7.12). – Erfreulich kritische Worte, die die Sorgen vieler Menschen zur Kenntnis nehmen, wie sie etwa bei der „Demo für alle“ offenkundig werden. Allerdings bleibt bei seiner Aussage ‚nicht so oft Sex, aber natürlich Aufklärung in der Schule‘ doch die Verletzung des Intimcharakters durch die kollektive Besprechung bestehen. Und die „Mitentscheidung“ der Eltern erweist sich seit Jahren als faktische Ohnmacht gegenüber der Schule, wenn es nicht wenigstens die Möglichkeit gibt, ihr Kind diesem Unterricht fernzuhalten, um persönlich nach der religiös-sittlichen Überzeugung und dem individuellen Stand ihres Kindes in diesem sensiblen Bereich zu erziehen!

 

Bei einer Podiumsdiskussion des Evang. Arbeitskreises der CDU am 4. September 2015 in Bruchsal warnte der protestantische Theologe Michael Kotsch, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Weltanschauungsfragen (Horn-Bad Meinberg) davor, dass die an der Gender-Ideologie orientierte Bildungspolitik der grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg zur Zersetzung der klassischen Familie führe. Bei der gleichen Veranstaltung lobte die Publizistin Birgit Kelle, Vorsitzende des Vereins „Frau 2000plus“, den breiten Widerstand gegen ein staatliches Umerziehungsprogramm in Baden-Württemberg. Eine Petition mit 192.000 Unterschriften und mehrere Demonstrationen in Stuttgart hätten verhindert, dass die Landesregierung ihre Pläne bisher umgesetzt hat (vgl. kath.net 8.9.2015).

 

Im September veröffentlichte die Landesregierung BW einen neuen Entwurf des Bildungsplanes. Das Organ der Homo-Lobby „Queer“ schrieb darüber: „Insgesamt macht der Bildungsplan ‚sexuelle Vielfalt‘ an einigen Stellen zu einem nötigen wie längst überfälligen Pflichtthema. Die Grundlagen des aufklärenden Unterrichts wie akzeptierenden Schulklimas sind gesetzt und begründ- wie durchsetzbar, eine umfassende Weiterentwicklung ist darin angelegt.“ Offenbar ist die LSBTTQ-Weltanschauung verschleiert auch weiterhin im Bildungsplan enthalten. „Queer“: „Vieles überlässt er der Lehrerausbildung, konkreten Lehrplänen und individuellen Schulen und Lehrern.“ – Gabriel Stängle, der mit seiner Petition auf die Vorgänge in BW aufmerksam gemacht hatte, erklärte gegenüber der FAZ, die Lehrergewerkschaft GEW, die hinter den Entwürfen für „sexuelle Vielfalt“ stand, würde weiterhin versuchen, das Thema in die Schulen zu tragen. - Bei einer Veranstaltung am 21.11. in Herrenberg erhob der Pädagoge Stängle den Vorwurf, die neue Fassung des Bildungsplans sei von Sprachmanipulation geprägt. Stängle zufolge beinhaltet auch die aktuelle Fassung ein politisches Programm: sie schreibe in allen Fächern die Verwendung einer „geschlechtergerechten Sprache“ vor. So werde Druck auf die Schuler ausgeübt. Bei den künftig von den Schülern zu beherrschenden Kernkompetenzen fehle beispielsweise der Schutz von Ehe und Familie. - An diese Veranstaltung richtete Weihbischof Thomas Maria Renz ein Grußwort (vgl. kultur-und-medien 18.9.15, 24.11.15 kath.net 24.11.15).

 

Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann (67), der in Sigmaringen wohnt, wurde für weiter fünf Jahre in den Diözesanrat der Erzdiözese Freiburg gewählt, dem er schon 15 Jahre angehört (DT 17.11.2015).

 

8. „Demo für alle“ am 11. Oktober 2015 in Stuttgart

Die vom Aktionsbündnis „Demo für alle“ (mit rund 25 Familienorganisationen, politischen Vereinigungen und christlichen Initiativen) initiierte Demonstration konnte diesmal einen „Teilnehmerrekord“ von 5.350 Menschen verzeichnen (am 21.März 2.400, am 21. Juni 4.600). Unter den Rednern waren Gabriele Kuby, Vertreter italienischer, französischer und polnischer ähnlicher Initiativen, der Kreisvorsitzende der Jungen Union Rems-Murr, auch ein homosexuell empfindender Mann. Offizielle Vertreter der Kirche und der CDU fehlten. Rund 500 Gegner versuchten den Demonstrationszug und die Kundgebung zu stören.

Im November teilte das baden-württembergische Wissenschaftsministerium aufgrund einer Anfrage der CDU-Landtagsfraktion mit, dass der Polizeieinsatz zum Schutz der Demonstration „Ehe und Familie vor- Stoppt Gender-Ideologie und Sexualisierung unserer Kinder!“ vor linksradikalen Gegnern rund 320.000 Euro gekostet hat; es seien 716 Polizeibeamte eingesetzt worden. (Vgl. kath.net 11.10.15, katholisches.info 12.10.15, DT 13.10.15, kultur-und-meiden 13.10.15, Kath.net 23.11.15 u. a.)

 

Die Gewalt derer, die für sich und ihre Gender- Ideologie „Toleranz“ fordern: In der Nacht zum 1. November war in Magdeburg die Geschäftsadresse von „Demo für alle“ (Firmengebäude des Mannes der Organisatorin Hedwig von Beverfoerde) Ziel eines schweren Brandanschlags, bei dem ein Kleinbus und ein Teil des Gebäudes ausbrannten. Am Abend rühmte sich auf einer linksradikalen Plattform im Internet ein anonymer Schreiber der Tat gegen „Demo für alle“ und forderte zur Nachahmung auf. – Es wird eine Verbindung gesehen zur Premiere des Stücks „Fear“ in der Berliner Schaubühne am 25. Oktober, in dem Gabriele Kuby, Beatrix von Storch, Birgit Kelle und Hedwig von Beverfoerde als rechtsextreme Hassreden schwingende Zombies dargestellt und „künstlerisch“ zum Abschuss freigegeben werden. Bereits in der Nacht zum 26.10. war in Berlin das Auto der MdEP-Abgeordneten der AfD, v. Storch, angezündet worden, dessen Nummer und Standort in dem Theaterstück auch genannt worden waren. Einem katholischen Blogger, der im Internet den Brandanschlag gegen H. von Beverfoerde kritisiert hatte, war daraufhin per anonymer Mail mit einem Brandanschlag gedroht worden. Eine Droh-Mail an „Demo für alle“ wenige Tage nach dem Magdeburger Brandanschlag drohte mit einem Anschlag auf das Leben von H. von Beverfoerde. Jürgen von Liminiski in der „Tagespost“: „Der Brandanschlag von Magdeburg ist ein Fanal.“ (DT 7.11.15, kath.net 4.11.15 u.a.)

 

9. Polen – Demonstration gegen Gender-Lehrplan

Am 30. August fand in Warschau eine Kundgebung mit 5.000 (nach einer anderen Angabe 14.000) Teilnehmern statt unter dem Motto „Stoppt den Abbau von moralischen Werten der Kinder im Bildungsbereich“. Der Protest richtete sich gegen die von Bildungsministerin Kluzik-Rostkowska geplanten Veränderungen in den Lehrplänen des Schulfachs „Erziehung zum Familienle­ben“ (WDZ). Nachdem das Ministerium schon mit polnische LGBTTIQ-Gruppen in Kontakt getreten war, die für eine Veränderung des Unterrichts in Richtung „Antidiskriminierung“ und „Sexuelle Vielfalt“ eingetreten waren, hatten sich 26 Gruppen unter der Führung der Verlegerin Trowanowska zusammengetan, die schon vor zwei Jahren eine Kampagne angestoßen hatte, die polnischen Kinder von der Sexualisierung in der Schule zu schützen.

Auch das Erzbistum Warschau hatte auf seiner Internetseite zur Teilnahme an der Kundgebung eingeladen, die mit einer von Weihbischof Janocha gefeierten hl. Messe begann, an der schon mehr als 1000 Gläubige teilnahmen. Bei der anschließenden Kundgebung sprachen neben polnischen Rednern und Bildungsexperten auch eine Vertreterin der englischen Pro-Life-Bewegung, ein Vertreter der „Demo für alle“ und der Vorsitzende der „Associations Familiales Catholiques en Europe“ (FAFCE). Über die Demonstration berichteten mehrere polnische Fernsehsender; ein Sender hatte kurz vorher einige Sprecher der Initiative live interviewt und die Zuschauer zur Teilnahme an der Kundgebung aufgefordert.

Die Kundgebung endete mit einem gemeinsamen Appell an die Bildungsministerin und den Präsidenten Polens. Nach Angaben der Veranstalter hatten zahlreiche Briefe von Eltern und die Ankündigung der Demonstration die Bildungsministerin wenige Tage vor der Veranstaltung veranlasst, die Eltern mit der Aussagen zu besänftigen, sie plane keine Einführung der „WHO-Standards“ und der neue WDZ-Lehrplan werden noch hinausgeschoben. Doch die polnischen Eltern sind weiterhin wachsam: Der „Gleichstellungsminister“ hatte für September eine Konferenz zum Thema „Gender in den Textbüchern“ angekündigt, unter Mitarbeit einer Forschungsgruppe für „Gleich­heit im Kindergarten“ (vgl. kath.net 1.9.15, Lifesitenews 3.9.15).

 

10. Kanada: katholische Schule

In Kingston, Ontario, hatte ein katholisches Gymnasium „Notre Dame“ am 23.10.2015 zu einem „Gespräch über Freundschaft / gesunde Sexualität“ für seine Schüler die antikatholische bekennende Feministin und Abtreibungsbefürworterin Julie Lalonde eingeladen; die z. B. den Schülern erklärte, „dass ein Mädchen, wenn es damit einverstanden ist, ihrem Freund ein Nacktfoto von sich schickt, ist eine völlig natürliche Sache“. Wichtig sei, dass das Mädchen den Freund gut kenne, um zu vermeiden, dass er das Bild Gleichaltrigen zeige oder im Internet veröffentliche. Erst da würden „Probleme beginnen“. Lalondes ganze Rede war völlig entgegen der ka­tholischen Glaubens- und Morallehre. Die Eltern einiger Schüler protestierten bei der Schulleitung gegen die Einladung einer solchen Referentin, verlangten eine Er­klärung dafür und eine Geste der Wiedergutmachung. Sie schrieben auch an die zuständige kirchliche Autorität.

[Eine vergleichbare Situation, allerdings an einer staatlichen Universität, ereignete sich am 19.10.2015 wie auch schon im März 2015 - an der University of California, wo – in Übereinkunft mit der Studentenvertretung – Pornodarsteller engagiert und bezahlt wurden, um den Studenten einen Einblick in ihr Metier zu geben. Die Präsidentin der Universität, Janet Napolitano, früher Gouverneurin von Arizona und bis 2013 Heimatschutzministerin der Regierung Obama, unterstützte die Initiative, indem sie behauptete, dies sei eine Form zur „Bekämpfung sexueller Gewalt“, und „eine offene Diskussion“ sei wichtig.] (Vgl. katholisches.info 30.10.2015)

 

11. Italien: Kindergarten-Bilderbücher umstritten

Der erst vor kurzem amtierende konservative Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, verbannte zwei von 49 Büchern aus den Kindergärten, nämlich das Buch der französischen Illustratorin Ophelie Texier „Jean A Deux Mamans“ (Jean hat zwei Mamas) und das Buch der Italienerin Francesca Pardi „Piccolo Uovo“ (Kleines Ei); in Letzterem erlebt ein ungeschlüpftes Küken verschiedene Familienformen; damit solle nach Auffassung der Autorin ein Tabu gebrochen werden, da in Italien die Moral immer noch von der Kirche bestimmt werde. - Die Bücherliste für die 28 Kindergärten Venedigs war vom früheren Stadtrat gutgeheißen worden. Der neue Bürgermeister wirft den Vorgängern „kulturelle Arroganz“ vor. Solche Bücher stifteten Verwirrung unter Kleinkindern. Man müsse es den Familien überlassen, wie sie ihre Kinder über Familien- und Lebensformen aufklärten. Er selbst wolle nicht erleben, dass seine dreijährige Tochter vom Kindergarten mit der Frage nach Hause komme: „Wo ist der andere Papa?“ – Die Entscheidung des Bürgermeisters von Venedig löste Aufschreie der Homolobby im In- und Ausland aus (vgl. kath.net/idea 20.8.2015).

[Dazu passt eine Meldung über eine Kinderbuchreihe in Argentinien und Spanien, die für Homosexualität und Gender-Ideologie wirbt und mit dem Namen von Papst Franziskus auftritt. Die Kinderbuchreihe hat den Namen „Con Francisco a mi lado“ (Mit Franziskus an meiner Seite) und wird vom Zeitungsverlag Clarín in Argentinien in Zusammenarbeit mit „Scholas Occurrentes“, einem weltweiten, auf 2013 Anregung des Papstes entstandenen Schulwerk, herausgegeben (in Spanien durch die Tageszeitung „El Mundo“).

In den Geschichten werden sog. „Werte“ wie „Homosexualität“ und „Familiendiversität“ propagiert. „Es gibt Kinder, die haben Vater und Mutter… Andere haben zwei von beiden. Andere einen und zwei. Oder zwei und einen. Oder nur je einen. Oder eine. Oder keinen.“ Eine zugehörige Zeichnung zeigt zwei zufriedene Kinder mit zwei Frauen. Eine andere Geschichte erzählt die Geschichte einer Katze, die ein Hund sei will, was jeder zunächst für unmöglich erkläre, bis ein Esel ihre Behauptung verteidigt. In je anschließender Anleitung für Eltern und Erzieher wird die Geschichte Gender-konform erklärt. – Die Stiftung erklärte auf Kritik, man habe kein Vetorecht und habe die Geschichten vor der Veröffentlichung nicht prüfen können. Doch offenbar will man sich auch nicht von der Zusammenarbeit trennen. (Vgl. www. katholische.info/2015/05/04/papst-stiftung-wirbt-mit-franziskus-unter-kindern-fuer-gender-ideologie/)]

                                         

 zurück